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CHRISTENTUM: SIEG IM ZEICHEN DES KREUZES

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Christentum: Sieg im Zeichen des Kreuzes
 
Im Jahre 30 starb in Jerusalem als Aufrührer gegen die Ordnung Roms der Mann, der wie kein zweiter antiker Mensch europäische Geschichte schreiben sollte: Jesus von Nazareth. Seine Anhänger, die ihn als Gottes Sohn liebten und als Richter des letzten Tages fürchteten, kehrten der Welt den Rücken. War sie doch voller Fallstricke für den irdischen Pilger, der während seines kurzen Erdendaseins die ewige Seligkeit nicht verspielen wollte. »Keine Angelegenheit ist uns fremder als eine öffentliche«, hatte stellvertretend für sie der Kirchenvater Tertullian gelehrt. So verfolgte sie der römischen Staat als todeswürdige Verbrecher, da ihre Abkehr von den Nöten und Herrlichkeiten dieses Lebens den Frieden der Gesellschaft störte.
 
Fast drei Jahrhunderte waren vergangen, als Ende Oktober des Jahres 312 n. Chr. der römische Kaiser Konstantin ein Heer vor die Tore Roms führte. Dort, an der Milvischen Brücke, wagte sein Gegner Maxentius alles und verlor. Niemand mochte jetzt noch zweifeln, dass ein Gott dem Kaiser beigestanden hatte. Vor allem die Christen waren sich dessen sicher. Denn in ihren Augen erschien dieser Kampf, der ihr Leben von Grund auf verändern sollte, nicht als das uralte Ringen zweier Rivalen um die Macht, sondern als die Entscheidung über die Wahrheit ihres Glaubens. Wie aber hatte Gott seinen Willen kundgetan, er, der schon die Mauern von Jericho zum Einsturz gebracht hatte?
 
Jahre später wusste der Kirchenvater Eusebios genau zu berichten, was sich zugetragen hatte: Konstantin und seine Truppen hätten noch vor dem Marsch über die Alpen am hellen Mittagshimmel, hoch über der Sonne, »ein Kreuz aus Licht, und dazu die Worte: Darin siege!« gesehen; in der Nacht darauf sei Christus dem Kaiser im Traum erschienen, habe auf das Himmelszeichen des Vortags gedeutet, und ihn aufgefordert, es nachzubilden. Der Kaiser tat wie ihm geheißen und »die Hand Gottes waltete über dem Schlachtfeld« und gab ihm den Sieg.
 
Der Bericht verdichtet zu einen Gnadenbild, was die historische Forschung den Anbruch einer neuen Epoche nennt. Denn dieser Oktobertag bildet das auffallendste Glied einer Kette von Entscheidungen, die alle in eine Richtung wiesen: die Christianisierung des Imperiums. Diese konnten sich die Frommen nicht als Ergebnis rationalen Kalküls, sondern nur als einmaligen Akt der Bekehrung erklären. Gott, so verstand es im Licht der Erzählung jedes Kind, hatte den Sieg denen gegeben, die ihm vertrauten.
 
 Das Bündnis von Staat und Kirche
 
Das Bündnis, das Kaiser und Kirche in den folgenden Jahrzehnten schlossen, versprach beiden Vorteile. Der Monarchie gab es die sakrale Würde einer von Gott gegebenen Institution. Den Christen schenkte es ein neues, wenn auch für ihre Seelen gefahrvolles Leben. Denn ihr kaiserlicher Patron drängte sie jetzt von den Rändern in die Mitte des Lebens. Dort wartete die Verantwortung für Staat und Kommune, für Armee und Krieg. Viele waren vorbereitet, sie auch zu übernehmen, allen voran die Bischöfe. Sie hatten ihre Gemeinden nach römischen Mustern geordnet, und ihre besten Köpfe hatten unbeirrbar in der römischen Tradition die geistige, innerhalb des Imperiums die politische und soziale Heimat jedes Christen gesehen. So fiel es ihnen leicht, Gott und dem Kaiser zu dienen - auch mit dem Schwert in der Hand, wenn es galt, Krieg gegen aggressive Barbaren zu führen, die alles zu vernichten drohten, was die römische Zivilisation der Welt gegeben hatte: Friede, Wohlstand und städtische Lebensordnung.
 
