Значение слова "BAUERNREGELN" найдено в 1 источнике

BAUERNREGELN

найдено в "Universal-Lexicon"
Bauernregeln: übersetzung

I
Bauernregeln,
 
Volkswetterregeln, volkstümliche Merksprüche (häufig als Reim) der Wettervorhersage und der Ernteweissagung, auch Regeln über bäuerliche Arbeitstermine, über Aderlass und Gesundheit; Tages- und Monatsregeln, Gewittersprüche, Tier- und Pflanzendeutungen. Bauernregeln beruhen zum Teil auf örtliche Wetterbeobachtungen für Lostage. (Bauernpraktik, hundertjähriger Kalender)
 
Literatur:
 
R. Umbach u. C. Hildebrandt: Das große Buch der B. (Zürich 1984).
 
II
Bauernregeln
 
Der moderne Mensch vertraut für die Wettervorhersage den Meteorologen, die mit einer Vielzahl von aufwändigen und präzisen Messungen, der Verknüpfung ihrer Ergebnisse nach naturwissenschaftlichen Gesetzen sowie mit statistischen Methoden mittlerweile recht zuverlässige Aussagen über das Wettergeschehen der nächsten Tage machen können.Unseren Vorfahren im Mittelalter standen diese Methoden nicht zur Verfügung. Die Kenntnis des Wetters und die Abschätzung der Ernte waren aber damals noch mehr als heute von lebenswichtiger Bedeutung. Durch sorgfältige Naturbeobachtung sind eine Unmenge von Wettersprüchen entstanden, die - oft nur regional begrenzte - Aussagen über das künftige Wettergeschehen und den Witterungsablauf treffen. Man muss diese Bauernregeln richtig verstehen, nämlich als statistische Aussagen mit qualitativem, aber nicht exakt quantifizierbarem Gehalt; man darf die Regeln nicht formal, sondern nur sinngemäß anwenden; und man muss berücksichtigen, dass sich mit der Einführung des gregorianischen Kalenders die »Lostage« um zehn Tage verschoben haben. Bei diesen Einschränkungen lässt sich mit Wetterregeln eine Treffsicherheit bis 75 % erzielen, einzelne Witterungsregeln haben eine Trefferquote von über 80 bis fast 90 %.
 
 Was sind Bauernregeln?
 
»Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, dann ändert sich das Wetter, oder es bleibt wie es ist« - in dieser verballhornten Form sind Bauernregeln auch dem heutigen Menschen geläufig. Es ist leicht, über solche Aussagen zu lächeln, wenn man den dahinter liegenden Sinn nicht kennt.
 
Einteilung der Regeln
 
»Alle reden vom Wetter« - so ist es heute, und so wird es auch früher gewesen sein. Das Wettergeschehen als bedeutender Umweltfaktor hat schon immer die Menschen interessiert, auch als ihnen die physikalischen Ursachen der einzelnen Wetterphänomene noch verborgen waren. Vor Jahrhunderten waren die Gründe für das Bedürfnis nach metereologischen Voraussagen außerdem noch ganz praktischer Art: Bis etwa 1850 lebte die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung auf dem Dorf und somit zumeist von der Landwirtschaft. Der Arbeitsrhythmus im Jahr, Ernteaussichten und damit die Sicherung des Lebensunterhalts waren primär von Witterungseinflüssen und deshalb von Wetterbeobachtungen abhängig. Aber auch andere Berufsgruppen wie Gärtner, Winzer, Fischer und Seefahrer waren so stark an das Wetter gebunden, dass nahezu ihre gesamte Existenz davon abhängig war.
 
Aus Naturbeobachtung und Erfahrung, im Wunsch nach Deutung und Einordnung, oft auch mit bewusstem Bezug zur kalendarischen Ordnung, zur Abfolge der Heiligen- und Festtage, mitunter auch nur durch platte Analogiebildung und geprägt von abergläubischen Vorstellungen der verschiedensten Art - so entstanden über die Zeit jene Merksprüche, die einen großen Teil volkstümlicher Spruchweisheit ausmachen. Die prägnante Zusammenfassung von beobachtetem Wettergeschehen zum Merken und Weitergeben nennt man eine Bauernregel, zuweilen auch Volkswetterregel. Man findet solche Regeln - angepasst an die jeweiligen klimatischen Verhältnisse - in allen Kulturen, von Lappland bis nach Portugal, in Brasilien oder bei den Indianern Nordamerikas. Volkskalender mit Bauernregeln, so genannte »Bauernpraktiken«, waren seit Beginn der Neuzeit als astrologisch-religiöse Haus- und Wetterkalender sehr populär und neben Gebetbuch und Bibel oft der einzige Lesestoff im Bauernhaus.
 
