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AFRIKANISCHE KUNST

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afrikanische Kunst,
 
die Kunstschöpfungen der Völker und Stämme Schwarzafrikas. Die frühesten Zeugnisse sind die Felsbilder, die in weiten Teilen Afrikas bis in die jüngste Zeit von Hirten- und Jägervölkern angefertigt wurden.
 
 Traditionelle Kunst
 
Die bildende Kunst Schwarzafrikas ist im Wesentlichen religiösen Ursprungs, auch die höfische Kunst, da sie meist dem sakralen Königtum diente. Hauptträger sind die Pflanzervölker, die ursprünglich in den Savannenregionen beheimatet waren und erst später - etwa nach der Zeitenwende - begannen, in den tropischen Regenwald vorzudringen. Ahnen- und Zauberfiguren (Nagelfetische, Spiegelfetische) sowie Masken sind die wichtigsten Ausdrucksformen; hinzu kommen Wächterfiguren, Seelengefäße, Grabfiguren, sakrale Gefäße in zoomorpher und anthropomorpher Gestalt, Rang- und Würdeabzeichen (z. B. Fliegenwedel, Zepter, Stäbe, Pfeifen u. a.).
 
Höchste künstlerische Qualität erreichte die afrikanische Kunst in Benin und in den Stadtstaaten der Yoruba (im Gebiet des heutigen Nigeria), im Reich Dahome (heute Benin), bei den Ashanti (heute Ghana), den Kongo, Kuba und Lunda (heute Republik Kongo, Demokratische Republik Kongo und Angola).
 
Hauptmaterial des afrikanischen Künstlers ist das im feuchten tropischen Klima leicht vergänglicher Holz, das mit Dechseln (Querbeilen) und Messern aus Eisen bearbeitet wird.Plastische Kunstwerke aus anderen, seltener verwendeten Materialien sind dagegen besser erhalten.
 
Stile sind in Afrika stammesgebunden und haben fast immer einen statischen, hieroglyphenartigen Charakter, der durch Frontalität und Symmetrie ausgezeichnet ist. Ausnahmen sind in der höfischen Kunst, bei den Yoruba, den Kongo und im Kameruner Grasland festzustellen.
 
Die frühesten bis jetzt bekannten Belege der afrikanischen plastischen Gestaltung sind die Terrakotten aus der Kultur von Nok (Zentralnigeria), die in die Zeit zwischen 500 v. Chr. und 200 n. Chr. datiert wird. Die (bisher) frühesten Terrakottaskulpturen südlich des Äquators sind die Köpfe von Lydenburg (Osttransvaal, etwa 500 n. Chr.). Von einer der ältesten Eisen führenden Kulturen Westafrikas, Sao, sind Terrakottafiguren (Menschen- und Tierdarstellungen), daneben Schmuckstücke aus Eisen, Kupfer, Bronze, Elfenbein und Glas (10.-16. Jahrhundert) erhalten. Etwa aus der gleichen Zeit (10.-13. Jahrhundert) stammen die Terrakotta- und Bronzeplastiken, die in Ife von L. Frobenius gefunden wurden. Eine kulturelle Verbindung zwischen Nok und Ife wird vermutet, ebenso zwischen Ife/Benin und Igbo-Ukwu im Gebiet des unteren Niger. Die Steinbildwerke von Esie, ebenfalls im südlichen Nigeria, weisen sowohl mit Werken aus Nok als auch mit solchen aus Ife und Igbo-Ukwu Ähnlichkeiten auf. All diese alten kulturellen Zusammenhänge konnten bisher jedoch nicht erhellt werden. Dagegen bestehen eindeutige Verbindungen zwischen Ife, Benin und der Kunst der Yoruba sowie zu den Tsoedebronzen (Tsoede).
 
Im Gebiet des Nigerbinnendeltas, besonders bei Djenné (Mali), wurden in jüngster Zeit bedeutende Terrakottaskulpturen und Bronzen, die wohl zwischen 1000 und 1300 entstanden sind gefunden. Diese weisen große Ähnlichkeit mit den Kunstwerken der in der Nähe wohnenden Dogon auf, einem altnigritischen Volk, dessen Ursprünge noch im Dunkeln liegen; auch hier vermutet man einen direkten Zusammenhang.
 
Künstler. und kunstgewerbliche Schaffen zeigt sich bei vielen ethnischen Gruppen auch an Gebrauchsgegenständen des täglichen Lebens. Bekannteste Beispiele sind die Goldgewichte der Ashanti. Auch aus den Bereichen Töpferei, Weberei, Korbflechterei sowie Leder- und Schmiedearbeiten und Glasbläserei (Nupe) sind hervorragende Arbeiten erhalten. Auch die (vielfach religiös bedingte) Dekoration des Körpers (Körperschmuck) und die Gestaltung der Frisur, die künstlerischen Arbeiten an der Kleidung (Stickerei, Färben, Applizieren, Durchbrechen), die Herstellung von Schmuck sowie die Baukunst (v. a. in islamischen Gebieten) erreichten eine hohe Stufe.
 
