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BENIN: DIE BRONZEKUNST DES KÖNIGREICHS

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Benin: Die Bronzekunst des Königreichs
 
Die Bronzen des westafrikanischen Königreichs Benin mit der gleichnamigen Residenzstadt (heute Benin City ) stellen einen Höhepunkt der afrikanischen Kunst dar. Die Benin-Bronzen sind vor allem im Gelbgussverfahren, aus einer Kupfer-Zink-Legierung, hergestellt. Obwohl es sich also eigentlich um Messingobjekte handelt, werden so hergestellte Objekte in der Kunstgeschichte der Bronzekunst zugeordnet. Benins Plastiken sind Teil einer rein höfischen Kunst. Sie wurden ausschließlich für den Oba, den König von Benin, gefertigt. Er allein hatte das Recht, auf seine Ahnenaltäre bronzene Ahnenköpfe zu stellen, nur er durfte Elfenbeinschmuck tragen oder große, mit Schnitzereien versehene Stoßzähne auf diese Bronzeköpfe stecken. Selbst hohe Würdenträger mussten ihre Ahnenköpfe aus Holz fertigen lassen. Die Ahnenköpfe, die die Künstler und Gelbgießer, die für den König arbeiteten, für sich und ihre Familien schufen, bestanden aus Ton.
 
Der Mythe nach sollen die Anfänge des Reiches von Benin bis ins 13. Jahrhundert zurückgehen. Als aber im 15. Jahrhundert die Dynastie ausstarb, schickten die Ältesten der Edo, so hieß das Staatsvolk, zum Oni, dem König von Ife, und baten ihn, einen Herrscher nach Benin zu schicken. Nach einigem Zögern schickte er einen seiner Söhne. Der heiratete eine Edo-Frau, mit der er einen Sohn, seinen Nachfolger, zeugte. Er selbst zog sich bald wieder nach Ife zurück. Es gibt Berichte, wonach der Oni von Ife auch Gelbgießer nach Benin entsandt hätte. Diese Legenden zeigen immerhin, welch großes Prestige Ife damals auch bei den Nachbarvölkern der Yoruba hatte.
 
Die Suche der Portugiesen nach einem Seeweg nach Indien führte sie 1472 in die Bucht von Benin; zehn Jahre später landeten sie im alten Kongo, und 1487 erreichten sie das Kap der Guten Hoffnung. In Benin schuf man zwar bereits vor der Ankunft der Portugiesen Bronzen, doch die Portugiesen brachten derart viele »Manillas« (= Armreifen) aus Kupfer- und Messing ins Land - sie dienten bis ins 20. Jahrhundert als Zahlungsmittel -, dass die Metallgießerei einen enormen Aufschwung nahm. Da der Oba in Benin ein Handelsmonopol für alle wichtigen Güter hatte, floss der Kupfer- und Messingreichtum vor allem in den Guss großer und repräsentativer königlicher Bronzeobjekte. Wie intensiv der Handel mit Portugal gewesen sein muss, zeigen die Palastplatten aus Messing oder Bronze, auf denen häufig Portugiesen dargestellt werden, und die Salzgefäße aus Elfenbein. Auf einem ist sogar ein portugiesisches Schiff festgehalten. Die Herrscher von Benin profitierten außerdem ebenso wie andere westafrikanische Staaten seit 1517 von der Aufhebung des 1503 erlassenen Verbots, schwarze Sklaven aus Westafrika in die spanischen Kolonien der Neuen Welt zu importieren. Das Königreich wurde zu einem Zwischenhändler im transatlantischen Sklavenhandel. Der zunehmende Bedarf an Prunkgegenständen für die Zurschaustellung der herrscherlichen Macht führte zu einer Blüte des höfischen Kunsthandwerks, die dem durch den Sklavenhandel entstandenen Reichtum zu verdanken war.
 
