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BRONZEZEITLICHES KULTURGERÄT: DER KESSELWAGEN VON ACHOLSHAUSEN

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bronzezeitliches Kulturgerät: Der Kesselwagen von Acholshausen
 
Nur durch Zufall - wie viele andere archäologische Funde auch - wurde 1970 bei Erdaushubarbeiten auf einer Anhöhe bei Acholshausen (Kreis Ochsenfurt) der bisher reichste Grabfund der Urnenfelderzeit Unterfrankens entdeckt; er stammt aus dem ausgehenden 11. oder beginnenden 10. vorchristlichen Jahrhundert. Die weitgehend zerstörte Steinkammer war mit einem Boden aus einheimischen Muschelkalkplatten ausgelegt und besaß wohl eine Holzdecke. Vielleicht wölbte sich ursprünglich ein Hügel über dem außergewöhnlichen Grab, das dadurch weit in der Landschaft sichtbar gewesen sein dürfte. Vom Leichenbrand des Toten, einem etwa 40- bis 50-jährigen Mann, fanden sich noch verbrannte Knochenreste; Teile seiner Waffenausrüstung waren ebenfalls noch erhalten. Auffällig ist die Doppelung mancher Beigaben: zwei Lanzenspitzen, zwei Doppelknöpfe, die wohl zum Schwertgurt gehörten, zwei reich verzierte Bronzemesser mit verzierten Zwingen vom hölzernen Griff und zwei verzierte Bronzenadeln. Mit den beiden großen Zierscheiben aus Bronze, Phaleren, war vielleicht ein Lederpanzer bestückt. Ein Geschirr, bestehend aus 38 Tongefäßen, enthielt sicherlich Speisen. Ein Bronzekessel mit Henkel und dreieckigen Attaschen und eine Bronzetasse gehören wohl in einen Sinnzusammenhang mit der bemerkenswertesten Beigabe, dem kleinen Kesselwagen aus Bronze. Auf dem Miniaturwagen steht in der Mitte ein gegossenes, am Umbruch reich verziertes Bronzegefäß mit Zylinderhals.Es ist also der Form nach kein Kessel im strengen Sinn, sondern die metallene Umsetzung eines Tongefäßes. Das in doppelschaliger Gussform gegossene Gestell läuft an beiden Seiten in Wasservogelköpfen aus. Gleichfalls gegossen sind die vier kleinen vierspeichigen Räder an den Enden der beiden Achsen. Die Länge des Wagens beträgt 17,6 cm, die Höhe 12 cm, die Höhe des Bronzegefäßes 8,2 cm, die Breite der Achsen 10,2-10,3 cm und der Durchmesser der Räder 6,8 cm. Der Wagen ist wahrscheinlich das bronzene Modell eines großen Kultwagens aus Holz, der bei kultischen Umzügen mitgeführt wurde. Die Vogelprotomenzier des Miniaturwagens weist ihn als Zeremonialgegenstand des urnenfelderzeitlichen Kultes aus, in dessen Mittelpunkt die Sonnenverehrung stand; Besitzer des Wagens war vielleicht ein Priester-Häuptling.
 
Der Wagen von Acholshausen gehört zu einer ganzen Gruppe Kesselwagen - zumeist aus Bronze, seltener auch aus Ton -, die europaweit von der beginnenden Urnenfelderzeit bis zur älteren Eisenzeit vorkommen und zumeist aus reichen Gräbern stammen. Der älteste dieser Wagen ist der von Milavče in Westböhmen; anzuführen sind für die Bronzezeit ferner der Wagen von Peckatel (Gemeinde Plate, Kreis Parchim, Mecklenburg-Vorpommern), der schon 1843 in einem der einst vier Hügelgräber der mittleren Phase der Nordischen Bronzezeit (Periode III) bei einer Teilausgrabung gefunden wurde, sowie die in dieselbe Periode gehörenden Kesselwagen von Skallerup (Seeland, Dänemark) und Ystad (Schonen). Mit Ausnahme des ältesten Fundes sind diese Kesselwagen immer mit Wasservögeln geschmückt, der von Skallerup weist zusätzlich lanzettförmige Anhänger auf. Bei verschiedenen Einzelfunden von kleinen Aufsteckfiguren ist ihre Funktion als Verzierung eines Kesselwagenmodells nicht gesichert, man darf davon aber wohl ausgehen. Schon in die ältere Eisenzeit gehören die Kesselwagen von Bujoru (Rumänien, Bezirk Teleorman) und Orăştie (Rumänien, Kreis Hunedoara; ungarisch Szászváros). Es sind nicht die einzigen aus der Hallstattzeit, und es gibt unter anderen auch Beispiele aus der oberitalienischen Villanovakultur.
 
Durch die Zutaten von Symbolgut gelten die kleinen Kesselwagen weniger als Teil eines prunkvollen Tafelgeschirrs, sondern vielmehr als Modelle von Kultwagen. Welche Kultvorstellungen mit ihnen verbunden waren, darüber lassen sich nur Vermutungen anstellen. Die Wasservögel an den vierrädrigen Wagen könnten vielleicht darauf hindeuten, dass diese nicht eigentlich als Land-, sondern als Wasserfahrzeuge, das heißt Vogelboote oder eben »Vogelbarken« anzusehen sind, die die Sonnenvögel in die Lüfte hochziehen und damit zugleich symbolisch in überirdische Sphären entrücken. Auch der Sonnenwagen von Dupljaja zeichnet sich ja dadurch aus, dass er trotz seiner Räder im Grunde ein »Schwanenwagen« ist, mit dem der Sonnengott durch die Nacht übers Meer nicht so sehr fährt als fliegt - so wie Apollon in der griechischen Mythologie zum Parnass. Einer anderen Deutung zufolge kamen die Kesselwagen bei Trankopfern zum Einsatz: vielleicht in ähnlicher Weise wie Jahrhunderte später in der nordgriechischen antiken Stadt Krannon, wo zu Dürrezeiten unter Gebeten ein Votivwagen aus Metall, auf dem ein mit Wasser gefüllter Kessel stand, in der Zuversicht umhergefahren wurde, dass das aus dem Kessel spritzende Wasser den ersehnten Regen bringe.
 
Prof. Dr. Albrecht Jockenhövel
 
Literatur:
 
Archäologische Bronzen, antike Kunst, moderne Technik, herausgegeben von Hermann Born. Ausstellungskatalog, Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin.Berlin 1985.


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