Santayana
[englisch sæntɪ'æna], George, eigentlich Jorge Augustín Nicolás Ruiz de Santayana y Borrạ́s [rru̯iȓ ȓe -i-], amerikanischer Philosoph und Schriftsteller spanischer Herkunft, * Madrid 16. 12. 1863, ✝ Rom 26. 9. 1952; ab 1872 in den USA. 1889-1912 Professor an der Harvard University; ab 1912 als Privatgelehrter v.a. in Paris, zuletzt in Rom. In seinem zugleich als Utopie verstandenen kulturphilosophischen und kulturkritischen Hauptwerk »The life of reason« (5 Bände, 1905-06), in dem Santayana Moral, Kunst und Urteilskraft der Vernunft kritisiert, werden heterogene Positionen eines Materialismus und eines an Platon und G. W. F. Hegel orientierten Idealismus miteinander verbunden unter der Formel: »Alles Ideale hat eine natürliche Grundlage und alles Natürliche eine ideale Entwicklungsmöglichkeit«. Die Entwicklung der Vernunft verläuft über mehrere Stufen und erreicht ihren Höhepunkt in der Wissenschaft, der Rationalisierung der irrationalen Existenz. Diese Ansätze führt Santayana in »Scepticism and animal faith« (1923) und »Realms of being« (4 Bände, 1927-40) fort. - Santayana schrieb auch formgewandte, oft philosophische Gedichte sowie den erfolgreichen Roman »The last Puritan« (1936; deutsch »Der letzte Puritaner«), in dem er kritisch und ironisch neuenglische Lebensumstände darstellt.
Weitere Werke: Sonnets and other verses (1894); The sense of beauty (1896); Egotism in German philosophy (1916); The idea of Christ in the gospels (1946; deutsch Die Christusidee in den Evangelien).
Literatur:
J. Lachs: G. S. (Boston, Mass., 1988);
The philosophy of G. S., hg. v. P. A. Schilpp (Neuausg. Laballe, Ill., 21991);
H. T. Kirby-Smith: A philosophical novelist. G. S. and the last Puritan (Carbondale, Ill., 1997).