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DROSTEHÜLSHOFF: SCHICKSAL UND WIRKEN EINER ZU LEBZEITEN VERKANNTEN ERFOLGSAUTORIN

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Droste-Hülshoff: Schicksal und Wirken einer zu Lebzeiten verkannten Erfolgsautorin
 
Annette von Droste-Hülshoff gehört zu den bedeutendsten deutschen Lyrikerinnen. Ihr bekanntestes Werk aber ist eine Kriminalnovelle: »Die Judenbuche«. Das Porträt der Dichterin ziert auch den 20-DM-Schein.
 
Vielseitig interessiert
 
Annette von Droste-Hülshoff wurde am 10.01.1797 als Anna Elisabeth Freiin von Droste zu Hülshoff auf Schloss Hülshoff bei Münster geboren. Es gibt Quellen, die ihren Geburtstag auf den 12.01.1797 festlegen. Die junge Adlige, die zunächst auf der Wasserburg Hülshoff, dann ab 1826 im Rüschhaus bei Nienberge, heute Stadtteil von Münster, lebte, war sehr den Künsten zugetan und komponierte Lieder, zeichnete, vor allem aber war sie literarisch tätig, und zwar in allen Gattungen. Allerdings veröffentlichte Droste-Hülshoff vor Vollendung ihres 40. Lebensjahres nichts.
 
Ihr Förderer war zwischen 1812 und 1819 der Rechtsprofessor Anton Mathias Sprickmann. Ein Treffen mit Wilhelm Grimm begeisterte sie im Jahre 1813 für die Sammlung der Volkslieder und Märchen.
 
Annette von Droste-Hülshoff schrieb schon früh Gedichte. Sie begann um 1820 den Gedichtzyklus »Das geistliche Jahr«, der religiöse Gedichte enthielt. Allerdings wurde dieses Werk erst etwa 20 Jahre später, nämlich zwischen 1838 und 1844, zu Ende geführt (posthum 1851 erschienen).
 
Eine unglückliche Liebe
 
Der Grund für diese lange Unterbrechung liegt in der unglücklichen Liebe der Droste-Hülshoff zu dem Dichter und Studenten Heinrich Straube, den sie 1819/20 bei ihren Verwandten in Paderborn kennen gelernt hatte. Durch den Bruch mit Straube verwandelte sich ihre Lyrik in persönliche Gedichte, ganz anders als zunächst geplant: Ursprünglich nämlich hatte die Droste-Hülshoff zu jedem kirchlichen Festtag ihrer Stiefgroßmutter, der tief religiösen Maria Anna von Haxthausen, ein religiöses Gedicht schenken wollen.
 
Im Urteil ihrer Großmutter waren die Gedichte, entstanden auf dem Erlebnishintergrund der unglücklichen Liebe zu Straube, »völlig unbrauchbar«.
 
Neue Anregungen
 
Annette von Droste-Hülshoff versuchte sich danach noch in einem Romanfragment unter dem Titel »Ledwina«, dann hörte ihre erste literarische Schaffensperiode gänzlich auf. Neue Kontakte zu literarischen Kreisen bekam sie bei Besuchen in Köln (1825/26) und in Bonn (1828, 1830/31). Hier entstand auch die Anregung zur Herausgabe einer Gedichtsammlung. Publiziert wurde die Sammlung »Gedichte« aber erst im Jahre 1838 in Münster auf Vermittlung des Münsteraner Philosophiedozenten Christoph Bernhard Schlüter. Er regte die Dichterin auch dazu an, den Zyklus »Das geistliche Jahr« zu vollenden (1839).
 
Das Verhältnis zu Schlüter wurde distanzierter, als die Droste-Hülshoff 1837 Levin Schücking kennen lernte, den Sohn einer früh verstorbenen Freundin. Schücking brachte 1841 das Buch »Das malerische und romantische Westfalen« heraus, an dem Droste-Hülshoff unter einem Pseudonym mitgearbeitet hatte. Dem Thema ihrer westfälischen Heimat — schon 1837/38 hatte sie »Die Schlacht am Loener Bruch« geschrieben — widmete sie sich weiter intensiv. Zudem begann sie mit dem Werk »Bei uns zu Hause auf dem Lande«.
 
Ihr bekanntestes Werk: »Die Judenbuche«
 
1842 erschien dann ihre Kriminalnovelle »Die Judenbuche«, ihr wohl bekanntestes Werk, im cottaschen Stuttgarter »Morgenblatt«. Hier behandelt sie die tatsächliche Geschichte eines Judenmordes im Paderborner Land mit großem Gespür für die Darstellung der psychologischen Hintergründe des Täters.
 
1841/42 verbrachte sie auf der Meersburg am Bodensee, wo ihr Schwager lebte. Dort entstanden unter Anwesenheit Schückings etwa 60 Gedichte. In ihnen geht es um eine Auseinandersetzung mit den Werten der Vormärzbewegung. Die konservative Dichterin stellt dabei die Achtung ethischer Grundwerte über die politische Veränderung. Dazu kamen Naturgedichte wie die »Heidebilder«, in denen sie eine neue Form der Naturwahrnehmung verwirklichte. Diese Gedichte erschienen auf Anraten Schückings 1844 bei Cotta wieder unter dem Titel »Gedichte«. Vom Honorar konnte sich die Droste-Hülshoff ein kleines Haus oberhalb von Meersburg kaufen. Dort wohnte sie ständig bis zu ihrem Tod.
 
