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BRITISCHES REICH UND COMMONWEALTH

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Brịtisches Reich und Commonwealth
 
[-'kɔmənwelθ], englisch British Empire ['brɪtɪʃ'empaɪə], seit dem Ende des 19. Jahrhunderts mehr und mehr British Commonwealth of Nations ['brɪtɪʃ'komənwelθ ɔv 'neɪʃnz], seit dem Zweiten Weltkrieg Commonwealth of Nations.
 
 Von den Anfängen bis zur Amerikanischen Revolution
 
Das britische Weltreich verdankt seine Entstehung und seinen Ausbau dem Zusammenwirken staatlicher Politik und nichtstaatlicher Initiativen (von Seeleuten, Siedlern, Handelsgesellschaften). »Die Flagge folgte dem Handel« - diese Formel, die einen Grundzug europäischer Kolonialpolitik bis zum 19. Jahrhundert erfasst, gilt insbesondere für das britische Weltreich. Eine wichtige machtpolitische Voraussetzung für überseeische Aktivitäten war 1588 der Sieg der englischen Flotte über die spanische Armada. Was schon im 16. Jahrhundert begonnen hatte (Merchant adventurers 1552, Moskau-Kompanie 1555, Levante-Kompanie 1581), setzte sich im 17. Jahrhundert stetig fort: Kapitalkräftige, mit monopolistischen Privilegien ausgestattete Handelskompanien (Ostindische Kompanie 1600, Virginia-Kompanie 1606, Hudson's Bay Company 1670) legten im Atlantik und in der Karibik (Bermuda 1612, Barbados 1627, Jamaika 1655) und in Indien (Madras 1639, Bombay 1662, Kalkutta 1690) Stützpunkte und Handelsniederlassungen an.Um nicht vom Sklavenhandel ausgeschlossen zu sein, setzten sie sich an der afrikanischen Westküste fest. Damit war auch für England das handelspolitisch wichtige Dreieck Europa-Afrika-Amerika geschlossen (Gründung der South Sea Company 1711). Der Handelsstaat England mit seinen weltweiten Wirtschaftsinteressen begann sich abzuzeichnen.
 
Im 17. Jahrhundert führten darüber hinaus Übervölkerung, wirtschaftliche Schwankungen und religiös-politischer Konflikte zur Auswanderung von Puritanern, Katholiken und anderen Minderheitsgruppen aus dem Gebiet der britischen Krone und zur Gründung der ersten Siedlungskolonien in Nordamerika (Virginia 1607 und 12 weitere Kolonien bis 1732). Stützpunkte und Siedlungskolonien standen nur unter loser Aufsicht des Mutterlandes. Doch behielt die unter O. Cromwell erlassene Navigationsakte (1651) England die Ein- und Ausfuhr sowie den Schiffsverkehr mit den Kolonien vor.
 
Während im 17. Jahrhundert Spanier, Portugiesen und Niederländer die Hauptrivalen englischer überseeischer Expansion waren, musste sich Großbritannien im 18. Jahrhundert v. a. mit Frankreich auseinandersetzen. Im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1713/14) sicherte es sich mit Gibraltar 1704 nicht nur den Zugang zum Mittelmeer, sondern zwang Frankreich auch zum Verzicht seiner Rechte auf Neuschottland, Neufundland und die Gebiete um die Hudsonbai. Im Siebenjährigen Krieg (1756-63) vollendete sich der Aufstieg Großbritanniens zur führenden Handels- und Seemacht. Frankreich mußte 1763 Kanada abtreten sowie das östliche Louisiana und einige der Westindischen Inseln. Von Spanien erhielt Großbritannien Florida, das aber 1783 wieder spanisch wurde. Auch in Indien wurde der französische Einfluss zurückgedrängt. Nach dem Sieg bei Plassey 1757 fiel Bengalen an die Ostindische Kompanie, die in der Folgezeit ganz Indien in ihren Besitz brachte, 1796 auch das bisher den Niederländern gehörende Ceylon. In Indien kam es auch, wie überall im Laufe der Zeit, zu stärkerer staatlicher Einflussnahme. Wegen des umstrittenen Vorgehens des Generalgouverneurs W. Hastings, dem Korruption vorgeworfen wurde, schränkte das britische Parlament 1784 mit der »East India Bill« die Selbstständigkeit der Ostindischen Kompanie ein.
 
Eine Zäsur für die Geschichte des Weltreichs bedeutete die Amerikanische Revolution. Die merkantilistisch bestimmte Politik der Londoner Regierung gegenüber den 13 nordamerikanischen Kolonien führte 1776 zur Unabhängigkeitserklärung. Im Frieden von Paris fanden die »Vereinigten Staaten von Amerika« nach den kriegerischen Auseinandersetzungen die völkerrechtliche Anerkennung. Durch die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte auf amerikanischem Boden und den erfolgreichen Unabhängigkeitskrieg hatte der Herrschaftsanspruch europäischer Nationen über den Rest der Erde erstmals eine deutliche Einschränkung erfahren.
 
 Vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis 1918
 
Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert konzentrierte sich die britische Kolonialpolitik auf die Sicherung des Seewegs nach Indien und den Erwerb weiterer Besitzungen in Afrika und Australien. Daneben kam es 1787 im Zuge der Antisklavereibewegung, die in Großbritannien in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einsetzte und schließlich zum Verbot des Sklavenhandels führte, an der Westküste Afrikas zur Gründung von Freetown, einem Zufluchtsort für befreite Negersklaven, durch englische Philanthropen. Als Sierra Leone wurde das Gebiet 1807 britische Kolonie.
 
Von strategischer Bedeutung war die Inbesitznahme Maltas 1800 und des Kaplands 1806 während der napoleonischen Kriege, bei deren Ende im Wiener Frieden Großbritannien 1815 auch die Seychellen und Mauritius erhielt. Der indische Besitz, der Kern des Weltreichs, wurde durch weitere Erwerbungen gewissermaßen eingerahmt: Singapur 1819, Aden 1839, Hongkong 1842. Indien selbst wurde unter Generalgouverneur Lord Wellesley (1798-1806) erstmals ein wirksam beherrschtes Großterritorium, das sich über zwei Drittel des Subkontinents erstreckte. Die Indiengesetze (1833 und 1858 nach der Niederwerfung des Sepoy-Aufstands 1857-58) entmachteten die Ostindische Kompanie endgültig. Der bisherige Generalgouverneur rückte zum Vizekönig von Indien auf. Die herausgehobene Position Indiens innerhalb des britischen Weltreichs fand ihren Ausdruck 1876 in der Proklamation zum Kaiserreich.
 
In Australien wurde 1788 als erste Niederlassung eine Strafkolonie eingerichtet. Erst seit den 20er-Jahren des 19. Jahrhunderts wurde Australien Siedlungskolonie. Tasmanien wurde 1803, Neuseeland 1840 britisch.
 
Das 19. Jahrhundert war darüber hinaus die Blütezeit des informellen Imperalismus, der ohne das Mittel der direkten Herrschaft auskam und sich mit finanzieller und wirtschaftlicher Durchdringung überseeischer Länder begnügte. Südamerika und China sind Beispiele dafür. Nur im äußersten Fall wurde militärische Gewalt dabei eingesetzt wie in den Opiumkriegen gegen China (1840-42 und 1856-60). In der Regel aber genügte Großbritannien, der damals mit großem Abstand führenden Industrie- und Handelsmacht, seine wirtschaftliche und finanzielle Überlegenheit, um seine Interessen zur Geltung zu bringen. Die britische Politik stand seit der Jahrhundertmitte im Zeichen des Freihandels.
 
Im 19. Jahrhundert entwickelten sich im britischen Weltreich auch neue Organisationsformen. Um ein Auseinanderdriften des Weltreichs zu vermeiden, hielt man das Prinzip der Selbstregierung, zunächst in den Siedlungskolonien, für angebracht. Es fand seinen ersten Niederschlag 1839 im Durham-Report, der zur Selbstverwaltung der schließlich 1867 zum Dominion of Canada zusammengeschlossenen kanadischen Provinzen führte. Das im Weltreich aufkommende Problem der Abstimmung von in den überseeischen Gebieten verabschiedeten Gesetzen (englisch colonial laws) und von im Mutterland erlassenen Reichsgesetzen (englisch imperial laws) wurde 1865 im »Colonial Laws Validity Act« gelöst. Die innere Autonomie der Kolonien und die Gültigkeit ihrer Gesetze wurden nur für den Fall beschnitten, dass eine Unvereinbarkeit mit einem die Kolonie betreffenden Reichsgesetz vorlag.
 
Nach dem Vorbild Kanadas wurden im Laufe der Zeit zu Dominions: Australien 1901, Neuseeland 1907, Neufundland 1907, Südafrikanische Union 1910. Die herausgehobene Rolle der Dominions dokumentierte sich in den seit 1887 zwischen der britischen Regierung und den Dominions abgehaltenen Reichskonferenzen. Ebenfalls in dieser Zeit kam der Begriff des »British Commonwealth of Nations« auf.
 
