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ARABISCHE LITERATUR.

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arabische Literatur.
 
Die arabische Literatur umfasst das gesamte religiöse, profane, schöngeistige und gelehrte Schrifttum der Araber in Poesie und Prosa. Sie wird seit Ende des 8. Jahrhunderts n. Chr. aufgezeichnet.
 
 Ältere Literatur
 
Die Poesie auf der Arabischen Halbinsel war schon um 500 n. Chr. hoch entwickelt. Formale Kennzeichen sind quantitierende Metren mit durchgängigem Reim und eine kunstvolle Sprache. Inhaltlich unterscheidet man besonders Liebes-, Spott- und Klagelieder, Lieder zum Ruhm der eigenen Person oder des Stammes und Gedichte, die die Jagd, den Ritt durch die Wüste, Reittiere, die Wüstenfauna und Naturereignisse beschreiben. In der ursprünglichen Form der Ode (Kasside) wurden nacheinander jeweils verschiedene poetische Themen abgehandelt; stets beginnt die Ode mit der Klage um die entschwundene Geliebte.
 
Neben den Gedichtsammlungen (Diwan) einzelner Dichter aus dem 6. Jahrhundert, wie jenen von Alkama, Taabbatan Scharran, Schanfara und Hatim at-Tai, stehen Sammlungen berühmter Oden (Muallakat) und Anthologien beliebter Verse (Hamasa); auch Gedichte und Lieder ganzer Stämme, wie die der Hudhail, sind bekannt.
 
Mit Mohammeds (✝ 632) Offenbarung, dem Koran, traten Dichtung und Dichter in den Hintergrund, abgesehen von jenen, die ihn und seine Sendung besangen, wie Hassan Ibn Thabit (✝ um 660?) und Kab Ibn Suhair (✝ nach 661?).Um 700 erlebte die klassische Beduinenpoesie ihre letzte Blüte, repräsentiert durch die beiden Rivalen Djarir (✝ 729?) und Farasdak (✝ 728?), den Christen Achtal (✝ um 710) sowie Dhu r-Rumma (✝ 735?) und Ruba (✝ 762); das Romeo-und-Julia-Motiv (Madjnun und Laila) findet sich bei den Udhriten (den Asra bei H. Heine).
 
Die gleichzeitig in Mekka und Medina und in den von den Arabern eroberten Städten, wie in Damaskus, aufkommende urbane Poesie, deren Hauptvertreter Omar Ibn Abi Rabia (✝ 712?) war, pflegte besonders das anakreontische Liebes- und Trinklied (Ghasel; Walid III., ✝ 744). Einige Generationen später wurde diese Poesie von dem der Ketzerei verdächtigten, blinden Baschschar Ibn Burd (✝ 783), dem Libertinisten Abu Nuwas (✝ um 814) und dem Pessimisten Abu l-Atahija (✝ 825/826) im neu gegründeten Bagdad unter den ersten Abbasiden-Kalifen (seit 750) zu voller Entfaltung gebracht. In Irak entstand auch der »neue« Stil mit Gedichten auf Kalifen und Emire, Kriegszüge und Stadtgründungen, auf Gärten, Palastruinen u. a., meisterlich beherrscht von Abu Tammam (✝ 846) und Buchturi (✝ 897). Der feinsinnige nachmalige Kalif für einen Tag, Ibn al-Mutass (✝ 908), hat mit seinen vollendeten Gedichten den fürstlichen Alltag eingefangen.
 
Mit dem Niedergang der kalifalen Zentralgewalt in Irak begann sich das literarische Schaffen besonders an kleinere Fürstenhöfe zu verlagern. Aleppo war für diese Entwicklung im 10. Jahrhundert mit einem der bedeutendsten arabischen Dichter, Mutanabbi (✝ 955), und dem Dichter-Prinzen Abu Firas (✝ 968) beispielhaft. Wenn auch Vielfalt und Originalität schon bald in der Konvention dieser Höfe erstarrten, so bildeten sich doch abseits von ihnen neue Formen heraus, wie sie z. B. Abu l-Ala al-Maarri (✝ 1057) mit seiner burlesken »Divina Commedia« schuf. Auch das vulgärsprachliche Strophengedicht gehört in diesen Zusammenhang. In seiner andalusischen Ausprägung bei Ibn Kusman (✝ 1160) sind Parallelen zum romanischen Minnesang unverkennbar. Dennoch blieben die überlieferten Formen maßgeblich, wie dies z. B. die Gedichte des Córdobaners Ibn Saidun (✝ 1071), des Sizilianers Ibn Hamdis (✝ 1133) sowie der beiden Ägypter Ibn al-Farid (✝ 1235) und Busiri (✝ 1297) zeigen.
 
