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DRITTER WEG

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dritter Weg: übersetzung

dritter Weg,
 
gesellschaftstheoretisches und politisches Schlagwort, unter dem sowohl liberale als auch marxistische Theoretiker bei gegensätzlichen Ausgangspositionen ein neues Gesellschaftsmodell, d. h. eine zwischen privatwirtschaftlicher Marktwirtschaft und liberaler sozialistischer Planwirtschaft angesiedelte »freisoziale Ordnung«, entwickelt haben. Dritter-Weg-Strategien zielen auf eine friedliche, reformistische Herbeiführung eines Strukturwandels. Das angestrebte ökonomische und politische System soll bewusste Planung und Koordination der Wirtschafts- und Verteilungsstrukturen mit flexibler Marktsteuerung der laufenden Wirtschaftsprozesse verbinden und durch ein Nebeneinander verschiedenen Eigentumsformen (staatlicher, privater, genossenschatlicher Sektor) sowie pluralistische Organisationsprinzipien charakterisiert sein. Elemente der Demokratie (z. B. Gewaltenteilung, liberale Grundrechte) werden mit Forderungen nach Selbstverwaltung und alternativer Entwicklung verbunden.
 
Geschichte:
 
Die Unschärfe des Begriffs dritter Weg implizierte, dass seinem Theorieansatz - nicht unumstritten - verschiedene Konzepte zugerechnet wurden (bis hin zur Lehre von der sozialen Marktwirtschaft; u.a. W. Röpke). Elemente einer Dritter-Weg-Strategie zwischen sozialdemokratischem Reformismus und Marxismus-Leninismus wurden v. a. 1905-25 im Austromarxismus entwickelt (besonders M. Adler, O. Bauer). Nach 1945 kam es mit der Herausbildung bipolarer Machtstrukturen (Ost-West-Konflikt) und der Erstarrung im Kalten Krieg, Stalinismus und Antikommunismus ab Ende der 40er-Jahre zu Versuchen unabhängiger Politik außerhalb der Systemblöcke, die in den 50er-Jahren zur Bewegung der Blockfreien führte (eigentlicher Ursprung des Begriffs »Dritte Welt«); im Gefolge der Entkolonialisierung und der Entwicklung des Nord-Süd-Konflikts orientierten sich mannigfach - wenig erfolgreich - verschiedene politische Kräfte in den Ländern der »Dritten Welt« an Wirtschafts- oder Politikmodellen des dritten Weges (u. a. in Chile, 1971-73). Auch Teile der Sozialdemokratie der westlichen Industrieländer blieben lange der Wirtschaftskonzeption eines dritten Weges verhaftet (u. a. in Deutschland K. Schumacher). Vorstellungen eines unabhängigen »mittleren Weges« wurden auch im kommunistischen Lager entwickelt: vom Titoismus (Arbeiterselbstverwaltung) in Jugoslawien über den Reformkommunismus (v. a. Prager Frühling 1968; O. Šik) bis zum alternativen Gesellschaftsmodell zwischen Sozialdemokratie und Staatssozialismus, wie es in einigen westeuropäischen kommunistischen Parteien Mitte der 70er-Jahre diskutiert wurde (Eurokommunismus). V. a. die ostdeutsche Bürgerbewegung zeigte sich bis 1989 - im Unterschied zur »bürgerlichen« Opposition der 40-/50er-Jahre - gegenüber »alternativen« Konzepten eines dritten Weges (im Anschluss an u. a. R. Havemann und R. Bahro und an die neuen sozialen Bewegungen) aufgeschlossen. Alle Versuche, Dritter-Weg-Strategien erfolgreich in die Praxis umzusetzen, sind bisher gescheitert.
 
Literatur:
 
Eurokommunismus, ein d. Weg für Europa?, hg. v. H. Richter u. G. Trautmann (1979);
 
Otto Bauer u. der »d.« W., hg. v. D. Albers u. a. (1979);
 O. Šik: Humane Wirtschaftsdemokratie. Ein 3. W. (1979);
 M. Wöhlcke: Ein d. W. für die Dritte Welt? (1985).


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