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GELDWIRTSCHAFT: TAUSCHVERMITTLER UND ZAHLUNGSMITTEL

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Geldwirtschaft: Tauschvermittler und Zahlungsmittel
 
Die Ursprünge des Geldes liegen im Dunkel der Frühgeschichte verborgen. Informationen finden sich in den ältesten Schriftkulturen der Menschheit. Als Modellfall kann das alte Mesopotamien dienen, wo seit Erfindung der Schrift um 3100 v. Chr. Tausende Dokumente über wirtschaftliche Vorgänge und Strukturen informieren.
 
Die vier Funktionen von Geld - Tauschmittel oder Tauschvermittler; Zahlungsmittel für religiöse, rechtliche oder soziale Verpflichtungen; Wertmesser; Schatzmittel - müssen vor dem Hintergrund der Wirtschaftsordnung früher Hochkulturen gesehen werden. Deren Wirtschaft ist eine Agrarwirtschaft. Die Wirtschaftseinheit ist der sich selbst versorgende Haushalt. Man unterscheidet zwischen bäuerlichen Familienhaushalten mit einer Produktion auf kleinen Flächen, die gerade den Eigenbedarf deckte, und den institutionellen Haushalten wie Tempel oder Palast mit großen landwirtschaftlichen Domänen. Als idealtypisches Beispiel für einen institutionellen Haushalt bezeichnet der deutsche Soziologe Max Weber den in der »Ilias« des Homer beschriebenen Haushalt, »Oikos«, des Priamos von Troja.Man spricht daher von Oikos-Wirtschaft als einer typischen Wirtschaftsform früher Staaten. Im Idealfall ist der Haushalt des Herrschers mit dem Staat identisch. Alle Bewohner sind ihm eingegliedert und werden in ihm versorgt. Alles zum Leben und zur Reproduktion eines Haushalts Erforderliche wird selbst produziert und selbst verbraucht. Auch die handwerkliche Produktion geschieht innerhalb des Haushalts und dient ebenfalls dessen Bedürfnissen. Überschüsse werden in diesem System nur in begrenztem Maße erzeugt. Der Bedarf an Gütern oder Leistungen, die wie vor allem Metalle und wertvolle Materialien zur Herstellung von Prestigeobjekten nicht im Haushalt selbst produziert oder erbracht werden können, wird durch Tausch oder Dienstverpflichtung der Bevölkerung befriedigt.
 
Da der Bedarf des zum Leben Notwendigen durch Eigenproduktion innerhalb eines Haushalts gedeckt wurde, war die Notwendigkeit für Austausch, der im Übrigen auf der Ebene von Individuen in der Regel in der Form von Naturaltausch geschah, äußerst gering. Damit entfiel auch die Notwendigkeit für ein reichlich vorhandenes Tauschmittel etwa in der Form von Silber. Silber spielte hingegen als Tauschvermittler, vor allem aber als Wertmesser zur Verrechnung innerhalb eines Haushalts und beim Austausch von Ressourcen mit anderen Haushalten eine wichtige Rolle. Demzufolge war der Bedarf an Silber »in natura« extrem gering. Er konnte daher ohne Schwierigkeiten auf friedlichem Wege durch Fernhandel befriedigt werden. Wertschöpfung beruhte auf landwirtschaftlicher Produktion, ohne Ausbeutung von Erzlagerstätten durch Sklaven oder zwangsweise beschäftigte Untertanen.
 
 Die frühesten Tauschvermittler
 
Nach Ausweis der frühesten Texte hat in den institutionellen Haushalten Mesopotamiens zunächst Gerste als Wertmesser gedient. Seit etwa 2700 v. Chr. wird in Kaufurkunden zuerst Kupfer und dann in zunehmendem Maße Silber als Wertmesser, Tauschvermittler und schließlich als Zahlungsmittel genannt. Daneben haben vertretbare Güter, das sind - in der Rechtssprache - bewegliche Güter, die im Verkehr nach Maß, Zahl und Gewicht bestimmt zu werden pflegen, bis ins 1. Jahrtausend v. Chr. als Tauschmittel und Wertmesser gedient, so vor allem die bereits genannte Gerste. Wir wissen, dass im 18./17. Jahrhundert v. Chr. Söldner mit silbernen Emblemen beschenkt wurden und im Geschäftsverkehr silberne Ringe im genormten Gewicht von einem Schekel (8,35 Gramm) als Tauschmittel in Kaufverträgen dienten. Dies sind echte Vorläufer von Münzgeld - so wie später vor dem 7. Jahrhundert im ägäischen Raum Beile, Anker oder Spieße (Oboloi). Das Konzept einer »Wirtschaft ohne Metallgeld« trifft auf die Zeitspanne vom frühen 3. bis zum Ende des 2. Jahrtausends trotzdem zu, wenn man in erster Linie die Funktion des Geldes als Tauschvermittler im Auge hat, auf den man angewiesen ist, um den täglichen Nahrungsbedarf zu befriedigen.
 
