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Mai [mai̮], der; -[s], dichter. auch noch: -en, -e:* * *
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Mai, der 5. Monat unsers Jahres, der Wonnemond, wie ihn Karl der Gr. nannte, für Mitteleuropa der Blüthenmonat, wo die verjüngte Natur in neuer Farbenpracht erglüht, wo die Schwalben heimgekehrt sind, der Kukuk ruft und die Nachtigall im schattigen Laube girrt, die Fluren ein grüner Teppich, der Himmel ein Sapphir, die Luft stärkender Lebensodem, die Bäche und Quellen fließender Krystall, die Papilloten selbst flatternde Blumen, die Nächte Blüthenträume und die Tage Prachtmomente werden! Wie in der vegetabilischen und animalischen Natur kündigt sich auch in der Menschenbrust beim Nahen des Mai's ein zauberhafter Drang, eine Sehnsucht nach Freiheit, Liebe, nach etwas Unbestimmtem an, worauf nur die Blüthenbäume, die rauschenden Quellen, die Nachtigallen, der Sternenhimmel Antwort geben! Was das Leben Schön und Herrlich kennt, kleiden wir in das Bild des Mai's; er ist eine Braut, ist die erste Liebe, der Silberblick des Lebens – Keim und Blüthe treibt, entthaut vom warmen Lenz schlagen die Pulse der Mutter Erde wärmer, Segen gießt die Sonne nieder in feurigen Strahlen, ihr Feuer vermählt sich liebend mit dem warmen Athem des Erdschoßes und herrlich schildert den Wonnemond ein alter Dichter, wo er sagt
»Dieser Monat ist ein Kuß, den der Himmel gibt der Erde
Daß Sie jetzo seine Braut, künftig eine Mutter werde.«
Auch unser Erdenleben bat einen Mai, von dem es heißt: »er blüht einmal und nicht wieder.« Es ist die Zeit unserer kühnsten Wünsche und Hoffnungen, der Liebe und ihrer Empfindungen und Kämpfe; die Zeit, wo unsere Kräfte sich losringen, frei in die Welt hinausgreifend, Blüthen abpflückend, zu den Sternen reichend, auf den Grund des Meeres hinabtauchend, einer gewaltigen Sehnsucht hingegeben, deren Ankerpunkt wohl nur dort oben ist, von wannen die ewigen Sterne leuchten.– In den Mai verlegt die poetische Sage das Walpurgisfest und die gespenstige Fahrt nach dem Brocken; in diesen Monat fällt in der Regel das herrliche Pfingstfest, und an einigen Orten der katholischen Christenheit feiert man auf den Gräbern der Geschiedenen das Auferstehungsfest.
– n.
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