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ALEMBERT

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Alembert: übersetzung

Alembert
 
[alã'bɛːr], Jean Le Rond d', französischer Philosoph, Mathematiker und Literat, * Paris 16. 11. 1717, ✝ ebenda 29. 10. 1783, Sohn der Marquise de Tencin und des Offiziers L. Destouches; von der Mutter auf den Stufen der Kirche Saint-Jean-Le-Rond ausgesetzt, daher sein Name, den er als Zwölfjähriger in d'Alembert änderte. Als Findelkind aufgezogen, später Schüler eines jansenistischen Collège, wandte sich d'Alembert nach anfänglichen Studien der Theologie, der Rechte und der Medizin schließlich der Mathematik zu und wurde bereits 1741 Mitglied der Académie Royale des Sciences; 1744 errang er einen Preis der Berliner Akademie und wurde deren Mitglied; er folgte allerdings weder der Einladung Friedrichs des Großen, als Nachfolger P. L. Maupertuis' Präsident der Akademie zu werden, noch der der Kaiserin Katharina II., die Erziehung ihres Sohnes zu übernehmen. 1754 wurde er in die Académie française gewählt, deren ständiger Sekretär er ab 1772 war.
 
Obwohl v.a. Mathematiker und Naturwissenschaftler, verkörpert d'Alembert beispielhaft das die Aufklärung auszeichnende Ideal des Universalwissens. Gemeinsam mit D. Diderot gab er die »Encyclopédie« heraus (Enzyklopädisten), deren erster Band 1751 mit seiner Einleitung (Discours préliminaire) erschien und für die er die mathematischen, physikalischen und einen Großteil der philosophischen Stichwörter bearbeitete; 1759, nach dem 7. Band, trat er von der Mitarbeit zurück, wohl nicht zuletzt aufgrund der heftigen Polemik J.-J. Rousseaus (in der Schrift »Lettre à d'Alembert sur les spectacles«, 1758) gegen seinen Artikel »Genève«.
 
In seinem 1743 veröffentlichten wissenschaftlichen Hauptwerk »Traité de dynamique. ..«, einer mathematischen Durchbildung der Mechanik, entwickelte er u. a. die Gesetzmäßigkeiten der Bewegung von materiellen Körpern (Massenpunkten) unter dem Einfluss äußerer Kräfte und v. a. das alembertsche Prinzip der Mechanik. Daneben befasste er sich mit der Akustik und Optik, mit der Himmelsmechanik (u. a. mit dem Vorrücken der Äquinoktialpunkte auf der Ekliptik und besonders mit dem Dreikörperproblem) sowie mit der Theorie der schwingenden Saite und der Wellenausbreitung (1747 alembertsche Formel für die Lösung der Wellengleichung bei vorgegebenen willkürlichen Anfangsbedingungen). - In der Mathematik versuchte er 1746 einen Beweis für den Fundamentalsatz der Algebra zu geben, erkannte gleichzeitig, dass analytische Funktionen komplexen Arguments komplexwertig sind, und 1761, dass jede komplexe Funktion der laplaceschen Differenzialgleichung genügt. Er befasste sich auch mit der Integration (Lösung) besonders von partiellen Differenzialgleichungen (1747) und untersuchte 1768 die Bedingungen für die Integrierbarkeit eines Differenzialausdrucks.
 
Philosoph war d'Alembert in dem weiten Sinn, den die französische Aufklärung dem Begriff gab. In seiner Einleitung zur »Encyclopédie«, dem »Kompendium der Aufklärung«, zeigt sich deutlich sein Rückgriff auf den englischen Empirismus und besonders auf J. Locke, den er als den Schöpfer der wissenschaftlichen Philosophie betrachtete. Er selbst war überzeugt, dass man sich von allen überkommenen Auffassungen befreien müsse, um eine neue, ausschließlich auf dem Rationalismus und dem Sensualismus beruhende Erkenntnistheorie aufzubauen. Er glaubte an eine ständige Höherentwicklung der menschlichen Erkenntnis. In seiner auch von E. B. de Condillac beeinflussten Erkenntnistheorie suchte er die empirischen Wissenschaften zu begründen. Die Geschichte betrachtete er als eine Quelle der Menschenkenntnis, sie ähnele einem Felde medizinischer Beobachtungen. Die Gesellschaft sei rein aus menschlichen Motiven entstanden, die Religion habe keinen Anteil an ihrer Entstehung. Prinzip der Moral sei das Interesse des Einzelmenschen, das, recht verstanden, mit dem öffentlichen Wohl (bien public) zusammenstimmen muss. Als typischer Vertreter des Geistes der Encyclopédie hat d'Alembert neben den naturwissenschaftlich-mathematischen Arbeiten eine Fülle von Abhandlungen philosophischer, literarischer, musikalischer und historischer Art verfasst.
 
Weitere Werke: Traité de dynamique. .. (1743; deutsch Abhandlung über Dynamik. ..); Recherches sur la précession des équinoxes. .. (1749; deutsch Untersuchung über die Präcession der Nachtgleichen. ..); Discours préliminaire de l'encyclopédie (1751; deutsch Einführung in die »Encyclopédie«); Éléments de musique théorique et pratique suivant les principes de M. Rameau (1752); Essai sur les éléments de philosophie (1759); Opuscules mathématiques, 8 Bände (1761-68).
 
Ausgaben: Œuvres philosophiques, historiques et littéraires, 10 Bände (1805-08); Œuvres, 5 Bände (1821-22).
 
Literatur:
 
J. Bertrand: D'A. (Paris 1889);
 M. Schinz: Gesch. der frz. Philosophie seit der Revolution, Bd. 1, Tl. 1 (1914);
 G. Mielcarczyk: Voltaire u. d'A. (Diss. Königsberg, 1923, Masch.);
 Maurice Müller: Essai sur la philosophie de J. d'A. (Paris 1926);
 J. N. Pappas: Voltaire and d'A. (Bloomington, Ind., 1962);
 R. Grimsley: Jean d'A. (London 1963);
 E. Cassirer: Die Philosophie der Aufklärung (31973, Nachdr. 1984);
 T. L. Hankins: J. d'A. (Oxford 1970);
 D. F. Essar: The language theory, epistemology, and aestetics of J. Lerond d'A. (Forest Grove, Oreg., 1976);
 A. Schober: J. Le R. d'A. Der vermeintl. Vater des Positivismus (Diss. Erlangen, 1983).
 


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