Call and Response
[englisch/amerikanisch, kɔːl ənd rɪ'spɔns], auch Ruf-Antwort-Prinzip, eines der grundlegenden formbildenden Elemente in jeder von afrikanischen Traditionen beeinflussten populären Musik, insbesondere in Blues, Jazz und Rockmusik. In der schwarzafrikanischen Musiktradition gab es den respondierenden Wechselgesang, ausgehend von dem Verhältnis Vorsänger — Chor (Stammesgemeinschaft), in vielen Varianten.Er wurde auch in die afroamerikanischen Musik übernommen, z. B. in die Worksongs (Vorarbeiter — Arbeiter), in die Spirituals (Reverend — Gemeinde), in Blues, Jazz, Soul, Rock u. a. Dabei hatte der Vorsänger gleichsam die Funktion, Fragen zu stellen, Feststellungen zu treffen, durch vorgegebene melodisch-rhythmische Modelle oder improvisierte Phrasen Spannung aufzubauen, die der Chor dann beantwortete, auch wiederholte, bestätigte oder ergänzte, wobei die Spannung abgebaut oder gelöst wurde. Da die Fragestellung fast immer sehr emphatisch, oft schreiend, und eine Antwort erwartend erfolgte, prägte man dafür das Begriffspaar »Ruf/Antwort« bzw. »Call/Response« oder auch, nach Alfons Michael Dauer, »Statement/Response«. Dieses Verhältnis zeigt sich im Kleinen wie im Großen. Es findet sich als Formbildungsprinzip für Motiv und Abschlussglied innerhalb einer Viertakt-Phrase, besonders aber auch als tragendes Element der zwölftaktigen Bluesformel AAB = Ruf-Ruf-Antwort. Im New-Orleans-Jazz zeigt sich das Ruf-Antwort-Prinzip in abgewandelter Form: Die »rufende« Lead-Stimme (Kornett, Trompete) wird durch Umspielung (Klarinette, Posaune) »beantwortet«.