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BUNDESPRÄSIDENTEN DER BUNDESREPUBLIK: VON »PAPA HEUSS« BIS »BRUDER JOHANNES«

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Bundespräsidenten der Bundesrepublik: Von »Papa Heuss« bis »Bruder Johannes«
 
Die Bundesrepublik Deutschland hat in den 50 Jahren ihres Bestehens von 1949 bis 1999 acht Bundespräsidenten gehabt. Viele der Amtsinhaber waren prägende Persönlichkeiten ihrer Epoche. Allerdings waren sie ebenso Kinder ihrer Zeit. Das verdeutlichen gut die Beinamen, die einige von ihnen in den Medien erhielten: von »Papa Heuss« reicht die Galerie der Bundespräsidenten bis hin zu »Bruder Johannes«.
 
 Die Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland
 
Amt und Machtbefugnisse
 
Nach den negativen Erfahrungen mit der starken Stellung des Reichspräsidenten in der Weimarer Republik wurden die Befugnisse des Bundespräsidenten im Grundgesetz von 1949 bewusst eingeschränkt. So vertritt er zwar die Bundesrepublik nach außen und schließt die völkerrechtlichen Verträge, hat aber bei der Wahl des Bundeskanzlers nur ein Vorschlagsrecht, bei der Ausfertigung der Gesetze nur ein eingeschränktes Prüfungsrecht. Zudem wird der Bundespräsident nicht wie der Reichspräsident in direkter Wahl vom Volke gewählt, sondern durch die Bundesversammlung, die aus den Mitgliedern des Bundestages und einer gleichen Anzahl von Mitgliedern besteht, die von den Volksvertretungen der Länder nach den Grundsätzen der Verhältniswahl gewählt werden.Wählbar ist jeder Deutsche, der das 40. Lebensjahr vollendet hat, die Amtszeit beträgt fünf Jahre, eine einmalige Wiederwahl ist zulässig.
 
Theodor Heuss (1949—1959)
 
— * Brackenheim 31. 01. 1884, ✝ Stuttgart 12. 12. 1963
 
— Schriftsteller und Politiker
 
— Studium der Kunstgeschichte und Volkswirtschaft
 
— 1905—12 Schriftleiter der Zeitung »Die Hilfe« (Herausgeber: Friedrich Naumann)
 
— 1918 Eintritt in die Deutsche Demokratische Partei (DDP)
 
— 1920—24 Studienleiter an der Hochschule für Politik in Berlin
 
— Bis 1933 Dozent an der Hochschule für Politik in Berlin
 
— 1924—28 und 1930—33 Mitglied des Reichstags
 
— Stimmte am 23. 03. 1933 dem Ermächtigungsgesetz zu.
 
— 1945/46 erster Kultusminister in Württemberg-Baden
 
— 1946—49 MdL von Baden-Württemberg
 
— 1948—49 Vorsitzender der 1948 gegründeten FDP
 
— 1948 Vorsitzender der Freien Demokratischen Partei (FDP)
 
— 1948/49 Mitglied im Parlamentarischen Rat und einer der »Väter des Grundgesetzes«
 
— 1949 MdB
 
— 12. 09. 1949 Wahl zum ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland
 
— 1954 von der Bundesversammlung im Amt bestätigt
 
— 1959 lehnt Heuss eine dritte Amtszeit, für die das Grundgesetz hätte geändert werden müssen, ab.
 
— 1959 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
 
Heuss brachte das Amt des Bundespräsidenten zu großem Ansehen. Er knüpfte an die geistigen, politischen und demokratischen Traditionen an, welche die Nazis unterbrochen hatten. Bei der Bevölkerung war »Papa Heuss« sehr beliebt, ebenso verschaffte er der jungen deutschen Nachkriegsdemokratie bei seinen Staatsbesuchen wachsendes Ansehen.
 
