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DEPECHE MODE: SYNTHIPOP FÜR DIE HITPARADE

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Depeche Mode: Synthi-Pop für die Hitparade
 
Depeche Mode waren 1980 eine von unzähligen Gruppen, die in England mit elektronischer, rein synthetisch hergestellter Musik versuchten, den Publikumsgeschmack zu treffen. Wenige hatten damit so viel Erfolg wie das Quartett, das die bewährte — damals allerdings noch nicht so bezeichnete — »Boygroup«-Konzeption umsetzte, die auch den Siegeszug der Beatles ermöglicht hatte: vier junge Männer, die Mädchencliquen in aller Welt Anlass für Eifersüchteleien und Diskussionen gaben. Der Star der Gruppe war der gut aussehende Sänger Dave Gahan, doch nicht nur die Optik — werbewirksam umgesetzt in Videos, die über den jungen Musikvideosender MTV ein Millionenpublikum erreichten — verschaffte Depeche Mode eine riesige Fangemeinde, sondern auch die eingängige, dabei clever und innovativ produzierte Musik des ursprünglichen Gitarristen Martin Gore. Musste die Gruppe anfangs sehr gegen ihr Image als Teenieband kämpfen, etablierte sie sich im Lauf der Jahre als ernst zu nehmendes Musikkollektiv, das auch im Erwachsenenalter — zuletzt 1997 mit einem fulminanten Comeback — große Erfolge feiern konnte.
 
 Anfänge
 
In Basildon, einer 40 Kilometer östlich von London gelegenen Arbeiterstadt, taten sich 1979 drei junge Musiker, die sich aus der Schule kannten, zu einem Trio namens »Composition of Sound« zusammen. Vince Clarke (* 3. Juli 1961) und Andy Fletcher (* 8. Juli 1962) hatten bereits im Kirchenchor zusammen gesungen und die Combo »No Romance in China« betrieben, Martin Gore (* 23. Juli 1961) hatte seit seinem dreizehnten Lebensjahr Lieder komponiert und in den Gruppen »Norman and the Worms« sowie »French Look« Gitarre gespielt. Mit eher traditionellem Rock-Instrumentarium (Gitarren und Bass) gaben die drei erste Konzerte bei Partys und Schulbällen (sie spielten gängige Hits nach), doch bald gelangten sie — angesichts der in England immer mehr vorherrschenden New Wave und dem Umstand, dass Künstler wie Gary Numan und insbesondere die bahnbrechende Gruppe Human League mit synthetischen Klängen problemlos die Hitparaden stürmten — zu der Erkenntnis, dass die Zukunft elektronischen Geräten gehörte, und integrierten Synthesizer und Rhythmusmaschine in ihre Arbeit. Nach einem Auftritt bei einer Veranstaltung, die nur von Elektronik-Bands bestritten wurde, nahmen sie im Frühjahr 1980 die von Stevo, dem Chef des experimentellen Plattenlabels Some Bizzare, angebotene Möglichkeit wahr, auf einem Sampler ihren Song »Photographic« zu veröffentlichen. Es kam zu keinem Vertragsabschluss, doch eine entscheidende Veränderung trat ein, als das Trio in Dave Gahan (* 9. Mai 1962) einen geeigneten Sänger fand und fortan als Quartett weiterarbeitete. Als reine Synthie-Band machten sie Demoaufnahmen, die Dave — erfolglos — an den Mann zu bringen versuchte, während Vince als Fahrer, Andy als Versicherungskaufmann und Martin als Bankangestellter versuchten, die Gelder zur Finanzierung der damals noch recht teuren Geräte aufzutreiben. Am 10. Dezember 1980 trat die Gruppe, die sich nun Depeche Mode nannte (Gahan hatte sich zu diesem Namen nach der Lektüre der französischen Modezeitschrift »Mode Dépêche« anregen lassen), im Vorprogramm des Kultstars Fad Gadget auf. Dieser war damals unter Vertrag bei dem jungen Independent-Plattenlabel Mute Records, dessen Inhaber Daniel Miller beim Konzert anwesend war. Er hatte zuvor schon Demobänder der Gruppe angeboten bekommen und abgelehnt, doch an diesem Abend war er von Depeche Mode begeistert und bot ihnen per Handschlag einen Vertrag auf der Basis 50 : 50 an. Die Bedingungen der Zusammenarbeit wurden nach Bandangaben niemals schriftlich fixiert, doch auch unabhängig davon währte diese zu allseitiger Zufriedenheit bis in die jüngste Zeit.
 
