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ARBEIT: WERTEWANDEL UND BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG PRÄGEN DIE ARBEITSWELT

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Arbeit: Wertewandel und Bevölkerungsentwicklung prägen die Arbeitswelt
 
Technische Innovationen und ökonomische Entwicklungen prägen die Arbeitswelt nicht nur unmittelbar, sie verändern auch soziale Verhältnisse und die herrschenden Werte. Diese Veränderungen wiederum wirken auf die Arbeitswelt zurück. So wurde spätestens in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts klar, dass der Umgang des Menschen mit den natürlichen Ressourcen und der Umwelt an ein Grenze stößt, jenseits derer menschliche Schaffenskraft in die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen umschlägt.
 
Die industrielle Entwicklung der Gesellschaften, die Steigerung der Produktivität und des gesellschaftlichen Reichtums waren Grundlage dafür, dass immer mehr Menschen an Bildung und gesundheitlicher Versorgung teilhaben konnten. So wurden auch die Voraussetzungen geschaffen, dass sich die Rolle der Frau wandelte und dass sich die durchschnittliche Lebenserwartung in den letzten hundert Jahren von etwa 40 auf rund 75 Jahre erhöhte. Auch diese Veränderungen werden die Zukunft der Arbeitswelt mitbestimmen.
 
 Ökonomie im Einklang mit der Ökologie
 
Spätestens nachdem der Club of Rome seine Berichte »Die Grenzen des Wachstums« und »Faktor 4« veröffentlicht hatte, nahm die Gesellschaft wahr, dass die Menschheit eine Lebens- und Produktionsweise finden muss, die im Einklang mit der Funktionsweise des Ökosystems steht.Natürliche Ressourcen wie Öl und Wald sind nicht endlos verfügbar. Die ungelöste Frage der Entsorgung in der Kernenergie steht für Jahrtausende im Raum. Der Treibhauseffekt ist keine Hypothese mehr und führt vermehrt zu Unwettern und Überschwemmungen sowie zu Dürreperioden in ohnehin trockenen Landstrichen. Wenn zudem die gesamte Welt so leben und wirtschaften würde wie die Bevölkerung der Industrienationen, so wären allein die Umweltauswirkungen des Kraftfahrzeugverkehrs der sichere Untergang jeder Lebensgrundlage auf der Erde.
 
Doch das Umdenken hat begonnen und trägt bereits erste Früchte. Über eine Million Arbeitsplätze sind heute in Deutschland direkt oder indirekt vom Umweltschutz abhängig. Andere Tätigkeiten berücksichtigen in zunehmendem Maße ökologische Aspekte, sei es bei der Entwicklung recyclingfähiger Produkte, sei es beim Verbessern oder Ersetzen umweltbelastender Produktionsverfahren. Weitere Betätigungsfelder eröffnen sich im Bereich der Energieerzeugung und -nutzung. Inwieweit die objektiven Notwendigkeiten und wissenschaftlich fundierten Forderungen in die Tat umgesetzt werden können, hängt jedoch stark von politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Entscheidungen ab.
 
Großen Handlungsbedarf sehen die Experten im Baugewerbe, denn 40 Prozent des gesamten Energieaufkommens fließt in die Bewirtschaftung von Gebäuden. Deren Emissionen tragen in etwa gleichem Maße wie der Kraftfahrzeugverkehr zum Kohlendioxidausstoß bei. Neue Bau- und Dämmstoffe, Klima- und Heizungsanlagen, neue Fensterarten und Lichtsysteme könnten hier Abhilfe schaffen. Eine Studie der Gewerkschaft Öffentliche Dienste Transport und Verkehr (ÖTV) und des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND), gefördert von der Europäischen Union im Projekt »Green Job Creation Awareness Campaign«, geht davon aus, dass durch die wärmetechnische Sanierung alter Wohnbauten 100000 zusätzliche Arbeitsplätze im Baugewerbe zu schaffen wären. Durch den Ausbau der Windenergie könnten — so die Studie weiter — bis zu 89000 Menschen eine Arbeit finden und ein massives Solarprogramm brächte 14000 Arbeitsplätze.
 