Im 19. Jahrhundert kam es aufgrund von europäischen Protesten, dem nachlassenden wirtschaftlichen Einfluss der amerikanischen Kolonien sowie der beginnenden Industrialisierung, wo Lohnarbeiter gewinnbringender waren als Sklaven, zum Verbot der Sklaverei. Einheimische Herrscherhäuser und europäische Kaufleute verlegten sich daraufhin auf den Export von Palmöl als Einnahmequelle. In der Bucht von Benin ließen sich britische Händler nieder, die mit den Häuptlingen und Königen an der Westküste Afrikas Handelsverträge zu schließen suchten. Benin verlor in der Folge seine Häfen und wurde ins Hinterland abgedrängt. Der Oba, der politisch kaum noch etwas zu sagen hatte, weigerte sich jedoch aufgrund schrecklicher Weissagungen, die ihm gemacht wurden, einen Handelsvertrag mit den Briten zu unterzeichnen. Als der stellvertretende Generalkonsul die Unterschrift schließlich erzwingen wollte, indem er mit einer bewaffneten Truppe anrückte, wurde die ganze britische Expedition ermordet. Im Jahr darauf folgte die Brandschatzung Benins durch die Briten, offiziell auch als Kampf gegen die Sklaverei und die Praxis des Menschenopfers dargestellt. Alle erbeuteten Kunstgegenstände wurden nach London gebracht und dort versteigert. Zahlreiche Kunstwerke gelangten auf diese Weise auch in die Museen auf dem Festland, so vor allem nach Wien und Berlin.
 
Zur Zeit der Brandschatzung hatte Benin aber schon längst den Zenit seiner politischen Macht und seines Kunstschaffens überschritten. Die Kunstproduktion konzentrierte sich in dieser Zeit auf die Ahnenköpfe, andere Bereiche waren verschwunden. Die zahlreichen Bronzeplatten dienten nicht mehr als Palastverzierung, sondern lagerten verstaubt auf Speichern. Die Plastiken der letzten Periode waren dickwandig gearbeitet und mit Symbolen überladen. Die Eroberung durch die Briten führte zum Exil des letzten unabhängigen Oba (Ovoranmwen) und zum Auszug der Künstler und Handwerker aus der Königsstadt. Damit war die Kunstproduktion unterbrochen, bis 1914 der von den Briten eingesetzte Oba Eweka II. die Bronze- und Messinggießer wieder in die Stadt rief und sie Repliken der alten Kunstwerke herstellen ließ.
 
Für die einzelnen Bereiche der Kunst und des Kunsthandwerks waren jeweils spezialisierte Gilden zuständig. Jede dieser Gilden lebte in einem bestimmten Viertel der Stadt, außerhalb des Palastbezirks. Dieser war durch einen Wall von der Stadt getrennt. Die unterschiedlichen Typen, die das 500-jährige Kunstschaffen Benins prägen, lassen sich auf verschiedene Vorstellungen zurückführen. Die Bronze- und Messingköpfe beispielsweise hängen mit der Idee zusammen, dass ein Territorium ursprünglich erst dann als erobert galt, wenn der König getötet und sein Kopf abgeschlagen war. Erst dann konnten die früheren Bewohner auf ihr altes Territorium zurückkehren. Den abgeschlagenen Kopf gab der Oba seiner Gelbgießergilde, damit sie einen Abguss herstellte. So muss man annehmen, dass die ältesten Benin-Köpfe Kriegstrophäen darstellen, die man auf den Ahnenaltären aufbewahrte. Als in späteren Perioden die Herrschaft der Obas gefestigt war, sind aus den Köpfen wohl Erinnerungsbilder an die eigenen Ahnen geworden. Die mit Schnitzereien verzierten Stoßzähne steckte man auf die Köpfe. Die Köpfe selbst schmückte man mit vielen Symboltieren, und im 19. Jahrhundert erhielten sie schließlich Seitenflügel. Den Hals umwickelte man mit zahlreichen Korallenperlen - bis zu 44 Reihen. Sie sollen aus dem Palast des Meeresgottes Olokun stammen, der auch als Gott des Reichtums gilt. Die Schnitzereien auf den Stoßzähnen handeln von den Taten des zu ehrenden Oba. Es werden aber auch mythische Szenen aus dem Palast Olokuns, des Gottes der Meere, gezeigt. Da aber zur Zeit ihrer Entstehung nur die hohen Würdenträger und die Schnitzer selbst in die Inhalte eingeweiht waren, sind die Darstellungen heute kaum zu interpretieren.
 