 Neue Romantik und Industrieklänge — nicht nur für ein Teeniepublikum
 
Im Februar 1981 erschien die erste Single »Dreaming of me«, der zunehmend erfolgreich »New life« und der Top-Ten-Hit »Just can't get enough« folgten. Als auch ihr erstes Album »Speak and spell« im Herbst des Jahres einschlug (Platz 10), wurden Depeche Mode von der Presse als eine der erfolgreichsten Bands der kurzlebigen, »New romantics«-Welle gefeiert, die sich neben gefälligem Synthi-Pop insbesondere durch ausgefallene Kostümierungen und publicityträchtige Posen auszeichnete und vor allem deshalb populär war, weil für die optische Präsentation als neues Medium der junge Musikvideosender MTV zur Verfügung stand. Depeche Mode distanzierten sich von derartigen Klassifizierungen und beharrten außerdem darauf, keine Retorten-Teenieband zu sein, sondern seriöse Arbeit zu leisten. Dennoch reagierte ein vor allem junges (und größtenteils weibliches) Publikum immer begeisterter auf die vier Jungs, was zur Folge hatte, dass Vince, dem der Medienrummel zu viel wurde, kurz vor Weihnachten im britischen Fernsehen seinen letzten Auftritt mit Depeche Mode absolvierte und ausstieg. Er hatte bislang die meisten Songs geschrieben und wollte sich auch weiterhin mehr musikalisch betätigen, statt als Popstar von Fototermin zu Fototermin und von Pressekonferenz zu Pressekonferenz zu eilen, von Tourneen ganz zu schweigen. Er gründete gemeinsam mit der Sängerin Alison Moyet das auf Anhieb erfolgreiche Duo Yazoo und startete 1985 das Duo Erasure (mit dem Sänger Andy Bell), das über viele Jahre eine feste Größe im britischen Popgeschäft werden sollte (bei diesen Projekten hielt sich der medienscheue Musiker und Programmierer so weit es ging im Hintergrund). Nachdem Vince als musikalischer Direktor nicht mehr zur Verfügung stand, schrieb Martin Gore die Songs. Stand bereits die gesamte britische Elektronik-Welle stark unter dem Einfluss von deutschen, in ihrer Heimat weitgehend unterschätzen Gruppen wie Can, Tangerine Dream und insbesondere Kraftwerk, zeigte sich Martin Gore nun zudem von den Einstürzenden Neubauten beeindruckt, einer weiteren deutschen Gruppe, die sich dem Industrial-Sound verschrieben bzw. diesen ab 1980 mit entwickelt hatte (experimentelle, mittels Hämmern, Sägen, Metallplatten etc. anstelle von konventionellen Instrumenten hergestellte Klänge). Zunehmend experimenteller, doch immer noch eingängig und somit erfolgreich folgten 1982 Singles wie »See you« (ein Abschiedsgruß an Vince), »The meaning of love« oder »Leave in silence«, die alle aus der im Herbst erschienenen, zu dritt eingespielten LP »A broken frame« (Nr. 8 in England, Nr. 56 in Deutschland) ausgekoppelt wurden. Für Auftritte und Promotionzwecke war seit dem Frühjahr Alan Wilder (* 1. Juni 1959) als vierter Mann dabei, der seine anfängliche, frustrierende Statistenrolle aber bald zugunsten einer festen Mitarbeit als Musiker und Komponist aufgeben konnte. Nachdem Depeche Mode in England schon längst fest etabliert waren, reagierte nun zunehmend auch der deutsche Markt (im Laufe der Jahre ihr ergebenster), und mit einer ausgedehnten USA-Tournee versuchte die Gruppe 1982, auch jenseits des Atlantiks Fuß zu fassen. Dies sollte jedoch erst 1985 so richtig gelingen, als die Single »People are people«, der eine gleichnamige, nur für die Staaten vorgesehene Spezialzusammenstellung von Songs vorausgegangen war, auf Platz 13 der US-Charts kletterte. In Europa hingegen sorgten Singles wie »Love in itself« und »Everything counts« (aus dem Album »Construction time again«; 1983) für Furore, und die Singles »People are people« (drei Wochen lang Nr. 1 in Deutschland), »Master and servant« (Nr. 2; mit Sadomasothematik und Aufsehen erregendem Video) sowie »Somebody«/»Blasphemous rumours« (alle drei aus dem hervorragenden Album »Some great reward«; 1984) dafür, dass Depeche Mode eine der erfolgreichsten Bands des Jahres 1984 waren. Eine restlos ausverkaufte Europatournee und die Hit-Kompilation »The singles 1981—1985« zogen 1985 einen Schlussstrich unter dieses erste und ruhmreichste Kapitel der Bandgeschichte.
 
