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BALKANFRAGE

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Bạlkanfrage,
 
erwuchs aus der orientalischen Frage und wurde seit dem Ende des Krimkrieges (1856) zu einem Hauptproblem der internationalen Politik. Der Niedergang des Osmanischen Reiches, das nationalstaatliche Emanzipationsstreben der Balkanvölker und der Expansionsdrang der damaligen Großmächte führten zu einer russisch-österreichischen und englisch-russischen Rivalität auf dem Balkan. Die hierdurch entstandenen politischen Spannungen weiteten sich zu einer latenten Krisensituation aus. Russland, durch den ungünstigen Ausgang des Krimkrieges zunächst auf dem Balkan zurückgedrängt, reaktivierte seit 1870/71 seine Balkanpolitik, deren Ziele sich nun mit den Forderungen des Panslawismus verbanden.Aufstände in der Herzegowina (1875) und in Bulgarien (1876) lieferten Russland den Vorwand für einen Angriff auf die Türkei (1877/78). Der Vorfriede von San Stefano (3. 3. 1878, korrigiert vom Berliner Kongress (1878), legte die russische Rückgewinnung des 1856 verlorenen Teiles von Bessarabien bis zum Donaudelta fest und begründete die staatliche Unabhängigkeit Rumäniens, Serbiens und Montenegros und die Autonomie (unter türkische Oberhoheit) von Bulgarien. Dessen territoriale Ausdehnung und Status waren zusammen mit der serbokroatischen Frage (südslawische Frage) in der Folgezeit im besonderen Maß Konfliktstoff, der durch die von den Jungtürken vertretenen nationaltürkischen Ziele noch verstärkt wurde. Durch die österreichisch-ungarische Annexion Bosniens und der Herzegowina (1908), die beiden Balkankriege (1912/13) und die Verselbstständigung Albaniens (1912) weitete sich die internationale Krise aus, die nach der Ermordung von Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich in Sarajevo (28. 6. 1914 zum auslösenden Moment des Ersten Weltkrieges wurde.
 
Literatur:
 
C. Jelavich: Tsarist Russia and Balkan nationalism (Berkeley, Calif., 1958);
 L. S. Stavrianos: The Balkans, 1815-1914 (New York 1963).


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