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DEUTSCHE KUNST.

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deutsche Kunst.: übersetzung

deutsche Kunst.
 
Die Geschichte der deutschen Kunst beginnt zur Zeit Karls des Großen, andererseits wird die karolingische Kunst als Kunst des Fränkischen Reiches ausgegrenzt. Das Gebiet der deutschen Kunst grenzt sich im Süden und Westen deutlich von dem der italienischen und französischen Kunst ab. Von besonders Auswirkung war die politische Dezentralität Deutschlands; so zeigt die deutsche Kunst in ihrer Entwicklung nicht die Folgerichtigkeit und Geschlossenheit, wie sie für die italienische und französische Kunst gültig ist. Deutschland wurde ein Land der Spätstile, wo das, was in anderen Ländern eingeleitet wurde, bis zur letzten Möglichkeit seine Fortführung fand. Ausstrahlungsgebiete der deutschen Kunst waren der slawische Osten, die Ostseeprovinzen und von den skandinavischen Ländern besonders Schweden.
 
 ARCHITEKTUR
 
Aus karolingischer Zeit sind u. a. die Pfalzkapelle Karls des Großen in Aachen (geweiht um 800), die Torhalle des Klosters Lorsch und die Einhardsbasilika in Steinbach im Odenwald sowie die Justinuskirche in Höchst am Main erhalten. Die für die Folgezeit entscheidende Weiterbildung der frühchristlichen Basilika (Centula, Corvey) lässt am deutlichsten der Klostergrundriss von Sankt Gallen erkennen (um 820; Bauten nicht erhalten), dessen Kirche ein Querhaus und zwei Chöre hat.
 
Romanik:
 
Die Kirchen der Romanik zeichnen sich durch rhythmische Gliederung ihrer Innenräume und die klare, auch die Türme mit einbeziehende Gruppenbildung des Baukörpers aus.In ottonischer Zeit entstanden auf niedersächsischem Boden die Stiftskirche in Gernrode (959 gegründet) und Sankt Michael in Hildesheim (1010-33), in salischer Zeit die Stiftskirche Limburg bei Bad Dürkheim (1030-42; Ruine) und der gewaltige Kaiserdom in Speyer (begonnen um 1030), ursprünglich eine Basilika mit Flachdecke, die unter Heinrich IV. ausgebaut und als Erste vollständig eingewölbt wurde (um 1100). Die zweite große Gewölbebasilika war der ebenfalls von Heinrich IV. erneuerte Kaiserdom in Mainz. Auch die Abteikirche Maria Laach (1093 gegründet) erhielt gewölbte Decken. Die streng und klar durchgebildeten Kirchen der Hirsauer Bauschule (Alpirsbach, Paulinzella u. a.) besaßen dagegen, wie auch die meisten anderen der Zeit, Flachdecken. Als bedeutendstes Zeugnis weltlicher Baukunst ist das Kaiserhaus Heinrichs III. in Goslar erhalten (1867-79 restauriert). Eine eigenartige Verbindung von kleeblattförmigem Zentralbau und flach gedeckter Basilika ist die Kirche Sankt Maria im Kapitol in Köln (geweiht 1065), deren Grundgedanken (Dreikonchenanlage) in staufischer Zeit die Kölner Kirchen Groß Sankt Martin und Sankt Aposteln wieder aufnahmen. In der Stauferzeit erhielten die Dome von Worms, Mainz und Bamberg ihre endgültige Gestalt, in der sich Monumentalität mit Pracht verbindet. Die seit karolingisch-ottonischer Zeit entwickelte Kunst der vielgestaltigen Gruppierung des Außenbaus gelangte zu ihren reifsten Lösungen, so besonders in der sechstürmigen Abteikirche Maria Laach (Außenbau vollendet um 1230). Die Gotik war bereits im Vordringen. Doch blieben die Bauten der staufischen Zeit noch lange in ihrem Wesen romanisch, v. a. die Pfalzen (Wimpfen, Gelnhausen, Eger, Nürnberg), auch noch Klosterbauten wie das Herrenrefektorium von Maulbronn (um 1220-25), dessen Konstruktion zum Teil bereits gotisch ist. Rein romanisch gebaut wurde v. a. noch im Elsass (Maursmünster, Murbach u. a.).
 
Gotik
 
und Renaissance: Als die Romanik in Deutschland zu Ende ging, stand in Frankreich bereits die Gotik in voller Blüte. Die deutsche Kunst nahm den neuen Stil nur zögernd auf, anfangs v. a. Konstruktionen und Schmuckformen, aus deren Verbindung mit eigenen Raumvorstellungen Bauten von eigenartigem Reiz entstanden. Ein typischer Bau der Übergangszeit ist die Stiftskirche Sankt Georg in Limburg an der Lahn (begonnen 1211). Der Magdeburger Dom (begonnen 1209) ist zwar nach dem Grundriss französischer Kathedralen der Gotik angelegt, aber in romanischer Weise additiv gefügt und in der Innenarchitektur burgundisch geprägt. Die Elisabethkirche in Marburg und die Liebfrauenkirche in Trier (beide begonnen 1233) sind die beiden frühesten Kirchen in reiner gotischer Formensprache; die Elisabethkirche ist eine Halle mit Dreikonchenanlage ohne Vierungsturm (nordfranzösische Einflüsse), die Liebfrauenkirche ist ein Zentralbau. In Straßburg wurde zwischen 1235 und 1275 das Langhaus des Münsters erneuert, ein lichter und weiter, in reifem gotischen Stil errichteter Raum, der in lebendigem Gegensatz zu dem romanisch schweren und dunklen Chor steht. Der Kölner Dom (Grundsteinlegung 1248) schloss sich eng dem Vorbild der Kathedrale von Amiens an. Bauten der reifen Gotik sind das Münster in Freiburg im Breisgau mit seinem durchbrochenen Turm (begonnen um 1250), die Dome in Regensburg und Halberstadt, die Backsteinbauten der Lübecker Marienkirche, der Nikolaikirche in Stralsund, des Schweriner Doms u. a., alle Basiliken, wie auch das ursprüngliche als Hallenkirche geplante Ulmer Münster. Die Zukunft gehörte jedoch dem Hallenbau. Dieser hatte sich bereits früh in Westfalen verbreitet, wo im 13. Jahrhundert die Dome von Paderborn und Minden, in der Hochgotik die Wiesenkirche in Soest (1317 ff.) als Hallenkirchen errichtet wurden. Dieser Bautypus entsprach v. a. auch der Raumvorstellung der Bettelorden (Dominikanerkirche in Frankfurt am Main, 1238-80).
 
Im 15. Jahrhundert begann eine der reichsten Blütezeiten der deutschen Kunst mit der Entwicklung der Spätgotik. In Süddeutschland, wo v. a. der von der von Prag ausgehenden Parlerschule erbaute Hallenchor der Heiligkreuzkirche in Schwäbisch Gmünd (begonnen 1351) als Vorbild fortwirkte, ist von den Baumeistern des 15. Jahrhunderts besonders H. Stethaimer (Hans von Burghausen) bekannt, dessen Hauptwerk die Martinskirche in Landshut ist (begonnen 1387). Zu den vollkommensten Hallenbauten gehören der Chor von Sankt Lorenz in Nürnberg (1439-77), Sankt Georg in Dinkelsbühl (begonnen 1448) und die Annenkirche in Annaberg-Buchholz (begonnen 1499); der mächtigste ist die Marienkirche in Danzig (vollendet 1502). - Von den weltlichen Bauten der Gotik sind wenige unverändert erhalten geblieben. Neben dem Steinbau entwickelte sich im 15. Jahrhundert der Holzbau zu reichen Formen, dem man oft auch bei öffentlichen Gebäuden den Vorzug gab. Vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten boten die Rathäuser (Gelnhausen, Lübeck, Braunschweig, Stralsund, Tangermünde, Breslau), die zugleich Gerichts-, Kauf- und Feststätten sein konnten, auch die Stadtbefestigungen mit ihren Mauern, Türmen und Toren. Unter den Wehrbauten ragen die Deutschordensburgen hervor (Marienburg, um 1280 bis um 1400). Der regelmäßige Grundriss der Ordensburgen steht im Gegensatz zu den anderen, aus einzelnen Bauteilen gewachsenen Burgen. Der Ritterorden baute in Backstein, der seit dem 12. Jahrhundert in Norddeutschland bevorzugt, aber auch, besonders seit Ende des 14. Jahrhunderts, in Bayern viel verwendet wurde. Die reichsten Wirkungen gewann ihm der Norden ab, so z. B. in der frühgotischen Zisterzienserkirche in Chorin (1273-1334).
 
