COMPOUNDKERN

Compoundkern

 

[kɔm'paʊnd-; zu englisch compound »Verbindung«], Verbundkern, Zwischenkern, das bei Beschuss eines Atomkerns mit energiereichen Teilchen (Nukleonen, Alphateilchen u.a. Kernen) bei einer resonanzartig verlaufenden Kernreaktion kurzzeitig auftretende, in einem hochangeregten quasistationären Zustand (Compoundzustand) befindlichen Nukleonensystem, das aus dem Zielkern und dem eingeschossenen Teilchen besteht. Dieser instabile Compoundkern geht nach sehr kurzer Zeit (etwa 10^-16 bis 10^-19 s) unter Aussendung von einem oder mehreren Teilchen und gegebenenfalls von Photonen (Gammaquanten) in einen neuen, stabilen Endkern über. Das 1936 von N. Bohr entwickelte Compoundkernmodell geht von der Beobachtung aus, dass bei vielen Kernreaktionen, die durch Teilchen nicht zu hoher Energie ausgelöst werden, die Reaktionsdauer (im Mittel 10^-17 s) lang ist gegenüber der sonst für Kernreaktionen üblichen Zeit von 10^-22 s und die Wahrscheinlichkeit für den wie bei radioaktiven Kernen erfolgenden Zerfall des dabei entstehenden Compoundkerns unabhängig von der Art seiner Bildung ist. In diesem Kernmodell wird angenommen, dass sich die Energie des eingeschossenen Teilchens zunächst gleichmäßig auf alle Teilchen im Kern verteilt, wenn sie ungefähr gleich der Energie eines Resonanzniveaus des Compoundkerns ist. Von dieser Anregungsenergie wird erst nach relativ langer Zeit zufällig auf ein Teilchen ein so hoher Energiebetrag übertragen, dass es den Kern verlassen kann. - Eine Variante für höhere Teilchenenergien ist das Sandsackmodell.