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FELSBILDER: DIE KUNST AUS DEN HÖHLEN ERSTE BILDWERKE

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Felsbilder: Die Kunst aus den Höhlen - Erste Bildwerke
 
Archäologische Ausgrabungen im Hohlensteinstadel, einer geräumigen Höhle im südwürttembergischen Lonetal, brachten 1939 in altsteinzeitlichen Fundschichten mehr als 200 Bruchstücke zutage. Zunächst nicht weiter beachtet, wurden sie in Kartons verpackt und verschwanden im Magazin des Instituts für Ur- und Frühgeschichte in Tübingen. Erst 30 Jahre später erkannte der Steinzeitspezialist Joachim Hahn die Bedeutung dieser Bruchstücke und konnte sie in mühevoller Puzzlearbeit wieder zusammensetzen. Ergebnis der Bemühungen war die Rekonstruktion einer 28 cm hohen Elfenbeinfigur, die heute zu den eindrucksvollsten Statuetten der jüngeren Altsteinzeit in Europa gehört. Der »Löwenmensch« wurde um 30 000 v. Chr. aus einem dünnen Teilstück eines Mammutstoßzahnes geschnitzt, das dann in den folgenden Jahrtausenden in viele einzelne Partikel zerfiel.
 
 Kunst in der Kälte
 
Zur Zeit der Entstehung der Elfenbeinfigur waren große Teile Nordeuropas und die Alpenregion vollständig von einer mächtigen Eisschicht bedeckt. Man bezeichnet diese von der letzten Kalt- oder Eiszeit geprägte, etwa von 40 000 bis 10 000 v. Chr. reichende Periode der Menschheitsgeschichte als jüngere Altsteinzeit oder Jungpaläolithikum.Die eisfreien Gebiete Ost-, Mittel- und Westeuropas zeigten eine meist baumlose Tundra, in der der anatomisch nun »moderne« Mensch, der Homo sapiens sapiens, als hoch spezialisierter Jäger und Sammler den Tierherden folgte. Er wohnte in Zelten und unter Felsvorsprüngen, bei schlechter Witterung auch im Eingangsbereich von Höhlen. Gerade hier überdauerte aber aufgrund besonders guter Erhaltungsbedingungen ein reicher Fundus an Gerätschaften, Abfall, Felsbildern und figürlicher Kunst die Jahrtausende und konnte durch archäologische Ausgrabungen dokumentiert und geborgen werden. Mehr als alle anderen Funde der Altsteinzeit beeindrucken uns heute die Malereien, Reliefs und Zeichnungen an den Höhlenwänden sowie die plastischen Werke der Kleinkunst. Lange war man in der Fachwelt skeptisch gegenüber den Felsmalereien; sie fielen auf derart fantastische Weise aus dem Rahmen des im 19. Jahrhundert archäologisch Bekannten, dass man sie zunächst für Fälschungen hielt. Erst um 1900 wurde die Echtheit der Malereien allgemein anerkannt; mit modernen wissenschaftlichen Methoden wie der Altersbestimmung nach der C-14-Methode kann mittlerweile ihr jeweiliges Alter auf einige Hundert Jahre genau bestimmt werden. Als sicher gilt heute der Entstehungszeitraum zwischen etwa 33 000 und 10 000 v. Chr., ein Zeitraum, der uns heute unvorstellbar lang erscheint, der aber in der über 2,5 Millionen Jahre währenden Geschichte der Menschheit relativ kurz ist.
 
Alles in allem bleiben Beginn und Ende des Phänomens Eiszeitkunst rätselhaft. Weder gab es vorher, in der mittleren Altsteinzeit, Entwicklungen, aus denen heraus ihr Entstehen erklärt werden könnte, noch gab es hinterher, in der Mittel- und Jungsteinzeit, in Europa eine Malerei oder figürliche Kunst, die qualitativ mit der des Jungpaläolithikums auch nur annähernd vergleichbar wäre. Jedenfalls ermöglicht sie ausschnitthaft einen Einblick in die Erlebnis- und Lebenswelt von Menschen, die wir zu unseren direkten Vorfahren rechnen müssen.
 
Vor rund 40 000 Jahren, also noch vor dem Einsetzen der eiszeitlichen Kunst, vollzog sich in Europa ein Bevölkerungswechsel. Dieser hatte zur Folge, dass der Neandertaler (Homo sapiens praesapiens), der mindestens 60 000 Jahre lang Europa besiedelt hatte, von der Bildfläche verschwand und statt seiner der Cro-Magnon-Mensch (Homo sapiens sapiens), benannt nach einem Fundort in Frankreich, in Europa lebte. Sicher ist, dass nur der Cro-Magnon-Mensch als Urheber der jungpaläolithischen Kunst im Gebiet zwischen dem Ural und dem Atlantik sowie zwischen dem nördlichen Mittelmeerraum und dem Gletscherrandgebiet im Norden infrage kommt. Während Beispiele für eine »bewegliche« Kleinkunst, etwa Statuetten und verziertes Gebrauchsgerät, aus fast allen Regionen dieses Gebiets vorliegen, befinden sich die rund 150 bisher bekannten Bilderhöhlen vor allem in Südfrankreich und Spanien, dazu einige in Italien und im südlichen Ural.
 
