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CHAUVETHÖHLE

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I
Chauvet-Höhle
 
Die im Dezember 1994 von Jean-Marie Chauvet, Eliette Brunel-Deschamps und Christian Hillaire entdeckte Grotte Chauvet liegt im Tal der Ardèche oberhalb von Vallon-Pont-d'Arc. Da der alte Eingang durch Hangschutt verschlossen war, wurde die Höhle in ihrem ursprünglichen Zustand überliefert. Sie zieht sich mit großen Räumen mehr als 150 m tief in den Berg; dann teilt sie sich in zwei Arme, die jeweils etwa 50 m lang sind. Die Höhle weist etwa 300 ausgezeichnet erhaltene Malereien auf, überwiegend in rötlichem Ocker oder Schwarz ausgeführte Tierdarstellungen: Nashörner, Raubkatzen und Bären, ferner Steinböcke, Mammuts, Hirsche, Pferde, Bisons sowie Hyänen und Eulen. Auch Handabdrücke und Punktfelder treten auf.
 
Die Darstellungen beginnen im ersten Saal und führen bis zum Ende der Höhle. Im vorderen Teil (»Saal Brunel-Deschamps« und »Saal der Bärenlager«) sind es rote Bilder, im mittleren Teil (»Galerie der Kerze« und »Saal Hillaire«) Gravierungen, im hinteren Teil schwarze Malereien.Auf dem Höhlenboden fanden sich Schlafkuhlen, Fußspuren und zahlreiche Knochen vom Höhlenbären. Demnach war die Höhle über lange Zeit hinweg ein Bärenhorst. Einige schwarze, mit Holzkohle gemalte Bilder im hinteren Höhlenteil konnten bisher mit der C-14-Methode datiert werden: Danach wird ihr Alter auf 30 940 bis 32 410 Jahre geschätzt. Die Bilder sind folglich 10 000 bis 15 000 Jahre älter als die vergleichbaren Felsbilder zum Beispiel der Höhlen von Altamira und Lascaux. Dieses hohe Alter der Darstellungen - die Daten fallen in das Aurignacien - hat die Fachwelt sehr überrascht. Holzkohlestückchen von verschiedenen Stellen der Höhle wiesen ein Alter von 29 000 bis 22 800 Jahren auf; einige Bilder könnten also auch aus späterer Zeit stammen, in der die Höhle noch von Menschen bewohnt war.
 
Am Ende des »Saales Hillaire« teilt sich die Höhle. Der linke Gang führt zu einem Steinblock, auf dem Menschen einen Höhlenbärenschädel platzierten, dann weiter zu der Galerie der gitterförmigen Zeichen. Folgt man dem rechten Gang, gelangt man zu den Bildern des Riesenhirsches, danach in den hinteren Saal mit dem »Bildfeld der Löwen« und dem »Wisentmenschen«. An der Gabelung dieser beiden Gänge befindet sich, leicht schräg und mehr zum linken Gang hin gewandt, die etwa 10 m breite, auf beiden Seiten durch die im rechten Winkel zurückweichende Felswand deutlich begrenzte Fläche mit dem »Bildfeld der Pferde«.
 
Die Nische in der Mitte dieser Wandfläche enthält den zentralen Teil der schwarzen, mit Holzkohle gemalten Darstellungen. In einer Gruppe von Pferden ist ein Tier vollständig wiedergegeben: Sein Kopf ist dunkel ausgefüllt, Nüstern, Maul und Auge sind deutlich angegeben. Die dunkle Kopfpartie ist durch eine scharfe, schematische Bogenlinie vom Hals getrennt, der Körper mit einer schwarzen Linie konturiert. Nur der Mähnenblock, die Brustpartie, die Beine und der Schweif sind stärker schwarz gemalt. Diesem Pferd gegenüber ist ein größerer Pferdekopf mit mächtiger Mähnenpartie wiedergegeben. Diese beiden Pferde überschneiden einen Pferdekörper mit ausgesparter Umrisslinie. Unterhalb des zuerst beschriebenen, vollständigen Pferdes ist die Kopfpartie eines weiteren Pferdes gemalt. Während dessen Kopf vor der Bauchlinie des hinteren Pferdes gemalt ist, liegt der Hals hinter dieser Linie; dieses Tier scheint sich an der Bauchlinie aufzuhängen - ein »Irrtum« des Künstlers, der die Überschneidungen in diesem Bildfeld ansonsten hervorragend gelöst hat. In der Kopfpartie des Pferdes sind einige rote Punkte eingezeichnet. Schließlich sind oberhalb der Mähnenpartie des vollständigen Pferdes die Kopfpartie und die Rückenlinie eines kleineren Pferdes sichtbar.
 
