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ABENDLÄNDISCHES SCHISMA: PÄPSTE IN ROM, AVIGNON UND PISA

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Abendländisches Schisma: Päpste in Rom, Avignon und Pisa
 
Nach dem Tod Gregors XI. in Rom am 27. März 1378 wuchsen die Spannungen. Die Römer forderten einen der Ihren oder zumindest einen Italiener zum Papst, favorisierten wohl Giacomo Orsini. Das am 7. April zusammengetretene Konklave mit 16 Kardinälen — sechs weitere waren in Avignon geblieben — war intern zerstritten, musste aber wegen des Drucks von außen schnell einen gemeinsamen Kandidaten präsentieren. Nach tumultuösen Unterbrechungen wählten am folgenden Tag nur noch zwölf Kardinäle Bartolomeo Prignano, den Erzbischof von Bari und kommissarischen Leiter der päpstlichen Kanzlei, zum Papst. In den ersten Schreiben und Wahlanzeigen bezeichnete man den als Urban VI. inthronisierten Prignano zumindest nach außen hin als kanonisch gewählten Amtsinhaber. Der Wahlverlauf hatte schon bei Zeitgenossen Zweifel an der Rechtmäßigkeit geweckt, zu dem sich die Kardinäle aber weder während noch direkt nach dem Konklave äußerten. Spätere Aussagen nach Beginn der Kirchenspaltung, des Schismas, über die damalige Situation spiegeln natürlich auch die jeweiligen, zum Teil veränderten Standpunkte wider.Urban VI. gelang es nicht, nach der Wahl konsensstiftend zu wirken, im Gegenteil.
 
 Der Beginn des Schismas
 
Innerhalb kurzer Zeit führte das Auftreten Urbans zu dem Vorwurf der incapacità, der persönlichen Unfähigkeit bzw. Ungeeignetheit zum Papst. Im Sommer verließen die nichtitalienischen Kardinäle die Stadt Rom mit Zustimmung Urbans wegen der ungünstigen klimatischen Verhältnisse — was kein bloßer Vorwand war — und gingen nach Anagni; von den italienischen Kardinälen war wohl zudem Orsini ein Gegner Urbans. Mit zunehmender Distanz betrachteten sie die Wahl als ungültig, zum einen wegen der Umstände des Wahlaktes, zum anderen wegen des Irrtums in der Person des Gewählten und dessen Eigenschaften. Am 20. Juli erklärten sie schließlich offiziell die Unrechtmäßigkeit der Wahl, nachdem man sich nicht auf ein Konzil als Schiedsinstanz hatte einigen können. Urban forderte nach vorübergehendem Zögern die absolute Anerkennung, die Kardinäle reagierten mit einem neuen Konklave in Fondi, wo sie am 20. September Kardinal Robert von Genf zum Papst wählten. Klemens VII., der nach Avignon ging, wurde unterstützt von sämtlichen Kardinälen und dem größten Teil der kurialen Verwaltung. Er schien zunächst die besseren Chancen zu besitzen, konnte sich aber letztlich in Italien nicht durchsetzen.
 
Die Frage nach der Gültigkeit der ersten Wahl und der Rechtmäßigkeit der zweiten war schon bei den Zeitgenossen und ist bis heute kirchenrechtlich wie in der Forschung umstritten. Wie auch immer, das (Große) Abendländische Schisma war Realität geworden, und die Kritik an der Person und der Wahl Urbans erscheint durchaus berechtigt. Im Gegensatz zu den früheren Schismen, entstanden aus Interessenkonflikten zwischen Kaisern und Päpsten, entwickelte sich dieses aus der Kirche selbst. Aber es war in keiner Phase ein religiös begründeter Konflikt, kein Streit über verbindliche Dogmen oder differierende Auslegungen der Bibel oder kirchlicher Autoritäten.
 