Man kann die Regeln inhaltlich in verschiedenen Gruppen zusammenfassen: Regeln vom Typ »Morgenrot - Schlechtwetter droht« treffen eine Aussage über die Wetterentwicklung der nächsten Stunden; man kann sie als Wetterregeln bezeichnen. Eine Regel der Art »Regnet es am Siebenschläfertag, es noch sieben Wochen regnen mag« deutet auf die nach einem bestimmten Zeitraum zu erwartende Witterung (also auf den Wettercharakter einer längeren Zeitspanne) hin und wird dementsprechend Witterungsregel genannt. Interessant sind die Bauernregeln im eigentlichen Sinne, die heute als Ernteregeln bezeichnet werden. Sie dienen nicht der Wetter- oder Witterungsprognose, sondern der Erntevorhersage. Ein Beispiel ist die Regel »Ist der Mai kühl und nass, füllt's dem Bauern Scheun' und Fass.« Eine vierte Gruppe von Bauernregeln, die man als kalendergebundene Klimaregel bezeichnen könnte, trifft anhand des Wetters an einem bestimmten Tag, dem so genannten Lostag, eine allgemeine Aussage über das Wetter zu einem späteren Zeitpunkt; prototypisch sind die Regeln um die »Eisheiligen«, etwa in der Form »Pankraz, Servaz, Bonifaz und die kalte Sophie, vorher lach nie«. Schließlich kann man in Tier- und Pflanzenregeln auch aus deren Verhalten Aussagen über das Wetter und die künftige Witterung ableiten. So soll beispielsweise die Zugvogelregel »Bleiben die Schwalben lange, sei vor dem Winter nicht bange« zum Ausdruck bringen, dass dann ein kurzer Winter zu erwarten ist.
 
Geschichte
 
Bauernregeln sind aus allen Kulturen bekannt. Schon in einer griechischen Schrift des 3. Jahrhunderts v. Chr. findet sich ein Spruch wie »Nordwind, der bei Nacht entsteht, bis zum dritten Tag vergeht«, und eine altrömische Bauernregel aus dem 4. Jahrhundert lautet: »Winterstaub und Frühjahrsregen bringt, Camill, dir Erntesegen«. In Deutschland ist der erste Hinweis auf Bauernregeln bei Albertus Magnus (1193-1280) zu finden; in seinen lateinischen Abhandlungen sind Bezeichnungen wie »bäuerliche Beobachtungen« und Ähnliches überliefert. Frühe Sammlungen von Bauernregeln stammen von dem Astrologen Johannes Rasch (1590) und dem Prediger Johannes Colerus (1591), dessen Werk viele Auflagen erlebte und weit verbreitet war.
 
Kalenderform und Kalenderreform
 
Das bäuerliche Leben des Mittelalters war - da kaum jemand des Lesens und Schreibens kundig war und sicherlich noch weniger Leute einen eigenen Kalender besaßen - an den kirchlichen Festtagen orientiert. Nach diesen Tagen richteten sich beispielsweise auch die Abgaben (»Zehnt«). Wahrscheinlich deshalb - und nicht, weil man den entsprechenden Heiligen Kräfte über das Wettergeschehen zugeschrieben hat - sind in den meisten Witterungsregeln kirchliche Festtage als Bezugspunkte genannt, etwa der Dreikönigstag (6. Januar), Mariä Lichtmess (2. Februar) oder Siebenschläfer (27. Juni). Diese Tage, an denen das künftige Wettergeschehen sichtbar sein sollte, nennt man Lostage, weil sich an ihnen das Los der weiteren Wetterentwicklung entscheidet.
 
