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FINNISCHE KUNST

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fịnnische Kunst,
 
die Kunst der Finnen seit ihrer Christianisierung im 12. Jahrhundert.
 
Mittelalter:
 
Die mittelalterliche Kunst Finnlands stand in engem Zusammenhang mit der Kunst des europäischen Nordens. Die frühesten Kirchen wurden im 12. Jahrhundert auf den Ålandinseln erbaut; schon im 13. Jahrhundert wurden gotische Elemente übernommen. Es sind meist schlichte Feldsteinbauten mit steilem Satteldach und frei stehendem Glockenturm; nur der Westgiebel ist mit plastischem Schmuck versehen. Eine Ausnahme bildet u. a. die Backsteinkirche in Hattula. Der bedeutendste Kirchenbau ist die gegen Ende des 13. Jahrhunderts begonnene Domkirche in Turku, die als Backsteinbasilika mit mächtigem Westturm auf den Einfluss hanseatischer Großbauten im Bereich der Ostsee hinweist. Um 1300 wurden die Burgen von Turku, Häme und Viipuri (heute Wyborg) errichtet. Die Burg Olavinlinna in Savonlinna (1474 ff.) zeigt russische und baltische Einflüsse.
 
Die sakralen Skulpturen trugen ursprünglich Spuren des gotländischen und später des deutschen Realismus; Heiligenstatuen und Altäre kamen v.a. aus Deutschland (Barbaraaltar des Meister Francke, vor 1424; Helsinki, Kansallismuseo, früher in der Kirche von Nykyrko).
 
Eine Blüte erreichte die der Volkskunst nahe stehende Wand- und Gewölbemalerei der Kirchen im späten Mittelalter. Die dreischiffigen gewölbten Kirchen wurden mit einer Fülle pflanzlicher Motive auf weißem Grund ausgemalt.
 
16.-18. Jahrhundert:
 
Zur Zeit Gustavs I. Wasa wurden zahlreiche Burgen erneuert und durch Rondelle erweitert. Zum Mittelpunkt kulturellen Lebens entwickelte sich der Renaissancehof des späteren Königs Johann III. am Turkuer Schloss, wo sich u. a. eine reiche Textilkunst entfaltete. Im 16. Jahrhundert entstanden infolge der Auswirkungen der Reformation nur wenige Bauten (bescheidene Kirchen aus Holz). Im 17. Jahrhundert wurde eine Reihe stattliche Gutshöfe errichtet. Neben Langhauskirchen, die den Typ der mittelalterlichen Steinkirchen weiterbilden, baute man kreuzförmige Anlagen mit vier gleich langen Armen und einer Kuppel in der Mitte. Das Innere schmückten in volkstümlicher Weise fast immer einheimische Meister aus. Eine bedeutende Leistung der Bildhauerkunst dieses Jahrhunderts sind die mit Ornamenten verzierten Grabdenkmäler aus Holz. Als Künstlerpersönlichkeiten traten die Maler Lars Gallenius (* 1665, ✝ um 1750) und Elias Brenner (* 1647, ✝ 1717), dessen Miniaturen auch im Ausland geschätzt wurden, hervor.
 
In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts begann man, die Städte auszubauen. Ab 1748 entstand die Hafenfestung Suomenlinna von Helsinki. Herren- und Bürgerhäuser wurden nach schwedischen Vorbildern errichtet. Mikael Toppelius (* 1734, ✝ 1821), Margareta Capsia (* 1690, ✝ 1759), Isak Wacklin (* 1720, ✝ 1758) und Nils Schillmark (* 1745, ✝ 1804) führten die finnische Malerei zu einer Blütezeit.
 
19. und 20. Jahrhundert:
 
Die politische Angliederung an Russland und die bauliche Gestaltung der neuen Hauptstadt Helsinki durch den aus Berlin stammenden Baumeister C. Engel (1816 ff.) verhalfen der finnischen Baukunst zum Aufschwung. In Engels Bauten verbinden sich Klassizismus und Elemente des russischen Empirestils. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bauten die Architekten Georg Theodor Policron Chiewitz (* 1815, ✝ 1863) und Carl Theodor Höijer (* 1843, ✝ 1910) im Stil der Neugotik beziehungsweise Neurenaissance.
 
