Beauvoir
[bo'waːr], Simone de, französische Schriftstellerin, * Paris 9. 1. 1908, ✝ ebenda 14. 4. 1986; war ursprünglich Lehrerin, seit 1943 freie Schriftstellerin. Ihr Leben und schriftstellerisches Schaffen wurde entscheidend von der Begegnung mit J.-P. Sartre geprägt, dessen Schülerin und Lebensgefährtin sie war. Sie gab Sartres Existenzialismus in einer Mischung von philosophischer Thematik mit autobiographischen Elementen eine eigene literarische Note. Dabei wandte sie sich gegen konformistische Moralvorstellungen der Bourgeoisie und lehnte - im Zusammenhang mit atheistisch-existenzialistischem Denken - eine Sinngebung menschlichen Daseins aus der Transzendenz ab. Den Einsatz für die individuelle Freiheit und Verantwortung verband sie mit starkem sozialem und politischem Engagement. Sie wurde auch zu einer der wichtigsten Theoretikerinnen der Frauenbewegung, die die traditionell passive Rolle der Frau in der Gesellschaft als Produkt einer Entwicklung patriarchalischer Strukturen begriff und deren Veränderung mit dem Ziel einer Selbstverwirklichung der Frau forderte (besonders in »Le deuxième sexe«, 2 Bände, 1949; deutsch »Das andere Geschlecht«).
Weitere Werke: Romane: L'invitée (1943; deutsch Sie kam und blieb); Le sang des autres (1945; deutsch Das Blut der anderen); Tous les hommes sont mortels (1946; deutsch Alle Menschen sind sterblich); Les mandarins (1954; deutsch Die Mandarins von Paris).
Erzählungen: La femme rompue (1967; deutsch Eine gebrochene Frau).
Autobiographisches: Mémoires d'une jeune fille rangée (1958; deutsch Memoiren einer Tochter aus gutem Hause); La force de l'âge (1960; deutsch In den besten Jahren); La force des choses (1963; deutsch Der Lauf der Dinge); Une mort très douce (1964; deutsch Ein sanfter Tod); Tout compte fait (1972; deutsch Alles in allem); La cérémonie des adieux (1981; deutsch Die Zeremonie des Abschieds).
Reiseberichte: L'Amérique au jour le jour (1948; deutsch Amerika Tag und Nacht); La longue marche (1957; deutsch China. Das weitgesteckte Ziel).
Essays: Pour une morale de l'ambiguité (1947); L'existentialisme et la sagesse des nations (1948); La vieillesse (1970; deutsch Das Alter).
Lettres à Sartre, herausgegeben von S. le bon de Beauvoir, 2 Bände(1990).
Literatur:
F. Jeanson: S. de B. ou l'entreprise de vivre (Paris 1966);
L. Gagnebin: S. de B., ou le refus de l'indifférence (ebd. 1968);
S. Lilar: Le malentendu du »deuxième sexe« (ebd. 21970);
E. Marks: S. de B. Encounters with death (New Brunswick, N. J., 1973);
C. Francis: Les écrits de S. de B. (Paris 1979);
C. Francis u. F. Gontier: S. de B. Die Biogr. (a. d. Frz., 1989);
A. Madsen: Jean-Paul Sartre u. S. de B. (1992).