Es ist jedoch schwierig, die Lostage der Bauernregeln genau zu bestimmen und so die Regeln zu überprüfen, wenn man nicht weiß, wann die Regeln entstanden sind. Dies hat einen »messtechnischen« Grund: Im Jahr 46 v. Chr. war der julianische Kalender eingeführt worden, der erstmals regelmäßig alle vier Jahre einen Schalttag eingeführt und die Jahreslänge auf genau 365,25 Tage festgelegt hatte. Dieser Wert ist jedoch elf Minuten zu lang, eine klein erscheinende Differenz, die aber gegen Ende des 16. Jahrhunderts dazu geführt hatte, dass Kalender und (astronomischer) Jahreslauf um gut zehn Tage voneinander abwichen. Papst Gregor XIII. verfügte daher 1582 eine Kalenderreform mit der heutigen Schaltjahrregelung und ließ auf den 4. Oktober direkt den 15. Oktober folgen. Mit dieser Verschiebung änderten sich natürlich auch die Lostage der vorgregorianischen Regeln: Wenn da vom Siebenschläfertag, dem 27. Juni, die Rede ist - nach julianischem Kalender -, so müsste man heute vom 7. Juli ausgehen, und so fort. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass sich die Einführung des gregorianischen Kalenders in den protestantischen Ländern bis weit ins 18. Jahrhundert und in Osteuropa bis ins 20. Jahrhundert hinzog, werden die Probleme deutlich.
 
 Die Eisheiligen und andere Klimaregeln
 
Die Eisheiligen sind eine der heute am bekanntesten kalendergebundenen Klimaregeln. Sie bezeichnen einen über die Jahre hinweg immer in der Maimitte festzustellenden, von Norden nach Süden vordringenden Kälterückfall. Die entsprechenden Tagesheiligen sind in Norddeutschland Mamertus, Pankratius und Servatius (11. bis 13. Mai), in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz Pankratius, Servatius, Bonifatius (12. bis 14. Mai) und die »kalte Sophie« (15. Mai). In den unterschiedlichen Zeiträumen spiegelt sich wieder, dass der Kaltluftstrom etliche Stunden braucht, um bis nach Süddeutschland zu gelangen.
 
Es gibt zahlreiche Formulierungen der Eisheiligenregel, etwa »Pankraz und Servaz sind zwei Brüder, was der Frühling gebracht, zerstören sie wieder«; »Ehe nicht Pankratius, Servatius und Bonifatius vorbei, ist nicht sicher der Mai«; »Wer sein Schaf schert vor Servaz, dem ist die Wolle lieber als das Schaf«; »Servatius' Hund der Ostwind ist, hat schon manch' Blümlein totgeküsst«; »Vor Nachtfrost du nicht sicher bist, bevor Sophie vorüber ist«.
 
Die meteorologische Erklärung der Eisheiligen setzt an der mittleren Luftdruckverteilung an. Der relativ hohe Luftdruck bedeutet für Mitteleuropa trockene, meist kühle Winde aus Nord und Ost; dabei steigt die Tageshöchsttemperatur kaum über 15 Grad, in den klaren Nächten besteht Frost-, und besonders Bodenfrostgefahr, die ab der Monatsmitte abnimmt. Tatsächlich findet man in langjährigen Beobachtungsreihen eine Bodenfrostwahrscheinlichkeit von 39 % für die ersten fünf Mainächte, in den zweiten fünf Nächten liegt sie bei 33 %; zwischen dem 11. und 15. Mai liegt die Wahrscheinlichkeit für Bodenfrost bei 18 % und sinkt dann auf unter 5 % ab. In vier von zehn Jahren kommt es also bis Mitte Mai noch zu Bodenfrost. Erst ab der zweiten Maihälfte (nach der Zeit der Eisheiligen) ist die Wahrscheinlichkeit eines Frosteinbruchs zu vernachlässigen. Die Eisheiligen haben eine verheerende Wirkung auf die Vegetation, etwa die Baumblüte. Dies wird besonders in der ersten der oben angegebenen Eisheiligenregeln hervorgehoben und zeigt sich auch in Ernteregeln wie »Was im April blüht, erfriert oft im Mai« oder »Frost im Mai schadet Wein, Hopfen, Bäumen, Korn und Lein«.
 