Heinrich Lübke (1959—1969)
 
— * Enkhausen (heute zu Sundern/Sauerland) 14. 10. 1894, ✝ Bonn 06. 04. 1972
 
— Vermessungsingenieur
 
— 1926—33 Direktor der Deutschen Bauernschaft
 
— 1931—33 Mitglied im Preußischen Landtag (Zentrum)
 
— 1933—35 inhaftiert
 
— 1945 Eintritt in die CDU
 
— 1946—49 Mitglied im Landtag von Nordrhein-Westfalen
 
— 1947—52 Ernährungs- und Landwirtschaftsminister von Nordrhein-Westfalen
 
— 1949/50 und 1953—59 Mitglied des Deutschen Bundestags
 
— 1953—1959 Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
 
— 1959—69 Bundespräsident
 
Lübke war ein Kompromisskandidat nach den Überlegungen Adenauers, Bundespräsident zu werden. Er befürwortete eine große Koalition und wurde mit Unterstützung der SPD wieder gewählt. Seine letzten Amtsjahre waren geprägt von seinem zunehmenden körperlich-geistigen Verfall und einer Diskussion über seine mögliche Beteiligung bei der Planung von Bauten für Konzentrationslager.
 
Gustav Heinemann (1969—1974)
 
— * Schwelm 23. 07. 1899, ✝ Essen 07. 07. 1976
 
— Rechtsanwalt und Politiker
 
— 1930—33 im Christlich-Sozialen Volksdienst
 
— Ab 1933 unter der nationalsozialistischen Herrschaft an führender Stelle in der Bekennenden Kirche tätig
 
— 1936—49 Vorstandsmitglied der Rheinischen Stahlwerke
 
— 1945 Eintritt in die CDU
 
— 1945—67 Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
 
— 1949—55 Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland
 
— 1946—49 Oberbürgermeister von Essen
 
— 1947—50 Mitglied im Landtag von Nordrhein-Westfalen
 
— 1947/48 Justizminister von Nordrhein-Westfalen
 
— 1949/50 Bundesinnenminister. Trat wegen der Wiederbewaffnungspläne Adenauers zurück.
 
— 1952 nach Austritt aus der CDU: Mitbegründer und Vorsitzender der Gesamtdeutschen Volkspartei
 
— 1957 Eintritt in die SPD
 
— 1957—69 Mitglied des Deutschen Bundestags
 
— 1966—69 Bundesjustizminister in der großen Koalition. Betrieb die Große Strafrechtsreform.
 
— 1969 Wahl zum Bundespräsidenten, vor allem durch die Stimmen der SPD und der FDP
 
Heinemann verstand sich als »Bürgerpräsident« und widmete seine Amtszeit vor allem auch der weiteren Aussöhnung zwischen den Deutschen und ihren Nachbarn sowie der Eingliederung gesellschaftlicher Randgruppen. Berühmt sind seine Aussprüche: »Ich liebe nicht den Staat, ich liebe meine Frau«, und: »Deutschland ist ein schwieriges Vaterland.«
 
Walter Scheel (1974—1979)
 
— * Höhscheid (heute zu Solingen) 08. 07. 1919
 
— Politiker
 
— 1938 Abitur
 
— 1939—45 Teilnahme am Zweiten Weltkrieg
 
— 1950—53 Mitglied im Landtag von Nordrhein-Westfalen (FDP)
 
— 1953—74 Mitglied des Deutschen Bundestags (FDP)
 
— 1961—66 Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit
 
— 1967—69 Vizepräsident des Deutschen Bundestags
 
— 1968—74 Vorsitzender der FDP. Hatte maßgeblichen Anteil an der programmatischen Neuorientierung der FDP u. a. durch die »Freiburger Thesen« von 1971.
 
— 1969 Bildung der sozial-liberalen Koalition mit der SPD unter Bundeskanzler Willy Brandt
 
— 1969—74 Bundesaußenminister. Gestaltete an entscheidender Stelle die Ostpolitik der sozialliberalen Koalition.
 
— 1974—1979 Bundespräsident
 
Scheel verband die Ausstrahlung des jovialen Rheinländers (als Sänger des Liedes »Hoch auf dem gelben Wagen« landete er einen großen Hit) mit knallharter politischer Strategie (die Wahl Gustav Heinemanns 1969 zum Bundespräsidenten mit den Stimmen der FDP erbrachte er als Vorleistung für eine Regierungsbeteiligung seiner Partei).
 