Zur Zeit der Renaissance lebte in der deutschen Baukunst die Überlieferung der Spätgotik fort, wenn im Einzelnen auch italienische Formen übernommen wurden. Die bisher sehr frei gestalteten einzelnen Bauteile (Lauben, Treppentürme, Erker und Giebel) wurden jetzt mehr den Geschossen und der Achse eingegliedert (Schloss Hartenfels in Torgau, Johann-Friedrich-Bau, 1533-36; Rathaus in Rothenburg ob der Tauber, 1570-78). Nur wenige Bauten öffneten sich voll dem Baustil der italienischen Renaissance (Heidelberger Schloss, Ottheinrichsbau, ab 1556). Um 1600 setzte eine rege Bautätigkeit ein, die der Renaissance oder auch dem Frühbarock zugeordnet wird. Ihre Grundlage ist die Auseinandersetzung mit der italienischen Architekturtheorie und Baukunst. 1602 begann E. Holl das Zeughaus, 1615 das Rathaus in Augsburg; 1605 wurde das Aschaffenburger Schloss, 1602 das Danziger Zeughaus, 1608 die Fassade des Bremer Rathauses begonnen. Nach langem Stillstand lebte auch der Kirchenbau wieder auf. Wichtig für dessen zukünftige Entwicklung wurde v. a. Sankt Michael in München (1583-97), ein auf die römischen Jesuitenkirche Il Gesù zurückgehender saalförmiger Raum mit Seitenkapellen zwischen den nach innen gezogenen Strebepfeilern.
 
Barock, Klassizismus, 19. Jahrhundert:
 
Nach dem Dreißigjährigen Krieg arbeiteten in Deutschland viele italienische Architekten. Zu europäischem Rang erhob sich die deutsche Baukunst erst wieder gegen Ende des 17. Jahrhunderts Bahnbrechend wirkten in Wien J. B. Fischer von Erlach, der aus der baugeschichtlichen Überlieferung geschöpfte Anregungen zu großartiger Einheit verschmolz (Kollegienkirche in Salzburg, 1696-1707, Karlskirche in Wien, ab 1716), und sein jüngerer Zeitgenosse J. L. von Hildebrandt, leichter und von eigenwilligerer Erfindung (Belvedere in Wien, 1723 vollendet). Als Klosterbaumeister war J. Prandtauer in Österreich tätig (Melk, 1702-36). C. und K. I. Dientzenhofer wirkten in Prag (Sankt Nikolaus auf der Kleinseite, 1703-53). A. Schlüter schuf in schweren majestätischen Formen das Berliner Schloss (ab 1698), D. Pöppelmann den festlichen Bau des Dresdner Zwingers (1711-28), G. Bähr die wuchtig-strenge Frauenkirche in Dresden (ab 1726). In Franken war J. Dientzenhofer tätig (Schloss Weißenstein in Pommersfelden, 1713-18, Treppenhaus von Hildebrandt). J. B. Neumann, unter dessen Leitung die Würzburger Residenz ab 1720 erbaut wurde, schuf Werke raumgestaltender Phantasie (Treppenhäuser in Würzburg, Brühl und Bruchsal; Kirchenbauten in Vierzehnheiligen, ab 1744, und Neresheim, ab 1745). Er gehört zu den Schöpfern des süddeutschen Rokoko (früher als Spätbarock bezeichnet), das um 1725/30 einsetzte und eine Fülle von Kirchenbauten hervorbrachte, deren Charakteristikum die Durchdringung von Längs- und Zentralbau ist. In Bayern waren die als Baumeister, Bildhauer und Maler gemeinsam arbeitenden Brüder Asam tätig (Klosterkirche Weltenburg, um 1716-36; Nepomukkirche in München, 1733-46 barockisiert) und die auch in Schwaben wirkenden Baumeister J. M. Fischer (Zwiefalten, ab 1741; Rott a. Inn, ab 1759) und D. Zimmermann (Steinhausen [heute zu Bad Schussenried], 1727-33; Wieskirche, Gemeinde Steingaden, 1745-54). Das süddeutsche Rokoko entfaltete sich am reichsten in den Innenräumen der Kirchen (besonders der Wies) und Schlösser (Amalienburg im Nymphenburger Park nach Entwürfen von F. Cuvilliés dem Älteren, 1734-39). Besonders auf die Innenausstattung der Schlossbauten unter Friedrich der Große trifft die Bezeichnung »friderizianisches Rokoko« zu (»Goldene Galerie« des Charlottenburger Schlosses, 1740-46; Sanssouci, 1745-47), während die Architektur von G. W. Knobelsdorff starke klassizistische, vom Palladianismus ausgehende Züge zeigt. In Westfalen kam es zu einer Spätblüte des Barock (J. C. Schlaun).
 
Der Klassizismus, den in Deutschland die Erstlingsschrift von J. J. Winckelmann (1755) literarisch begründet hatte, wird in der Zeit zwischen 1770 und 1830 auch für die deutsche Architektur bestimmend. An die Stelle von Raumdurchdringung und Verschleifung des Barock und Rokoko treten kubische Geschlossenheit und Symmetrie. Der erste große Bau des neuen Stils, das Brandenburger Tor in Berlin, wurde von C. G. Langhans nach griechischem Vorbild (Athen, Propyläen der Akropolis) errichtet (1788-91). F. Gilly entwirft 1796 ein Denkmal (nicht ausgeführt) für Friedrich den Großen in den Formen eines griechischen Tempels. Überragender Baumeister war K. F. Schinkel in Berlin, der Werke aus dem Geist der Antike (Neue Wache, 1816-18; Schauspielhaus, 1818-21; Altes Museum, 1822-30), zugleich aber aus dem Geist der Romantik auch neugotische Bauten schuf (Friedrichswerdersche Kirche, 1824-30). F. Weinbrenner baute in einem schweren klassizistischen Stil in Karlsruhe, L. von Klenze in Stilformen des Klassizismus und der Renaissance in München, F. von Gärtner in München bezog auch Elemente der Romanik ein. An die italienische Renaissance knüpfte auch G. Semper an (Dresden: Oper, 1838-41, und Gemäldegalerie, 1847-54; ab 1869 in Wien: Neue Hofburg mit Museumsbauten und Burgtheater). Die Selbstständigkeit in der Anwendung historischer Stilformen verlor sich immer mehr mit dem Eklektizismus des fortschreitenden Jahrhunderts, die umfangreiche Bautätigkeit beschränkte sich auf die Nachahmung aller historischer Stile.
 
20. Jahrhundert:
 
Die um die Wende zum 20. Jahrhundert einsetzende Erneuerung der Baukunst begann in Abwendung von den historisierenden Stilen des ausgehenden 19. Jahrhunderts international mit dem Jugendstil. In Darmstadt wirkten der aus Wien an die Darmstädter Künstlerkolonie berufene Architekt J. Olbrich sowie P. Behrens aus München. Wichtige Impulse gingen von dem von R. Riemerschmid u. a. 1907 gegründeten Deutschen Werkbund aus, unter dessen Einfluss die ersten zweckorientierten Industriebauten (Berliner Turbinenfabrik der AEG von Behrens, 1909) und die erste deutsche Gartenstadt (Hellerau, ab 1909) entstanden. Unter dem Begriff des Funktionalismus wurde die Technisierung in den 20er-Jahren vorangetrieben mit Hinblick auf Lösungen, die den neuen Baumaterialien, Stahlbeton und Glas, entsprachen. Richtungweisend wurde das Bauhaus, an dem W. Gropius und L. Mies van der Rohe wirkten. Neue Konzepte für den Siedlungsbau entwickelten v. a. Mitglieder des Rings, einer Vereinigung avantgardistischer Architekten, dem neben Gropius und Mies van der Rohe u. a. auch H. Poelzig, B. und M. Taut, H. Häring, O. Bartning, E. May, E. Mendelsohn und H. Scharoun angehörten (Weißenhofsiedlung in Stuttgart, 1927). Das nationalsozialistische Regime brachte die unter dem Begriff »Neues Bauen« zusammengefassten fortschrittlichen Tendenzen zum Erliegen. Gropius, Mies van der Rohe, May, Mendelsohn u. a. emigrierten. Anerkennung fanden nun besonders P. L. Troost und A. Speer, die nationalsozialistischen Machtstreben in monumentalen Staatsbauten verkörperten, sowie P. Schultze-Naumburg, der sich nachdrücklich zur Blut-und-Boden-Ideologie bekannte.
 
In der Bundesrepublik Deutschland und in Berlin (West) fand die Architektur erst ab Ende der 50er-Jahre wieder Anschluss an die internationale Entwicklung mit Bauten von E. Eiermann und S. Ruf (deutsches Pavillon auf der Weltausstellung in Brüssel, 1956-58), H. Hentrich und H. Petschnigg (Thyssenhaus in Düsseldorf, 1957-60), H. Scharoun (Philharmonie in Berlin-Tiergarten, 1960-63) und F. Otto (Weltausstellungspavillon in Montreal, 1965-67). Als Kirchenbaumeister traten die seit den 20er-Jahren tätigen D. Böhm und R. Schwarz hervor, ab den 50er-Jahren E. Steffann. Satellitenstädte, Hochhäuser und Kulturbauten waren die vorrangigen Bauaufgaben seit den 60er-Jahren. Das Märkische Viertel in Berlin (1963-76) und das Olympiastadion in München von G. Behnisch, F. Otto (1970-72) u. a. Bauten für die Olympischen Spiele wurden zu architektonischen Symbolen ihrer Zeit. In der Folgezeit traten hervor G. Böhm (Verwaltungsgebäude der Firma Züblin in Stuttgart-Vaihingen, 1985 vollendet), H. Deilmann (Landgericht in Münster, 1983-86), O. M. Ungers (Um- und Ausbau einer Villa zum Architekturmuseum in Frankfurt am Main, 1984 vollendet), J. P. Kleihues (Krankenhaus in Berlin-Neukölln, 1976-86, mit Jürgen König) sowie Peter Busmann und Godfrid Haberer (Neubau des Wallraf-Richartz-Museums/Museum Ludwig und der Philharmonie in Köln, 1980-86).
 
