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FELSBILDER IN NORDAMERIKA

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Felsbilder in Nordamerika
 
Offenbar strebt der Mensch schon immer danach, möglichst dauerhafte Spuren zu hinterlassen. Wohl auch deshalb wurden solche »Spuren« auf beständigem Material, auf Fels, angebracht: Es entstand die Felsbildkunst, die bei vielen Betrachtern eine so große Faszination auslöst. Jedenfalls übersteigt das nichtwissenschaftliche Interesse an Felsbildern das an den meisten anderen Teilgebieten der Urgeschichtsforschung. Methodisch hat die Felsbildkunde mit enormen Problemen der Datierung, aber auch mit der sinnvollen Erklärung der bildlichen Hinterlassenschaften vergangener Völker und Kulturen zu kämpfen. Berücksichtigt man aber vorgegebene Beschränkungen, so sind Felsbilder wegen ihrer weiten Verbreitung ein geeignetes Mittel, um einen Eindruck sowohl von der kulturellen Vielfalt als auch von der Variationsbreite menschlicher Ausdrucksformen zu gewinnen. Immerhin wird die Zahl der Felsbildfundstätten in Nordamerika auf mindestens 15 000 geschätzt, die Zahl der unterschiedlichen Stile betrug sicher mehr als 50.
 
Die aus einem Zeitraum von mehreren tausend Jahren stammenden Werke sind in zwei Grundtechniken ausgeführt: Bei den Gravierungen oder Petroglyphen wurden die Zeichnungen in den Stein geritzt oder gemeißelt, bei den Malereien trug man mit organischen Bindemitteln vermischte mineralische Pigmente mittels Fingern oder Pinseln auf.Petroglyphen haben eine längere Lebensdauer und werden schon deshalb häufiger gefunden. Die Erosion spielt bei der Zerstörung der alten Bilder heute eine geringere Rolle als der Vandalismus, der von der Hinzufügung eigener »Werke« bis zum Missbrauch als Zielscheiben für Schießübungen reicht.
 
Inhaltlich sind szenische Darstellungen am leichtesten zu deuten. Das gilt insbesondere für die Abbildungen von Jagd- und Kriegszügen mit klar erkennbaren Handlungen. Ob diese aber bereits erbrachte Leistungen festhalten oder künftige Unternehmungen magisch vorbereiten, bleibt oft unklar. Auch wenn manche der dargestellten Ereignisse als historisch betrachtet werden mögen, sind Felsbilder kaum als Geschichtsschreibung im engeren Sinn entstanden. Einige wenige Felsbilder könnten Illustrationen bestimmter Mythen sein. Mit größerer Zuverlässigkeit lassen sich aufgrund der Ähnlichkeiten mit dem ethnographischen Befund die Registerdarstellungen als Leistungsbelege erklären. Dort werden im Prinzip durch die Wiederholung bestimmter Symbole Mengen und Arten von Kriegs- oder Jagdbeute angegeben.
 
Nicht so eindeutig sind Menschen- und Tierdarstellungen von menschen- beziehungsweise tiergestaltigen übernatürlichen Wesen zu unterscheiden oder gar von Menschen, die in Ritualen übernatürliche Wesen verkörpern. Nur wenige lassen sich mit spezifischen Glaubensvorstellungen oder -praktiken historischer Bevölkerungen identifizieren. So weiß man, dass manche Felsmalereien der Salish des Plateausgebiets im westlichen Kanada im Zusammenhang mit der Visionssuche standen, bei der die Heranwachsenden durch Fasten und Kasteiung in der Abgeschiedenheit des Waldes die lebenslange Hilfe eines übernatürlichen Wesens zu erlangen trachteten. Leider bleiben aber die spezifischen Bildinhalte meist unerklärlich. Über Funktion und Inhalt der bis zu vier Meter großen menschengestaltigen Figuren vom Pecos River in Texas ist ebenso wenig bekannt wie über die beeindruckenden mannshohen Gestalten im Barrier Canyon von Utah. Dass man sie (und viele andere nordamerikanische Felsbilder) als Abbilder und/oder Werke von »Schamanen« bezeichnet hat, sagt mehr über die Probleme der Deutung als über ihre Bedeutung selbst aus.
 
Eher mit »Schamanismus« in einem weiteren Sinn mögen die vielfarbigen, abstrakten Felsbilder zu tun haben, die im Stammesgebiet der Chumash in Südkalifornien entdeckt wurden. Man vermutet, dass sie die Halluzinationen nach dem rituellen Genuss eines Stechapfelsuds darstellen. Insgesamt sind die weit verbreiteten abstrakten Stile die größte Herausforderung an die Erklärungskunst der Wissenschaft. Von historischen Völkern des westlichen Nordamerika weiß man, dass nichtgegenständliche Felsbilder manchmal in Fruchtbarkeitsritualen angefertigt wurden. Aber man hat abstrakte Felskunst auch mit Jagd in Verbindung gebracht oder versucht, sie als eigentlich gegenständlich, etwa als Abbildung von Sternbildern zu erklären.
 
Prof. Dr. Christian F. Feest
 
Literatur:
 
Die Indianer. Kulturen und Geschichte, Band 1: Lindig, Wolfgang: Nordamerika. Von der Beringstraße bis zum Isthmus von Tehuantepec. München 61994.
 Wellmann, Klaus F.: Muzzinabikon. Indianische Felsbilder Nordamerikas aus 5 Jahrtausenden. Graz 1976.


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