Nach einer Zeit der Unklarheit oder des Wechsels kristallisierte sich heraus, dass Urban VI. in Italien, im Reich, genauer im Machtbereich König Wenzels, in England, Ungarn sowie im Norden und Osten Europas anerkannt wurde; die Parteigänger Klemens' VII. waren Schottland, Frankreich, Burgund, Savoyen, Neapel, südwestdeutsche Gebiete und Österreich. Erst nach zum Teil langen Untersuchungen über die Legitimität der Päpste schlossen sich die Reiche der Iberischen Halbinsel ebenfalls Avignon an. Entscheidend waren neben den kanonistisch-rechtlichen Überlegungen die politischen Standpunkte: England und Frankreich mussten vor dem Hintergrund des Hundertjährigen Krieges verschiedene Lager wählen. Insgesamt führte das Schisma zu einem erheblichen Autoritäts- und Ansehensverlust des Papsttums und begünstigte den weiteren Ausbau der Nationalkirchen in Westeuropa. Die häufig kritisierte, in Avignon entwickelte kuriale Finanzpolitik wurde nun, soweit es die wachsenden Widerstände erlaubten, von beiden Seiten in ihrer jeweiligen Obödienz (Anhängerschaft) fortgeführt und teilweise noch intensiviert. Auch die Praxis, Verwandten und Freunden günstige Positionen und damit Einnahmen zu sichern, setzten die Päpste während des Schismas fort.
 
Urban VI., der sich an den italienischen Auseinandersetzungen in wechselnden Bündniskonstellationen beteiligte — immerhin konnte er seinen Kandidaten Karl von Durazzo in Neapel durchsetzen —, verließ 1383 heimlich Rom und residierte in verschiedenen Städten Italiens. Nach seiner Flucht aus der belagerten Burg von Nocera, wohin er sich 1384 von Neapel aus gewandt hatte, ließ Urban 1385 in Genua vier seiner eigenen Kardinäle wegen einer angeblichen Verschwörung hinrichten. Wie auch Klemens VII. versuchte er, militärisch Tatsachen zu schaffen, die zu seiner allgemeinen Anerkennung führen sollten.
 
Nach dem Tod Urbans (✝ 1389) wählte das Konklave in Rom den neapolitanischen Kardinal Pietro Tomacelli, der als Bonifatius IX. geweiht wurde. Bemühungen, das Schisma durch eine Aussetzung der Neuwahl zu beenden, scheinen nicht unternommen worden zu sein. Bonifatius IX. gab die sprunghafte Politik seines Vorgängers auf, wandte sich gegen Frankreich und die Anjou. Der Kirchenstaat und Rom mussten die päpstliche Oberhoheit wieder anerkennen, das in Avignon entwickelte Finanzsystem konnte Bonifatius für sich nutzen, Ablässe wurden als Einnahmequelle verstärkt gewährt und der Nepotismus (Vetternwirtschaft) blühte. Bei seinem Tod war die Hälfte des kleinen Kardinalkollegs mit ihm verwandt oder verschwägert. Primär blieb Bonifatius ein weltlicher Fürst, der Kirchenstaat war eben auch stets ein Faktor im italienischen Mächtespiel, eine Beschränkung auf rein geistliche Aufgaben war im politischen Kräftespiel kaum zweckmäßig und auch nicht angestrebt.
 
 Fortsetzung der Spaltung
 
In den theologischen Gutachten zur Lösung des Schismas standen zunächst die Möglichkeit einer Einigung oder die Abdankung der konkurrierenden Päpste im Vordergrund. Die französische Regierung zielte wohl auf eine Verzögerung der Neuwahl nach dem Tod Klemens' VII. (✝ 1394), doch bestieg Kardinal Pedro de Luna, der bereits 1378 mitgewählt hatte, nach Empfang von Priester- und Bischofsweihe als Benedikt XIII. im selben Jahr den päpstlichen Stuhl in Avignon. Sowohl Bonifatius IX. als auch Benedikt XIII. sahen sich als zweifelsfrei legitime Päpste. Weder in Verhandlungen mit der Gegenseite noch unter politischem Druck war einer von ihnen zum Nachgeben bereit; selbst seine endgültige Absetzung in Konstanz 1417 erkannte Benedikt nicht an.
 
Für die französische Politik gegenüber beiden Päpsten erhielt die Pariser Universität zentrale Bedeutung. Auf drei Synoden des französischen Klerus und der Universitätsmitglieder in Paris beschlossen die Anwesenden zunächst 1395 die Abdankung der Päpste als Lösungsmöglichkeit und entzogen 1398 nach verweigerter Zustimmung Benedikts XIII. mit großer Mehrheit gegen vor allem südfranzösischen Widerstand die Obödienz. Diese Entscheidung übernahm und verkündete auf Weisung hin der nur zeitweise regierungsfähige französische König Karl VI. nach vorheriger politischer Einigung mit England. Neben dem Benefizien- und Gehorsamsentzug war dem Papst so die finanziell wichtige Besteuerung des französischen Klerus genommen, was ihn zur Abdankung zwingen sollte. Außerdem stärkte dies Krone und Nationalkirche gegenüber den Ansprüchen des Papsttums. Die Mehrzahl der Kardinäle verließ als Konsequenz die Kurie und übersiedelte nach Villeneuf-lès-Avignon auf französischen Boden. Aufseiten der Anhänger Bonifatius' IX. folgte allerdings niemand dem französischen Vorgehen.
 
