Esten,
estnisch Eestlased, zum ostseefinn. Zweig der finnougrischen Sprachfamilie gehörendes Volk, etwa 1,1 Mio., davon leben 960 000 in Estland, sonst v. a. in Russland, Schweden, Kanada und in den USA. - Traditionell ist bei den Esten v.a. der Ackerbau. Im Westen Estlands lassen sich viele Übereinstimmungen mit der Bauernkultur Südschwedens und Kurlands erkennen (z. B. auf der Insel Ösel das Wohnhaus mit schwarzer Küche, das Pferdezweigespann). Finnische Einflüsse haben sich auf Dialekt, Volksliedschatz, Brauchtum und Glaubensvorstellungen ausgewirkt, teilweise auch russische Volkselemente. Von den gläubigen Esten gehören etwa 75 % der evangelisch-lutheranischen, rd. 20 % der russisch-orthodoxen Kirche an. Im Wohnbau zeigt sich oft das Riegenhaus, ein dreigeteilter Blockbau mit der Riegenstube in der Mitte, in der im Herbst auch Getreide getrocknet wurde, sowie daneben Kammern und Tenne. Nebengebäude waren die gedielten Speicher, der Stall, die Sauna und in älterer Zeit noch die aus einem Stangenzelt bestehende Sommerküche.
Literatur:
Folklore Fellows communications (Helsinki 1910 ff.);
L. Honko: Geisterglaube in Ingermanland, Bd. 1 (a. d. Finn., Helsinki 1962);
Abriß der estn. Volkskunde, hg. v. H. Moora u. a. (a. d. Russ., Tallinn 1964);
I. Paulson: The old Estonian folk religion (Bloomington, Ind., 1971).