Die wunderschönen Frauenköpfe aus Messing, die aus Benin erhalten sind, repräsentieren meist die Königinmutter, die am Hof großen Einfluss hatte. Die Köpfe tragen Hauben und sind reichlich mit Korallenperlen besetzt. Oba Esigie soll den ersten Frauenkopf in Auftrag gegeben haben, um seine Mutter zu ehren, die ihm in seinen Kriegen eine große Stütze war. Die Palastplatten sind sehr wahrscheinlich vom 17. Jahrhundert an entstanden; heute soll es noch etwa 900 davon geben. Mit ihnen waren in der Frühzeit Benins die Pfeiler des Palastes verkleidet. Sie zeigen den Oba, Würdenträger, Krieger, Boten, Europäer — vor allem Portugiesen —, Musiker, Tiere und Ähnliches. Ihre eher statische Darstellung lässt an außerafrikanische Vorlagen denken, die aber afrikanisch interpretiert wurden. Auf zahlreichen Platten scheint ein Bezug zum Wasser auf, vielleicht zum Gott des Meeres Olokun. Neben dem allgegenwärtigen Schlammfisch werden wiederholt Krokodilsköpfe gezeigt.
 
Daneben gehören Leopard und Schlange zu den wohl am häufigsten dargestellten Tieren. Sie haben beide großen symbolischen Aussagewert. Das alte Benin lag in einer weiträumigen Waldlichtung. Der Leopard aber gilt als der König des Waldes. Er ist das Alter-Ego-Tier des Oba (sein tierischer »Zwilling«) wie auch in zahlreichen Königreichen und Häuptlingtümern des afrikanischen Waldgebietes. Leopardenfell und Zähne durfte nur der Oba besitzen. Wenn er einem hohen Würdenträger ein Halsband mit Leopardenzähnen schenkte, kam dies einer Belehnung gleich und erforderte absolute Unterwerfung unter seine Anordnungen. Die Riesenschlange wiederum ist das chthonische, das heißt das mit der Erde verbundene Tier schlechthin. Sie ist Sinnbild der Ahnen und symbolisiert ewiges Leben. Aber auch Reichtum und Wohlergehen werden mit ihr verbunden. Häufig taucht in Afrika die Pythonschlange auch als Regenbogenschlange auf. In dieser Eigenschaft verbindet sie Himmel und Erde, männliches und weibliches Prinzip. Sie gilt als Tier der Mutter Erde, und doch ist sie der Form nach Phallus, männliches Prinzip.
 
Zu den bekanntesten Kunstwerken, die neben den Bronzeplatten und -köpfen und den mit Schnitzereien verzierten Stoßzähnen in Benin hergestellt wurden, zählen auch ganze Bronzefiguren, kleine Elfenbeinmasken, fein gearbeitete Armreifen aus Elfenbein und Messing, Würdestäbe und Metallglocken. Heute hat die alte Palastkunst Benins ihren Sitz im Leben verloren. Die Kunst des Königreichs Benin wird in Museen gehütet. Auf den einheimischen Märkten werden keine authentischen alten Objekte verkauft. Die hier gehandelten Stücke sind nahezu ausschließlich Duplikate.
 
Prof. Dr. Josef Franz Thiel
 
Literatur:
 
Afrikanische Kunst aus der Sammlung Han Coray 1916—1928, herausgegeben von Miklós Szalay u. a. Ausstellungskatalog Völkerkundemuseum der Universität Zürich. München u. a. 1995.
 
Benin. Kunst einer afrikanischen Königskultur. Die Benin-Sammlung des Museums für Völkerkunde Wien, bearbeitet von Armand Duchâteau. Neuausgabe München u. a. 1995.
 Broszinsky-Schwabe, Edith: Kultur in Schwarzafrika. Geschichte — Tradition — Umbruch — Identität. Köln 1988.
 Förster, Till: Kunst in Afrika. Köln 1988.
 Kecskési, Maria: Kunst aus dem alten Afrika. Ausstellungskatalog Staatliches Museum für Völkerkunde, München. Innsbruck 1982.


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