Neben diesen durch Selbstverwaltung ausgezeichneten Teilen des Weltreichs bestanden die abhängigen Kolonien weiter fort, und ihre Zahl stieg noch beträchtlich. In Indien blieb die vom 1885 erstmals auftretenden Allindischen Nationalkongress erhobene Forderung nach Selbstregierung unerfüllt. Erst recht galt dies für die neuen Kolonien, die Großbritannien seit den 80er-Jahren im Zuge der imperialistischen Expansion aller Großmächte erwarb. Das Zeitalter des Imperialismus wurde 1882 gewissermaßen »eröffnet«, als Großbritannien in Ägypten, wo es zusammen mit Frankreich Finanzinteressen verfolgte, Truppen einsetzte und das Land unter direkte Kontrolle nahm. In der Folgezeit wurden große Teile Afrikas britisch, zuletzt nach dem Burenkrieg (1899-1902) auch die südafrikanischen Burenrepubliken. Aber auch in Asien und im pazifischen Raum expandierte das britische Weltreich, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Viertel der Landfläche der Erde umfasste und nach dem Ersten Weltkrieg durch vom Völkerbund übertragene Mandatsgebiete noch einmal wuchs.
 
 Von 1918 bis zur Gegenwart
 
Mit der nun erreichten größten Ausdehnung des Weltreichs gingen allerdings erhebliche Integrationsprobleme einher. Der Selbstständigkeitsdrang der Dominions hatte sich im Ersten Weltkrieg verstärkt, sodass sie bei Abschluss der Friedensverträge von 1919 als eigene Völkerrechtssubjekte auftraten und anschließend Mitglieder des Völkerbundes wurden. 1921 kam Irland als Dominion hinzu, das nach blutigen Auseinandersetzungen die Selbstständigkeit erlangt hatte. Endgültig wurde die staatsrechtliche Stellung der Dominions 1931 im Westminster-Statut verankert. Danach waren die Dominions »autonome Gemeinschaften innerhalb des britischen Empire, gleich im Status, in keiner Weise einander in inneren und äußeren Angelegenheiten untergeordnet«, aber »doch durch eine gemeinsame Bindung an die Krone vereinigt und als Mitglied des British Commonwealth of Nations frei assoziiert«. Unter den abhängigen Kolonialgebieten entwickelte sich v. a. Indien zu einem Problem (Indien, Geschichte). Dort führte Mahatma M. K. Gandhi eine Unabhängigkeitsbewegung an, die das Mittel des zivilen Ungehorsams einsetzte und 1935 die Selbstverwaltung, 1947 die Unabhängigkeit Indiens erreichte, allerdings unter Teilung des indischen Subkontinents in die Indische Union und Pakistan.
 
Damit setzte der Prozess der Entkolonialisierung im britischen Weltreich ein, der überwiegend gewaltfrei verlief, auf der Malaiischen Halbinsel und in Kenia jedoch erst nach militärischen Auseinandersetzungen abgeschlossen wurde. Die Mehrzahl der in Asien, Afrika, Ozeanien und Amerika unabhängig gewordenen Kolonien nahm den Dominionstatus an und blieb Mitglied des Commonwealth of Nations. Nur wenige Staaten verließen die Gemeinschaft: Birma (1948), Irland (1949), die Südafrikanische Union (1961, Wiederaufnahme 1994), Pakistan (1972, Wiedereintritt 1989) und Fidschi (1987).
 
Nach einer Neudefinition der Stellung der britischen Krone konnten auch Länder mit republikanischer Staatsform (wie die Indische Union seit 1950) Mitglieder im Commonwealth bleiben. Fortan galt die Krone als »Symbol der freien Vereinigung seiner unabhängigen Mitgliedstaaten und insofern als Oberhaupt des Commonwealth«. Die Staatengemeinschaft definierte sich nicht mehr als »britisches«, sondern als vielrassiges (englisch multiracial) Commonwealth.
 
Einen tiefen Einschnitt in der Geschichte des britischen Weltreichs bedeutete 1956 die Suezkrise, als Großbritannien mit Frankreich nach der Verstaatlichung der Suezkanalgesellschaft durch Ägypten militärisch intervenierte, sich jedoch dem Druck der USA und der UdSSR beugen musste. Damit war der Abstieg Großbritanniens von einer Weltmacht zu einer Macht zweiter Ordnung unübersehbar geworden. Mit der Wendung Großbritanniens nach Europa ging ein sich mehr und mehr verstärkender britischer Rückzug aus der weltpolitischen Verantwortung einher. Die Regierungserklärung 1971, »östlich von Suez« keine wesentliche Interessen zu besitzen, war ein Schlusspunkt dieser Entwicklung. 1979 konnte Großbritannien auf der Londoner Rhodesienkonferenz eine Lösung für den Konflikt in Rhodesien durchsetzen, 1980 entließ es das Land als Simbabwe in die Unabhängigkeit. Im Krieg Großbritanniens mit Argentinien um die Falklandinseln (1982) zeigte sich, wie z. B. neben rechtspolitischen Motiven noch stark die Denktraditionen des »Empire« in der britischen Öffentlichkeit lebendig sind: Der Militäreinsatz zur Rückeroberung der von argentinischen Truppen besetzten Inseln fand in der Bevölkerung breite Zustimmung. Ein 1984 geschlossenes Abkommen mit China legte die Rückgabe der britischen Kronkolonie Hongkong für 1997 fest.
 
Literatur:
 
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