In der DDR und Berlin (Ost) wurden die repräsentativen Städtebauensembles, Staats- und Kulturbauten bis zur Mitte der 50er-Jahre von historistischen Gestaltungsdoktrinen (Architektur der »Nationalen Bautraditionen«) geprägt, wie sie besonders in Berlin (Hochhaus an der Weberwiese und Stalinallee), Dresden (Altmarkt) und Rostock (Lange Straße), bei der Anlage von Stalinstadt (heute Eisenhüttenstadt) und beim Bau großer Kulturhäuser (u. a. Unterwellenborn) hervortraten. Wesentlichen Anteil an Wiederaufbau und Neugestaltung Berlins hatten H. Henselmann, R. Paulick und Roland Korn (* 1930). Eine Umorientierung auf die internationalen Maßstäbe einer modernen Architektur und Stadtplanung erfolgte ab 1956 (Straße der Nationen in Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz, 1957-66; Berliner Fernsehturm, 1965-69; Neues Gewandhaus in Leipzig, 1975-81).
 
Mit der deutschen Vereinigung ergab sich ein weites Aufgabenfeld für die Stadterneuerung und -entwicklung unter Berücksichtigung des Erhalts historischer Stadträume. Besonders Bedeutung erhielt die städtebauliche Entwicklung der Hauptstadt Berlin, die namhafte deutsche (u. a. J. P. Kleihues, A. Schultes und Charlotte Frank, O. M. Ungers, Büro Gerkan, Marg & Partner) und ausländische Architekten (u. a. Lord N. Foster, R. Piano, R. G. Rogers, D. Libeskind, Isozaki Arata, H. Jahn) anzog. In Berlin wie auch in anderen Städten (u. a. Bonn, Dresden, Frankfurt am Main, Hamburg, Kassel, Leipzig, München) fanden bereits repräsentative Bauaufgaben zum Teil anspruchsvolle Lösungen. Ende der 80er- und in den 90er-Jahren machten erneut auf sich aufmerksam G. Behnisch (Deutsches Postmuseum, 1990, Frankfurt am Main; Neubau des Bundestags in Bonn, 1992; Berliner Akademie der Künste, 1994 ff.) und O. M. Ungers (Deutsche Botschaft, Washington, D. C., 1992-94; Erweiterungsbau der Kunsthalle Hamburg, 1992-97; Stadtquartier am Lehrter Bahnhof, Berlin, 1994 ff.; Neubau des Wallraf-Richartz-Museums in Köln, 1996-2000). G. Böhm (Schloss mit Landtag in Saarbrücken, 1979-89) gehört zu einer Reihe von Architekten, die überlegt und behutsam vorhandene Bausubstanz ergänzen. J. P. Kleihues setzte sich mit der rationalen Architektur und dem preußischen Klassizismus der Schinkel-Zeit auseinander (Konzept der »kritischen Rekonstruktion« für die IBA, die Internationale Bauausstellung Berlin, 1987; mit Norbert Hensel Haus Liebermann, 2000, und Haus Sommer, 1998, streng konzipierte Bauten rechts und links des Brandenburger Tors). Peter Kulka entwarf das neue Gebäude für den Sächsischen Landtag in Dresden (1991-93 ausgeführt). Stephan Braunfels, der als Sieger aus den Architekturwettbewerben für den Dresdner Georgsplatz (1993), für das Münchner Museum des 20. Jahrhunderts, die Pinakothek der Moderne (Grundsteinlegung 1996), und für die Bürokomplexe Paul-Löbe-Haus/Marie-Elisabeth-Lüders-Haus (ehemaliger Alsenblock und Luisenblock) des Bundestages im Berliner Spreebogen (1997 folgende) hervorging, lieferte auch interessante Beiträge für den Wohnungsbau (Wohnanlage Edlinger Platz, München, 1987-92). Auf diesem Gebiet machten ferner u. a. Heinz Hilmer und Christoph Sattler (Helene-Weber-Allee, München, 1990-92) auf sich aufmerksam. Dem Büro Schürmann, Schomers und Stridde gelang eine vorbildliche Erneuerung der Berliner Wohnsiedlung Köllnische Heide (1990-94). Unter den Industrie-, Büro- und Verkehrsbauten sind hervorzuheben: das neue Verlagshaus Gruner + Jahr AG & Company in Hamburg (1987-90) von den Münchner Architekten Uwe Kiessler und Otto Steidle; das multifunktionale Briefpostamt 3 in Köln von Joachim und Margot Schürmann (1984-90); in Frankfurt am Main Bürohausumbau von Christoph Mäckler (1991-93) und Bürohochhaus »Main Tower« vom Architekturbüro Schweger und Partner (1994-2000); das Technologiezentrum im Wissenschaftspark Gelsenkirchen (1992-95) von Kiessler; der Flughafen Stuttgart (1994), die Neue Messe in Leipzig (1996 eröffnet) und der Lehrter Zentralbahnhof in Berlin (1996 ff.) von Gerkan, Marg & Partner. Viele weitere Aufträge gingen auch an internationale Stararchitekten, so u. a. an den Briten Lord N. Foster (Hochhaus der Commerzbank, 1992-97, Frankfurt am Main; Umbau des Reichstagsgebäudes in Berlin, 1995-99), an die Amerikaner R. A. Meier (Museum für Kunsthandwerk, 1979-85, Frankfurt am Main; Stadthaus, 1989-93, und Daimler-Benz Forschungszentrum, 1993, beide in Ulm) und H. Jahn (Bürohochhaus »Messeturm«, 1985-91, Frankfurt am Main; Sony Center am Potsdamer Platz in Berlin, 1995-2000), die Österreicher G. Peichl (Bundeskunsthalle Bonn, 1989-92) und H. Hollein (Museum für Moderne Kunst, 1987-89, Frankfurt am Main).
 
 PLASTIK
 
Mittelalter
 
und Renaissance: Aus karolingischer Zeit sind nur kleinplastische Werke, v. a. Elfenbeinreliefs von Bucheinbänden (Lorscher Evangeliar, um 810) und Goldschmiedearbeiten (Tassilokelch, um 780), erhalten, die im Wesentlichen an die christliche Spätantike anknüpfen. - Mit der beginnenden Romanik regte sich in ottonischer Zeit ein neuer Wirklichkeitssinn, der besonders bei den Elfenbeinarbeiten (Einband des Echternacher Codex, um 990; Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum) und den Reliefs der in der Werkstatt Bischof Bernwards geschaffenen Bronzetüren in Hildesheim (1015) erkennbar ist. Erhaltene Hauptwerke der Zeit sind das Antependium aus dem Baseler Münster (11. Jahrhundert), das von Erzbischof Gero gestiftete Holzkruzifix im Kölner Dom (um 970) und die Goldene Maria des Essener Münsterschatzes (um 980). Die Goldschmiedekunst schuf auch zahlreiche andere vorzügliche Werke (Kreuz und Krone der Reichskleinodien, Wien). - In salischer Zeit verfestigten sich die Formen zu streng gebundenen Gestaltungen. Es entstanden das feierliche Kultbild der Imad-Madonna in Paderborn (zwischen 1051 und 1076, Diözesanmuseum; ursprünglich wie die Essener Madonna mit Goldblech verkleidet), der Tragaltar des Rogerus von Helmarshausen (Ende 11. Jahrhundert; ebenda), die Bronzegrabplatte Rudolfs von Rheinfelden (nach 1080) im Merseburger Dom, die älteste erhaltene des Mittelalters, und die Reliefs der Holztüren von Sankta Maria im Kapitol in Köln (zwischen 1050 und 1060).
 