Der Staat erwartete jedoch mehr. Schon bald mussten die bestürzten Christen erfahren, dass das Wohlwollen des Kaisers in Bevormundung umschlug und er sich nicht scheute, den innerkirchlichen Zank um die rechte Lehre zu verstaatlichen. Den Weg dorthin wiesen ihm enttäuschte Hoffnungen: »Ich war überzeugt«, schrieb Konstantin an den Bischof von Alexandria, »würde es mir gelingen, die Diener Gottes zur Einheit zu bringen, würden sich auch die politischen im Einklang mit den religiösen Angelegenheiten zum Besseren wenden.« Nichts davon trat ein. Denn die Bischöfe fanden nicht die Kraft, der Häretiker Herr zu werden und ihre dogmatischen Streitigkeiten zu lösen. Damit zwangen sie den Kaiser, notfalls selbst zu ordnen, was die Theologen nicht entwirren konnten. So regelte im Jahre 380 ein kaiserliches Edikt und nicht der Spruch der Bischöfe den Streit um die Natur Christi und definierte, wer Katholik und wer Ketzer sei.
 
Der Widerstand gegen diese Anmaßung, über den Inhalt des Glaubens per Gesetz zu verfügen, formierte sich schnell und hatte im Westen des Imperiums Erfolg. »Die Kirche gehört Gott - sie wird darum nicht dem Kaiser ausgeliefert«, rief 386 Ambrosius, Bischof von Mailand, seiner Herde zu. Gestützt auf diesen Grundsatz zog die Kirche des Westens am Ende eines langen Kampfes eine Grenze zwischen sich, der einen, an ihren universalen Missionsauftrag gebundenen Institution Gottes, und der weltlichen Macht, deren Schicksal von vielen sich ablösenden Staaten geprägt sein konnte. Der griechische Osten wollte dem nicht folgen: Dort blieb immer unbestritten, was Mitte des 4. Jahrhunderts der Bischof von Milive seinen Brüdern geschrieben hatte: »Nicht ist der Staat in der Kirche, sondern die Kirche ist im Staat.«
 
Die Einheit des Reiches, so hatte der erste christliche Kaiser gehofft, werde durch die Förderung der christlichen Kirche gestützt. Das Gegenteil trat ein. Denn der Gott der Christen war ein eifersüchtiger Gott. Weder im Himmel noch auf Erden wollte er einen Rivalen neben sich dulden. Also führten seine Gläubigen unerbittlich Krieg gegen die alten Götter und stürzten ihre Bilder um. Den Kaiser machten sie in diesem Kampf zu ihrem Verbündeten, dessen Gnadenerweise ihrer Kirche nützen und dessen Zorn die Heiden treffen musste. Niemand konnte diesen Konflikt, der die Gesellschaft spaltete, aufhalten; er endete 416 mit dem Ausschluss der Heiden vom Kriegs- und höheren Verwaltungsdienst.
 
Noch gefährlicher für den inneren Frieden wurde das Ringen um den rechten Glauben. Jesus hatte die Erlösung von allem Übel jenseits der Schwelle des Todes versprochen, aber den Weg dorthin nur ungenau beschrieben. Also brach immer wieder Streit aus, kam es zu Abspaltungen, verfingen sich die Theologen in spitzfindigen Diskussionen über die Wesenseinheit von Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist, das Verhältnis der göttlichen zur menschlichen Natur Jesu, die heilsgeschichtliche Rolle der Jungfrau Maria, die Vergebung der Sünden und die Wirksamkeit der göttlichen Gnade. Damit taten sie das ihrige, auf der Landkarte des Reiches einen Graben zu ziehen, der entlang des 20. Längengrades das Mittelmeer in eine westliche (lateinische) und östliche (griechische) Hälfte spaltete. Hier, in der 330 neu gegründeten Hauptstadt Konstantinopel, beanspruchte der Patriarch denselben Ehrenrang wie der Bischof von Rom. 1054 schließlich verfluchten die römisch-katholische und die griechisch-orthodoxe Christenheit einander und lösten endgültig eine Verbindung, die das römische Schwert geschaffen und für immer hatte erhalten wollen.
 
 Die Folgen des Sieges
 
Am Ende des 4. Jahrhunderts hatte der auf Golgatha Gekreuzigte über alle seine heidnischen Widersacher gesiegt. Weitere 600 Jahre später, als im fernen Island der letzte Bewohner sein Knie beugte, war der Sieg vollständig: Nach Jahrhunderten unendlicher Mühen erblickten die Missionare Christi nur noch die Wasserwüsten des Nordatlantik und glaubten ihr Werk vollendet. Ihre Gemeinden hatten sie nach römischen Vorbildern organisiert, und Kult, Lehre und Glaube hüllten sie in den Mantel der Sprache Roms. So sprach das ganze Mittelalter hindurch Gott zu den Seinen ausschließlich Lateinisch und sein universaler Herrschaftsanspruch spiegelte sich in der Universalität der Sprache des einst weltumspannenden Imperiums.
 
Prof. Dr. Werner Dahlheim


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