Im Streben nach nationaler Selbstentfaltung steigerte sich die finnische Malerei seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zu beachtlichen Leistungen. Bedeutend waren v. a. die Brüder Magnus (* 1805, ✝ 1868), Wilhelm (* 1810, ✝ 1887) und Ferdinand von Wright (* 1822, ✝ 1906), die als Autodidakten einen Stil von biedermeierlicher Feinheit entwickelten. Um die Mitte des Jahrhunderts reisten viele Künstler zur Ausbildung nach Düsseldorf, wie der Landschaftsmaler W. Holmberg; gegen Ende des Jahrhunderts wurde Paris bevorzugt. Dort studierten u. a. A. Edelfelt und der bekannteste finnische Maler der Jahrhundertwende A. Gallén-Kallela, Vertreter des Symbolismus beziehungsweise der finnischen Nationalromantik. Der finnische Pavillon auf der Pariser Weltausstellung von 1900 verhalf der neuen finnischen Kunst zu internationaler Anerkennung, besonders durch die Fresken aus dem Kalevalaepos von Gallén-Kallela. Neben ihm waren zu dieser Zeit die Maler Helena Sofia Schjerfbeck (* 1862, ✝ 1946), E. N. Järnefelt, P. Halonen, J. Rissanen und H. Simberg sowie der Bildhauer V. Vallgren tätig.
 
Die finnische Baukunst fand nach einer von der nationalen Romantik geprägten Phase, in der das Nationalmuseum in Helsinki (1910 ff.) von Herman Gesellius (* 1874, ✝ 1916), Arnas Lindgren (* 1874, ✝ 1929) und Eliel Saarinen entstand, zu klaren, ruhigen Formen (Hauptbahnhof in Helsinki, 1910-14, von Saarinen) im Sinne des Funktionalismus, der auch für E. Bryggman und A. Aalto, den bedeutendsten Vertreter der modernen finnischen Architektur, maßgebend wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg machten sich neben Aalto v. a. A. Ervi, V. Revell, Kaija und Heikki Sirén sowie R. Pietilä um die finnische Architektur verdient. In der Nachfolge besonders von Aalto und der Vertreter des internationalen Funktionalismus (u. a. Le Corbusier) arbeiten v. a. Architekten, für die der Begriff »Schule von Helsinki« geprägt wurde. Hierzu zählen Kristian Gullichsen, Erkki Kairomo und Timo Vormala (Gemeindezentrum Kauniainen, Helsinki, 1983), Ero Hyvämäki, Jukka Karhunen und Risto Parkkinen (Opernhaus, Helsinki, 1986-93) oder Juha Leiviskä (Kirchenzentrum von Myyrmäki in Vantaa, 1984). Eine international beachtete Leistung der Aalto-Nachfolge stellt die Musik- und Kongresshalle von Tampere dar, 1987-89 von Sakari Aartelo und Esa Piironen errichtet. Als Dialog geometrischer Formen entstand 1987-88 das finnische Wissenschaftszentrum Heureka in Tikkurila im Nordwesten von Helsinki von Mikko Heikkinen und Markku Komonen, noch komplexer ist das Waldinformationszentrum Lusto auf dem Punkaharju von Ilmari Lahdelma und Rainer Mahlermaki (1993). Die sich zur »Schule von Oulu« rechnenden Architekten (u. a. Lauri Louekari ) berufen sich v. a. auf R. Pietilä und seine Frau Raili Paatelainen, die ihren Bauten und Entwürfen organische Formen zugrunde legen und regionalistische Traditionen einbeziehen (Mantyniemi, Sitz des finnischen Präsidenten, Helsinki, 1993). Elemente postmodernen oder dekonstruktivistischen Bauens zeigen etwa die Bibliothek in Kuhmo (Provinz Oulu) von Jyrki Tasa (1989), ein von Kari Kuosma und Esko Valkama errichtetes Terrassenhaus in Malmö (1990) oder die Santasolo-Fabrik 2000 in Karkkila (Provinz Uusimaa) von Kai Wartiainen (1992). Hervorragende Architektur entstand auch mit dem neuen Konzert- und Kongresszentrum in Lahti (2000 eröffnet), dessen Konzertsaal (Entwurf: Hannu Tikka und Kimmo Lintula) und Foyers in ihrer gesamten Struktur einschließlich aller tragenden Elemente aus Holz bestehen.
 