Dass diese Zahlen nicht nur reines Wunschdenken sind, zeigt ein wahrer Boom für Windanlagen, der in den vergangenen Jahren in Deutschland 10000 neue Arbeitsplätze geschaffen hat. Die Shell AG baut die derzeit größte Produktionsstätte für Solarzellen in Gelsenkirchen. Die Riesen BP (British Petroleum) und Siemens sind ebenfalls in das Geschäft mit der Sonnenenergie eingestiegen. Natürlich werden diese Umschichtungen auch dazu führen, dass Arbeitsplätze in klassischen Bereichen der Energiegewinnung wegfallen — etwa im Bergbau, in der Ölgewinnung und -beförderung sowie in der Kernenergie. Wie die Gesamtbilanz letztlich ausfällt, ist schwer zu prognostizieren. Sicher ist, dass sich die Arbeitsinhalte und die Arbeitsweise durch diese Entwicklung einschneidend verändern.
 
 Die demographische Entwicklung
 
Erstmals in der Geschichte stellt sich die Alterspyramide zu Beginn des Dritten Jahrtausends auf den Kopf. Dieser einschneidende Wandel demographischer Strukturen zieht spürbare Auswirkungen auf das Sozialsystem und die Arbeitswelt nach sich.
 
Statistiker sagen für Deutschland voraus, dass der Anteil der unter 20-Jährigen an der Gesamtbevölkerung bis 2010 unter ein Fünftel sinken wird. Für 2030 erwarten die Experten, dass auf zehn über 60-Jährige nur noch sechs Kinder und Jugendliche kommen, wenn nicht massive Zuwanderungen diese Tendenz verändern. Ursachen hierfür sind neben dem Geburtenrückgang der medizinische Fortschritt und die Verbesserung der sozialen Verhältnisse in den vergangenen Jahrzehnten. So gebären Frauen in Deutschland durchschnittlich nur noch 1,4 Kinder. Um das Bevölkerungsniveau zu halten, wäre jedoch eine Geburtenzahl von 2,1 erforderlich. Auch die Lebenserwartung ist enorm gestiegen. Für Männer liegt sie heute bei 72,8 Jahren, Frauen werden durchschnittlich 79,3 Jahre alt. Beide Faktoren tragen dazu bei, dass schon im Jahr 2010 die Altersgruppe der 40- bis 65-Jährigen einen Anteil von 35 Prozent erreichen wird, gegenüber 25 Prozent in der Altersgruppe zwischen 20 und 39 Jahren.
 
Ist es bei diesen Verhältnissen noch möglich, 40-Jährige als zu alt abzuweisen, wie dies so mancher Arbeitgeber heute praktiziert? Durch ihren guten Gesundheitszustand fühlen sich viele Senioren selbst mit Eintritt in das offizielle Rentenalter durchaus noch leistungsfähig und das Bild des »Alten« oder der »Rentnerin« bedarf dringend einer Revision. Die Diskussion um gleitende Übergänge in die Berentung, zum Beispiel durch Teilzeitarbeit, führt sicher dazu, dass immer mehr Menschen auch im dritten Lebensabschnitt sinnvolle Betätigungen suchen werden.
 
Die demographische Entwicklung hat auch Konsequenzen für das Bildungssystem und insbesondere für die berufliche Weiterbildung. Kein Unternehmen kann es sich künftig leisten, 60 Prozent der Belegschaft von Fortschritt und Innovation auszuschließen. Auch ältere Arbeitnehmer müssen sich auf lebenslanges Lernen einstellen, wenn sie nicht den Anschluss verlieren wollen. Dies gelingt jedoch nur, wenn Weiterbildungseinrichtungen und betriebliche Bildungsmaßnahmen die Bedürfnisse dieser Gruppe berücksichtigen. Es gilt, Lehr- und Lernmethoden zu entwickeln, die auch den Menschen entgegenkommen, die schon einige Zeit keine Schulbank mehr gedrückt haben oder nicht so selbstverständlich wie die Jungen mit Computern und Multimedia umzugehen wissen.
 
 Das Ende des Patriarchats
 
Selbst wenn Frauenrechtlerinnen nach wie vor zu Recht beklagen, dass in vielen Bereichen von Arbeit und Gesellschaft nicht von einer Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern gesprochen werden kann — ein Blick in die Geschichte zeigt, dass sich in Fragen der Gleichberechtigung ein nahezu revolutionärer Wandel vollzieht.
 