An Prosa aus vorislamischer Zeit ist nur wenig überliefert, z. B. Sprichwörter und Spruchweisheit (Lokman) mit dazugehörigen Geschichten und Berichte über die altarabische »Heldenzeit«. Von diesen Traditionen (einschließlich der Poesie) und der Überlieferung über die ruhmreiche Zeit des jungen Islam gingen die Erzähler der frühen Abbasidenzeit aus. Der Begründer dieser »feinen Bildung« (adab) als Literaturgattung mit bunt wechselnden Themen war Djahis (✝ 869) aus Basra mit seinem vielfältigen Werk. Ihm folgten u. a. der Bagdader Ibn Kutaiba (✝ 889), die Córdobaner Ibn Abd Rabbih (✝ 940) und Ibn Hasm (✝ 1064) sowie Abu l-Faradj al-Isfahani (✝ 967) aus Isfahan. Übersetzungen aus fremden Literaturen gaben weitere Anregungen (Ibn al-Mukaffa, ✝ um 756; islamische Philosophie, arabische Wissenschaft). Indisch-persisch-antike Märchenstoffe in arabischem Gewand und verwoben mit Bagdader Erzählgut sind aus dem 10. Jahrhundert erhalten. Am bekanntesten wurden die unter dem Titel Tausendundeine Nacht überlieferten Märchen und Geschichten (Antara Ibn Schaddad, Aladins Wunderlampe, Sindbad). Aus der arabischen Reimprosa, die in Episteln und Predigten Verwendung fand (Koran), entwickelte sich im 10. Jahrhundert die Literaturgattung der Makame.
 
Die gelehrte Literatur nahm ihren Ausgang vom Koran, sie wollte Gottes Wort den immer zahlreicher werdenden Muslimen nichtarabischer Sprache vermitteln und erklären. Die entscheidenden Anstöße zu einem großen arabischen Wörterbuch und zu einer Systematik der arabischen Metrik gingen von Chalil (✝ 791?) aus, die erste umfangreiche Grammatik verfasste sein Schüler, der Perser Sibawaih (✝ 793?). Philologenschulen im eigentlichen Sinne des Wortes kamen erst im 9. Jahrhundert auf und wurden entsprechend ihren jeweiligen Traditionen Schule von Basra, Kufa und Bagdad genannt. Das islamische Recht wurde frühzeitig, ebenfalls in oder bei Moscheen, gelehrt; seine kanonische Ausprägung erhielt es in den vier Rechtsschulen des Abu Hanifa (✝ 767), Malik (✝ 795), Schafii (✝ 820) und Ibn Hanbal (✝ 855). Philologenschulen und Rechtsschulen waren die Wegbereiter der zahlreichen Hochschulen (Medresen), z. B. der Nisamija (gegründet 1067) und der Mustansirija (gegründet 1234) in Bagdad und der Azhar (gegründet 972) in Kairo. In und außerhalb dieser Lehrstätten (mit zum Teil großen Bibliotheken) wurde die Poesie gesammelt und kommentiert, daneben entstanden Sammlungen von Sprichwörtern sowie von Überlieferungen, die auf den Propheten und andere Autoritäten zurückgeführt wurden. Es wurden umfangreiche Kommentare zum Koran und zu juristischen Fragen erstellt, es entstanden systematische und alphabetische Nachschlagewerke der praktischen und theoretischen Wissenschaften, z. B. die Enzyklopädie des Charismi (um 950), und viele sprachkundliche Werke, darunter umfangreiche Grammatiken, Wörterbücher und Rhetoriken, oft von hoher Gelehrsamkeit (Djauhari, ✝ 1006?, Ibn Duraid, ✝ 933).
 