Es gibt zahlreiche weitere solcher kalendergebundener Klimaregeln, die auf guter Beobachtung unseres mitteleuropäischen Klimas beruhen, von »Der April macht was er will« über »Um Sankt Ann (26. Juli) fangen die kühlen Morgen an« bis »Kommt die heilige Lucia (13. Dezember), findet sie die Kälte da«. Die meisten dieser Regeln finden eine Entsprechung in dem so genannten Singularitätenkalender, in dem man für bestimmte Zeiträume statistisch gut nachweisbare Temperaturbesonderheiten wiederfindet.
 
 Wetterregeln
 
Als Wetterregeln sollen jene Aussagen gelten, die aus der momentanen Wetterbeobachtung Schlüsse auf die Wetterentwicklung der nächsten Stunden ziehen. Beispielhaft seien hier einige Regeln aufgeführt, die sich mit den leicht beobachtbaren Phänomenen Wind, Nebel und Wolken befassen.
 
Wind
 
»Das Wetter erkennt man am Winde wie den Herrn am Gesinde« - diese Regel beschreibt den grundlegenden Zusammenhang von Wind und Wetter. Dabei ist mit Wind jeweils nicht die kurzfristig auftretende Windrichtung, sondern eine stabile Wettersituation gemeint. Ein Wind entsteht durch die Luftdruckunterschiede zwischen einem Hoch- und einem Tiefdruckgebiet. Beide Gebiete werden auf charakteristische Weise von Luft umströmt: Auf der Nordhalbkugel weht um ein Hoch der Wind im Uhrzeigersinn, um ein Tief entgegengesetzt. Dabei strömt die Luft in Bodennähe vom höheren zum niedrigeren Luftdruck.
 
In aller Regel flaut ein Wind am Abend und in der Nacht stark ab und frischt erst am Morgen unter Hochdruckeinfluss wieder auf: »Der Wind, der sich mit der Sonne erhebt und legt, bringt selten Regen.« Bei schwachem Wind kühlt sich der Erdboden aber stärker ab als bei stärkerem Wind, da dieser die Kaltluftschicht über dem Erdboden immer wieder zerreißt und durch etwas wärmere Luft aus größeren Höhen ersetzt: »Kält' und Nachtfrost schädlich sind, gut dagegen ist der Wind.« Unter dem Einfluss eines rasch ziehenden Tiefs kommt es zu großen Windstärken und stärkeren Winddrehungen: »Dreht zweimal sich der Wetterhahn, so zeigt er Sturm und Regen an.« Wenn der Wind seine Richtung mit der Höhe ändert - das zeigt sich darin, dass die mit dem Höhenwind ziehenden Wolken von der Bodenwindrichtung abweichen -, so naht sich je nach Abweichungsrichtung Kaltluft mit Schauern oder Warmluft mit Dauerregen: »Ziehen die Wolken dem Wind entgegen, so gibts am andern Tage Regen.«
 
Nebel
 
Auch der Nebel, also zu feinen Tröpfchen kondensierter Wasserdampf in bodennahen Luftschichten, taugt als Wetterindikator: »Auf gut Wetter vertrau, beginnt der Tag nebelgrau.« Wenn morgens die Sonne den Bodennebel erwärmt und die Luft die Feuchtigkeit wieder aufnehmen kann, bleibt es schön. Steigt der Nebel dagegen empor, so gelangt die Feuchtigkeit in deutlich kühlere Schichten, die schnell übersättigt sind. Es bilden sich Wolken, aus denen es leicht abregnet: »Steigt Nebel empor, steht Regen bevor.« Ist die Luft so trocken, dass sich kein Nebel bilden kann, aber feucht genug, dass sie sich in der kühlen Nacht niederschlägt (in Form von Tau oder Reif), so sind die besten Voraussetzungen für einen wolkenarmen, blauen Himmel gegeben: »Reif und Tau macht den Himmel blau.«
 