Bedeutende Beispiele der Plastik der Hoch- und Spätromanik sind der Braunschweiger Löwe (1166), die Reliefs am Nordportal von Sankt Jakob in Regensburg (um 1190), die Chorschrankenreliefs von Sankt Michael in Hildesheim (um 1197) und der Liebfrauenkirche in Halberstadt (um 1200), die Triumphkreuzgruppe im Halberstädter Dom (zwischen 1200 und 1230) und die der Schlosskirche in Wechselburg (nach 1230), das Grabmal Heinrichs des Löwen im Dom in Braunschweig (um 1230/40), die Chorschrankenreliefs im Bamberger und die Goldene Pforte des Freiberger Doms (1220-30), deren Meister bereits französische Figurenportale gekannt hat. Zu den reifsten Werken der Stauferzeit gehört der sich mit den französischen Vorbildern auseinander setzende Skulpturenschmuck des Straßburger Münsters (Engelspfeiler im südlichen Querschiff; Ecclesia, Synagoge und Reliefs des Marientods am Südportal, um 1235), des Bamberger Doms (Fürstenportal, Bamberger Reiter, Maria und die bislang als Elisabeth gedeutete Sibylle; Ecclesia und Synagoge, Adamspforte) und des Naumburger Doms (Stifterfiguren im Westchor). Diese klassischen Skulpturen deutscher Kunst der Frühgotik oder Übergangszeit zur Gotik widersetzen sich im Gegensatz zu den französischen Skulpturen der völligen Unterordnung unter die Architektur und gewinnen ein großes Maß an frei entfalteter Körperlichkeit, wofür der Begriff »staufische Renaissance« geprägt wurde. Die Goldschmiedekunst dieser Zeit, v. a. die getriebenen Reliquienschreine, wurde Abbild der Monumentalarchitektur (Dreikönigsschrein des Nikolaus von Verdun im Kölner Dom, um 1181-1230). Im späten 13. Jahrhundert erfolgte eine Reduzierung des Körperhaften im Sinne der französischen Gotik: Gewändefiguren des Straßburger Westportals und die Pfeilerfiguren des Kölner Domchors (um 1320), deren Stil in Grabmälern wie dem des Bischofs Friedrich von Hohenlohe im Bamberger Dom fortwirkte. Der Anschauung der Mystik entsprach das Andachtsbild. Altarretabel mit Flügeln und Gabelkruzifixe sind neue bildnerische Typen. Nach den entkörperlichten Gestaltungen der Gotik brach sich in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts ein neuer Wirklichkeitssinn Bahn, am stärksten in den Werken der Prager Dombauhütte unter Peter Parler. Südostdeutschland war auch die Heimat der um 1400 im »weichen Stil« geschaffenen Schönen Madonnen. Das 15. Jahrhundert, geprägt von einem Realismus niederländischen Ursprungs und gekennzeichnet durch die Gattung des geschnitzten Flügelaltars, wird zu einer der produktivsten Epochen deutscher Bildhauerkunst. Die Meister werden namentlich bekannt (Selbstbildnisse): N. Gerhaert von Leyden (Grabmal des Erzbischofs Jakob von Sierck, 1462; Trier, Diözesanmuseum), J. Syrlin (Chorgestühl des Ulmer Münsters, 1469-74), E. Grasser (Moriskentänzer für den Tanzsaal des Münchener Rathauses, 1480; Münchner Stadtmuseum), M. Pacher (Altar von Sankt Wolfgang im Salzkammergut, vollendet 1481), V. Stoss (Altar der Marienkirche in Krakau, 1477-89), B. Notke (Sankt-Georg-Gruppe für Sankt Nikolai in Stockholm, vollendet 1489), A. Krafft (Sakramentshaus für Sankt Lorenz in Nürnberg, 1493-96), M. und G. Erhart (Figuren des Blaubeurener Hochaltars, 1493-94), Niklas Hagnower (Fronaltar des Straßburger Münsters, 1500/01). In Würzburg wirkte T. Riemenschneider, der v. a. Schnitzaltäre schuf (Marienaltar in Creglingen, um 1502-05), aber auch als Steinbildhauer tätig war (Grabmal des Würzburger Bischofs Rudolf von Scherenberg, 1496-99, Würzburg, Dom) wie H. Witten in Obersachsen (Tulpenkanzel im Freiberger Dom, 1508-10) und A. Pilgram in Wien (Kanzel mit Selbstbildnis in Sankt Stephan, um 1514-15). Die Formverflechtungen der spätgotischen Plastik wurden von Holz- und Steinbildhauern des frühen 16. Jahrhunderts zu bewegten Kompositionen gesteigert (»spätgotischer Barock«), so besonders von H. Backofen (Kreuzigungsgruppe aus Stein im Dom zu Frankfurt am Main, 1509), dem am Oberrhein arbeitenden Meister H. L. (Breisacher Hochaltar, 1526), H. Leinberger in Bayern (Hochaltar der ehemaligen Stiftskirche in Moosburg an der Isar, 1513-15), H. Brüggemann in Bordesholm (1514-21; Schleswig, Dom) und den Lübeckern C. Berg (Allerheiligenaltar für die Franziskanerkirche [heute Knudskirche] in Odense, um 1517 bis nach 1521) und B. Dreyer (Antoniusaltar, 1522; Lübeck, Sankt-Annen-Museum).
 
Gleichzeitig waren bereits andere Meister um eine formklare und harmonische Gestaltung im Sinn der italienischen Renaissance bemüht. Unter ihnen ragt der in seiner Frühzeit noch gotisch schaffende P. Vischer der Ältere mit seinen Söhnen hervor, in deren Gießhütte in Nürnberg das Sebaldusgrab entstand (Nürnberg, Sankt Sebald, vollendet 1519), H. Daucher in Augsburg und C. Meit aus Worms. Gegen Mitte des Jahrhunderts begannen die schöpferischen Kräfte zu erlahmen. Doch entstanden noch immer reizvolle Arbeiten besonders kleinplastischer und kunsthandwerklicher Art, wie die des Nürnberger Goldschmieds W. Jamnitzer (u. a. »Merkelscher Tafelaufsatz«, vollendet 1549). Werke von Bedeutung wurden erst wieder in der Übergangszeit vom Manierismus zum Frühbarock geschaffen, so v. a. von H. Reichle (Bronzegruppe des heiligen Michael am Augsburger Zeughaus, 1603-06) und J. Zürn (Hochaltar des Münsters zu Überlingen, 1613-18).
 
Barock, Rokoko, Klassizismus:
 
Die Plastik des deutschen Barock, die erst in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts erneut aufblühen konnte (Kreuzigungsgruppe von J. Glessker im Bamberger Dom, 1648-52), entwickelte sich zu ihrer Blüte erst in der Spätzeit des Stils seit der Wende zum 18. Jahrhundert. A. Schlüter in Berlin schuf das Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten (1696 ff.) und die Schlusssteine mit den Köpfen der sterbenden Krieger am Zeughaus, B. Permoser den Skulpturenschmuck des Dresdner Zwingers, G. R. Donner die Brunnenfiguren auf dem Neuen Markt in Wien (1737-39). Neben ihnen war eine nur der spätgotischen Zeit vergleichbare Fülle von Bildhauern tätig: der in Mondsee arbeitende M. Guggenbichler, in dessen Holzbildwerken Formkräfte der Gotik wieder auflebten, E. B. Bendel in Augsburg, M. Braun in Prag. J. B. Zimmermann, F. Schmuzer u. a. frühe Meister der Wessobrunner Schule stuckierten neben Residenzräumen v. a. Barockkirchen der Vorarlberger Bauschule. Im Übergang vom Barock zum Rokoko arbeitete P. Egell in Mannheim, für Kloster Admont J. T. Stammel und in Süddeutschland E. Q. Asam, der in den zusammen mit seinem Bruder erbauten Kirchen die bewegten Skulpturen schuf. Zu den bekanntesten Meistern der Plastik des Rokoko, die sich am reichsten in Bayern entfaltete, gehören besonders J. B. Straub (Altäre in Sankt Michael in München-Berg am Laim, 1743 ff.) und I. Günther (Ausstattung der Benediktinerkirche in Rott am Inn, 1760-62) in München, im fränkisch-schwäbischen Raum J. M. Feuchtmayer (Stuckdekorationen von Amorbach, 1744-47), im Bodenseegebiet J. A. Feuchtmayer (Ausstattung der Wallfahrtskirche Birnau, 1748 ff.) und der in Freiburg im Breisgau ansässige J. C. Wenzinger (Ausstattung der Stiftskirche in Sankt Gallen, 1757-60), F. Dietz (Gartenskulpturen im Park von Veitshöchheim, 1763-68) und die Porzellanbildner J. J. Kändler in Meißen und F. Bustelli in Nymphenburg.
 
Der bedeutendste deutsche Bildhauer des Klassizismus war G. Schadow in Berlin (Grabmal des Grafen von der Mark, 1790 vollendet; Berlin, Nationalgalerie), dessen Kunst C. D. Rauch (Reiterdenkmal Friedrichs des Großen, 1851) und sein Schülerkreis fortsetzten. Neben ihnen sind v. a. H. Dannecker in Stuttgart (Schillerbüsten) und F. Zauner in Wien (Reiterdenkmal Josephs II., 1795-1806) zu nennen. Das Denkmal ist im 19. Jahrhundert beherrschender Typus der deutschen Bildhauerei, häufig auf Monumentalität und Repräsentation ausgerichtet. Barockisierende und antikisierende Stiltendenzen herrschen vor.
 