Beachtenswerte Leistungen haben arabisch schreibende Muslime und - vereinzelt - Christen auf den Gebieten der Historiographie, Biographie und Geographie hervorgebracht. Die älteste Geschichte des Propheten Mohammed im Rahmen einer Heilsgeschichte der Menschheit geht auf Ibn Ishak (✝ 768) zurück. Der Perser at-Tabari (✝ 923) verfasste eine vielbändige Geschichte in Form von Annalen unter Einschluss der biblischen und der alten persischen Geschichte. Von seinen zahlreichen Fortsetzern seien erwähnt: Ibn al-Athir (✝ 1234) aus Mosul und der monophysitische Bischof Gregorius (genannt Bar Hebräus, ✝ 1286). Nicht gering ist die Zahl der Lokalgeschichten, meist mit topographischen und umfangreichen biographischen Teilen, z. B. die Chronik von Damaskus in 80 Bänden von Ibn Asakir (✝ 1176). Ausführliche biographische Wörterbücher wurden u. a. von Ibn Sad (✝ 845), al-Marsubani (✝ 994), Jakut (✝ 1229), Ibn al-Kifti (✝ 1248), Ibn Challikan (✝ 1282), Dhahabi (✝ 1348), Safadi (✝ 1363) und Ibn Hadjar (✝ 1449) angelegt; häufig waren sie bestimmten Zeitabschnitten oder Personengruppen gewidmet, z. B. Wesiren, Ärzten, Richtern, Philologen, Theologen, Koranrezitatoren, Schreibern, Blinden u. a. Vom 10. Jahrhundert an kamen Darstellungen der islamischen und benachbarten Länder auf, ausgehend von Itinerarien, die für die Post und für Pilger bestimmt waren. Darunter sind die Werke von Ibn Churdadhbeh (✝ um 912), Masudi (✝ 956), Mukaddasi (✝ 985) und des bedeutenden Biruni (✝ nach 1050) hervorzuheben. Einen hohen Quellenwert besitzen Reisebeschreibungen, so die des Ibn Fadlan (✝ um 922/23), Ibrahim Ibn Jakub (✝ um 973), Ibn Djubair (✝ 1217), Ibn Battuta (✝ 1369) und Abd al-Ghani (✝ 1731). Zusammenfassende geographische Darstellungen schufen Idrisi (✝ 1156) und Abu l-Fida (✝ 1331), Ersterer mit einer Weltkarte. »Kosmographien« verfassten Kaswini (✝ 1283) und Dimaschki (✝ 1327). Außergewöhnlich an Bedeutung und Umfang ist das große »Geographische Wörterbuch« des Jakut (✝ 1229).
 
Nach dem Mongolensturm (13. Jahrhundert) standen schulmäßige Überlieferung und Erklärung klassisch gewordener Werke sowie die Herstellung von Kompendien und Auszügen im Vordergrund. Von eigenständigen Arbeiten sind besonders Geschichtswerke zu nennen, wie die des Ibn al-Chatib (✝ 1374) für Spanien, Makrisi (✝ 1442) und Ibn Ijas (✝ um 1524) für Ägypten und Ibn Arabschah (✝ 1450) für Zentralasien sowie viele biographische Handbücher bis hin zu dem Chronisten Djabarti (✝ 1825/26). Die grundlegende Geschichtsdeutung des Tunesiers Ibn Chaldun (* 1332, ✝ 1406) aus soziologischer Sicht war für das gesamte Mittelalter einzigartig. Die enzyklopädischen Werke eines Nuwairi (✝ 1332), Kalkaschandi (✝ 1418) und Sujuti (✝ 1505) sind bis heute wissenschaftlich kaum erschlossen. Das kommentierte Bücherverzeichnis des Hadjdji Chalifa (✝ 1657) aus Konstantinopel, der damit die Tradition des Bagdader Buchhändlers Ibn an-Nadim (✝ 990) fortsetzte, ist als Literaturverzeichnis nach wie vor sehr aufschlussreich.
 