Als Nestor der finnischen Bildhauerkunst des 20. Jahrhunderts gilt V. Aaltonen. Den Anschluss an die internationale Entwicklung suchten Eila Hiltunen (* 1922), Aimo Tukiainen (* 1917), Mauno Hartman (* 1930), Kain Tapar (*1930), Harry Kivijärvi (* 1931) und Laila Pullinen (* 1933).
 
In der Malerei wurde ab 1910 zunehmend der Einfluss der französischen Kunst wirksam. Es bildeten sich verschiedene Malergruppen, u. a. die von A. W. Finch und K. M. Enckell 1912 gegründete Gruppe »Septem«, deren Mitglieder spätimpressionistische Einflüsse aufnahmen, und die »Novembergruppe« (1916 gegründet) mit T. K. Sallinen, Marcus Collin (* 1882, ✝ 1966), Alvar Cawén (* 1886, ✝ 1935) u. a., die sich mit dem Expressionismus auseinander setzte. Den Kubismus vertrat Olli Miettinen (* 1899, ✝ 1969), den Surrealismus Otto Mäkilä (* 1904, ✝ 1955). Ende der 1940er-Jahre begann sich mit S. Vanni, Johan Birger Carlstedt (* 1907, ✝ 1975) und Lars Gunnar Nordström (* 1924) die abstrakte Kunst in Finnland durchzusetzen. Mit Werken u. a. von Ahti Lavonen (* 1928) und Kimmo Kaivanto (* 1932) trat ab 1960 die informelle Kunst hinzu. Ende der 1970er-Jahre begannen konstruktivistische Maler (v. a. Matti Kujasalo, * 1946) die finnische Kunstszene mitzubestimmen. Maler wie Jussi Niva (* 1966) und Kari Juutilainen (* 1953) stellen seit den 1980er-Jahren konstruktivistische Konzepte in reale räumliche Bezüge. Eher einer konzeptuellen Tradition der Gegenstandsschilderung verpflichtet sind Henrietta Lehtonen (* 1965), Nina Roos (* 1956) und das Künstlerpaar Olli Jaatìnen (* 1960) und Kare Lampinen (* 1963). Im Bereich der neuen Medien und der Konzeptfotografie setzen v. a. Eija-Liisa Ahtila (* 1959) und Marja Kanervo (* 1958) überzeugende Akzente. In komplex angelegten Videoinstallationen und -filmen inszeniert Pentti Koskinen (* 1952) gesellschaftliche Vorgänge als moderne Trauerspiele.
 
Im Bereich der Grafik machten Pentti Lumikangas (* 1926), Pentti Kaskipuro (* 1930), Simo Hannula (* 1932) und Matti Koskela (* 1933) auf sich aufmerksam. Caroline Pipping (* 1958) visualisiert und hinterfragt in poetisch-metaphor. Zeichnungsserien Mystifikationen.
 
Auf dem Gebiet des Industriedesigns übernahm Finnland bereits in den 1950er-Jahren international eine führende Rolle, u. a. mit Entwürfen für Möbel (Aalto, Yrjö Kukkapuro, * 1933), Kunstglas und Porzellan (T. Wirkkala, T. Sarpaneva), Keramik (Birger Kaipiainen, * 1915, und Rut Bryk, * 1916) und Textilien (Dora Jung, * 1906, Uhra Simberg, * 1914, und Kirsti Ilvessalo, * 1920).
 
Literatur:
 
O. Okkonen: Die f. K. (Neuausg. Helsinki 1950);
 J. Boulton-Smith: Finn. Malerei (a. d. Engl., 1970);
 U. Hård af Segerstad: Finn. Kunsthandwerk (a. d. Engl., 1970);
 A. Salokorpi: Finn. Architektur (a. d. Engl., 1970);
 G. Schildt: Finn. Bildhauerei (a. d. Engl., 1970);
 J. M. Richards: 800 years of Finnish architecture (Newton Abbot 1978);
 
Im Lichte des Nordens. Skandinav. Malerei um die Jahrhundertwende, bearb. v. R. Andree u. M. Kreutzer, Ausst.-Kat. (1986);
 
Die neue finn. Architektur, bearb. v. S. Poole (a. d. Amerikan., 1992);
 
Ostsee-Biennale 1992. Das steinerne Licht, bearb. v. A. Etz, Ausst.-Kat. (1992);
 
Matti Kujasalo, hg. v. P. Tuukkanen, Ausst.-Kat. (Helsinki 1994).


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