20. Jahrhundert:
 
Eine Neubesinnung auf die Formgesetze plastischer Gestaltung ging kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert von A. von Hildebrand aus (Wittelsbacher Brunnen in München, 1890-95). Neue Möglichkeiten erschlossen der Jugendstil (G. Minne) und v. a. der Expressionismus (L. Kirchner, K. Schmidt-Rottluff), dessen Einfluss sich Käthe Kollwitz, B. Hoetger, E. Barlach oder L. Gies öffneten, zeitweilig auch W. Lehmbruck und G. Marcks, die dann der eher traditionalistischen Linie einer formstrengen Figurenplastik folgten wie G. Kolbe, E. Mataré und G. Seitz, A. Lörcher, R. Scheibe, E. Scharff, T. Stadler u. a. Auf dem Gebiet der Tierplastik traten v. a. A. Gaul, P. Harth, Renée Sintenis und ebenfalls Mataré hervor. Die ersten abstrakten Plastiken schufen noch vor 1920 R. Belling, K. Schwitters (Merzplastiken) und O. Schlemmer. Die nationalsozialistische Kulturpolitik unterbrach diese Entwicklung der modernen Kunst, indem sie ihre Vertreter ihrer Ämter enthob, Berufsverbote erteilte und ihre Werke als »entartet« deklarierte. Belling und Schwitters emigrierten, ebenso Hoetger. Besondere Förderung hingegen erfuhren A. Breker, F. Klimsch und der Österreicher J. Thorak (Staatsateliers). Nach 1945 kehrte zunächst die traditionsgebundene realistische Plastik und Porträtkunst (G. Marcks, B. Heiliger, F. König) zurück, die in der NS-Zeit verdrängt worden war.
 
In der Bundesrepublik Deutschland dominierte zunehmend die gegenstandslose Plastik (H. Uhlmann, K. Hartung und E. Cimiotti), die sich teilweise an Vorbildern und Weggefährten wie R. Belling, H. Arp und O. Schlemmer orientierte. Organische und technoid-konstruktive Formensprachen entwickelten sich parallel. Seit den 60er-Jahren äußerte sich eine jüngere Künstlergeneration (N. Kricke, Brigitte Matschinsky-Denninghoff, O. H. Hajek, E. Hauser, T. Lenk und A. Nierhoff) fast ausschließlich nichtgegenständlich. J. Beuys, die einflussreichste Künstlerpersönlichkeit der 70er- und 80er-Jahre, erweiterte den Plastikbegriff, indem er Lernprozesse und verdichtete Ausschnitte der gesellschaftlichen Realität als »soziale Plastiken« verstand. U. Rückriem, R. Ruthenbeck, R. Wachter und F. E. Walther fanden durch ihren Umgang mit dem Material und seine Neubewertung eine Verbindung zur Prozesskunst. Andere Künstler (K. Rinke, Rebecca Horn, Ulrike Rosenbach) stellten entweder ihren eigenen Körper oder die Interaktion des Rezipienten mit ihren Arbeiten in den Mittelpunkt (Performance). Zur gleichen Zeit entstanden auch weiterhin Großplastiken für den öffentlichen Raum (E. Heerich, E. Reusch, H. G. Prager, W. Nestler und A. Lechner). Neben die Fotografie als Mittel der Dokumentation des künstlerischen Prozesses trat zunehmend die Videokamera. Die Videokunst nahm eine eigenständige, breit gefächerte Entwicklung. Das Experimentieren mit den unterschiedlichsten Materialien, Medien und Konstruktionen führte zur Aufhebung der Grenzen der traditionellen Kunstgattungen und der Entwicklung neuer Ausdrucksformen, sowohl im Bereich der plastiknahen Objektkunst (H. E. Kalinowski) wie der Lichtkinetik (A. Luther, A. Wilding, Zero, H. Goepfert), der Conceptart (J. Beuys, T. Ulrichs, J. Gerz, Hanne Darboven), des Happenings (W. Vostell), der Land-Art (Niels-Udo, H. Voth), der Spurensicherung (Anna Oppermann, R. Wittenborn, N. Lang, Dorothee von Windheim, W. Laib), der individuellen Mythologie (M. Buthe) und des Environments. Zunächst v. a. als Dokument eines Happenings, einer Aktion verstanden, verselbstständigte sich die Rauminstallation (im Museumsraum oder im offenen Atelier) zur eigenständigen Kunstform. Wiederum hat Beuys diese Entwicklung maßgeblich mitgetragen (»Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch«, 1958-85; Frankfurt, Museum für Moderne Kunst). Die Rauminstallationen einer jüngeren Künstlergeneration (G. Merz, S. Huber, K. vom Bruch, Ulrike Rosenbach) verbinden sich mit postmodernen Konzepten, in denen auch traditionelle plastische Ausdrucksformen zitiert werden. Parallel zur Entwicklung der Neuen Wilden in der Malerei wurden von Künstlern wie S. Polke, G. Baselitz und M. Lüpertz neoexpressive und spielerisch zitierende Plastiken geschaffen.
 
In der DDR setzte in der Nachkriegszeit eine andere Entwicklung ein. Hier orientierte sich die Plastik an den realistischen Traditionen der Zeit vor 1933, die u. a. mit G. Marcks und R. Scheibe verbunden sind. Die Berliner Plastik (v. a. Gedenkfigur, Porträt) wurde in den 50er- und 60er-Jahren innerhalb der DDR-Kunst entwicklungsbestimmend. In Auseinandersetzung mit dem Werk von E. Barlach, W. Lehmbruck, H. Moore, A. Giacometti, M. Marini und F. Wotruba fand sie zu einer unverwechselbaren Identität. In Berlin (Ost) arbeiteten F. Cremer, T. Balden, Will Lammert (* 1892, ✝ 1957), G. Seitz, René Graetz (* 1908, ✝ 1974), Heinrich Drake (* 1903, ✝ 1994), W. Grzimek, Jenny Mucchi-Wiegmann (* 1895, ✝ 1969), später W. Förster, Werner Stötzer (* 1932), Siegfried Krepp (* 1930), Christa Sammler (* 1932), Friedrich B. Henkel (* 1936), Baldur Schönfelder (* 1934). In Dresden gruppierte sich um die Bildhauer Eugen Hoffmann (* 1892, ✝ 1955) und W. Arnold ein großer Kreis von Schülern (u. a. Gerd Jaeger, * 1927, Stötzer und Arnd Wittig, * 1921, sowie W. Förster und Jo Jastram, * 1928). Der sozialistische Realismus führte in der Plastik häufig zu einem figürlichen Pathos, v. a. in der Gestaltung von Themen aus der Arbeitswelt, von historischen Klassenkämpfen und der Auseinandersetzung mit dem Faschismus. Für die Opfer des NS-Regimes entstanden beeindruckende Mahnmale (Balden, Cremer, Förster). Der enge Traditionsbezug bewirkte an den Kunstakademien häufig eine künstlerische Erstarrung. Die Grenzen dieses strengen akademischen Traditionalismus durchbrechend, suchten einige Künstler verstärkt seit Mitte der 70er-Jahre nach alternativen Ausdrucksformen, die mehr ihrem Zeitempfinden entsprachen (u. a. Rolf Biebl, * 1951, Sabine Grzimek, * 1942, Emerita Pansowová, * 1946, Sonja Eschefeld * 1948, Uwe Raddatz, * 1957, Bernd Göbel, * 1942, Hans-Jürgen Scheib, * 1949). Dabei wurden v. a. auch Anregungen jüngster internationaler Tendenzen aufgenommen. Mit Aktionen und Environments setzten häufig Maler und Bildhauer gemeinsam - teils geduldet, teils offiziell - nachdrückliches Zeichen ihres Aufbegehrens gegen überlebte Kunstformen ( Leipziger Herbstsalon« 1984 mit Arbeiten von Hans-Hendrik Grimmling, * 1947, Lutz Dammbeck, * 1948, Günther Huniat, * 1939, Frieder Heinze, * 1950, Olaf Wegewitz, * 1949, und Günter Firit, * 1947; »Innen/Außen« 1987 in der Galerie Nord in Dresden unter Beteiligung u. a. von Angela Hampel, * 1956, und Gudrun Trendafilov, * 1958).
 
In der Plastik seit Anfang der 90er-Jahre tritt der traditionell figürliche Stil bei Arbeiten u. a. von S. Balkenhol, Werner Pokorny (* 1949) und Stefan Pietryga (* 1954) wieder auf. Künstler der jüngeren Generation wie Katharina Fritsch (* 1953), Andreas Slominski (* 1959), Leni Hoffmann (* 1962) und Monika Brandmeier (* 1959) erweitern das plastische Formenvokabular um Installationen und Raumkonzepte, die eng mit der Architektur verbunden sind. R. Mucha, T. Schütte, Olaf Metzel (* 1950), Bogomir Ecker (* 1950), Ludger Gerdes (* 1954), Susanne Mahlmeister (* 1952) und Hubert Kiecol (* 1950) inszenieren das Spannungsfeld von Geschichte und Umwelt sowohl durch komplexe Räume als auch durch Einzelskulpturen. In den letzten Jahren knüpften Künstler wie Andreas M. Kaufmann (* 1961) und Anke Schulte-Steinberg (* 1956) mit Lichtinstallationen und Projektionen an die Op-Art der 60er-Jahre an.
 