 Moderne Literatur
 
Auf die großen Werke der klassischen Zeit folgte eine lange Periode der Dekadenz und der geistigen Lethargie, aus der die arabische Welt erst im 19. Jahrhundert erwachte. Der Anstoß dazu ging von Europa aus. Obwohl schon zuvor vielfältige Kontakte (v. a. auf religiöser Ebene zwischen den Maroniten in Libanon und der Lateinischen Kirche) bestanden, setzte erst der Ägyptenfeldzug Napoleons Bonapartes Ende des 18. Jahrhunderts eine Art Markstein für die Begegnung des Abendlandes mit dem Orient. Von nun an begann sich das Kulturschaffen im arabischen Raum in nachahmender Weise zu entwickeln, unterstützt durch eine Welle von Übersetzungen, die alle Gebiete der Medizin, der Naturwissenschaften, etwas später auch der Geisteswissenschaften erfasste. Wichtige Zentren dieser Bewegung waren Libanon und Ägypten. Zahlreiche Schulen und Bibliotheken wurden gegründet, auf die bald Universitäten folgten. Die ebenfalls nach westlichem Vorbild ins Leben gerufenen Zeitungen und literarischen Zeitschriften spiegeln die allgemeine Entwicklung deutlich wider. Literaten und Übersetzer bedienen sich der klassischen Literatursprache, passen sie aber den Bedürfnissen des modernen Lebens an (Fremdwörter und Lehnübersetzungen aus dem Französischen und Englischen stehen neben puristischen Neubildungen). Die Übersetzungen abendländischer Dichtung reichen von der Ilias bis zur Lyrik der französischen Symbolisten. Häufig sind die Übersetzer zugleich bekannte Schriftsteller (wie der Iliasübersetzer S. al-Bustani, * 1856, ✝ 1925).
 
Die erzählende Prosa orientierte sich an englischen und französischen Vorbildern; durch den modernen Roman, die Kurzgeschichte und den Essay entwickelte sie sich zu neuer Blüte. Die Spannweite des Dargestellten reicht vom historischen Kolossalgemälde (z. B. Djurdji Saidan (* 1861, ✝ 1914) bis zum surrealistischen Traumgebilde. Als Erzähler ragen u. a. Ibrahim al-Masini (* 1890, ✝ 1949), die Brüder Muhammad (* 1891, ✝ 1921) und Mahmud Taimur (* 1894, ✝ 1973), Taufik al-Hakim (* 1902, ✝ 1987) und der blinde Taha Husain (* 1889, ✝ 1973) hervor. Nationalistische Strömungen, die der islamischen Gesellschaft im Grunde fremd sind, haben seit 1945 erheblich zugenommen. Sie richteten sich zunächst gegen die Willkürherrschaft der Osmanen und seit der Unabhängigkeit der einzelnen arabischen Länder gegen Kolonialismus und Imperialismus; die sozialen Probleme der jüngeren Vergangenheit und der Gegenwart sind immer wieder behandelte Themen; literarisches Interesse findet zunehmend der »Mann von der Straße« (z. B. bei Nadjib Mahfus, * 1912, und Ghassan Kanafani, * 1936, ✝ 1972). Durch Intertextualität mit klassischen Texten wird die Allgemeingültigkeit menschlicher Erfahrungen verdeutlicht, Geschichte mit Gegenwart verwoben (Gamal al-Ghitani, * 1945, Ägypten), und es werden, meist symbolhaft, oft kafkaesk, auch in der »ganz kurzen Geschichte« (Muhammad al-Machsangi, * 1950, Ägypten) und im Roman politische und soziale Repressionen und ihre Folgen für das Individuum (Fuad at-Tikirli, * 1928, Irak; Hanna Mina, * 1924, Walid Ichlassi, * 1935, Syrien) ebenso dargestellt wie die Überbürokratisierung der Gesellschaft und die psychosozialen Gegensätze zwischen Stadt- und Landbevölkerung (Jusuf al-Kaid, * 1944, Ägypten). Autorinnen behandeln zunehmend mit viel psychologischem Gespür Frauenfragen und Geschlechterbeziehungen in einer extrem patriarchalischen Gesellschaft (z. B. Nawal as-Saadawi, * 1931, und Alifa Rifaat, * 1930, Ägypten; Fatima Mernissi, * 1941, Marokko; Laila al-Osman, * 1945, Kuwait; Hanan asch-Scheikh, * 1945, Libanon). Das Ende des Junikriegs 1967 zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarstaaten führte zur »Literatur der Niederlage« (Adab an-Naksa), einer Literatur der Selbstbefragung und des Selbstzweifels. Die kritisch-engagierte nationale und individuelle Identitätssuche durch Literatur setzte sich auch nach dem Jom-Kippur-Krieg 1973 fort und fand einen Höhepunkt u. a. in Emil Habibis (* 1919, ✝ 1996, Palästina) ironischem Roman »Der Peptimist oder von den seltsamen Vorfällen um das Verschwinden Saids des Glücklosen« (1974; deutsch). Abd ar-Rahman Munif (* 1932), jahrelang als saudiarabischer Staatsbürger und Erdölingenieur in Irak tätig, jetzt in Syrien lebend, stellte in mehreren Romanen (u. a. »Die Salzstädte«, 7 Teile, 1984-89) die psychischen und sozialen Probleme von Gesellschaften dar, die aus dem Nomadentum unmittelbar zur Erdölwirtschaft übergingen, ein Thema, das auch libysche Autoren in Erzählungen behandeln.
 