Karl Carstens (1979—1984)
 
— * Bremen 14. 12. 1914, ✝ Meckenheim bei Bonn 30. 05. 1992
 
— Jurist (Professor für Staatsrecht) und Politiker (CDU)
 
— 1960—66 Staatssekretär im Auswärtigen Amt
 
— 1966/67 Staatssekretär im Verteidigungsministerium
 
— 1968/69 Staatssekretär im Bundeskanzleramt
 
— 1972—79 Mitglied des Deutschen Bundestags (CDU)
 
— 1973—76 Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU
 
— 1976—79 Bundestagspräsident
 
— 1979—84 Bundespräsident
 
Anders als sein volkstümlicher rheinischer Vorgänger Scheel war Carstens der kühle Norddeutsche, der allerdings mit seiner Ehefrau oft Wanderungen durch die deutschen Landschaften unternahm. Inhaltlich wie in seinem öffentlichen Auftreten war Carstens ein Konservativer.
 
Richard von Weizsäcker (1984—1994)
 
— * Stuttgart 15. 04. 1920
 
— Politiker
 
— 1937—1938 Studium an den Universitäten Oxford und Grenoble
 
— 1938—1945 Militärdienst
 
— 1945—1949 Studium an der Universität Göttingen (Rechtswissenschaften, Geschichte)
 
— 1950—1966 Tätigkeit in der Industrie
 
— 1964—1970 und 1979—81 Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages
 
— 1967—1984 Mitglied der Synode und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
 
— 1969—1981 Mitglied des Deutschen Bundestages
 
— 1981—1984 Regierender Bürgermeister von Berlin
 
— 1984—1994 Präsident der Bundesrepublik Deutschland
 
Richard von Weizsäcker prägte die politische Debatte durch eindrucksvolle Reden, so vor allem durch seine Rede vor dem Deutschen Bundestag zum 8. Mai 1945 aus Anlass der 40. Wiederkehr des Jahrestages der deutschen Kapitulation, in der er beeindruckend Schuld und geschichtlichen Standort der Deutschen beschrieb. Er war kein volkstümlicher, aber ein sehr beliebter und geachteter Präsident.
 
Roman Herzog (1994—1999)
 
— * Landshut 05. 04. 1934
 
— Staatsrechtler und Politiker
 
— 1957 erste juristische Staatsprüfung nach dem Studium der Rechtswissenschaften in München
 
— 1958 Promotion in München
 
— 1958—1964 wissenschaftlicher Assistent an der Universität München
 
— 1961 zweite juristische Staatsprüfung
 
— 1964—1966 Privatdozent an der Universität München
 
— 1966—1969 Professor an der Freien Universität Berlin für Staatsrecht und Politik
 
— 1969—1973 Professor für Staatslehre und Politik an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer
 
— 1971/72 Rektor
 
— 1971—1980 Vorsitzender der Kammer für öffentliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Deutschland
 
— Seit 1972 ordentliches Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland
 
— 1973—1978 Bevollmächtigter des Landes Rheinland-Pfalz am Sitz der Bundesregierung
 
— 1978—1980 Minister für Kultus und Sport des Bundeslandes Baden-Württemberg
 
— 1978—1983 Bundesvorsitzender des evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU
 
— 1980—1983 Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg und Innenminister des Landes
 
— 1983—1987 Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts
 
— 1987—1994 Präsident des Bundesverfassungsgerichts
 
— 1994—1999 Bundespräsident
 
Herzog wurde anfangs als Verlegenheitskandidat betrachtet, da er nur zum Zuge kam, weil der ursprüngliche CDU-Kandidat, der sächsische Minister Steffen Heitmann, nach umstrittenen Äußerungen seinen Verzicht auf die Kandidatur erklärt hatte. In seiner Amtszeit verschaffte sich Herzog aber durch alle Parteien und Bevölkerungsschichten hohes Ansehen aufgrund seiner direkten und unprätentiösen Art, Probleme des Staates und der Gesellschaft offen zu benennen — so u. a. geschehen in seiner »Ruckrede« vom 26. April 1997, in der er im Hotel Adlon in Berlin die Deutschen aufforderte, weniger zu jammern und stattdessen wieder aktiv ihre Zukunft zu gestalten.
 