 MALEREI
 
Mittelalter:
 
Von den Wandmalereien der karolingischen Epoche sind nur wenige Beispiele erhalten, u. a. in der Krypta von Sankt Maximin in Trier. Die Buchmalerei verarbeitet in stark voneinander abweichenden Stilen spätantike, byzantinische, irische und syrische Vorbilder. Zum Zentrum der ottonischen Buchmalerei entwickelte sich die Insel Reichenau (Evangeliar Ottos III., Perikopenbuch Heinrichs II., Bamberger Apokalypse), die auch in der Wandmalerei richtungweisend war (Sankt Georg in Oberzell). Neben der Reichenauer Schule erhielten die Schulen in Trier, Echternach, Köln, Fulda, Hildesheim und Regensburg eine besondere Bedeutung. Den gefestigten Figurenstil der salischen Zeit lassen v. a. die Glasmalereien des Augsburger Doms erkennen (um 1100). In der Buchmalerei begegnet er in Werken der Echternacher Schule (Codex aureus epternacensis). In staufischer Zeit entstanden die umfangreichen Freskenfolgen der Klosterkirche in Prüfening (heute zu Regensburg) und der Doppelkapelle in Schwarzrheindorf (heute zu Bonn) sowie die Malereien der Holzdecke von Sankt Michael in Hildesheim. Die Buchmalerei entwickelte sich zu einem reifen, klassischen Stil (»Hortus deliciarum« der Herrad von Landsperg, 1175-95).
 
Die Gotik war die Blütezeit der Glasmalerei (Domchor und Sankt Kunibert in Köln; Sankt Elisabeth in Marburg; Erfurter Dom). Die Wandmalerei trat hinter der Tafelmalerei zurück, die seit Mitte des 14. Jahrhunderts an Bedeutung gewann. Sie manifestiert sich in den Werken der Böhmischen Malerschule, der Kölner Malerschule und von Meister Bertram von Minden, Meister Francke sowie des Konrad von Soest. Das Madonnenbild wird in seinen verschiedenen Typen v. a. in Böhmen ausgebildet.
 
Der entscheidende Durchbruch zum Realismus der Spätgotik ging v. a. von schwäbischen Malern aus. L. Moser schuf 1431 den Altar in der Pfarrkirche zu Tiefenbronn (bei Pforzheim), K. Witz 1444 den Petrusaltar mit der ersten topographisch bestimmbaren Landschaft der europäischen Malerei (Genf, Musée d'Art et d'Histoire), H. Multscher 1437 den Wurzacher Altar (Berlin, Gemäldegalerie), dessen Drastik im Gegensatz steht zu der repräsentativen Feierlichkeit des Dreikönigsaltars von S. Lochner in Köln (um 1440). In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts war das Vorbild niederländischer Maler maßgebend (Meister des Marienlebens, H. Pleydenwurff, M. Wolgemut, M. Schongauer, Hausbuchmeister). Die Bildtafeln, die der Südtiroler M. Pacher für seine Schnitzaltäre schuf, lassen die Kenntnis oberitalienischer Malerei erkennen.
 
Renaissance
 
und Barock: Eine intensive Auseinandersetzung mit der italienischen Kunst begann erst im 16. Jahrhundert, dessen erste Jahrzehnte die große Zeit der deutschen Malerei und Grafik sind. Wenn ihre Meister auch meist der Renaissance zugerechnet werden, lebten in den Werken der meisten von ihnen spätgotischen Elemente fort. M. Grünewald (Isenheimer Altar, zwischen 1512 und 1516; Colmar, Musée d'Unterlinden) blieb zwar durch die Tiefe seiner religiösen Erlebnisfähigkeit dem Mittelalter aufs Engste verbunden, doch wuchs er mit seinen von leidenschaftlichem Ausdruck geprägten Gestalten weit über alle gotische Zielsetzung hinaus und schuf mit seinen Kreuzigungsgruppen Höhepunkte mystischer Darstellungskraft. Das reiche Werk A. Dürers entstand aus der Spannung zwischen spätgotischer Gestaltung, die v. a. seine Grafik bestimmt (Apokalypse, 1498), und dem Ringen um renaissancehafte Klarheit in der Darstellung des Menschen. Er malte Altarbilder (»Rosenkranzfest«, 1506; Prag, Národní Galerie), Akte (»Adam und Eva«, 1507; Madrid, Prado) und eine Reihe von Bildnissen (»Bildnis des Malers Michael Wolgemut«, 1516; Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum) sowie Landschaftsaquarelle von hohem Rang. Daneben befasste er sich mit Proportionslehre und Naturstudien. Zu eigenwilligen neuen Formen entwickelte sich die Kunst H. Baldungs (Hochaltar des Freiburger Münsters, 1512-16). In den Werken A. Altdorfers (»Laubwald mit dem Drachenkampf des heiligen Georg«, 1510; München, Alte Pinakothek) und W. Hubers (»Annenaltar«, 1515-21; Wien, Kunsthistorisches Museum, und Feldkirch, Pfarrkirche), Hauptmeister der Donauschule, zu der auch in seiner Frühzeit L. Cranach der Ältere gehörte, offenbarte sich ein neues und elementares Naturgefühl. Die Bildnisse H. Holbeins des Jüngeren, die er während seiner Tätigkeit am englischen Hof schuf, kamen in ihrer Klarheit und Ausgewogenheit dem Stil der italienischen Renaissance am nächsten.
 
Die beiden bedeutendsten deutschen Maler zur Zeit des beginnenden Barock waren im Ausland tätig: A. Elsheimer in Rom und J. Liss in Venedig. Elsheimer gab der Historien- und Landschaftsmalerei (»Flucht nach Ägypten«, 1609; München, Alte Pinakothek) neue Impulse. An der großen europäischen Malerei des 17. Jahrhunderts hatte Deutschland keinen bemerkenswerten Anteil mehr. - Eine Fülle von neuen Aufgaben bot der deutschen Malerei des 18. Jahrhunderts die Baukunst des Spätbarock. In den Kirchen, Klöstern und Schlössern Süddeutschlands und Österreichs entstanden gewaltige Deckenfresken, die mit illusionistischen Mitteln im Dienst der Architektur die Raumgrenzen auflösen. Unter den bayerischen Freskenmalern sind v. a. C. D. Asam (Fresken in Sankt Maria de Victoria in Ingolstadt, 1734) und J. B. Zimmermann (Fresken in der Wallfahrtskirche Wies, bis 1753/54, und im großen Saal des Nymphenburger Schlosses in München, 1756-57), unter den in Österreich tätigen P. Troger (Kuppelfresko der Kirche des Benediktinerstifts in Altenburg, 1733-34), J. M. Rottmayr (Fresken in der Karlskirche in Wien, 1725-30) und F. A. Maulpertsch (Fresken in der Piaristenkirche in Wien, 1752-53) zu nennen. Das hervorragendste Deckengemälde in Deutschland (Treppenhaus der Würzburger Residenz, 1751-53) wurde allerdings von dem Italiener G. B. Tiepolo geschaffen.
 
Klassizismus
 
und 19. Jahrhundert: Der sich ihrem Ende zuneigenden Kunst des Rokoko trat R. Mengs (Deckengemälde »Parnaß«, 1760-61; Villa Albani, Rom) als Wortführer des Klassizismus entgegen, der sich am entschiedensten in den Zeichnungen von A. J. Carstens äußerte. Gleichzeitig schuf D. Chodowiecki Kupferstiche, die das Leben des Bürgertums mit nüchternem Realismus schildern. Als Bildnismaler der Goethezeit ragen A. Graff und J. H. Tischbein hervor, als Landschaftsmaler J. A. Koch und J. C. Reinhart mit heroischen Landschaften sowie F. Kobell als Wegbereiter des Realismus. Die Romantik fand ihren reinsten Ausdruck in den Werken C. D. Friedrichs, P. O. Runges (Tageszeitenbilder), C. P. Fohrs und der Brüder Olivier. Romantischen Ursprungs waren auch die Bestrebungen der Nazarener (J. F. Overbeck, F. Pforr u. a.), die im Rückgriff auf die Kunst der alten Meister eine Erneuerung der religiösen Malerei erstrebten. Zu ihnen gehörte anfangs auch der als Freskenmaler tätige P. von Cornelius, den an Kraft der Gestaltung A. Rethel übertraf (Karlsfresken im Aachener Rathaus, 1847-51). Während die Romantik in den Bildern der Biedermeierzeit von L. Richter und C. Spitzweg und in den Märchen- und Sagenbildern M. von Schwinds bis in die 2. Hälfte des Jahrhunderts fortlebte, setzte sich besonders mit F. Krüger in Berlin der Realismus durch. A. Menzel nahm bereits in den Bildern seiner Frühzeit Elemente des Impressionismus voraus (»Das Balkonzimmer«, 1845; Berlin, Nationalgalerie); auch seine Historien- und höfischen Gesellschaftsbilder sowie Industriebilder kennzeichnet ein besonders Interesse an Lichtwirkungen (»Das Flötenkonzert«, 1852; ebenda). Einer impressionistischen Malweise näherten sich auch K. Blechen, F. von Rayski sowie W. Leibl und sein Kreis (C. Schuch, W. Trübner u. a.), dem in seinen Anfängen auch H. Thoma nahe stand. Bilder mit idealistischen Tendenzen malten A. Feuerbach und A. Böcklin, die meist in Italien lebten, wie auch H. von Marées, der die Fresken der Zoologischen Station in Neapel schuf (1873). Die führenden Vertreter einer spezifisch deutschen Form des Impressionismus waren M. Liebermann, M. Slevogt und L. Corinth.
 
