Blair
[bleə],
1) Eric Arthur, englischer Schriftsteller, Orwell, George.
2) Hugh, schottischer Geistlicher und Schriftsteller, * Edinburgh 7. 4. 1718, ✝ ebenda 27. 12. 1800; wurde berühmt durch seine »Sermons« (1777-1801, 5 Bände; deutsch »Predigten«) und bereitete durch seine »Lectures on rhetoric and belles lettres« (1783, 2 Bände; deutsch »Vorlesungen über Rhetorik und schöne Wissenschaften«) der englischen Romantik den Weg.
3) Robert, schottischer Geistlicher und Dichter, * Edinburgh 17. 4. 1699, ✝ Athelstaneford (East Lothian) 4. 2. 1746. Seine religiös-schwermütige Blankversdichtung »The grave« (1743, 1808 von W. Blake illustriert; deutsch »Das Grab«) ist charakteristisch für die um die Mitte des 18. Jahrhunderts verbreitete Friedhofspoesie.
4) Ron, australischer Dramatiker, * Sydney 1942; Mitbegründer des Nimrod Theatre in Sydney (1970); sein Werk umfasst satirische Revuen, Einpersonenstücke und historische Dramen.
Werke: Flash Jim Vaux (1971, danach gleichnamige Ballad-Opera); President Wilson in Paris (1974); The Christian brothers (1976); Mad, bad and dangerous to know (1976); Marx (1983); Last day in Woolloomooloo (1983).
5) Tony, eigentlich Anthony Charles Lynton Blair, britischer Politiker, * Edinburgh 6.5. 1953; Rechtsanwalt, wurde 1975 Mitglied der Labour Party, 1983 ins Unterhaus gewählt; 1984-94 Sprecher der Opposition auf verschiedenen Gebieten (u. a. 1989-92 für Beschäftigungspolitik, 1992-94 für Innenpolitik); führte als Vorsitzender (Leader) der Labour Party (seit 1994) unter dem Slogan »New Labour, New Britain« die Erneuerung seiner Partei als eine weniger dogmatischen Mitte-links-Partei fort, um so auch die breite Mittelschicht anzusprechen. Nach dem höchsten Wahlsieg in der Geschichte seiner Partei (1. 5. 1997) übernahm Blair das Amt des Premierministers, in dem er wichtige innenpolitische Reformen (u. a. Einführung von Regionalparlamenten in Schottland und Wales, Beseitigung des Sitz- und Stimmrechts des Erbadels im Oberhaus, Sozialreform) durchführte und sich intensiv um eine Beilegung des Nordirlandkonflikts bemühte (Stormontabkommen vom 10. 4. 1998). Außenpolitisch leitete er eine aktive Europapolitik ein (besonders gerichtet auf eine stärkere Einbindung Großbritanniens in die EU); im Kosovokonflikt gehörte er zu den entschlossensten Verfechtern eines harten Kurses gegenüber dem jugoslawischen Präsidenten S. Milošević. In den ersten Jahren seiner Amtszeit von einer breiten Zustimmung in der Bevölkerung getragen, zog er aber u. a. durch seine Steuerpolitik (2000 wochenlange Proteste gegen die Benzinsteuern) und seinen bei vielen Briten nicht unumstrittenen europapolitischen Kurs auch zunehmend Kritik auf sich; wachsender Widerstand ging auch von der traditionellen Labour-Basis (v. a. den Gewerkschaften) besonders gegen die von Blair verfolgte Sanierung des Schul- und Gesundheitswesens mit Hilfe der Privatwirtschaft aus. Dennoch gelang ihm mit seiner Partei am 7. 6. 2001 erneut ein deutlicher Wahlerfolg; danach konnte Blair als erster Labourpolitiker eine zweite Amtszeit in Folge als Premierminister antreten. Nach den Terroranschlägen auf die USA am 11. 9. 2001 suchte er einen engen Schulterschluss mit dem amerikanischen Verbündeten im Rahmen der internationalen Antiterrorallianz (direkte Beteiligung Großbritanniens an der Militäraktion in Afghanistan, anschließend zunächst britische Führung einer dort eingesetzten multinationalen Friedenstruppe).
Im Mai 1999 erhielt Blair den Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen. Im Juni desselben Jahres legte er zusammen mit dem deutschen Bundeskanzler und SPD-Vorsitzenden G. Schröder eine als »Londoner Manifest« bezeichnete (auch als »Schröder-Blair-Papier« bekannte) Programmschrift zur Modernisierung sozialdemokratischer Politik in Europa vor.