Wolken und Niederschlag
 
»Es regnen nicht alle Wolken, die am Himmel stehen«, diese Bauernregel können auch die Meteorologen bestätigen. Sie unterscheiden nach Höhe der Wolkenuntergrenze und nach der Form der Wolken, die wiederum auf den Anteil an Wasserdampf und Wassertröpfchen sowie auf Zahl und Form der Eiskristalle zurückzuführen ist, zehn Hauptwolkenarten. Alto- und Stratokumuluswolken etwa entstehen meist unter Einfluss eines Hochs, das die aufsteigende feuchte Luft abbremst, sodass sie nur selten Regen bringen: »Je weißer die Schäfchen am Himmel stehn, desto länger bleibt das Wetter schön.« Bei dickeren, also dunkel erscheinenden Wolken dagegen ist Regen zu erwarten: »schwarze Wolken, schwere Wetter«. Auch für heranziehenden Dauerregen gibt es Anzeichen: Wenn sich die faserartigen Zirruswolken aus Höhen von etwa sechs Kilometern (Zirrostratus) auf bis zu 2 500 Meter absenken (Altostratus), dann sind Nimbostratuswolken und somit Regen beziehungsweise Schneefall im Anzug: »Wenn die Wolken regnen, so senken sie sich.« Eine gute, aber vor allem fortlaufende Wolkenbeobachtung kann also sehr hilfreich sein, das Wetter der nächsten Stunden abzuschätzen. Die Treffsicherheit liegt dabei über 85 %.
 
 Siebenschläfer und andere Witterungsregeln
 
Von besonderem Publikumsinteresse sind die Bauernregeln, die sich mit der Witterung befassen: Sie gehen vom gegenwärtigen Wetterzustand aus und versuchen, daraus den Wettercharakter der nächsten Wochen oder gar Monate zu prognostizieren. Dieser Typ der Regeln wird besonders beargwöhnt, da es keinen unmittelbaren Zusammenhang des aktuellen Wetters mit der späteren Witterung gibt. Man muss diese Regeln als Wahrscheinlichkeitsaussagen auffassen: Je höher die Eintreffwahrscheinlichkeit, umso weniger Ausnahmen gibt es von der Regel.
 
Prototypisch für diese Art von Regeln und am weitesten bekannt ist die Siebenschläferregel: »Das Wetter am Siebenschläfertag (27. Juni), sieben Wochen bleiben mag.« Der Name rührt von einer Legende her. Danach hatten sich zur Zeit der Christenverfolgung um 250 n. Chr. sieben christliche Brüder in einer Höhle bei Ephesus versteckt. Sie wurden dort eingemauert und sollen fast 200 Jahre dort geschlafen haben, bis die Höhle im Jahr 446 zufällig gefunden wurde. Die Brüder erwachten, berichteten ihr Schicksal und starben.
 
Man findet einen statistischen Zusammenhang zwischen dem Wetterverlauf um den 27. Juni und der Witterung der Folgewochen: Sind die Tage um Siebenschläfer zu nass, so werden mit 61 % Wahrscheinlichkeit auch die folgenden sieben Wochen zu nass ausfallen, und auf einen Siebenschläfer mit unterdurchschnittlicher Regenmenge folgt ein zu trockener Sommer. Noch besser (etwa 65 %) wird das Ergebnis, wenn man die Kalenderreform berücksichtigt und als Lostage den Zeitraum zwischen dem 5. und dem 10. Juli ansetzt. Auch dies spiegelt sich in den Bauernregeln: Die neueren Regeln gehen nicht vom Siebenschläfertag (27. Juni), sondern vom Siebenbrüdertag (10. Juli) aus. Allerdings ist die Gültigkeit der Siebenschläferregel regional begrenzt: An der Küste gibt es keinen eindeutigen Zusammenhang, im Alpenvorland liegt die Übereinstimmung sogar bei 70 %.
 
Die meteorologische Erklärung setzt bei dem Frontsystem zwischen polarer Kaltluft und subtropischer Warmluft an. Die Zone, wo die Luftmassen zusammentreffen, ist die Polarfront; hier entstehen bevorzugt die Tiefdruckgebiete, und darüber bildet sich in fünf bis zehn Kilometer Höhe eine Starkwindzone aus, der Jetstream. Liegt diese Zone über Nordeuropa, so langt der Einflussbereich des Azorenhochs bis nach Mitteleuropa; verläuft der Jetstream dagegen südlicher, so ziehen die Atlantiktiefs über Nord- und Ostsee nach Osten: Dann wird Mitteleuropa laufend von Tiefausläufern überquert, die nur kurzzeitig durch Zwischenhochs unterbrochen werden. Gegen Ende Juni hat sich das Frontensystem in der Atmosphäre so weit stabilisiert, dass die Lage des Jetstreams kaum noch variiert - die Witterung der kommenden Wochen bleibt damit konstant.
 