20. Jahrhundert:
 
Die Malerei und Grafik des Jugendstils (L. Hoffmann, C. Strathmann, H. Vogeler, E. Orlik, F. von Stuck) wurde grundlegend für die weitere Entwicklung (Überordnung des Formalen), besonders im Bereich der angewandten Kunst. Einen revolutionären Bruch mit der bisherigen akademischen Malerei erreichten jedoch erst die Vertreter des Expressionismus in Künstlergruppen wie der Brücke in Dresden (gegründet 1905), der E. L. Kirchner, E. Heckel, K. Schmidt-Rottluff, M. Pechstein, O. Mueller und zeitweilig auch E. Nolde angehörten, sowie dem Blaue Reiter in München (gegründet 1911) mit W. Kandinsky, F. Marc, A. Macke, Gabriele Münter, P. Klee u. a. Von ihm und einigen individuellen Wegbereitern (A. Hoelzel) nahm die abstrakte Malerei ihren Ausgang. Auch die engagierte sozialkritische Grafik einer Käthe Kollwitz und das spätere Werk von M. Beckmann stehen deutlich in der Tradition des Expressionismus. Als Reaktion auf den 1. Weltkrieg und den Zerfall der bürgerlichen Weltordnung entwickelte sich der Dadaismus, zu dessen Aktivisten zeitweilig G. Grosz, J. Heartfield, Hannah Höch und K. Schwitters gehörten. Eine Auseinandersetzung zwischen der vom Orphismus beeinflussten Malerei des Blauen Reiters und einer von technischen Formen und Intentionen bestimmten konstruktivistischer Richtung erfolgte in den 20er-Jahren am Bauhaus, an dem Kandinsky, J. Itten, L. Feininger, Klee, J. Albers und O. Schlemmer lehrten. Parallel dazu und sich zeitweilig überschneidend entwickelten sich ein sozialkritischer Realismus (O. Dix, Grosz) und die Neue Sachlichkeit (G. Schrimpf, A. Kanoldt, C. Schad). Der surrealistischen Bewegung schlossen sich R. Oelze, H. Bellmer und v. a. M. Ernst an. Malerei im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie repräsentierten u. a. die Bilder von A. Ziegler, P. M. Padua und R. Schuster-Woldan. Die Kunstpolitik des Nationalsozialismus, besonders die Aktion »entartete Kunst«, zwang zahlreiche namhafte Künstler zur äußeren und inneren Emigration. Zu ihnen gehörten Albers, M. Beckmann, Ernst, Feininger, Kandinsky, Klee sowie Wols und H. Hartung, die Wegbereiter des Informel. Namhafte Künstler, die mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus emigrierten, wirkten befruchtend auf das Schaffen nachfolgender Künstlergenerationen.
 
In der Bundesrepublik Deutschland gewannen nach 1945 zunächst die abstrakten Maler »klassischer« Provenienz (T. Werner, W. Baumeister, J. Bissier, W. Gilles, F. Vordemberge-Gildewart, E. Bargheer, T. Winter, G. Meistermann) an Bedeutung. In den 50er-Jahren dominierte unumstritten die informelle Malerei (E. W. Nay, E. Schumacher, H. Trökes, K. O. Götz, K. F. Dahmen, B. Schultze, G. Hoehme, K. R. H. Sonderborg).
 
In den 60er- und 70er-Jahren erfolgte parallel zur internationalen Entwicklung die Auseinandersetzung mit Op-Art, Kinetik und monochromer Malerei (A. Wilding, die Gruppe Zero mit H. Mack, O. Piene und G. Uecker, R. Girke, G. Graubner), mit Neokonstruktivismus und Color-Field-Painting (R. Geiger, G. Fruhtrunk, K. G. Pfahler, P. Brüning) und verschiedene Formen des konzeptionell bestimmten Realismus (P. Wunderlich, K. Klapheck, W. Vostell, F. Köthe, G. Richter, S. Polke, die Gruppe Zebra mit D. Asmus, P. Nagel, N. Störtenbecker und D. Ullrich). Abseits der internationalen Trends versuchten die Berliner Realisten (u. a. H.-J. Diehl, P. Sorge) sowie J. Grützke und die »Schule der Neuen Prächtigkeit« einen Rückgriff auf traditionelle Formensprachen. Eigenständige deutsche Beiträge zur Pop-Art blieben selten (U. Lausen). Einen originellen Beitrag zur figurativen Malerei lieferte H. Antes. Mit ihren neoexpressionistischen Bildern wurden K. H. Hödicke, G. Baselitz, A. R. Penck, M. Lüpertz und A. Kiefer in den 70er-Jahren Vorläufer und Träger der speziellen deutschen Entwicklung der Neuen Wilden. - Auf dem Gebiet der Grafik traten besonders HAP Grieshaber mit Holzschnitten, H. Janssen und F. Meckseper mit Radierungen hervor. Einer der wenigen gesellschaftskritischen Künstler ist K. Staeck mit satirischen Plakaten und Fotomontagen.
 
In der Malerei der DDR wurde der kritische Realismus der Nachkriegszeit v. a. von ehemaligen Mitgliedern der Künstlervereinigung Asso getragen (O. Nerlinger, O. Nagel, W. Lachnit, H. und Lea Grundig, K. Querner, R. Bergander). Auch E. Hahs, Carl Crodel (* 1894, ✝ 1973) und E. Hassebrauk, die ebenfalls in der NS-Zeit verfemt waren, knüpften an die Stiltendenzen der Kunst vor 1933 wieder an. Wichtige Beiträge zur Grafik leisteten H. Sandberg, J. Hegenbarth, H. T. Richter und M. Schwimmer. Ende der 40er-, Anfang der 50er-Jahre setzte die Formalismusdebatte ein, die zum Exodus eines bedeutenden Teils von Künstlern führte (u. a. Hermann Bachmann, * 1922, G. Baselitz, G. Richter, später A. R. Penck, Achim Freyer, * 1934). Entsprechend den Zielsetzungen des sozialistischen Realismus wurde auf den Bitterfelder Konferenzen (»Bitterfelder Weg«, 1959, 1964) ein sich gegenseitig befruchtendes Verhältnis von Künstlern und Werktätigen als Basis des künstlerischen Schaffens proklamiert. Im Ergebnis entstand ein umfangreiches Auftragswesen, das vom Verband Bildender Künstler der DDR (Abkürzung VBK) gesteuert wurde. Die Lockerung der Doktrin des sozialistischen Realismus in den 70er-Jahren wirkte sich zugunsten einer Erweiterung der malerischen Mittel sowie der Motiv- und Themenkreise aus. Maler, die der Doktrin nicht entsprachen, wie der Konstruktivist H. Glöckner, der fantast. Realist G. Altenbourg und der konzeptionell arbeitende C. Claus, wurden geduldet, fanden aber nur zögernd offizielle Anerkennung und Ausstellungsmöglichkeiten. Relativ einseitig im Ausland v. a. durch W. Sitte, B. Heisig, W. Mattheuer und W. Tübke repräsentiert, zeigte die DDR-Kunst in ihrer Gesamtheit schon durch die Existenz lokaler Kunstzentren, wie Dresden, Leipzig, Berlin und Halle, ein viel facettenreicheres Bild. Das traditionelle Kunstzentrum Dresden wurde v. a. durch seine von der Ästhetik hoher malerischer Kultur geprägten Schule bekannt (u. a. Bernhard Kretzschmar, * 1889, ✝ 1972, W. Rudolph, Paul Wilhelm, * 1886, ✝ 1965, Theodor Rosenhauer, * 1901, ✝ 1996, H. Jüchser, J. Hegenbarth, Siegfried Klotz, * 1939). In Berlin war v. a. eine an Cézanne orientierte Malerei einflussreich (u. a. H. Metzkes, Manfred Böttcher, * 1933). Im Umkreis der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst bildete sich - verknüpft mit den Namen Heisig, Tübke, Mattheuer - eine Schule von Malern und Grafikern, die in einer »Gedankenkunst« neusachliche und expressionistische Stilmittel verarbeiteten (V. Stelzmann, Arno Rink, * 1940, Wolfgang Peuker, * 1945, ✝ 2001, Sighard Gille, * 1941). Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre entstanden z. B. in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) mit der Gruppe »Clara Mosch« (u. a. M. Morgner, C. Claus, Thomas Ranft, * 1945), in Dresden mit »Lücke-TpT« (u. a. A. R. Penck, und Harald Gallasch, * 1949) und in Leipzig mit dem »Leipziger Herbstsalon« (Wegewitz, Heinze, Grimmling, Dammbeck) Künstlergruppierungen, die unabhängig von der Doktrin des sozialistischen Realismus arbeiteten. H. Ebersbach löste in seiner expressiven Malerei die Figürlichkeit auf. Die Berliner I. Kirchner, D. Tucholke, R. Rehfeldt, H. Bartnig experimentieren mit verschiedenen Ausdrucksformen (u. a. Computerkunst, Mixedmedia). Diese Maler und die jüngste Künstlergeneration (u. a. Helge Leiberg, * 1954, Moritz Götze, * 1964, Cornelia Schleime, * 1953, Reinhard Stangl, * 1950) trugen entscheidend zu einer Entwicklung bei, die Ende der 80er-Jahre zur Auflösung des VBK und dem Ende der subventionierten Staatskunst führte.
 
