Recife
[rre'sifi; portugiesisch »Riff«], früher Pernambụco, Hauptstadt des Bundesstaates Pernambuco, Brasilien, an der Mündung des Rio Capiberibe in eine Lagune vor der Atlantikküste, (1996) 1,346 Mio. Einwohner; die bedeutendste Hafen-, Handels- und Industriestadt Nordostbrasiliens, aufgrund günstiger Verkehrslage, großer industrieller Aktivität und dadurch starker Zuwanderung aus dem Trockengebiet des Sertão Nordostbrasiliens eine der am schnellsten wachsenden Großstädte der Tropen (Ende des 19. Jahrhunderts: 130 000, 1950: 512 400 Einwohner); katholischer Erzbischofssitz; zwei Universitäten, landwirtschaftliche Hochschule, Ozeanographisches Institut u. a. wissenschaftliche Institute, Bibliotheken, Museen, Theater; Sitz der SUDENE, der staatlichen Planungsbehörde für den Nordosten; Zuckerraffinerie, Textil-, chemische, pharmazeutische, Zement-, Möbel-, Elektro-, Papier-, Konservenindustrie; einer der Ausgangspunkte der Transamazônica, internationaler Flughafen.- Recife ist gegliedert durch Wasserläufe und Kanäle mit vielen Brücken (»brasilianisches Venedig«). Der älteste Stadtteil liegt auf einer schmalen Nehrung, die Stadtteile Santo Antônio (die Bauten erinnern zum Teil noch an die niederländische Besetzung; sonst heute Hochhausbebauung) und São José auf Inseln; Bôa Vista auf dem Festland, der modernste Stadtteil (mit Hochhäusern), wächst rasch landeinwärts, wo auch die Elendsquartiere (»Mocambos«) der Schwarzen sind.
Stadtbild:
Reizvolles Stadtbild mit zahlreichen Bauten aus der Kolonialzeit. Zu den schönsten Kirchen gehören São Francisco de Assis (1606), Madre de Deus (1706-1730) mit Doppelturmfassade, Santa Teresa (1710-37) mit Wand- und Deckenmalereien, Nossa Senhora dos Prazeres (17. Jahrhundert, Fassade 18. Jahrhundert, im Innern Azulejosdekoration); in der Capela Dourada (1697 geweiht) vergoldete Schnitzereien und Wandgemälde..
Geschichte:
Recife, im 16. Jahrhundert Umschlagplatz von Olinda, wurde nach der Eroberung Nordostbrasiliens durch die Niederländer 1630 Hauptstadt von Niederländisch-Brasilien (bis 1654); 1636-44 residierte hier Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen als Statthalter der niederländischen Westindischen Kompanie. Seit 1825 (in Nachfolge von Olinda) Hauptstadt von Pernambuco.
Literatur:
H. Wilhelmy u. A. Borsdorf: Die Städte Südamerikas, 2 Bde. (1984-85).