 Anhaltender Erfolg, Krise und Comeback
 
Dass die Musiker älter und reifer geworden waren, hatten bereits klangliche Experimentierfreudigkeit und nachdenkliche Thematik der LP »Some great reward« gezeigt. Nun ließen sie sich Zeit für ihr nächstes Album »Black celebration«, an dem vier Monate lang in den Berliner Hansa-Studios gearbeitet wurde und das erst im April 1986 erschien. Auch diese Platte, die düsterste und melancholischste der Gruppe überhaupt, warf mit »Stripped« (auf Gores Hobby wie auf ein nüchterneres Bandkonzept gleichermaßen anspielend, dabei erstmals eine Gitarre verwendend), »A question of lust« und »A question of time« wieder etliche Hit-Singles ab. Dass die musikalischen Ambitionen höher waren als das, was die Hitgaranten und Mädchenlieblinge Depeche Mode (und Plattenfirma) ihrem Publikum zumuten zu können glaubten, bewies Alan Wilders Nebenprojekt »Recoil 1 ' 2« (1986), eine ruhig fließende, wie ein Filmsoundtrack anmutende Instrumentalmusik. Nach einer ausgedehnten Welttournee legte die Gruppe ab dem Spätsommer eine Pause ein, um in Ruhe an neuem Material zu arbeiten, das — laut Martin Gore — stilistisch vielfältiger ausfallen sollte als das bislang vorgelegte. Die auf die Folter gespannten Fans reagierten Ende 1987 begeistert auf das Erscheinen von »Music for the masses« und die ausgekoppelten Singles »Strangelove«, »Never let me down again« sowie »Behind the wheel«. Kritiker hingegen monierten, die Band klinge so, als ob ihr die Ideen ausgegangen seien. Dessen ungeachtet machte sich die Gruppe an eine groß angelegte und aufwendig inszenierte Welttournee, um ihre »Musik für die Massen« eben diesen auch live vorzustellen (die LP verkaufte sich bis Ende 1988 über 2 Millionen Mal). Die Tour endete — im Rahmen eines Festivals britischer Bands wie der Orchestral Manouvres In The Dark — im Juni 1988 in Pasadena, Los Angeles, vor 75 000 begeisterten Zuschauern. Der legendäre Dokumentarfilmer D. A. Pennebaker, der Arbeiten zu Bob Dylan (»Don't look back«), Jimi Hendrix (»Jimi plays Montery«) und David Bowie (»Ziggy Stardust ' The Spiders From Mars«) gedreht hatte, nahm das Konzert auf und veröffentlichte den Konzertfilm »101« im April 1989. Das dazugehörige Livealbum gleichen Titels erreichte trotz schlechter Kritiken wieder hervorragende Chartpositionen (England Nr. 5, Deutschland Nr. 2). Tatsächlich wirkte die Gruppe auf der Bühne recht steif, was die begeisterten Fans indessen nicht störte, die nach wie vor beim Erscheinen von Singles wie »Personal Jesus«, »Enjoy the silence«, »World in my eyes« und »Policy of truth« (aus »Violator«, 1990) die Plattenläden stürmten (auch Martin Gores Solo-EP »Counterfeit« hatte 1989 Käufer gefunden). »Violator« wurde für Depeche Mode der erste amerikanische Millionenseller, Kritiker attestierten ihnen, nun erwachsen geworden zu sein, und im Verlauf einer großen Welttournee mit 43 Konzerten allein in Nordamerika sahen im Jahr 1990 über 1,2 Millionen Menschen die einstigen Teeniestars live. Danach war wieder eine Pause fällig, die diesmal länger dauerte. Alan Wilder nahm 1992 mit »Bloodline« eine weitere Recoil-Platte auf, doch ansonsten blieb es ruhig um die Gruppe. Erst im April 1993 erschien »Songs of faith and devotion«, eine Sammlung anspruchsvoller, nun auch mit akustischen Instrumenten rockig vorgetragener Songs, und schoss auf beiden Seiten des Atlantiks geradewegs auf Platz 1 der Hitparaden. Auch die Singles »I feel you«, »Walking in my shoes« und »In your room« erfreuten die Fans, doch der Stern der Gruppe war am Sinken. Der gegen Ende des Jahres vorgelegte Konzertmitschnitt »Songs of faith and devotion — live« wurde nicht nur von Kritikern als »unnötig« abgekanzelt, es trat auch erstmalig der Umstand ein, dass die Käufer ausblieben (mehr als eine kümmerliche 173er-Platzierung in den USA war nicht drin). Die Nachfrage nach wirklichen Konzerten war indessen ungebrochen, und Andy Fletcher, der seit jeher für die Geschäfte der Band zuständig gewesen war und sich nun ausschließlich darum kümmern wollte, überließ bei der 1994 stattfindenden Asientournee seinen Platz dem Aushilfsmusiker Daryl Bamonte. Anfang 1995 stieg Alan Wilder aus der Gruppe aus, nachdem die Arbeitsbedingungen für ihn unerträglich geworden waren. Dave Gahan führte damals das Leben eines Rockstars, wie er im Buche steht, war stark drogenabhängig und wurde nach einem Selbstmordversuch im Sommer 1995 in ein Krankenhaus in Los Angeles eingeliefert. Nach seiner Genesung machte sich die Gruppe an die Arbeit zu einem neuen Album, die jedoch unterbrochen werden musste, als Gahan 1996 erneut wegen Drogenmissbrauchs und einer in diesem Zusammenhang erhobenen Anklage ausfiel. Nachdem er sich gegen Kaution wieder auf freiem Fuß befand, war es dann 1997 endlich so weit, dass Depeche Mode ein Aufsehen erregendes »Comeback« feiern konnten. Der Titel ihrer LP »Ultra«, eingespielt mit etlichen Gastmusikern, beschwor die Überwindung der Krisen ebenso wie die Qualität der Musik, und Millionen treuer Fans belohnten das Durchhaltevermögen ihrer Idole, indem sie durch ihre Plattenkäufe dafür sorgten, dass das Album in England, Deutschland, Spanien und Schweden auf Platz 1 in die jeweiligen Hitparaden einstieg. Mit »Barrel of a gun« und »It's no good« hatten Depeche Mode wieder zwei Smash-Hits, die 1998 ebenso in die Kompilation »The singles 86—98« aufgenommen wurden wie die neue Erfolgssingle »Only when I lose myself«. Diese zweite Best-of-Sammlung verkaufte sich sehr erfolgreich, und infolge der wieder erwachten Aufmerksamkeit, die Depeche Mode — auch mit einer weiteren Welttournee — auf sich lenkten, wuchs auch ein verstärktes Interesse an der ersten, 1985 veröffentlichten Hit-Kompilation, die 1999 wieder in den Charts nach oben kletterte.
 
