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AFROAMERIKANISCHE LITERATUR

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afroamerikanische Literatur,
 
Bezeichnung für die von Afroamerikanern in den USA geschriebene Literatur. Religiöse Quellen und mündliche Erzählungen prägen die Entstehung und Entwicklung der literarischen Zeugnisse seit dem 18. Jahrhundert. Phillis Wheatley, als Sklavin 1761 vom Senegal nach Boston gebracht, gehört mit ihren religiösen Gedichten zu den Pionieren der afroamerikanischen Literatur. Eine der ersten »slave narratives«, bis zur Sklavenemanzipation populärstes Genre, war »The interesting narrative of the life of Olaudah Equiano, or Gustavus Vassa, the African« (1789). Ihr folgte u. a. ein Bestseller der amerikanischen Literatur: die »Narrative of the life of Frederick Douglass, an American slave« (1845) sowie aus weiblicher Sicht Harriet Jacobs (* um 1815, ✝ um 1897) »Incidents in the life of a slave girl« (1861).
 
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts erweiterte sich das Spektrum der Themen und Formen afroamerikanischer Prosa. Der Reformer und Abolitionist W. W. Brown schrieb den ersten afroamerikanischen Roman (»Clotel; or, The president's daughter.A narrative of slave life in the United States«, London 1853, in den USA unter dem Titel »Clotel. A tale of the southern states«, 1864). Harriet E. Wilson (* um 1828, ✝ 1863) verband in ihrem Roman »Our Nig; or, sketches from the life of a free black« (1859) in der Darstellung der schwarzen Familie Motive der »slave narratives« mit den Konventionen sentimentaler Literatur. C. W. Chesnutt verfasste um die Jahrhundertwende populäre Kurzgeschichten, in denen er den Dialekt und eigenständige Literaturformen der schwarzen Amerikaner verwendete (»The conjure woman«; deutsch »Der verwunschene Weinberg und andere Sklavenmärchen aus Nordamerika«, auch unter dem Titel »Die Zauberfrau«; »The wife of his youth and other stories of the color line«, beide 1899). P. L. Dunbar schrieb einige melodramatische Romane (»The uncalled«, 1896; »The love of Landry«, 1901).
 
Bedeutsam für die weitere Ausprägung der afroamerikanischen Kultur und Literatur wurde die geistige Auseinandersetzung um Fragen der Bildung für die afroamerikanische Bevölkerung zwischen dem einflussreichen Pädagogen B. T. Washington und dessen moderater, auf praktische Fertigkeiten und Fähigkeiten orientierenden Bildungspolitik und W. E. B. Du Bois, dem weitsichtigen Historiker und dynamischen Führer sozialer Reformbewegungen, der radikal auf Abkehr von der Anpassungsmentalität und auf gleiche politische Rechte für die schwarzen Amerikaner drängte. Die »Harlem Renaissance«, die sich v. a. in den 1920er-Jahren in New York ausprägte, gründete auf einem neuen Selbstbewusstsein afroamerikanischer Schriftsteller und Künstler (»New Negro«) und wirkte mit der affirmativen, das afrikanische kulturelle Erbe bewusst aufgreifenden und weiterführenden geistigen Haltung weit über Harlem und die 1920er-Jahre hinaus. Mit dem Abrücken von einer integrationistischen Haltung, der Gründung afroamerikanischer Zeitschriften (z. B. »The Crisis«, 1910-1934, herausgegeben von Du Bois) ging eine vielfältige literarische Gestaltung einher: J. W. Johnson, vielseitiger Künstler, Bürgerrechtskämpfer und Schriftsteller behandelte in seinem Roman »The autobiography of an ex-colored man« (1912; deutsch »Der weiße Neger«) das kontroverse, auch von anderen Schriftstellern aufgegriffene Thema des »Passing«, das heißt des »Sich-für-weiß-Ausgebens« hellhäutiger schwarzer Amerikaner (vergleiche auch Nella Larsen [* 1891, ✝ 1964] »Passing«, 1929). C. McKay, ein Immigrant aus Jamaika, evozierte die Schönheit seiner tropischen Heimat in Gedichten und Geschichten, J. Toomer schrieb mit seinem Hauptwerk »Cane« (1923) eine keiner literarischen Gattung zugehörende Mischung aus Versen, Prosa und Drama. C. Cullen benutzte in seiner die eigene Psyche erforschenden Lyrik europäischer Versformen. L. Hughes verwendete in seinen Gedichten und in seiner Prosa den Dialekt Harlems und Elemente des Blues und Jazz. Zora Neale Hurston beeinflusste mit ihren Sammlungen afroamerikanischer Erzählungen und Folklore (»Mules and men«, 1935) sowie mit ihren erzähltechnisch komplexen, im schwarzen Dialekt verfassten Romanen (»Their eyes were watching God«, 1937; deutsch »Und ihre Augen schauten Gott«) ihre Zeitgenossen und v. a. nachfolgende Generationen afroamerikanischer Schriftstellerinnen. R. Wrights naturalistische Erzählungen (»Uncle Tom's children«, 1938; deutsch »Onkel Toms Kinder«) und Romane (»Native son«, 1940; deutsch »Sohn dieses Landes«) thematisierten mit schonungsloser Härte die rassistische Unterdrückung der Afroamerikaner. C. Himes beschrieb in naturalistisch harten Kriminalromanen das von Verbrechen, Angst und Gewalt bestimmte Leben im schwarzen New Yorker Getto Harlem. R. W. Ellisons wegweisender Roman »Invisible Man« (1952; deutsch »Unsichtbar«) verschmolz eine naturalistische, gesellschaftskritische Darstellung der Rassendiskriminierung mit komplexen literarischen Techniken in der Gestaltung der Identitätsproblematik eines jungen schwarzen Mannes. J. Baldwin setzte sich in Romanen, Erzählungen und Essays eindringlich mit den verhängnisvollen Folgen der Rassendiskriminierung für die Psyche seiner Protagonisten auseinander.
 