Eine Gliederung der plastischen Kunst Afrikas lässt sich nur sehr willkürlich und nur in groben Umrissen vornehmen:
 
1) Westsudan, mit zum Teil stark abstrahierten, architektonisch straff wirkenden Formen (Bambara, Dogon, Mosi, Kurumba und Lobi sowie der alten Kultur des Nigerbinnendeltas).
 
2) Westafrikanische Küstenregion, mit eher naturalistischen Formen (Bidjogo, Mende, Gola, Vai, Baga, Dan, Toma, Baule, Guro, Yaure, Bete, Ashanti, Agni, Yoruba - mit den Frühkulturen Nok, Ife, Esie, Igbo-Ukwu, Benin u. a.).
 
3) Ostnigerianischen Region, mit wiederum mehr abstrakt gestalteten Formen (Ibo, Ibibio, Igala, Mama, Camba, Ijo, Ekoi, Keaka, Jukun, Waja u. a.).
 
4) Kamerun, Tschad (Sao) und Gabun, mit höfischer Kunst (Bamum, Bamileke) sowie den Douala, Bafo, Fang, Kota u. a. Stämmen in Gabun.
 
5) Zentralafrikanischer Raum (Republik Kongo, Demokratische Republik Kongo, Angola) mit den Sundi, Teke, Bembe, Yaka, Suku und Holo im Westen, den Chokwe, Salampasu und Pende im Süden, den Kuba, Kete, Lulua und Tetela im Zentrum, den Luba, Buye, Bemba, Rega und Bembe im Osten, den Mbole, Mangbetu, Zande und Bwaka im Norden.
 
6) Ost- und Südostafrika, mit der alten Kultur von Simbabwe und den Rotse.
 
7) Madagaskar mit den Mahafaly, Tsimihety und Antandroy.
 
Islam und Christentum ließen viele Kunstwerke als »Machwerk des Teufels« vernichten. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde afrikanische Plastik von den europäischen Künstlern der Avantgarde (P. Picasso, H. Matisse, A. Derain, »Die Brücke« mit E. L. Kirchner, K. Schmidt-Rottluff, E. Nolde u. a.) als Kunst »entdeckt« und als Ausdruck eines Ideals von »Ursprünglichkeit« und »Reinheit« in das eigene Schaffen integriert; sie stellte gewissermaßen die Basis dar, auf der sich die moderne Kunst weiterentwickelte.
 
 Moderne Entwicklung
 
Bei den meisten afrikanischen Völkern und Stämmen ist mit der veränderten religiös-kulturellen Situation (Christentum, Islam, synkretistische Religionen) und durch wirtschaftlich-soziologischen Entwicklungen die Grundlage für ihre alte Kunst verloren gegangen. Landflucht, Verarmung, Kriege und Orientierung am westlichen Lebensstil haben in der nachkolonialen Phase zur Zerstörung traditioneller Lebensweisen und Kulturformen beigetragen.
 
Die Suche nach neuen künstlerischen Formen und Inhalten führte zu historischer Rückbesinnung (im Sinne einer »afrikanischen Identität«) und zur Abgrenzung gegenüber europäischen Kunsttraditionen. So versuchen die Kunstakademien von Zaria, Khartum, Kinshasa und Makarere (Uganda) Symbiosen zwischen traditionellen Vorbildern und moderner Formensprache zu vermitteln. Bedeutende Künstler dieser Richtung sind: in Äthiopien Skunder Boghossian; in Ghana Vincent Kofi (Metall- und Holzplastiken); in Kenia Ancent Soi und Louis Mwaniki (satirische Malerei, Grafik); in Moçambique Valente Malangatana sowie R. Mabota und Moises Limbine (beide expressionistische, sozialkritische Gemälde); in Nigeria Bruce Onobrakpeya, Obiora Udechukwu (gesellschaftskritische Grafik in ornamental-filigraner Linienführung), Demas Nwoko (symbolträchtige, expressive Malerei), Festus Idehn (reduziert-stilisierte Plastiken), Uche Okeke (surrealistische Malerei); in der Republik Sudan: Ahmed M. Shibrain (kalligraphische Zeichnungen) und Ibrahim el Salahi; in Tansania Sam J. Ntiro (farbenprächtige Alltagsszenen); in Uganda Jak Katarikawe (naiv-surrealistische Malerei); in Sambia Henri Tayali (Holzschnitte).
 
Nach der staatlichen Unabhängigkeit (seit den 60er-Jahren) wurden repräsentative Kunstformen (meist expressiv, stilisiert und gigantisch) als Symbole nationaler Einheit und neuen Selbstbewusstseins staatlich gefördert. Die Ideologie der Négritude von L. S. Senghor inspirierte besonders in Senegal einen neoafrikanischen Stil (Teppichmanufaktur von Thiès), u. a. bei Pape Ibra Tall; des Weiteren in Äthiopien Afewerk Tekle; in Nigeria Ben Enwonwu (Gemälde, Bronzeplastiken); in Togo P. Ahyi (Skulpturen); in der Republik Kongo Baby J. D. M'Bemba (Holzskulpturen, Reliefs). Politische und wirtschaftliche Gründe veranlassten viele moderne Künstler zur Emigration, v. a. nach Paris, London, New York. Die dort entstehende afrikanische Exilkunst ist jedoch stärker an der internationalen Kunstentwicklung orientiert.
 
