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ISRAEL: NÄCHSTES JAHR IN JERUSALEM!

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Israel: Nächstes Jahr in Jerusalem!
 
Die Idee einer Sammlung der Juden in einem Gemeinwesen, in dem sie ihre Angelegenheiten unabhängig von Verfolgung und äußerer Einmischung regeln könnten, vertraten einzelne Autoren in Osteuropa schon vor Theodor Herzl. Erst die Wirtschaftskrise in Osteuropa und die Verfolgungen 1881, 1891 sowie 1903 und 1905 in Russland schufen eine Massenbasis für die zionistische Bewegung, benannt nach dem Namen Zion für einen Hügel in Jerusalem. Der österreichische Jude Herzl schrieb 1896 das Buch »Der Judenstaat« und berief mit viel Geschick 1897 einen Kongress nach Basel ein, der die Errichtung einer »öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte« für Juden zum Ziel hatte. Herzl selbst wäre auch mit einem »Nachtasyl« für die bedrohten osteuropäischen Juden beispielsweise in Uganda zufrieden gewesen, doch die Mehrheit seiner Anhänger wehrte sich dagegen und konnte sich nur das damals osmanische Palästina, das »Land Israel« (Erez Israel), als Heimat vorstellen.
 
Dem Zionismus gelang es bis 1933 und 1939 nicht, die Mehrheit der europäischen Juden für sich zu gewinnen. Die westeuropäischen Juden sahen ihn als philanthropische Maßnahme für verfolgte Ostjuden an.In Osteuropa waren die »Bundisten« stark, eine sozialistisch-säkulare Bewegung, die die Juden als in Osteuropa zu integrierende nationale Minderheit verstand und die jiddische Kultur pflegte. Abgenommen hatte der Einfluss der Orthodoxie. Weiter suchten viele Juden unter dem Druck des reaktionären zaristischen Regimes im proletarischen Internationalismus eine Lösung, andere definierten sich als Polen, oder Russen »mosaischer Konfession«.
 
In der jungen zionistischen Bewegung entbrannte ein Streit über die einzuschlagende Politik. Herzl bevorzugte politische Verhandlungen, während andere einen »praktischen« Zionismus forderten und 1908 ein Büro für Landkäufe einrichteten. Auf den Sanddünen nahe der Hafenstadt Jaffa wurde die erste moderne jüdische Stadt, Tel Aviv, aufgebaut. Der Nahe Osten rückte während des Ersten Weltkriegs in den Bereich der europäischen Großmachtpolitik. Die Briten suchten auf allen Seiten nützliche Bündnispartner und machten den Arabern Versprechungen. Andererseits erklärte der britische Außenminister Balfour 1917, dass seine Regierung die Bestrebungen des Zionismus mit Sympathie sehe. Zum ersten Mal wurde damit der Zionismus politisch ernst genommen. Der neu gegründete Völkerbund nahm in das britische Mandat für Palästina 1922 die Förderung einer Heimstätte - nicht eines Staates - für die Juden in Palästina auf. Die Rechte der Araber sollten dabei nicht beeinträchtigt werden.
 
Bis 1939 baute die zionistische Bewegung eine vorstaatliche Infrastruktur auf. Das Ideal der deutschen Jugendbewegung, die »Selbstverwirklichung«, hatte unter jungen zionistischen Juden die Form eines Aufbauideals in Gestalt der Kibbuzbewegung angenommen. Ein neuer moderner jüdischer Mensch sollte in Abgrenzung vom Diasporajuden geschaffen werden. Der Pionier (Chaluz) betrieb Landarbeit, war wehrhaft, sprach Neuhebräisch, nicht etwa Jiddisch, und sollte in einer egalitären Gemeinschaft leben, die ein Vorbild für Nichtjuden sein sollte. Neben dem Aufbau der Landwirtschaft wurde die erste weltliche jüdische Universität ins Leben gerufen. Eine Gewerkschaft organisierte sich, eine Krankenkasse und ein Gesundheitswesen entstanden, und die städtische jüdische Bevölkerung nahm trotz einiger Krisen insgesamt bis 1939 zu.
 
  Der junge Staat Israel und seine arabischen Nachbarn
 
Die arabische Nationalbewegung stieß sich an diesem Aufbauwerk. Der extremistische Führer al-Husaini stachelte zu Pogromen und der »arabischen Revolte« von 1935/36 auf. Nach Kriegsausbruch suchte er Kontakt zum nationalsozialistischen Regime in Berlin und plante eine »Arabische Befreiungsarmee«. Der Massenmord an den europäischen Juden schwächte die zionistische Bewegung sehr. Das große Menschenpotenzial des osteuropäischen Judentums existierte nach 1945 nicht mehr. Einige Hunderttausend jüdische Heimatlose in Europa suchten eine Zufluchtstätte. Es kam zu einem scharfen Konflikt zwischen der zionistischen Bewegung und der britischen Mandatsverwaltung. Schließlich beschloss die UNO am 29. November 1947, auf dem Gebiet Palästinas zwei Staaten zu errichten, einen jüdischen und einen arabischen. Am 15. Mai 1948 rief David Ben Gurion in Tel Aviv den Staat Israel aus, der sogleich von fünf arabischen Armeen überfallen wurde.
 