 Tiere als Bildmotive - Material und Techniken
 
Dargestellt wurden hauptsächlich Tiere und zwar fast ausschließlich solche, die in zweierlei Hinsicht mit dem Begriff der »Beute« in Zusammenhang stehen. Nach einer Untersuchung zur Häufigkeitsverteilung zeigen 92 % der Abbildungen Tiere, die vom eiszeitlichen Menschen zur Deckung seines Eiweißbedarfs bejagt wurden. Am häufigsten sind Wildpferde (30 %) und Wildrinder (knapp 30 %) vertreten, es folgen Hirsch (10 %), Mammut (10 %), Steinbock (8 %) und Rentier (4 %). 8 % der Abbildungen zeigen Tiere, für die umgekehrt der Mensch in einigen Fällen als potenzieller Eiweißlieferant und damit als Beute infrage kam: Höhlenbären, Höhlenlöwen und Wollhaarnashörner. Darstellungen anderer Tiere wie Vögel, Fische, Gämsen, Wildschweine und Wölfe gibt es nur vereinzelt; die während der Eiszeit weit verbreitete Höhlenhyäne fehlt gänzlich.
 
Selbstverständlich haben sich im Laufe der Geschichte der Höhlenmalerei unterschiedliche Stilrichtungen ausgeprägt; es gibt sowohl einfarbige Umrisszeichnungen einzelner Tiere als auch perspektivisch-dreidimensional angelegte, vielfarbige Darstellungen ganzer Tierherden, bei denen die natürlichen Gegebenheiten der Wandflächen einbezogen sind. Gerade Letztere sind in der Höhle von Lascaux, in der die etwa 600 Malereien und die über 1 500 Gravierungen aus der Zeit um 15 000 v. Chr. stammen, in hervorragender Weise dokumentiert und erhalten. Die Analyse der Farbstoffe von Lascaux hat ergeben, dass vor allem Eisenoxide für alle Gelb-, Rot- und Brauntöne verwendet wurden; mittels Manganpulver und Holzkohle waren Grauschattierungen bis hin zum Tiefschwarz zu erreichen. Entgegen früheren Forschungsmeinung handelt es sich nicht um Ölmalerei, etwa mit Tierfett als Bindemittel, sondern um reine Aquarelle, die im Laufe der folgenden Jahrtausende durch die natürliche Kalksinterbildung an den Höhlenwänden fixiert wurden.
 
 Gibt es eine Deutung?
 
Neben den rein technischen Problemen der Höhlenmalerei war und ist natürlich die Frage der Deutung von großem Interesse. Dabei scheint bei allen Unwägbarkeiten zumindest zweierlei sicher. Erstens diente Höhlenmalerei nicht der Ausschmückung von Wohnplätzen; »Bilderhöhlen« waren nicht bewohnt. Zweitens war Höhlenmalerei nicht Ausdruck einer »Freizeitbeschäftigung«. Völkerkundliche Parallelen zeigen, dass bei Jäger-und-Sammler-Kulturen Malereien, Gravierungen, figürliche Abbildungen, aber auch Tätowierungen immer in religiösen Vorstellungen wurzeln, die in Zusammenhang stehen mit einer intensiven, uns heute nicht mehr vorstellbaren Beziehung zwischen Mensch und Natur. Der Begriff des »Jagdzaubers«, der magischen Konzentration auf das Jagdtier und Besänftigung des getöteten Tieres, wurde daher schon recht früh in die Diskussion gebracht. Tatsächlich zeigen rund 15 % aller bekannten Tierdarstellungen verwundete Tiere.
 
Der französische Vorgeschichtsforscher André Leroi-Gourhan erkannte dagegen in der Malerei ein dualistisches Weltbild des Eiszeitkünstlers, geprägt von einem Mann-Frau-Gegensatz, von Sexualität und Fruchtbarkeit. Besonders die zahllosen abstrakten Zeichen an den Höhlenwänden ließen sich in eine weibliche und männliche Symbolik unterteilen. Obwohl Einigkeit darin besteht, dass in der Malerei eine innere Programmatik verborgen ist, dass nicht das einzelne Abbild, sondern die Gesamtkomposition aller Abbildungen in einer Höhle zu beachten ist, blieb dieser Deutungsansatz nicht unwidersprochen. Tatsächlich scheint es nicht immer ganz einfach, in allen Abbildungen eine Geschlechtlichkeit zu erkennen. Die oft überproportional üppig geformten Frauendarstellungen, besonders die »Venusstatuetten«, können aber mit einiger Sicherheit im Zusammenhang mit dem Fruchtbarkeitszauber gesehen werden.
 
Dr. Ulrich Zimmermann


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