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CHRISTENVERFOLGUNGEN IM 20. JAHRHUNDERT: »UM DES GLAUBENS WILLEN«

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Christenverfolgungen im 20. Jahrhundert: »Um des Glaubens willen«
 
Die Erfahrung der Ohnmacht und der Verfolgung gehörte von Anfang an zum Christsein. Im Verlauf ihrer Geschichte haben die Kirchen Siege errungen und Erfolge gefeiert. Die christliche Religion wurde eine herrschende und bestimmende Macht in der Welt. Und indem sie Absolutheit beanspruchte und durchsetzte, zögerten ihre Vertreter nicht, Andersgläubige, Juden, Atheisten und Häretiker, zu verfolgen und auch zu töten. Doch zugleich gerieten. Christen durch die Jahrhunderte hindurch an vielen Orten »um des Glaubens willen« in lebensbedrohende Situationen. Behinderung der Religionsausübung und Vertreibung gipfelten in gewaltsamen Maßnahmen gegen. Christen. Der im 19. Jahrhundert gewachsenen Feindschaft gegen das Christentum folgten im 20. Jahrhundert in vielen Ländern unerbittliche Unterdrückungen; das 20. Jahrhundert wurde für die christlichen Kirchen zum blutigsten ihrer Geschichte. Die Anlässe und Motive dafür sind vielfältig.
 
Um die Jahrhundertwende begann das Leid der armenischen. Christen im türkischen Herrschaftsgebiet. In den Ausrottungsfeldzügen in den Jahren 1894/95, 1909 und 1914 starben durch Hunger, Mord und Deportation zwischen 750 000 und 1,2 Millionen Menschen. Sie waren Opfer eines islamisch geprägten Nationalismus. Eine kleine Zahl Überlebender floh in europäische Länder und in die USA. Von diesen Verfolgungen waren gleichfalls die Assyrer in den kurdischen Bergen und die christlichen Syrer im Nordosten der Türkei betroffen. Infolge der nationalistisch-islamischen Bestrebungen fanden in den Jahren 1921 und 1922 Hunderttausende von Griechen den Tod. Kleinasien, einst ein Hort des christlichen Glaubens, wurde entchristlicht. Nach dem Ende der niederländischen Kolonialherrschaft in Indonesien 1949 mussten die Christen auch auf Celebes ihre Glaubenstreue mit dem Martyrium bezahlen. Eine christentumsfeindliche Einstellung, gepaart mit exzessivem Nationalismus, brachte die Kirchen in Korea, China, Vietnam, Neuguinea und Ostafrika während des Zweiten Weltkrieges und danach in leidvolle Bedrängnis.
 
Eine antiklerikale Mentalität und sozialrevolutionäre Motive führten von 1926 bis 1935 in Mexiko zu gewaltsamen Ausschreitungen gegen die katholische Kirche. Die kubanische Revolution von 1959 verbannte die Kirchen aus dem öffentlichen Leben und hatte eine Massenauswanderung zur Folge. In Spanien wurden 1931 nach der Ausrufung der Republik Kirchen und Klöster gestürmt, im Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 auch planmäßig zerstört; über 6000 Priester und Nonnen wurden ermordet. Der Nationalsozialismus betrieb die Entchristlichung des Volkslebens und strebte letztlich die Liquidierung der Kirchen an. Im Zweiten Weltkrieg nahm der deutsche Kirchenkampf ein europäisches Ausmaß an. Die Konzentrationslager füllten sich mit den Opfern der Verfolgung, vornehmlich aus den besetzten Gebieten. Im sowjetischen Herrschaftsbereich litten 1944/45 besonders das Baltikum und die Ukraine unter den antikirchlichen Maßnahmen. Hier drohte einer jahrhundertealten christlichen Kultur der Untergang. In den sozialistischen Staaten der Nachkriegszeit ging die Unterdrückung des Christentums mit wechselnder Intensität weiter. Die Religion wurde zu einer »Privatsache« erklärt. Mit den Mitteln antikirchlicher Gesetzgebung, staatlicher Kontrolle, öffentlicher Verurteilung und Deportation sollte die Gesellschaft »vom religiösen Spuk« - so die marxsche Ausdrucksweise - befreit werden.
 
Nach dem politischen Ende der sozialistischen Staaten 1989 befanden sich die Kirchen in einer neuen Situation. Unterdrückung und Verfolgung hatten nachhaltige Spuren hinterlassen. Unter den veränderten gesellschaftlichen und politischen Bedingungen sehen sie sich nunmehr mit einer pluralistischen Alltagswirklichkeit konfrontiert. Weltanschauliche Konkurrenz, nationale Konflikte und soziale Probleme stellen sie vor neue Aufgaben, denen sie in ihrer konservativen Grundhaltung kaum gewachsen sind. Von den. Christenverfolgungen früherer Jahrhunderte hebt sich die Leidenszeit im 20. Jahrhundert deutlich ab. Sei es wegen des Ziels der radikalen Entchristlichung der Gesellschaft, sei es wegen der systematischen Verfolgungen mit der Absicht gänzlicher Ausrottung - Ausmaß und Radikalität haben dem Kampf gegen das Christentum in diesem Jahrhundert eine andere Qualität gegeben.
 
Prof. Dr. Dr. Erwin Fahlbusch
 
Literatur:
 
Geschichte des Christentums, Band 3: Krumwiede, Hans-Walter: Neuzeit. 17.—20. Jahrhundert. Stuttgart u. a. 21987.


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