Anregungen für die moderne Malerei, Plastik und Textilkunst in Afrika gaben die 1950-65 von Europäern gegründeten Werkstätten Oshogbo (Nigeria), Brazzaville (Republik Kongo) und Dakar (Senegal). Aus Oshogbo gingen bedeutende Künstler hervor, u. a. Twins Seven Seven und Jimoh Buraimoh (Glasperlenreliefs). Moderne Steinskulpturen entstehen in der Werkstatt von Harare (Shona). In Daressalam arbeiten Makonde als Schnitzer in großen Werkstätten. Südafrikanische Werkstattschulen (Johannesburg, Durban), die Township-Art und akademisch ausgebildete Künstler wie Azaria Mbatha stellen eine Sonderentwicklung dar.
 
Populäre Kunstformen entstanden in den übervölkerten Großstädten. Von Kinoplakaten und Illustrierten beeinflusst, gestalten sie figurativ und naiv Themen wie Alltagsszenen, Anekdoten, Mythen (Mami Wata), Musiker, Schönheitsideale, Wunschbilder. In diesen Bereich gehören die Schildermalerei, die Porträts nach Fotos, eine Form der Hinterglasmalerei, Zementskulpturen, Mbari-Skulpturen, Truck-Art sowie Spielzeug und Fotokulissen. Die Arbeiten werden meist nach Bestellung und arbeitsteilig in kleinen Werkstätten angefertigt. International bekannt wurden: Middle-Art; Johnny Murai, Kenia (naive Barmalerei); die Schule von Tinga Tinga, Tansania (Quadratmalerei); Papisto Boy, Senegal (mystische Wandgemälde); Chéri Samba.
 
Die christliche Kunst in Schwarzafrika, in Anlehnung an traditionelle Vorbilder und Formen, wird v. a. in religiösen Zentren angeregt und gefördert. Beachtung fanden in Nigeria das Schnitzerzentrum von Oye Ekiti (1947 durch Father Caroll gegründet), in Simbabwe die Schule von Cyrene (1940-71 durch E. Paterson) und die Kirche und Künstlerschule von Serima (1948-67 durch P. H. Gröber). Wichtigster Bildhauer für rituelle Figuren (afrikanischer Wodukult) ist Agbagli Kossi, Togo. Die christlich-äthiopische Volkskunst (äthiopische Kunst) nimmt auch in ihrer neueren Entwicklung (Künstlerfamilie Belachew) eine Sonderstellung ein.
 
Die Kommerzialisierung der Kunst leitete in den vergangenen Jahrzehnten die Herausbildung einer umfangreichen Touristenkunst ein, häufig erfolgte sie in oberflächlicher Anlehnung an traditionelle Vorbilder.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
afroportugiesische Elfenbeinkunst · ägyptische Kultur · äthiopische Kunst · islamische Kunst · Kolonialstil · koptische Kunst · maurischer Stil
 
Literatur:
 
E. Elisofon u. W. Fagg: Die afrikan. Plastik (a. d. Engl. 1958);
 H. Himmelheber: Negerkunst und Negerkünstler (1960);
 W. Hirschberg: Die Künstlerstraße (1962);
 U. Beier: Contemporary art in Africa (London 1968);
 M. Leiris u. Jacqueline Delange: Afrika. Die Kunst des schwarzen Erdteils (a. d. Frz., 1968);
 F. Willett: African Art (London 1971);
 
Contemporary African Art in South Africa (Kapstadt 1973);
 M. W. Mount: African Art, the years since 1920 (Bloomington, Ind., 1973);
 
Hb. der a. K., hg. v. U. Klever (1975);
 K.-F. Schädler: A. K. (1975);
 R. S. Wassing u. H. Hinz: Die Kunst des schwarzen Afrika (a. d. Frz., 1977);
 
Neue Kunst aus Afrika, hg. v. U. Beier, Ausst.-Kat. (1980);
 
Afrika. Kunstschätze aus dem Schwarzen Kontinent, bearb. v. M. McLeod (a. d. Engl., 1981);
 
Kunstschätze aus Alt-Nigeria, hg. v. E. Eyo u. a., Ausst.-Kat. (1983);
 A. Stössel: Afrikan. Keramik. Traditionelle Handwerkskunst südlich der Sahara (1984);
 B. v. Lintig: Die bildende Kunst der Bangwa (1994);
 K.-F. Schädler: Lex. a. K. u. Kultur (1994).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
afrikanische Skulptur: Unbewegtheit und Symmetrie
 
afrikanisches Kunsthandwerk: Perlen, Gold und Elfenbein
 
afrikanische Terrakotten und klassische Bronzen aus Nok, Tada und Ife
 
Benin: Die Bronzekunst des Königreichs
 
Kongo: Nagel- und Spiegelfiguren - Gegen die Angst vor Hexerei
 
Masken Schwarzafrikas: Ihre Belebung im Tanz
 


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