Eine zunehmend militante Haltung, besonders im Zusammenhang mit der schwarzen »Civil Rights Movement« und der Studentenbewegung an vielen Universitäten, führte schließlich zu den revolutionären Autoren der Black-Power-Bewegung. Zu den bedeutendsten gehören LeRoi Jones (seit 1966 Imamu Amiri Baraka) mit Theaterstücken, Malcolm X, der charismatische militante Führer der Black Muslims, durch seine - unter Mithilfe von A. Haley verfasste - einflussreiche, postum veröffentlichte Autobiographie »The autobiography of Malcolm X«, 1964; deutsch »Der schwarze Tribun« sowie E. Cleaver mit seinen autobiographischen Essays »Soul on ice«, 1968; deutsch »Seele auf Eis«. A. Haleys äußerst populäres, preisgekröntes Werk »Roots« (1976; deutsch »Wurzeln«) betonte den Stolz auf die afrikanischen Ursprünge seiner Familie. Beginnend mit dem Urahn, der als Sklave nach Amerika verschleppt wurde, wird die Familiengeschichte über viele Generationen verfolgt.
 
Seit den 1970er-Jahren bestimmen zunehmend Schriftstellerinnen mit eigenwilligen, vielschichtigen Gestaltungen der Erfahrungen schwarzer Frauen die Entwicklung der afroamerikanischen Literatur: Toni Morrison (Nobelpreis 1993) schrieb Romane, die in einer komplexen Erzählstruktur mythisch-fantastische und realistische Elemente der Erzählung verschränken und die leidvolle Geschichte der Sklaven sowie die Suche ihrer Protagonisten nach Identität und Unabhängigkeit mit eindringlicher sprachlicher Kraft gestalten. Alice Walkers Prosa und Lyrik thematisierte nicht nur die Rassendiskriminierung in der amerikanischen Gesellschaft, sondern auch die Unterdrückung der schwarzen Frauen durch schwarze Männer und das erfolgreiche Aufbegehren schwarzer Frauen und ihr gewachsenes Selbstbewusstsein (»The color purple«, 1982; dt. »Die Farbe Lila«). Die große Bandbreite und Vielfalt der Literatur afroamerikanischer Frauen zeigen Maya Angelous bewegende autobiographische Bücher (»I know why the caged bird sings«, 1970; deutsch »Ich weiß, daß der gefangene Vogel singt«), Gloria Naylors Geschichten der Unterdrückung und Solidarität schwarzer Frauen (»The women of Brewster Place«, 1982; deutsch »Die Frauen von Brewster Place«), Rita Doves eigenwillige Gedichte über die Geschichte und das spezifische Bewusstsein schwarzer Amerikaner in einer weißen Gesellschaft (»Thomas and Beulah«, 1986; deutsche Auswahl »Die morgenländische Tänzerin«), Ntozake Shanges Erzählungen und ihre feministisch orientierten, formal ungewöhnlichen Theaterstücke (»For colored girls who have considered suicide/When the rainbow is enuf«, 1975) sowie Terry McMillans (* 1951) in salopper Umgangssprache geschriebenen Romane über junge schwarze Frauen in der Gegenwart (»Waiting to exhale«, 1992; deutsch »Endlich ausatmen«) oder die polemischen, kulturkritischen und autobiographischen Essays von bell hooks (* 1952). (amerikanische Literatur)
 
Literatur:
 
M. Plessner: Ich bin der dunklere Bruder. Die Lit. der schwarzen Amerikaner (1977);
 
Black literature. Zur afrikan. u. a. L., hg. v. E. Breitinger (1979);
 K. Ensslen: Einf. in die schwarzamerikan. Lit. (1982);
 
History and tradition in afro-american culture, hg. v. G. H. Lenz (1984);
 A. Koenen: Zeitgenöss. afro-amerikan. Frauenliteratur.Selbstbildnis und Identität bei Toni Morrison, Alice Walker, Toni Cade Bambara und Gayl Jones (1985);
 M. Diedrich: Ausbruch aus der Knechtschaft (1986);
 H. L. Gates, jr.: Figures in black. Words, signs and the »racial« self (New York 1987);
 M. H. Washington: Invented lives. Narratives of black women 1860-1960 (New York 1987);
 H. L. Gates, jr.: The signifying monkey. A theory of afro-american literary criticism (New York 1988);
 K. Benesch: The threat of history. Geschichte und Erzählung im afroamerikan. Roman der Gegenwart (1990);
 
G. Jones: Liberating voices. Oral tradition in African American literature (Cambridge, Mass. 1991);
 
Memory of kin. Stories about family by black writers, hg. v. M. H. Washington (New York 1991);
 
The Norton anthology of african american literature, hg. v. H. L. Gates, jr. (New York 1997);
 W. Göbel: Der afroamerikan. Roman im 20. Jh.(2001).


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