Früher Tod
 
Die Beziehung zu Schücking verlor ab 1842 an Intensität, zumal dieser 1843 eine andere heiratete. Allerdings ließ das die Dichterin literarisch nicht verstummen, auch wenn ihr nun ein kongenialer Partner fehlte und sie zudem immer öfter von Krankheiten geschwächt wurde. Im Alter von nur 51 Jahren starb Annette von Droste-Hülshoff am 24.05.1848 in Meersburg.
 
Zeitlebens verkannt — doch bis heute erreichte sie eine Millionenauflage
 
Zu Lebzeiten war dieser Frau aufgrund mangelnder Förderung, durch Standesschranken und durch ihre angegriffene Gesundheit ein großer Erfolg versagt geblieben. Sie war zeitlebens fast völlig unbekannt und wurde erst im Kulturkampf entdeckt. Allein von ihrem Werk »Die Judenbuche« sind bis heute über 5 Mio. Exemplare weltweit verbreitet worden.
 
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| 1797                 | Am 10.01. (12.01.) kommt Annette von Droste-Hülshoff als Anna                 |
|                         | Elisabeth Freiin von Droste zu Hülshoff auf Schloss Hülshoff                       |
|                         | bei Münster zur Welt.                                                                                |
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| 1812                 | Etwa ab diesem Jahr nahm sich Professor Anton Mathias                            |
|                         | Sprickmann ihres dichterischen Talents an.                                                |
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| 1814                 | Das Dramenfragment »Bertha« entsteht.                                                     |
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| 1819/20             | Bei einem Besuch bei der Paderborner Verwandtschaft lernt                         |
|                         | Droste-Hülshoff den Studenten und Dichter Heinrich Straube                        |
|                         | kennen.                                                                                                    |
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| Anfang der         | Das Romanfragment »Ledwina« entsteht.                                                   |
| 20er-Jahre         |                                                                                                                |
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| 1820                 | Um Weihnachten fasst Droste-Hülshoff den Plan, ihrer                                 |
|                         | Großmutter zu jedem kirchlichen Festtag ein Gedicht zu                              |
|                         | schenken (»Geistliches Jahr in Liedern auf alle Sonn- und                            |
|                         | Feiertage«). Da sie darin auch ihre unglückliche Liebe zu                             |
|                         | Straube verarbeitete, waren die Gedichte nach Ansicht der                           |
|                         | Großmutter »unbrauchbar« und wurden erst 1839                                        |
|                         | veröffentlicht.                                                                                           |
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| 1825/26             | Aufenthalte in Köln                                                                                    |
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| 1826 .               | Seit diesem Jahr bewohnt die Droste-Hülshoff mit ihrer Mutter                      |
|                         | das von Schlaun erbaute Schloss Rüschhaus                                             |
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| 1828                 | Aufenthalt in Bonn                                                                                    |
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| 1830/31             | Aufenthalte in Bonn                                                                                   |
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| 1834                 | Droste-Hülshoff sucht mit ihrem Schwager Joseph von Laßberg                   |
|                         | nach einer Möglichkeit zur Publikation ihrer Gedichte.                                  |
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| 1837/38             | »Die Schlacht am Loener Bruch« entsteht.                                                  |
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| 1838                 | Eine Ausgabe der »Gedichte« wird veröffentlicht.                                        |
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| 1838/39             | Droste-Hülshoff schließt sich dem Literaturzirkel um Elise                            |
|                         | Rüdiger in Münster an. Dabei lernt sie Levin Schücking kennen.                   |
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| 1839                 | Droste-Hülshoff vollendet den Gedichtzyklus »Das                                      |
|                         | geistliche Jahr«. Sie beginnt mit dem Westfalenroman »Bei uns                   |
|                         | zu Hause auf dem Lande«.                                                                        |
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| 1840                 | Der Lustspielversuch »Perdu« entsteht.                                                      |
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| 1841/42             | In Meersburg entstehen im Beisein Schückings etwa 60                               |
|                         | Gedichte, die Basis der 1844 bei Cotta erschienenen                                   |
|                         | Lyrikausgabe »Gedichte«.                                                                         |
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| 1842                 | Im cottaschen Stuttgarter »Morgenblatt« erscheint ein                                 |
|                         | Vorabdruck der »Judenbuche«. Die Beziehung zu Schücking geht                |
|                         | langsam in die Brüche.                                                                              |
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| 1844                 | Bei Cotta erscheint die Lyrikausgabe »Gedichte«.                                       |
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| 1845                 | Die »Abbenburger Gedichte« markieren einen Wendepunkt im                      |
|                         | lyrischen Werk der Droste-Hülshoff: Sie legt nun mehr                                 |
|                         | Augenmerk auf die moralisch-didaktische Wirkung.                                      |
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| 1848                 | Im Alter von nur 51 Jahren stirbt die Droste-Hülshoff am                              |
|                         | 24.05.1848 in Meersburg.                                                                          |
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Literatur:
 
Annette von Droste-Hülshoff (1797—1848). »Aber nach hundert Jahren möcht ich gelesen werden«, herausgegeben von Bodo Plachta. Ausstellungskatalog Universitäts- und Landesbibliothek Münster u. a. Wiesbaden 1997.
 Herbert Kraft: Annette von Droste-Hülshoff. Reinbek 1997.
 Winfried Freund: Annette von Droste-Hülshoff. München 1998.
 Barbara Beuys: »Blamieren mag ich mich nicht«. Das Leben der Annette von Droste-Hülshoff. München 1999.


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