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BRONZEZEIT: BEFESTIGTE SIEDLUNGEN

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Bronzezeit: Befestigte Siedlungen
 
Die mitteleuropäische Bronzezeit ist durch viele Merkmale kriegerischer Natur geprägt. Dies gilt besonders für die Herausbildung neuartiger und Weiterentwicklung bereits existenter Kampfwaffen, besonders Schwertern, aber auch für die in großer Anzahl vorkommenden Wehrbauten. In dieser Zeit entstanden die Grundlagen des europäischen Befestigungswesens, das in der keltischen Eisenzeit nochmals bedeutend erweitert wurde. Ähnlich wie im Hochmittelalter waren die Kernlandschaften Mitteleuropas vor allem während der jüngeren Bronzezeit mit einem dichten Netz von »Burgen« überzogen, die jeweils ein etwa 50 bis 150 km großes Territorium beherrschten. Erstaunlicherweise gab es in der Bronzezeit auch Regionen, die solche Anlagen nicht kannten, besonders die des Nordischen Kreises. Zwar gab es bereits in der vorangegangenen Jungsteinzeit, besonders zahlreich in der Michelsberger Kultur, kleinere und größere Befestigungswerke, diese Erdwerke waren aber nicht so aufwendig bewehrt.
 
Die bronzezeitlichen Befestigungen Mitteleuropas tauchten am Übergang von der Altbronzezeit zur Hügelgräberbronzezeit um die Mitte des 16. Jahrhunderts v. Chr. auf; auch in den folgenden Jahrhunderten verdichteten sie sich in bestimmten Zeiten zu Burgenhorizonten, wobei jede Zeitschicht ihre Eigenheiten aufweist.Die frühen, mittelbronzezeitlichen Befestigungen sind mit höchstens 3 ha relativ klein. Besonders im Osten und Südwesten der Slowakei konnten im Zuge größerer Grabungen ihre schon in dieser Zeit vielschichtigen Funktionen als Herrschafts- und Kultzentren, aber auch als auf besondere Handwerkszweige wie Töpferei oder Knochenverarbeitung spezialisierte Siedlungen nachgewiesen werden. Vielfach ergeben sich Hinweise auf eine ortsfeste Metallverarbeitung, hier wurden die ersten echten Bronzen erzeugt. Daneben hinterließ das Goldschmiedehandwerk kunstvolle Arbeiten. Die von den dynamischen Kulturgruppen von Otomani in Westrumänien (bei Großwardein, rumänisch Oradea), Mad'arovce in der Südwestslowakei und Věteřov in Mähren ausgehende kräftige kulturelle Ausstrahlung trug das frühe Befestigungswesen auch nach Böhmen, Süd- und Mitteldeutschland sowie in die Schweiz. Als Beispiele seien der »Runde Berg« bei Urach, die »Heuneburg« bei Hundersingen am Rand der Schwäbischen Alb und das »Waldi« in Toos bei Frauenfeld im Kanton Thurgau genannt.
 
Nach einer Unterbrechung in der Hügelgräberbronzezeit setzte im gesamten zentraleuropäischen Gebiet von den Karpaten Rumäniens bis nach Ostfrankreich, vom Alpenfuß bis zum Mittelgebirgsrand und in weiten Teilen des östlichen Tieflandes (Ostdeutschland, Polen) erneut die Errichtung von Burgen ein. Die Zahl solcher Anlagen ist auf etwa 300 bis 400 zu schätzen. Flächeninhalte von 30 ha sind die Regel, sie können aber auch bis zu 100 ha betragen. Zumeist gibt der jeweilige Charakter der Landschaft die besondere Lage der Befestigungen vor. In bergigen Gegenden sind sie fast immer in natürlicher Schutzlage auf Höhenkuppen, hochplateauartigen Tafelbergen oder auf von Flussschlingen umgebenen Geländespornen erbaut. In Flachlandschaften, wie zum Beispiel denen Ungarns, Ostdeutschlands und Polens, liegen sie oft auf hochwasserfreien Kuppen inmitten von Sümpfen oder spornartig auf Vorsprüngen zu einem See. Geschlossene, umlaufende Ringwälle schützen Kuppen und Gipfel, Abschnittswälle die vorspringenden Geländesporne. Die Ringwälle passen sich sehr oft den natürlichen Höhengleichen an. Die Wälle sind das heute sichtbare Ergebnis eines dreitausendjährigen Zerstörungs- und Zerfallsprozesses, denn ursprünglich waren es regelrechte Mauern, die aus Holz, Erde und Steinen errichtet wurden.
 