 Diskographie
 
Speak and spell (1981)
 
A broken frame (1982)
 
Construction time again (1983)
 
Some great reward (1984)
 
The singles 1981—1985 (1985)
 
Black celebration (1986)
 
Recoil 1 ' 2 (1986; Alan Wilder)
 
Music for the masses (1987)
 
101 (1989)
 
Counterfeit (1989; Martin Gore)
 
Violator (1990)
 
Bloodline (1992; Alan Wilder)
 
Songs of faith and devotion (1993)
 
Songs of faith and devotion — live (1993)
 
Ultra (1997)
 
The singles 86—98 (1998)
 
Literatur:
 
Manfred Gillig-Degreve und Hans Derer: Depeche Mode. »Enjoy the silence«. 1980-1990. Hamburg 1990.
 Jürgen Seibold: Depeche Mode. Rastatt 1990.
 Manfred Gillig-Degreve und Hans Derer: Depeche Mode. Gott, Sex und Liebe. Hamburg 1993.
 Helmut E. Roth: Depeche Mode. Rastatt 1993.
 Dave Thompson: Depeche Mode. Some great reward. New York 1994.
 Manfred Gillig-Degreve und Hans Derer: Depeche Mode 80-98. Hamburg 1998.
 Steve Malins: Depeche Mode. Die Biographie. Aus dem Englischen. St. Andrä-Wördern 1999.
 Dafydd Rees und Luke Crampton: Rock stars encyclopedia. Neuausgabe New York 1999.


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