Johannes Rau (seit 1999)
 
— * Wuppertal-Barmen 16. 01. 1931
 
— Politiker
 
— 1949—1952 Verlagsbuchhändlerlehre
 
— 1952—1954 Vertreter für evangelische Verlage, Werbe- und Vertriebsleiter
 
— 1954—1967 Geschäftsführer, Verlagsdirektor
 
— 1957 Eintritt in die SPD (davor Mitglied in der von Gustav Heinemann gegründeten Gesamtdeutschen Volkspartei)
 
— 1958—1999 Mitglied des Landtags Nordrhein-Westfalen
 
— 1962 Eintritt in die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
 
— 1964—1978 Stadtverordneter in Wuppertal
 
— 1964—1967 Vorsitzender der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Wuppertal
 
— 1965—1999 Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland
 
stellvertretendes Mitglied der Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland
 
— 1967—1970 Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag NRW
 
— 1968—1999 Mitglied des Parteivorstandes der SPD
 
— 1969—1970 Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal
 
— 1970—1978 Minister für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen
 
— 1973—1998 Mitglied des SPD-Landesvorstandes NRW
 
— 1977—1998 Vorsitzender des SPD-Landesverbandes NRW
 
— 1978—1999 Mitglied des Parteipräsidiums der SPD
 
— 1978—1998 Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen
 
— 1982—1999 stellvertretender Vorsitzender der SPD
 
— 1985 Nominierung zum Kanzlerkandidaten der SPD für die Bundestagswahlen 1987
 
— 1990—1994 Vorsitzender des Vermittlungsausschusses von Bundesrat und Bundestag
 
— Mai/Juni 1993 amtierender Bundesvorsitzender der SPD
 
— 13. Sept. 1993 Nominierung als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten durch den SPD-Parteivorstand
 
— 23. Mai 1994 unterliegt als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten Professor Roman Herzog
 
— 1994—1995 Bundesratspräsident
 
— 23. Mai 1998 Rücktritt als Landesvorsitzender der SPD
 
— 27. Mai 1998 Rücktritt als Ministerpräsident
 
— 2. November 1998 Nominierung als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten durch den SPD-Parteivorstand
 
— 23. Mai 1999 Die Bundesversammlung wählt Johannes Rau im Berliner Reichstag zum Bundespräsidenten.
 
— 1. Juli 1999 Vereidigung als Bundespräsident in Bonn
 
Für den Politiker Rau war die Wahl zum Bundespräsidenten die Erfüllung eines Lebenstraumes. Jahrzehnte hatte er als Ministerpräsident das größte Bundesland Nordrhein-Westfalen geführt. Sein Beiname »Bruder Johannes« verdeutlicht seine Prägung durch die evangelische Kirche und seine joviale Art, die er als Moderator und Rezitator an den Tag legt. In seiner Antrittsrede wandte sich Rau unter anderem gegen »einen Egoismus des Gegenwärtigen zulasten der Zukunft«, den er für nicht erlaubt hält. Seine persönliche Verbindung zu Gustav Heinemann hat er wohl auch dadurch bewahrt, dass er dessen Enkelin heiratete.
 
Literatur:
 
Deutschlands First Ladys. Die Frauen der Bundespräsidenten und Bundeskanzler von 1949 bis heute, herausgegeben von Dieter Zimmer. Stuttgart 1998.
 
Von Heuss bis Herzog. Die Bundespräsidenten im politischen System der Bundesrepublik, herausgegeben von Eberhard Jäckel u. a. Stuttgart 1999.
 Ingelore M. Winter: Unsere Bundespräsidenten. Von Theodor Heuss bis Johannes Rau. Düsseldorf 41999.


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