Cassini
[nach G. D. Cassini], im Oktober 1997 gestartete Raumsonde (Masse 5,6 t, Länge 6,8 m, Durchmesser 4 m) zur Erforschung des Saturnsystems. Das gemeinsame Projekt von NASA, ESA und der Italienischen Weltraumagentur (ASI) soll u. a. Daten über die Topographie und chemische Zusammensetzung der Oberfläche des Planeten, über seine Atmosphäre, das Magnetfeld, die Monde und über das Ringsystem liefern. Insbesondere soll auf dem Saturnsatelliten Titan die europäische Sonde Huygens (Masse 343 kg, Durchmesser 2,7 m) abgesetzt werden, von der man Aussagen über dessen Atmosphäre erwartet. Mit Huygens verfolgt die ESA erstmals ein eigenes Raumsondenprojekt im Saturnsystem.
Nach Vorbeiflügen (»Swing-by«) an Venus, Erde und Jupiter (im Dezember 2000), durch deren Gravitation Cassini beschleunigt wird, soll die Sonde im Juli 2004 in eine Umlaufbahn um den Saturn eintreten.- Der Start von Cassini war von zahlreichen Protesten begleitet, da die Raumsonde rund 32 kg Plutonium 238 für die Energieversorgung der Isotopenbatterien an Bord trägt. Das 1999 notwendige Bahnkorrekturmanöver in 1 171 km Höhe über dem Südostpazifik verlief erfolgreich.
Cassinị,
französische Gelehrtenfamilie italienischer Herkunft. Bedeutende Vertreter:
1) César François Cassini de Thury [-də ty'ri], Astronom und Geograph, * Paris 17. 6. 1714, ✝ ebenda 4. 9. 1784, Vater von 4) und Sohn von 3); Nachfolger seines Vaters als Direktor der Pariser Akademiesternwarte; veranlasste und leitete die 1744-89 mittels Triangulation vorgenommene große topographische Aufnahme Frankreichs.
Werke: Description géométrique de la terre (1775); Description géométrique de la France (1784).
2) Giovanni Domenico oder Jean Dominique, Astronom, * Perinaldo (bei Nizza) 8. 6. 1625, ✝ Paris 14. 9. 1712, Vater von 3); war 1650-68 Professor in Bologna und gleichzeitig Festungsbaumeister; 1668 von Ludwig XIV. an die Académie des sciences in Paris berufen, dort ab 1669 Direktor der gerade erbauten Akademiesternwarte. 1665 entdeckte Cassini die Abplattung des Jupiter. In Paris bestimmte er die Rotationsperioden von Mars, Venus und Jupiter, berechnete die Perioden der Jupitermonde und entdeckte die periodischen Verzögerungen ihrer Verfinsterungen, aus denen sein Mitarbeiter O. Rømer auf die Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit schloss. Es folgten die Entdeckung der ersten vier Saturnmonde (1671, 1672, 1684) und der nach ihm benannten Teilung des Saturnrings durch den dunklen »cassinischen Streifen« (1675), weiter die des Zodiakallichtes (unabhängig von J. Kepler). Die Planetenbahnen glaubte er durch Kurven 4. Grades, die cassinischen Kurven, darstellen zu können. In Zusammenarbeit mit dem 1672 in Cayenne weilenden J. Richer bestimmte er aus Marsbeobachtungen die Parallaxe und Entfernung der Sonne. Auf geodätischem Gebiet führte er seit 1683 die von J. Picard begonnenen Gradmessungen weiter.
3) Jacques, Astronom, * Paris 18. 2. 1677, ✝ Thury-sous-Clermont (bei Beauvais) 16. 4. 1756, Sohn von 2) und Vater von 1); seit 1712 Direktor der Pariser Akademiesternwarte; war an den Gradmessungen seines Vaters in Nord- und Südfrankreich beteiligt, die er ebenso wie dessen Saturnbeobachtungen fortführte und 1720 veröffentlichte.
Werke: De la grandeur et de la figure de la terre (1720); Éléments d'astronomie et tables astronomiques (1740).
4) Jean-Dominique Comte de, Astronom und Geograph, * Paris 30. 6. 1748, ✝ Thury-sous-Clermont (bei Beauvais) 18. 10. 1845, Sohn von 1); war 1784-96 in der Nachfolge seines Vaters Direktor der Pariser Sternwarte; vollendete 1789 die von seinem Vater begonnene große topographische Aufnahme Frankreichs (veröffentlicht 1793).