 Ernteregeln
 
In früheren Zeiten, als zwei Drittel der Bevölkerung in der Landwirtschaft arbeiteten und das Wohl und Wehe eines Landes von der aktuellen Ernte abhing, waren Abschätzungen der zu erwartenden Ernte im wahrsten Sinne lebenswichtig. Mit der Technisierung und der Industrialisierung der Landwirtschaft - man denke nur an die Möglichkeiten durch künstliche Düngung, neue Züchtungen, vorbeugenden Pflanzenschutz und den weltweiten Austausch von Agrarprodukten - hat sich die Abhängigkeit der Gesellschaft von einer lokalen Missernte verringert. Die Ernteregeln genannten Bauernregeln haben daher nur noch begrenzten Wert. Zudem muss man berücksichtigen, dass in einer Aussage wie »Juli schön und klar, gibt ein gutes Bauernjahr« das Wort »gut« einen ganz anderen Sinn hat - nämlich ausgewogen in Temperatur, Sonne und Feuchtigkeit zum jeweils rechten Zeitpunkt -, als die heutige Freizeitgesellschaft ihm zuschreibt (ein »guter« Sommer ist heute vor allem warm und sonnig).
 
In diesem Sinne sind Regeln zu verstehen wie »Wenns nicht fest wintert, gibts kein gutes Jahr« (weil in einem milden Winter zu viele Schädlinge überleben), »Dem Korn unter dem Schnee tut die Kälte nicht weh« (weil eine Schneedecke das Gefrieren des Bodens verhindert), »Trockener März erfreut des Bauern Herz« (weil das Getreide am besten bei Trockenheit ausgesät wird), »Wenn kalt und nass der Juni war, verdirbt er meist das ganze Jahr« (in den Juni fällt das Längenwachstum des Getreides; hierzu braucht es vor allem Wärme und Feuchtigkeit). Regeln wie »August ohne Feuer macht das Brot teuer« und »Septemberregen ist für Saat und Vieh gelegen« werden klar, weil im August das Sommergetreide geerntet wird, das bei Nässe schimmelt, im September aber schon die Saat für das Wintergetreide ausgebracht ist.
 
 Tier- und Pflanzenregeln
 
Etliche Bauernregeln haben das Verhalten von Tieren und Pflanzen zum Inhalt. In der Tat spricht das Nervensystem vieler Tiere auf plötzliche Wetteränderungen an, die sich etwa durch kleine, schnelle Luftdruckschwankungen, durch Feuchte- und Temperaturänderungen, durch sich ändernde Strahlungsbedingungen und sogar durch Änderungen im luftelektrischen Feld ankündigen. Die Aussagekraft des tierischen Verhaltens für die künftige Witterung ist jedoch gering. Wohl deshalb ist die schon eingangs zitierte Regel vom krähenden Hahn gar zum Sinnbild der Unzuverlässigkeit von Bauernregeln geworden, obwohl die ursprüngliche Version dieser »Regel« auf einer genauen Beobachtung basiert: »Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter, kräht er auf dem Hühnerhaus, hält das Wetter die Woche aus« - das beschreibt, wie bei einer Regenwetterlage, also veränderlichem Wetter, Hahn und Hennen ihre Würmer auf dem feuchten Misthaufen picken. Bei trockenem Wetter dagegen ist die oberste Schicht des Misthaufens ausgetrocknet, der Hahn wird dort keine Nahrung finden - er kann sich dann überall aufhalten, beispielsweise auf dem Hühnerhaus; von dort hat er den besten Überblick, wo die Hennen picken, wo also potenzielle Nahrungsquellen zu finden sind.
 