Die moderne Literaturkritik übernahm in ihrer Theorie weitestgehend westliche Maßstäbe (Taha Husain, * 1889, ✝ 1973, Marun Abbud, * 1886, ✝ 1962, und Muhammad Mandur, * 1908?, ✝ 1965) und bereichert wesentlich die arabische Literatur.
 
Ein weiterer Zweig der literarischen Prosa ist die Geschichtsschreibung, deren Anfänge den Feldzug Napoleon Bonapartes beschreiben (al-Djabarti, * 1754, ✝ 1825).
 
Neben dem klassischen Theater, das 1848 Marun an-Nakkasch (* 1817, ✝ 1855) in Beirut ins Leben gerufen hat und das mit Ahmad Schauki (* 1868, ✝ 1932) und Said Akl (* 1912) einen Höhepunkt erreichte, behaupten nach Form und Thematik moderne Schauspiele und Operntexte ihren Platz. Das Drama als Gattung, die, bei entsprechender Gestaltung, auch Analphabeten ansprechen kann, wird, besonders von dem Syrer Saadallah Wannus (* 1941, ✝ 1997), seit etwa 1970 für das »Theater der Politisierung« genutzt. Dramaturgische Mittel, die auf B. Brecht und E. Piscator zurückgehen, in Verbindung mit traditionellen, aber aktualisierten Topoi sollen politische Repression und Machtbesitz als generell korrumpierend bewusst machen. In Marokko wird die Kunst der Makame, des mittelalterlichen arabischen Schelmenromans, für die Bühnendarstellung, daneben auch das traditionelle Schattenspiel aktualisiert. Surrealistische Versdramen von Salah Abd as-Sabur sind reine Lesedramen.
 
In der Poesie orientiert sich die ältere Generation, so u. a. Barudi (* 1839, ✝ 1904) und selbst noch Ahmed Schauki, zwar weitgehend an der klassischen Dichtung, Hafis Ibrahim (* 1871, ✝ 1932) und Chalil Mutran (* 1870, ✝ 1949) befreiten sich jedoch langsam von den alten Bindungen. Seit die Irakerin Nasik al-Malaika und ihr Landsmann Badr Schakir as-Sayyab (* 1926, ✝ 1964) Ende der 1940er-Jahre, in Abkehr von jahrhundertelang üblichen formalen Traditionen von Monoreim und Monometrum, freie Rhythmen in der Poesie populär machten, ist diese lyrischer geworden, spricht stärker als früher von individuellen Gefühlen, Träumen, Sehnsüchten zur Überwindung einer frustrierenden Realität. Sie ist auch Ausdruck harscher Kritik an sozialem Unrecht, beißender Ironie angesichts politischer und sozialer Missstände (al-Bayati, * 1926, ✝ 1999, Irak) oder brilliert in sprachspielerischem Surrealismus (Adonis) in der literarischen Spiegelung von Schönheit und Grauen in der heutigen Welt. Auch in der Lyrik werden - wie in der Prosa - zunehmend das Alltagsleben und die politischen Umwälzungen thematisiert, wobei sich eine deutliche Tendenz der Enttäuschung und der Hoffnungslosigkeit angesichts der Fülle aktueller Probleme abzeichnet (z. B. in manchen Gedichten von Chalil Hawi, * 1925, ✝ 1982). Lyriker wie Erzähler knüpfen an Gestalten der islamischen Geschichte wie den Mystiker Husain Ibn Mansur al-Halladj an, der 922 in Bagdad gekreuzigt wurde, als Symbol für freies Denken und Widerstand gegen Orthodoxie sowie gegen religiöses und politisches Establishment, auch an Gestalten der literarischen Tradition wie Scheherazade als Urbild weiblicher Klugheit und Emanzipation sowie an den spanischen Dichter F. García Lorca im Kampf für politische Freiheit. Christliche Metaphern und säkularisierte religiöse Bilder symbolisieren Leiden und Freiheitswillen der Palästinenser (Muin Bessiessu, * 1930; M. Darwisch, * 1941).
 