Über dieser Gruppe von Pferden sind in der zentralen Nische zwei Löwen dargestellt. Die Kopfpartie beider Löwen ist flächig schwarz. Der rechte, oberhalb des vollständigen Pferdes dargestellte Löwe hat in der Nasenpartie einen und am Hals fünf rote Punkte beziehungsweise Striche. Dieser Löwe befindet sich nach der Linienführung eindeutig hinter dem vollständigen Pferd. Hinter diesem Löwen erhebt sich die Kopf-Hals-Partie eines weiteren, nach links orientierten Tieres, wohl auch eines Löwen. Zu diesem zentralen Teil der Darstellungen in der Felsnische gehört des weiteren die Umrisszeichnung eines nach links orientierten Auerochsen oberhalb des linken Löwen.
 
An der vorspringenden rechten Seitenwand der Nische - wohl noch als Bestandteil des Kernstücks der Bildergeschichte - befindet sich ein Wisent, dessen sieben Beine und dessen im hinteren Körperteil mehrfache Konturzeichnung wohl eine schnelle Bewegung andeuten soll. Auch die gespreizten Beine des Urs rechts von diesem Wisent sollen wohl eine Bewegung aus der Nische heraus angeben. An der gleichen Seitenwand befindet sich auch der Vorderkörper eines mit dem Kopf nach unten stürzenden Tieres mit Löwenkopf, bei dem es sich aber auch um ein fantastisches Wesen handeln könnte.
 
Auf der Felswand zur Linken der Nische sieht man nach links orientierte Nashörner, Auerochsen, Pferde und einen Wisent, die fast alle geschwind aus der Felsnische herauszurennen scheinen. Die zwei hier angebrachten, miteinander kämpfenden Nashörner - eine in der altsteinzeitlichen Kunst bisher einzigartige Szene - haben die eingangs erwähnten Datierungen geliefert. Über den kämpfenden Nashörnern sind die Kopfpartien von vier hintereinander angeordneten Pferden gemalt. Auf dem Wandteil rechts der Nische sind Rentiere, ein Auerochse, ein Wisent (?) und ein Pferdekopf dargestellt. Hier sieht es so aus, als wären die nach links orientierten Tiere - der Auerochse und vier Rentiere - auf dem Weg in die zentrale Felsnische. Zwei Rentiere im rechten Teil sowie das eigenartige Tier ganz rechts, dessen Kopfpartie zum Wisent gehört, entfernen sich dagegen von ihr weg.
 