Seit dem Herbst 1398 wurde der Papstpalast in Avignon ohne Erfolg belagert, was nicht zuletzt auf die mangelhafte Durchschlagskraft der Artillerie zurückzuführen war, damals ein prinzipielles Problem beim Angriff auf Befestigungen. Trotz eines Waffenstillstandes im folgenden Jahr blieb Benedikt XIII. ein »Gefangener«, bevor er im März 1403 in die Provence fliehen konnte, deren Grafen ihn im Vorjahr wieder als Papst anerkannt hatten. Seiner Obödienz unterstellte sich im Mai 1403 auch Frankreich wieder. Die Konkurrenzsituation zwischen Avignon und Rom nutzten manche Landesherren dazu, massiv in die Besetzung geistlicher Positionen einzugreifen, gerade im Finanzsektor übernahm besonders der französische König Funktionen der Kurie. Benedikt XIII. ließ Bonifatius IX. Vorschläge zur gemeinsamen Abdankung vorlegen, die aber, wie wohl von ihm erhofft, abgelehnt wurden.
 
Nach dem Tod Bonifatius' (1404) folgte Innozenz VII. als neuer Papst nach, der jedoch keine Initiativen zur Beilegung des Schismas entfaltete. 1406 folgte ihm der hochbetagte Gregor XII. Zu seiner Wahlkapitulation gehörten ein Verhandlungsangebot an Avignon und die auch öffentlich verkündete Bereitschaft zum Rücktritt — freilich nur gemeinsam mit Benedikt XIII. Die Abgesandten beider Päpste einigten sich schließlich 1407 in Marseille auf ein Treffen im südwestlich von Genua gelegenen Savona. Benedikt XIII. erschien immerhin zum Verhandlungstermin, weigerte sich aber, seine mündlich zugesicherte Abdankungsbereitschaft schriftlich zu fixieren; Gregor XII. blieb in Lucca, zu tief war das gegenseitige Misstrauen.
 
 Auf dem Weg zur Beendigung des Schismas
 
Die entscheidenden Schritte zur Behebung des Schismas unternahmen andere: Nach dem Scheitern der Unionsverhandlungen im Mai 1408 verließen die Kardinäle Gregor XII. und flohen nach Pisa. Frankreich erklärte sich im Mai 1408 gegenüber beiden Päpsten für neutral, im Januar schon hatte man diesen Schritt bei Nichterreichen der Kirchenunion angedroht und kündigte Bene- dikt XIII. erneut die Obödienz auf. Benedikt reagierte mit Exkommunikation und Interdikt, während die französische Krone die bereits im Vorjahr erlassenen Ordonnanzen mit dem Verbot päpstlicher Steuererhebung und der Wiederherstellung des Wahlrechts der Kapitel in Kraft setzte. Benedikt XIII. verließ das für ihn nunmehr unsichere Oberitalien und kündigte ein Konzil in Perpignan an, wo er im Sommer 1408 eintraf. Nach Pisa kamen nun auch sieben Kardinäle Benedikts, die gemeinsam mit denen Gregors über den Ort des geplanten Konzils verhandelten. Die auch von den politischen Verhältnissen Italiens verursachten Hindernisse konnten mühsam überwunden werden und im Spätsommer erzielte man Einigkeit: Für den März des kommenden Jahres wurde die Kirchenversammlung nach Pisa einberufen. Dagegen diente die Synode Benedikts XIII. vor Prälaten aus Spanien und Südfrankreich primär der Rechtfertigung seiner Bemühungen zur Beilegung des Schismas, bevor sie dann von 1409 bis 1416 unterbrochen wurden. Gregor XII. strebte gleichfalls eine Versammlung in Cividale an, die aber, da sich viele italienische Bischöfe nach Pisa gewandt hatten, als Misserfolg endete.
 