Die Postmoderne, die auch mit dem Schlagwort des »anything goes« umschrieben wird, führte seit Mitte der 80er-Jahre sowohl in West- als auch in Ostdeutschland zu einer radikalen Individualisierung der Kunst und zur parallelen Existenz von realistischen, informellen und konstruktiven Ausdrucksformen. Die Künstler der »Radikalen Malerei« um Günter Umberg (* 1942) und Ulrich Wellmann (* 1954) untersuchen ebenso wie G. Förg die Eigenschaften der Farbe und des Farbauftrags. Maler wie I. Knoebel arbeiten an der Erforschung der Grundlagen der Formgebung. Die figurative Malerei wird u. a. von Michael Bach (* 1953), Michael van Ofen (* 1956) und Karin Kneffel repräsentiert. Die konzeptuelle Richtung der Fotografie vertreten v. a. Schüler von Bernhard Becher (* 1931), darunter Andreas Gursky (* 1955) und T. Ruff. Im Bereich der Videokunst reichen die Arbeiten von Klaus vom Bruch (* 1952), Bettina Gruber (* 1952), Marcel Odenbach (* 1953), Annebarbe Kau (* 1958) und Dieter Kiessling (* 1957) von der Medienuntersuchung und -kritik bis zu Experimenten mit der virtuellen Realität.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Barock · Biedermeier · Buchmalerei · Expressionismus · Gotik · Grafik · Historismus · Jugendstil · karolingische Kunst · Klassizismus · Landschaftsmalerei · moderne Architektur · moderne Kunst · österreichische Kunst · ottonische Kunst · Realismus · Renaissance · Rokoko · Romanik · Romantik · salische Kunst · schweizerische Kunst · staufische Kunst
 
Literatur:
 
Junge Baukunst in Dtl., hg. v. H. de Fries (1926, Nachdr. 1980);
 G. Dehio u. G. Pauli: Gesch. der d. K., 4 Bde. (1-41930-34);
 O. Fischer: Gesch. der dt. Zeichnung u. Graphik (1951);
 O. Fischer: Gesch. der dt. Malerei (31956);
 A. Feulner u. Theodor Müller: Gesch. der dt. Plastik (1953);
 E. Hempel: Gesch. der dt. Baukunst (21956);
 F. Roh: Gesch. der d. K. von 1900 bis zur Gegenwart (1958);
 
Dt. Plastik von der Frühzeit bis zur Gegenwart, bearb. v. Theodor Müller u. a., 7 Bde. (1961-63);
 H. Weigert: Gesch. der d. K., 2 Bde. (Neuausg. 1963);
 A. von Reitzenstein: Dt. Baukunst (51967);
 
D. K. seit 1960, bearb. v. J. Roh u. a., 4 Bde. (1971-76);
 W. Grzimek: Dt. Bildhauer des 20. Jh. (Neuausg. 1974);
 
Malerei nach 1945. In Dtl., Österreich u. der Schweiz, hg. v. Wieland Schmied (1974);
 W. Herrmann: Dt. Baukunst des 19. u. 20. Jh., 2 Bde. (Neuausg. 1977);
 
Architektur in der Bundesrep. Dtl., bearb. v. H. Klotz (1977);
 H. Raum: Die Bildende Kunst der BRD u. W-Berlins (1977);
 J. C. Jensen: Aquarelle u. Zeichnungen der dt. Romantik (1978);
 E. Pohl: Die ungehorsamen Maler. Über die Unterdrückung unliebsamer bildender Kunst in der DDR 1945-1965 (Neuausg. 1978);
 W. Braunfels: Die Kunst im Heiligen Röm. Reich Dt. Nation, auf 8 Bde. ber. (1979 ff.);
 R. Budde: Dt. roman. Skulptur. 1050-1250 (1979);
 W. Hütt: Grafik in der DDR (Dresden 1979);
 H. Keller: Dt. Maler des 19. Jh. (1979);
 E. u. S. Pohl: Die ungehorsamen Maler der DDR. Anspruch u. Wirklichkeit der SED-Kulturpolitik 1965-1979 (1979);
 
D. K. der zwanziger u. dreißiger Jahre, hg. v. E. Steingräber (1979);
 
Architektur in der DDR, Beitrr. v. A. Behr u. a. (Berlin-Ost 21980);
 K. Thomas: Die Malerei in der DDR. 1949-1979 (1980);
 
Widerstand statt Anpassung. D. K. im Widerstand gegen den Faschismus 1933-1945, hg. vom Bad. Kunstverein, Karlsruhe, Ausst.-Kat. (1980);
 
Architektur in Dtl. Bundesrep. u. Westberlin, hg. v. H. u. M. Bofinger (21981);
 J. Held: Kunst u. Kunstpolitik 1945-49. Kulturaufbau in Dtl. nach dem 2. Weltkrieg (1981);
 W. M. Faust u. G. de Vries: Hunger nach Bildern. Dt. Malerei der Gegenwart (1982);
 
Zeitvergleich. Malerei u. Grafik aus der DDR, hg. v. A. Hecht u. H. Reinecke (1982);
 A. Legner: D. K. der Romanik (1982);
 L. Lang: Malerei u. Graphik in der DDR (Neuausg. Leipzig 1983);
 R. Merker: Die bildenden Künste im Nationalsozialismus (1983, mit Bibliogr.);
 W. Geismeier: Die Malerei der dt. Romantik (1984);
 M. J. Libman: Dt. Plastik 1350-1550 (a. d. Russ., Neuausg. 1984);
 
Dt. Architektur u. Plastik. 1470-1550, hg. v. E. Uhlmann (1984);
 J. C. Jensen: Malerei der Romantik in Dtl. (1985);
 G. Leinz: Die dt. Malerei (1985);
 K. Thomas: Zweimal d. K. nach 1945 (1985);
 
Dt. Malerei, Grafik u. Kunsthandwerk. 1470-1550, hg. v. E. Uhlmann (1985);
 S. Schmidt-Wulffen: Spielregeln. Tendenzen der Gegenwartskunst (1987);
 J. Hermand: Kultur im Wiederaufbau. Die Bundesrep. Dtl. 1945-1965 (Neuausg. 1989);
 P. Vogt: Gesch. der dt. Malerei im 20. Jh. (31989);
 
Kunst in der DDR, hg. v. E. Gillen u. R. Haarmann (1990);
 
Ausgebürgert. Künstler aus der DDR u. aus dem sowjet. Sektor Berlins. 1949-1989, hg. v. Werner Schmidt, Ausst.-Kat. (1990);
 
»Entartete Kunst«. Das Schicksal der Avantgarde im Nazi-Dtl., hg. v. S. Barron, Ausst.-Kat. (1992);
 
Architektur der Gegenwart. Konzepte, Projekte, Bauten, hg. v. P. P. Schweger u. a. (1993);
 
Neue berlin. Architektur. Eine Debatte, hg. v. A. Burg (1994);
 
Architektur im Profil, Bd. 2: Mit Gesprächen über die Zukunft der Architektur in den neuen Bundesländern, hg. v. J. Krichbaum u. a. (1994);
 H. Klotz: Kunst im 20. Jh. (1994);
 N. Nussbaum: Dt. Kirchenbaukunst der Gotik (21994);
 
Auftrag: Kunst. 1949-1990. Bildende Künstler in der DDR zw. Ästhetik u. Politik, hg. v. M. Flacke, Ausst.-Kat. (1995);
 
D. K. im 20. Jh. Malerei u. Plastik 1905-1985, hg. v. C. M. Joachimides u. a., Ausst.-Kat. (Neuausg. 1995);
 H. Klotz u. M. Warnke: Gesch. der dt. Kunst, 3 Bde. (1998-2000);
 W. Hofmann: Wie deutsch ist die dt. Kunst ? Eine Streitschr.. (1999);
 A. Legner: Roman. Kunst in Dtl. (31999).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Barockarchitektur in Mitteleuropa
 
barocke Malerei in Deutschland und Österreich: Aus dem Dunkel zum Licht
 
Expressionismus in der bildenden Kunst: Die Alten Wilden
 
gotische Bildhauerkunst nördlich der Alpen im 15. Jahrhundert
 
gotische Malerei in Deutschland und Frankreich
 
Nationalsozialistische Kunst
 
Renaissance: Malerei nördlich der Alpen
 
Romantik in Deutschland: Auf der Suche nach dem Unendlichen
 


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