Rechts- und Verwaltungsurkunden lassen erkennen, dass im südlichen Mesopotamien, also in Babylonien, seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. Silber als gebräuchlicher Tauschvermittler vor allem in der ökonomischen Sphäre der städtischen Eliten, der institutionellen Haushalte von Tempel und Palast, eine zunehmend größere Rolle eingenommen hat. Man kann jedoch noch nicht von einer allgemeinen Monetarisierung der Wirtschaft sprechen, da wichtige Sektoren der Wirtschaft weiterhin ohne Silber »in natura« auskamen. Denn für die Sphäre der dörflichen Bevölkerung und auch der städtischen Unterschichten gilt vermutlich weiterhin, dass deren Bedarf an Nahrung durch Naturalrationen aus den institutionellen Haushalten, denen sie verpflichtet waren, oder durch kleinbäuerliche Eigenproduktion gedeckt wurde. Abgaben als Pächter an Tempel oder Palast leistete man in Form von Naturalien. Marginale Bedürfnisse befriedigte man im Rahmen von traditioneller Solidarität auf der Basis von gegenseitigen Leistungen ohne Verwendung eines Tauschvermittlers.
 
Mit dem Begriff Geld verbindet sich unmittelbar der der Geldwirtschaft, in der alle oder fast alle wirtschaftlichen Transaktionen und Beziehungen zwischen Personen und Institutionen durch Geld in der Form von genormten und staatlich garantierten Zahlungsmitteln wie Münzen oder Banknoten bestimmt oder ausgedrückt werden. Geldwirtschaft in diesem Sinn ist auch heute auf bestimmte Regionen der Welt und Sektoren wirtschaflichen Handelns beschränkt, ländliche Gebiete in Entwicklungsländern sind oft nicht oder nur partiell von Geldwirtschaft erfasst. Das Verwenden von Metallen wie Kupfer, Zinn, Bronze, Silber oder Gold als Tausch(ver)mittler, Zahlungsmittel, Wertmesser und als Schatzmittel, ist auf bestimmte ökonomische Sphären beschränkt, die sowohl regional als auch sozial zu definieren sind: Innerhalb der Oberschicht herrschen andere Bedingungen als in der Unterschicht, in städtischen andere als in dörflichen Siedlungen. Insofern ist es höchst problematisch, antike Kulturen und deren Wirtschaftssysteme als geldwirtschaftlich bestimmt zu betrachten.
 
 Die ersten Münzen
 
Münzgeld tritt erst sehr spät im Verlauf der nachvollziehbaren Wirtschaftsgeschichte auf; erstmals werden um die Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. im griechischen Raum und im kleinasiatischen Lydien Münzen geprägt. Sie waren, wie die eingangs abgebildete, meist aus Elektron, einer Gold-Silber-Legierung im Verhältnis 3 : 1; ihr Gewicht betrug etwa 15 oder 16 Gramm. Auf den lydischen König Krösus, der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. regierte, gehen Kroiseios genannte, 10,8 Gramm wiegende Goldmünzen zurück. Münzen haben dann vor allem im Mittelmeerraum eine wichtige Rolle im Wirtschaftsleben gespielt. Vom Vorderen Orient aus haben die vom Perserkönig Dareios I. erstmalig um 515 v. Chr. nach lydischem Vorbild geprägten, meist bohnenförmigen, Dareikos genannten Goldmünzen Verbreitung bis in den Mittelmeerraum gefunden. Ihr Gewicht von rund 8,35 Gramm entspricht einem Schekel, der im Alten Orient seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. gängigen Gewichtseinheit zum Messen von Silber. Andersartige soziale und wirtschaftliche Verhältnisse, auch die Notwendigkeit Söldner zu entlohnen, haben die zunehmende Bedeutung von Münzgeld in Griechenland und Rom geprägt.
 
Die Entwicklung in Babylonien scheint von der der Levante und der Mittelmeerwelt abgekoppelt geblieben zu sein. Weder zur Zeit des Perserreiches noch unter der makedonischen und seleukidischen Oberherrschaft über Babylonien bis ins 3. Jahrhundert v. Chr. hat die Münze im Geschäftsverkehr Babyloniens eine eigenständige Rolle gespielt. Die Ursache liegt im Wirtschaftssystem Mesopotamiens und seiner Institutionen begründet. Es spricht einiges dafür, dass in makedonischer und seleukidischer Zeit mit zwei getrennt operierenden ökonomischen Sphären in Babylonien zu rechnen ist, der der einheimischen städtischen Oberschicht, die mit den traditionellen babylonischen institutionellen Haushalten, in dieser Zeit Tempelhaushalten, verbunden war, und der der ins Land gekommenen Griechen, in der Münzgeld das Wirtschaftsgeschehen geprägt zu haben scheint. In der babylonischen Sphäre dagegen wurde Silber als Tauschvermittler weiterhin als zu wiegender Stoff behandelt; selbst griechische Münzen wurden, wie Kaufverträge zeigen, gewogen.
 
Prof. Dr. Johannes Renger


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