Andere Regeln sind leichter zu verstehen. Eine Regel wie »Sieht man die Zugvögel schon zeitig ziehen, bedeutets, dass sie vor der Kälte fliehen« spricht für sich: Bei Zugvögeln setzt ab einer gewissen Zeit im Jahr die durch die »innere Uhr« bestimmte so genannte Zugunruhe ein; die Tiere reagieren dann auf eine heranziehende Kaltfront als Auslöser für den Vogelzug. Regeln wie »Siehst du die Schwalben niedrig fliegen, wirst du Regenwetter kriegen; fliegen die Schwalben in den Höh'n, kommt ein Wetter, das ist schön«, »Wenn die Mücken tanzen und spielen, sie morgiges gut Wetter fühlen« und »Wenn die Mücken im Schatten spielen, werden wir bald Regen fühlen« haben alle dieselbe Ursache: Die Flughöhe der Schwalben richtet sich nach derjenigen der Mücken. Die Mücken aber werden durch kleine aufwärts steigende »Luftblasen« - vergleichbar Dampfblasen im siedenden Wasser - bewegt, die vor allem bei Sonnenschein, nicht aber bei geringer Sonneneinstrahlung oder einem herannahenden Tiefdruckgebiet auftreten.
 
Die Witterungsregeln nutzen aus, dass Tiere wie Pflanzen auf den vergangenen und derzeitigen Wetterzustand reagieren und dass man daraus - allerdings mit nur sehr eingeschränktem Gültigkeitsbereich - Wahrscheinlichkeitsaussagen über die Witterung treffen kann. Bei Zugvogelregeln wie »Bleiben die Schwalben lange, sei vor dem Winter nicht bange« kann man aus dem späten Zug schließen, dass der Winter kurz ist (weil er spät beginnt) und umgekehrt, dass ein langer Winter bevorsteht, wenn die Vögel früh ziehen. »Späte Rosen im Garten, der Winter lässt warten« ist ein Effekt des Altweibersommers. Regeln wie »Wenns viele Bucheckern gibt, gibts einen harten Winter« oder »Gibts viel Eicheln im September, fällt viel Schnee im Dezember« konnten jedoch trotz verschiedener Deutungsansätze nicht zufrieden stellend verifiziert werden.
 
 Wie sind die Regeln zu bewerten?
 
Bauernregeln sind Volksweisheiten, die ursprünglich ganz praktisch für Alltag und Arbeit bestimmt waren und als konkrete Verhaltenshinweise entstanden sind.
 
Zumeist entstammen sie einer sehr genauen Naturbeobachtung. Ihre Aussagekraft hängt aber vom Umfeld ab: Eine im Alpenraum gültige Aussage muss in Norddeutschland nicht unbedingt gelten, und eine Ernteregel hat einen ganz anderen Zweck als die kurzfristige Wetterprognose. Da sich die Lostage mit der Einführung des gregorianischen Kalenders um zehn Tage verschoben haben, ist bei den Regeln aus vorgregorianischer Zeit dieser Sprung mit zu berücksichtigen. Auch die Klimaänderung seit dem hohen Mittelalter ist mit zu berücksichtigen. Damals herrschte eine »kleine Eiszeit«, die mit beträchtlichen Witterungsänderungen oder -anomalien verbunden war; seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ist eine zunehmende Erwärmung festzustellen. Schließlich geben die Regeln keine Naturgesetze wieder, sondern sind nur statistische Aussagen, die mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit, aber keineswegs immer zutreffen müssen. Die meteorologische Bedeutung der Regeln liegt meist in der Erhaltungstendenz einer Hochdruckwetterlage begründet, wenn sie sich denn erst einmal eingestellt hat.
 
Vollkommener Unsinn und letztlich Aberglaube ist dagegen der Glaube an den »Hundertjährigen Kalender«. Denn er geht von einer konstruierten Periodizität des Wetters und der Witterung aus, die sich statistisch nicht nachweisen lässt.
 
Wenn man Regeln mit diesen Einschränkungen versteht, dann haben die meisten der Bauernregeln auch heute noch ihren Sinn. Wetterregeln zur kurzfristigen Wetterprognose erreichen eine Treffsicherheit von über 60, teilweise bis 75 %; die Trefferquote der Witterungsregeln zur längerfristigen Vorhersage kann bis zu 80, in Einzelfällen sogar 90 % betragen. Außerdem sind Bauernregeln Bestandteil überlieferter Volkskultur und Volksdichtung. Dort, wo sie noch lebendig sind, können sie nicht selten auch heute noch Quelle von Vergnügen sein, vor allem wegen ihrer einprägsamen Bildlichkeit.
 


T: 161