Das Konzil mit seinen etwa fünfhundert geistlichen Würdenträgern, Theologen, Juristen sowie Abgesandten der Fürstenhöfe repräsentierte den größeren Teil der abendländischen Christenheit, allerdings ließ der deutsche König Ruprecht von der Pfalz Protest einlegen, weil er weiterhin Gregor XII. anhing. Ablehnend verhielten sich dazu die Königreiche Aragón, Kastilien und Schottland sowie Ladislaus von Neapel. Die Leitung des Konzils lag wohl beim Kardinalskollegium, ohne dass dies offiziell solche Funktionen übernahm. Ziel war die Durchführung eines Prozesses gegen beide Päpste und die Neuwahl bei der zu erwartenden Verurteilung. Gregor XII. und Benedikt XIII. wurden mehrfach geladen, zunächst zum Konzil, dann zur Verteidigung, erschienen jedoch aus verständlichen Gründen nicht. Ein knappes Vierteljahr nach Eröffnung des Konzils wurden beide Päpste am 5. Juni 1409 als notorische Schismatiker, Eidbrecher und Häretiker abgesetzt, der päpstliche Stuhl für vakant erklärt.
 
Das Konklave, 24 Kardinäle, 14 der ehemals avignonesischen, 10 der zuvor römischen Obödienz, wählte am 26. Juni 1409 einstimmig den Kardinal und Franziskaner Petros Philargis zum neuen und, wie man hoffte, allgemein anerkannten Papst (Alexander V.). Die Neuwahl bildete den eigentlichen Abschluss des nun von Alexander V. geleiteten Konzils. Diskussionen über notwendige Reformen der Kirche wurden verschoben; ein neues Konzil wurde für das Jahr 1412 geplant.
 
Nicht unumstritten ist die Bewertung Pisas, insbesondere wird dem Konzil teilweise der ökumenische Charakter abgesprochen, was aber so auch auf andere derartige, offiziell anerkannte Kirchenversammlungen des Mittelalters zutreffen würde. In der offiziellen Zählung der katholischen Kirche wurde es dann auch nicht den ökumenischen Konzilien zugeordnet. Zwar konnte die Kirchenunion nicht erreicht werden, aber man hatte doch günstige Vorbedingungen geschaffen, die in Konstanz schließlich zum Erfolg führen sollten. Zunächst aber gab es statt zwei nunmehr drei Päpste, wenn auch mit unterschiedlich großen Obödienzen. Zu Gregor XII. bekannten sich eine eher geringe Zahl italienischer Anhänger, vorerst das deutsche Reich und Ungarn. Benedikt XIII. war in Schottland, weiten Teilen Spaniens sowie in südfranzösischen Regionen anerkannt. Die größte Obödienz blieb so für den neu gewählten Alexander V.
 
Alexander V. ging zu dem Kardinallegaten von Bologna, Baldassare Cossa, wo er bereits im Mai 1410 starb. Cossa, eine der treibenden Kräfte der Konzilseinberufung, wurde noch im gleichen Monat in Bologna zum Nachfolger Alexanders gewählt, obwohl dem einem neapolitanischen Adelsgeschlecht entstammenden Johannes XXIII., wie er sich nannte, nachgesagt wurde, in seiner Jugend Seeräuber gewesen zu sein. Auch ihm gelang es nicht, die Absetzung seiner Konkurrenten zu erzwingen, im Patrimonium setzte sich Johannes XXIII. aber zunächst durch, so wie die Konklaveteilnehmer erhofft hatten.
 
Prof. Dr. Ulf Dirlmeier und Dr. Bernd Fuhrmann
 
Weiterführende Erläuterungen finden Sie auch unter:
 
Konzilien des 15. Jahrhunderts: Um die Einheit der Kirche
 
Grundlegende Informationen finden Sie unter:
 
Avignonesisches Exil (1309 bis 1376): Die Päpste in Avignon
 
Literatur:
 
Handbuch der Kirchengeschichte, herausgegeben von Hubert Jedin, Band 2 und 3. Sonderausgabe Freiburg im Breisgau u. a. 1985.
 Esch, Arnold: Bonifaz IX. und der Kirchenstaat. Tübingen 1969.
 
Genèse et débuts du grand Schisme d'Occident. (1362-1394). Paris 1980.
 Müller, Ewald: Das Konzil von Vienne 1311-1312. Seine Quellen und seine Geschichte. Münster 1934.
 Sieben, Hermann Josef: Die Konzilsidee des lateinischen Mittelalters (847-1378). Paderborn u. a. 1984.
 Sieben, Hermann Josef: Traktate und Theorien zum Konzil. Vom Beginn des Großen Schismas bis zum Vorabend der Reformation (1378-1521). Frankfurt am Main 1983.
 Smith, John Holland: The great Schism 1378. London 1970.


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