Der Zugang zu den Baumaterialien ist naturgemäß für die Besonderheiten der örtlichen Architektur ausschlaggebend gewesen, zum Beispiel die Verfügbarkeit von Holz. Der Holzbedarf war enorm. Dank ergiebiger Grabungen in Ostdeutschland und Polen sind wir über den Variantenreichtum der Befestigungen informiert. Die reinen Steinmauern waren aus Trockenmauerwerk, das heißt ohne Mörtel - er kam in Mitteleuropa erst um Christi Geburt vor - aufgeführt. Daneben gab es Mauern, deren Außen- und Innenfront aus einer Steinschale bestand und in deren Inneres Erde oder kleinere Steine eingefüllt wurden, wobei waagerecht und senkrecht verlegte Hölzer die Konstruktion zusammenhielten. In Ostdeutschland und Polen gab es zudem reine Palisaden- und komplizierte Holzmauern (Typ Biskupin); auch die berühmte »Wasserburg« im Federsee bei Bad Buchau in Oberschwaben besaß eine Holzbewehrung. Über eine Rampe, die aber bei bisherigen Grabungen kaum erfasst wurde, waren die auf den Mauern verlaufenden Wehrgänge erreichbar. In einigem Abstand verlief vor den Mauern ein mehr oder weniger tiefer Graben. Ob es im Mauerverlauf noch Bastionen oder Türme gab, ist zweifelhaft. Die Befestigungen betrat man durch wenige Tore, einfache Durchlässe, die mitunter aber auch sehr stark befestigt waren, so die Toranlagen der »Heunischenburg« in Oberfranken bei Kronach-Gehülz oder am Bürgstadter Berg bei Miltenberg in Unterfranken.
 
Die ältere Forschung war der Meinung, dass diese Befestigungen zumeist reine Fluchtburgen waren, die nur in Kriegszeiten aufgesucht wurden. Diese These musste jedoch unter anderem aufgrund größerer Grabungen in den Siedlungen selbst aufgegeben werden. Stattdessen handelt es sich, wie die aus den Abfällen entstandenen, oft mächtigen Kulturschichten im Boden zeigen, um dauerhaft besiedelte Befestigungen beziehungsweise um befestigte Siedlungen. Ein Problem war die Sicherung der Wasserversorgung, da die erreichbaren Quellen fast immer außerhalb der Mauern lagen; Brunnen gab es nur wenige. Über das Innere solcher Anlagen weiß man kaum etwas. Sie scheinen dicht bevölkert gewesen zu sein, denn die Anzahl der Bewohner konnte bis zu 1000 Personen betragen. Zumeist standen, wie zum Beispiel bei Barca, die Block- oder Pfostenständerhäuser dicht hinter den Schutz bietenden Mauern. Biskupin weist allerdings einen inneren Ringweg entlang der Mauer auf. Das Handwerk, darunter besonders auch die Weiterverarbeitung von Bronzen, konzentrierte sich in den Befestigungen. Die Werkstätten waren vom Wohnbereich nicht getrennt. Spezielle Wohnbauten einer Oberschicht, die wahrscheinlich die umfangreichen Arbeiten bei der Konstruktion der Befestigungsanlagen leitete, gab es offenbar nicht. In den geschützten Siedlungen wurde zuweilen viel Reichtum angehäuft, wobei diese Schätze profanen wie kultischen Zwecken dienen mochten. Der unlängst durch Diebe mittels Metalldetektor aufgespürte und widerrechtlich zutage geförderte Goldschatz vom Bullenheimer Berg bei Bad Windsheim in Mittelfranken sei hierfür als Beispiel angeführt.
 
Die Burgen waren Mittelpunktsiedlungen und »Vororte« kleinerer unbefestigter Agrarsiedlungen; insofern schützten sie die jeweils lokale Siedlungsgemeinschaft, die durchaus von einem Stamm gebildet gewesen sein könnte. Soweit sie an Furten oder Pässen gelegen waren, sicherten sie wohl Verkehrswege. Gegen Ende der Bronzezeit verschwanden die Befestigungen in weiten Teilen Zentralmitteleuropas. Wahrscheinlich war dafür eine Klimaverschlechterung am Ende der Urnenfelderzeit verantwortlich, die auch das Ende der Pfahlbauten in Feuchtbodensiedlungen mit sich brachte. Infolge dieser ökologischen Krise war es wohl nicht mehr möglich, die großen Anlagen ausreichend zu versorgen, von anderen Veränderungen abgesehen, die das neue Zeitalter, die Eisenzeit, mit sich brachte. Erst circa 200 Jahre später wurden in der fortgeschritteneren Eisenzeit, im Zuge der Formierung der frühkeltischen Gesellschaft, erneut Befestigungen angelegt, oft an gleicher Stelle.
 
Prof. Dr. Albrecht Jockenhövel
 
Literatur:
 
Archäologische Bronzen, antike Kunst, moderne Technik, herausgegeben von Hermann Born. Ausstellungskatalog, Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin. Berlin 1985.


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