Folgt man von dort aus dem rechten Höhlengang, gelangt man, vorbei an den Riesenhirschen, in den hinteren Saal der Höhle. Hier befindet sich ziemlich am Ende auf der linken Wand das große »Bildfeld der Löwen«, das auf einer Länge von 12 m die wilde Jagd der Tiere aus der Tiefe der Höhle heraus darbietet. Angeführt wird das Feld von perspektivisch hintereinander gezeichneten Löwen, gefolgt von einem Ren und einer Gruppe von Nashörnern. Die sieben Hörner und zahlreichen Rückenlinien des obersten Nashorns verdeutlichen die Bewegung und Vielzahl der Nashörner. Während alle Tiere dieses Bildfeldes nach links, also zum Ausgang der Höhle hin, stürmen, stellen sich drei nach rechts orientierte Nashörner diesem Zug entgegen. Oberhalb der Felsnische, die auch hier den zentralen Platz einnimmt, ist neben einem Nashorn und einem Wisent ein eigenartiges Wesen gemalt. Seine Kopfpartie mit Rüssel und Stoßzahn und die allgemeinen Körperformen erinnern an ein Mammut, zu dem aber weder die Körperproportionen noch die ballonförmigen Füße passen. Da allerdings weiter vorne in der Höhle korrekt gemalte und gravierte Mammute gefunden wurden, dürfte es sich bei dieser eigenartigen Figur um ein Fabelwesen mit Attributen vom Mammut handeln. Rechts hiervon sind in einer bislang einmaligen Darstellungstechnik vier Wisentköpfe übereinander in Frontalansicht angeordnet, dahinter folgen Tiere im Halbprofil. Oberhalb der Wisente befindet sich ein weiteres Fabelwesen, dessen Ohren und Stirnpartie an einen Bären, das geöffnete Maul jedoch an einen Wolf erinnern. Unterhalb der Wisente folgen Nashörner. Am Ende des Zuges erscheinen die Kopfpartien einander überschneidender Löwen, die das Ensemble vor ihnen in wilder Flucht vor sich herzutreiben scheinen. Anders als beim Bildfeld der Pferde geht die rasende Bewegung der Tiere hier aber nicht durch die Nische hindurch, sondern um diese herum: Inmitten der aus dem Inneren der Höhle heraus preschenden Jagd befindet sich in der zentralen Nische - als ruhender Pol - das einzige Pferd dieses Bildfelds.
 
Prof. Dr. Gerhard Bosinski
 
Literatur:
 
Grotte Chauvet. Altsteinzeitliche Höhlenkunst im Tal der Ardèche, herausgegeben von Gerhard Bosinski. Beiträge von Jean-Marie Chauvet u.a. Sigmaringen 1995.
 Graziosi, Paolo: Die Kunst der Altsteinzeit. Neuausgabe Stuttgart 1964.
 
Prähistorische Höhlenmalerei. Aufsätze und Briefe, herausgegeben und mit einem Essay versehen von Werner E.Drewes. Köln 1993.
 Vialou, Denis: Frühzeit des Menschen. München 1992.
II
Chauvet-Höhle
 
[ʃo'vɛ-], vorher Combe d'Arc [kɔ̃b'dark, »Bogenschlucht«], im Talkessel von Estre, am Eingang zur Ardècheschlucht (etwa 30 km südwestlich von Montélimar), Frankreich, im Dezember 1994 entdeckte Höhle mit altsteinzeitlichen Felsbildern. Die von drei französischen Höhlenforschern entdeckte und nach einem von ihnen (Jean-Marie Chauvet) benannte Höhle weist etwa 300 ausgezeichnet erhaltene Malereien auf, überwiegend in rötlichem Ocker oder Schwarz ausgeführte Tierdarstellungen: Nashörner, Raubkatzen (mähnenlose Löwinnen oder Leoparden) und Bären, ferner Steinböcke, Mammuts, Hirsche, Pferde, Bisons sowie Hyänen und Eulen. Auch Handabdrücke und Punktfelder treten auf. Abgesehen von den sonst nicht im Mittelpunkt von Höhlenmalereien stehenden Tieren (Bär, Wildkatze und Nashorn) wird von französischen Experten wie Jean Clottes die Hintereinanderstaffelung der Tiere als stilistisch ungewöhnlich hervorgehoben. Das Alter dieser Felsbilder wird nach neuesten Radiokarbondaten auf 30 340 bis 32 410 Jahre geschätzt, sie sind danach 10 000 bis 15 000 Jahre älter als die vergleichbaren Felsbilder z. B. in den Höhlen von Altamira und Lascaux.
 
Literatur:
 
Grotte Chauvet. Altsteinzeitl. Höhlenkunst im Tal der Ardèche, hg. v. G. Bosinski (a. d. Frz., 1995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Chauvet-Höhle
 


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