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FLÄMISCHE BEWEGUNG

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Flämische Bewegung,
 
nach Gründung des belgischen Staates (1831) entstandene Bewegung unter den Flamen mit dem Ziel, das sprachlich-kulturelle, wirtschaftlich-soziale und politische Übergewicht der Französisch sprechenden Wallonen abzubauen. Sie wurde zunächst getragen im Geist der literarischen Romantik von Dichtern, Literaten und Sprachforschern, v. a. von: J. F. Willems, Prudent van Duyse (* 1804, ✝ 1859), Theodoor van Ryswyck (* 1811, ✝ 1849), Johan Alfried de Laet (* 1815, ✝ 1891; Gründer der ersten flämischsprachigen Zeitung »Vlaemsch België«, 1844) und H. Conscience. Lodewijk de Raet (* 1870, ✝ 1914) sah später in der ökonomischen Entwicklung der flämischen Regionen des Landes die notwendige Ergänzung zur kulturellen Emanzipation des flämischen Bevölkerungsteils (»Over Vlaamsche Volkskracht«, 3 Bände, 1906-14). Im Gegensatz zu den loyal belgisch gesinnten Flamen arbeiteten die »Aktivisten« im Ersten Weltkrieg mit der deutschen Zivilverwaltung zusammen.Nach dem deutschen Rückzug nahm die belgische Regierung die mit deutscher Hilfe erreichten Maßnahmen (u. a. die Flamisierung der Universität Gent) zurück.
 
Trotz scharfer Verfolgung der Aktivisten nach 1918 entwickelte sich die Flämische Bewegung weiter. Sie erreichte 1930 erneut die Flamisierung der Universität Gent (Rektor: A. Vermeylen) und die Verabschiedung von Gesetzen (1932-38) über den öffentlichen Sprachgebrauch in den verschiedenen Landesteilen (Belgien, Geschichte). Als aktivistische Organisation im Sprachenstreit bildete sich der Vlaams Nationaal Verbond (VNV, deutsch Flämischer Nationaler Verband, gegründet 1933). Unter Führung von Staf de Clerq (* 1884, ✝ 1942) forderte er einen »großniederländischen« Staat (aufgebaut nach dem Vorbild des faschistischen Staates in Italien). Im Zweiten Weltkrieg arbeitete der VNV mit dem nationalsozialistischen Deutschland zusammen und wurde nach dem Rückzug der deutschen Truppen 1944 wegen Kollaboration verboten.
 
Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es den nationalistischen flämischen Kräften nur sehr langsam, sich politisch neu zu organisieren. 1954 bildete sich die Volksunie, die nach Wiederausbrechen des Sprachenstreits in Belgien in den 60er-Jahren zeitweilig große Erfolge bei Wahlen erzielen konnte. Mit der Festlegung der Sprachgrenze (1962), der Regionalisierung (1970) sowie Föderalisierung des Staates (1980) und schließlich seiner Umwandlung in einen Bundesstaat (Verfassungsreformen von 1988 und 1993) suchten die verschiedenen Regierungen den Sprachenstreit zu lösen.
 
Literatur:
 
A. W. Willemsen: Het Vlaams-nationalisme (Utrecht 21969).


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