Eine Frau, die heute 85 Jahre alt ist, wurde in eine Zeit geboren, in der ihre Geschlechtsgenossinnen noch nicht wählen durften. In Baden, dem deutschen Vorreiter für das Frauenstudium, konnten sich Frauen erstmals im Jahr 1900 an einer Hochschule einschreiben. Zugang zu juristischen Berufen wurde ihnen 1922 gewährt. Heute sind 44 Prozent der Studienanfänger Frauen, und der Anteil der weiblichen Beschäftigten im öffentlichen Dienst stieg zwischen 1960 und 1994 von 28 auf 49 Prozent. Die Männerwelt musste sich daran gewöhnen, dass Frauen selbst höchste Staats-, Kirchen- und Richterämter besetzen, wenngleich nicht verkannt werden darf, dass dies noch immer große Ausnahmen sind. Die Mehrzahl der Frauen ist nach wie vor in Berufen beschäftigt, die eine geringe Qualifikation erfordern und durch geringere Bezahlung und schlechte Aufstiegsmöglichkeiten gekennzeichnet sind.
 
Der Trend zu einer Feminisierung der Arbeitswelt hält im neuen Jahrhundert sicherlich an. Durch das wesentlich höhere Bildungsniveau gegenüber früheren Generationen steigt bei Frauen der Wunsch nach Berufstätigkeit. Die alleinige Zuständigkeit für Kindererziehung und Hausarbeit nehmen sie nicht mehr als selbstverständlich hin. Obwohl sich die Situation für Frauen verbessert hat, bergen einzelne Entwicklungen Gefahren für eine Gleichstellung der Geschlechter. Zum Nachteil der Frauen wirkt sich etwa die Tendenz aus, dass geringer qualifizierte Arbeitsplätze wegfallen. Oft sind es Frauen, die auch in hoch qualifizierten Berufen mit Telearbeitsplätzen vorlieb nehmen müssen, um Kind und Beruf zu vereinbaren. Soziale Isolation und geringe Aufstiegschancen treffen sie besonders. Sie müssen damit ähnliche Nachteile wie bei Teilzeitarbeitsplätzen in Kauf nehmen, die ebenfalls zu 90 Prozent Frauensache sind.
 
Positiv wirkt sich die größere Nachfrage nach Dienstleistungen aus, ein Sektor, in dem zwei Drittel aller Frauen beschäftigt sind. Die neuen Anforderungen an die Mitarbeiterführung kommen ihnen ebenso entgegen wie die wachsende Bedeutung sozialer Berufe, wobei hier allerdings oft die Verdienstmöglichkeiten weit unter denen anderer Branchen liegen. Eine Bringschuld des neuen Jahrhunderts den Frauen gegenüber ergibt sich aus der Tatsache, dass sie derzeit nur 6,3 Prozent der Führungspositionen in den großen deutschen Unternehmen und 3,8 Prozent aller Vorstandsposten besetzen. An den Universitäten beträgt der Anteil weiblicher Lehrstuhlinhaber gerade einmal sieben Prozent.
 
Die berufliche Zukunft der Frauen hängt auch davon ab, wie die Gesellschaft mit dem Kinderbetreuungsproblem umgeht. Sind Familie und Beruf weiterhin so schlecht zu vereinbaren wie bislang, wird der Anteil kinderloser Frauen zunehmen, die sich beruflich verwirklichen wollen.
 
Birgit Hummler-Schaufler
 
Weiterführende Erläuterungen finden Sie auch unter:
 
Bildung für die Welt von morgen
 
Arbeit: Denkmodelle für eine neue Arbeitswelt
 
Grundlegende Informationen finden Sie unter:
 
Arbeit: Die Arbeitswelt von morgen
 
Literatur:
 
Arbeit ohne Zukunft? Organisatorische Konsequenz der wirtschaftlichen Informationsverarbeitung, herausgegeben von Rainer Thome. München 1997.
 
Für ein attraktives Deutschland in einem weltoffenen Europa. Weltweite Vernetzung, intakte Umwelt, wachsender Wohlstand, Arbeit für alle, bearbeitet von Ludolf von Wartenberg. Köln 21998.
 Giarini, Orio und Liedtke, Patrick M.: Wie wir arbeiten werden. Der neue Bericht an den Club of Rome. Aus dem Englischen. Taschenbuchausgabe München 1999.


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