Die arabische Nationalbewegung hatte sich mit dem Teilungsplan der UNO nicht abgefunden. In der Folge entstanden große Flüchtlingsströme: Araber flüchteten aus Palästina, Überlebende der Konzentrationslager aus Europa in den jungen Staat Israel. Hinzu kamen neue jüdische Landsmannschaften. Die arabischen Staaten begannen die oft über 2 000 Jahre ansässigen Juden aus ihren Ländern zu vertreiben: Den Anfang machten Irak und Jemen, später folgten Marokko, Algerien, Libyen und Ägypten, sodass die vor 1948 mehrheitlich europäisch-jüdische Bevölkerung im Laufe der 1950er- und 1960er-Jahre eine starke orientalisch-jüdische Komponente aufwies. Israel musste nach 1948 relativ mehr Flüchtlinge integrieren als die Bundesrepublik Deutschland. Zu dieser enormen Leistung kamen der Aufbau einer modernen Wirtschaft, besonders einer hoch entwickelten Landwirtschaft, sowie die Urbarmachung und Aufforstung weiter Landstriche. Israel, die einzige Demokratie im Nahen Osten, wurde zum Industriestaat. Die Archäologie wurde besonders gefördert, um die jüdische Vergangenheit des Landes herauszustreichen.
 
 Ungelöste Probleme bis heute
 
Ungelöste Probleme ergeben sich aus dem unklaren Verhältnis zwischen Religion und Staat. Orthodoxe Parteien vermochten sich als Mehrheitsbeschaffer einen überproportionalen Einfluss zu verschaffen. Trotz Flucht und Vertreibung blieb eine bedeutende arabische Minderheit im Staat (18 %), die theoretisch gleichberechtigt, in Wirklichkeit aber oft diskriminiert ist. Der Plan einer »Judaisierung« Galiläas sowie das brutale Vorgehen der israelischen Polizei anlässlich der Niederreißung illegal gebauter Häuser bei arabischen Dörfern (»Tag der Erde«) störte das Verhältnis von Juden und Arabern nachhaltig. Mit der Eroberung von Gebieten 1967 kam eine große arabische Bevölkerung zusätzlich unter israelische Herrschaft. Die von der Arbeitspartei ausgehenden Verhandlungen mündeten am 4. Mai 1994 in ein Abkommen, das für Teile der besetzten Gebiete Autonomie vorsah. Das nationale Lager in Israel billigte dies nicht, und nach einem Machtwechsel ließ Premierminister Benjamin Netanjahu die Friedensanstrengungen im Sand verlaufen. Terroranschläge vergifteten die gegenseitigen Beziehungen. Des Weiteren staut sich in den Autonomen Gebieten durch soziale Misere und hohe Jugenarbeitslosigkeit ein Unruhepotenzial auf, das durch fundamentalistisch-islamische Organisationen genutzt wird.
 
Die Gebietseroberungen 1967 führte zu einem Rechtsruck innerhalb der jüdischen Orthodoxie. Nichtzionistische Strömungen wurden zionisiert und fanden Gefallen an der Macht. Das national-religiöse Milieu wandte sich nach rechts und sah die Verhandlungen mit Palästinensern als Verrat am »vollständigen Israel« (Erez Israel ha-schlemah) an. Der Mörder des 1995 getöteten Premierministers Itzhak Rabin ist in diesem Umfeld geistig geprägt worden. Die orthodoxen Parteien haben die religiösen jüdischen Institutionen Israels besetzt und sehen sich als einzige authentische Vertreter des Judentums an. Die große Mehrheit beispielsweise der amerikanischen Juden aber ist liberal oder konservativ: Ihre Rabbiner und religiösen Entscheidungen werden in Israel nicht anerkannt. Dies führt zu einer immer größeren Spannung zwischen jüdischen Israelis und Diasporajuden.
 
So stellt sich die Frage, wie denn der Spruch »Nächstes Jahr in Jerusalem« zu verstehen ist, den Juden im jährlichen Gedenken an die Befreiung der Israeliten vom ägyptischem Joch unter Moses einander zurufen. Hat er als universale Chiffre für die messianische zukünftige Zeit angesichts der Unerlöstheit der Welt seine Aktualität behalten?
 
Dr. Uri Kaufmann


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