Literatur:
 
Gesamtdarstellungen und ältere Literatur:
 
C. Brockelmann: Gesch. der arab. Lit., 2 Bde. (1898-1902, Leiden 21943-1949),
 
3 Suppl.-Bde. (ebd. 1937-42);
 C. Brockelmann: Gesch. der arab. Litteratur, in: Die Litteraturen des Ostens in Einzeldarstellungen, Bd. 6 (21909);
 
Enc. Islam, 4 Bde. u. Erg.-Bd. (Leiden 1913-38);
 O. Rescher: Abriß der arab. Litteraturgesch., 2 Bde. (1925-33, Neuaufl. 1983);
 G. Graf: Gesch. der christl. arab. Lit., 5 Bde. (Rom 1944-53);
 R. Blachère: Histoire de la littérature arabe. .., 3 Bde. (Paris 1952-66);
 
Enc. Islam, auf 10 Bde. ber. (Leiden 1960 ff.);
 
Bibliothek des Morgenlandes, begr. v. G. E. von Grunebaum (Zürich 1963 ff.);
 F. Sezgin: Gesch. des arab. Schrifttums, 9 Bde. (Leiden 1967-84);
 H. A. R. Gibb u. J. M. Landau: Arab. Literaturgesch. (a. d. Engl., Zürich 1968; mit Bibliogr.);
 
Bibliothek arab. Klassiker, begr. v. G. Rotter, auf 12 Bde. ber. (1976 ff.);
 R. Sellheim: Materialien zur arab. Literaturgesch., Tl. 1 (1976);
 E. Wagner: Grundzüge der klass. arab. Dichtung, 2 Bde. (1987/88).
 
Moderne Literatur:
 
Anthologie de la littérature arabe contemporaine, Bd. 1: Le roman et la nouvelle, hg. v. R. u. L. Makarius, Bd. 2: Les essais, hg. v. A. Abdel-Malek, Bd. 3: La Poésie, hg. v. L. Norin u. E. Tarabay (Paris 1964-67);
 
A. Abdel-Malek: Idéologie et renaissance nationale. L'Égypte moderne (Paris 1969);
 
A. Hourani: Arabic thought in the liberal age, 1798-1939 (Oxford 1970);
 
Erkundungen. 17 arab. Erzähler (1971);
 
J. A. Haywood: Modern Arabic literature, 1800-1970 (London 1971);
 
M. A. Khouri: Poetry and the making of modern Egypt, 1882-1922 (Leiden 1971);
 
Erkundungen. 22 alger. Erzähler (21975);
 
S. J. Altoma: Modern Arabic literature (Bloomington, Ind., 1975; mit Bibliogr.);
 
Zeitgenöss. arab. Lyrik, hg. v. A. Schimmel (1975);
 
S. Moreh: Modern Arabic poetry, 1800-1970 (Leiden 1976);
 
S. K. Jayyusi: Trends and movements in modern Arabic poetry, 2 Bde. (Leiden 1977);
 
Erkundungen. 22 syr. Erzähler (1978);
 
P. Khoury: Tradition et modernité. Matériaux pur servir à l'étude de la pensée arabe actuelle, Bd. 1 (Münster 1981), Bd. 2-3 (Beirut 1984/85);
 
D. Bellmann: Arab. Kultur der Gegenwart (Berlin-Ost 1984);
 
J. Brugman: An introduction to the history of modern Arabic literature in Egypt (Leiden 1984);
 
28 irak. Erzähler, hg. v. W. Walther (1985);
 
M. M. Badawi: Modern Arabic drama in Egypt (Cambridge 1987);
 
P. Cachia: An overview of modern Arabic literature (Edinburgh 1990);
 
Modern Arabic literature, hg. v. M. M. Badawi (Cambridge 1992);
 
W. Walther: Neuere Entwicklungen in der zeitgenöss. arab. narrativen u. dramat. Lit., in: Grundr. der arab. Philologie, hg. v. W. Fischer, Bd. 3 (1992);
 
M. M. Badawi: A short history of modern Arabic literature (Oxford 1993).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
islamische Literatur: Das Schrifttum der Araber, Perser und Türken
 


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