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DÄNEMARK UND SCHWEDEN IN DER FRÜHEN NEUZEIT: VERFEINDETE BRÜDER

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Dänemark und Schweden in der frühen Neuzeit: Verfeindete Brüder
 
Von der Kalmarer Union zur dänisch-schwedischen Rivalität
 
Die skandinavischen Länder — Dänemark mit den Färöern und später Grönland, Norwegen mit Spitzbergen und Island, Schweden mit Finnland — waren zwischen 1397 und 1523 in der Kalmarer Union unter einem König vereint. Die in der Neuzeit getrennten Monarchien Dänemark-Norwegen und Schweden mit Finnland gingen bis zu ihrer außenpolitischen Neuorientierung im Zuge des Skandinavismus im 19. und 20. Jahrhundert meistens unterschiedliche, ja entgegengesetzte Wege und führten bis 1720 oft Krieg gegeneinander. Die Konflikte rührten aus der Konkurrenz um die Beherrschung der Ostsee und teils der Nordsee.
 
In Europa entwickelten sich Dänemark und Schweden zu geachteten, auch gefürchteten Großmächten. Dänemark wurde durch den Erwerb des Herzogtums Holstein 1460 sowie der Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst 1667 nicht nur Mitglied im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, sondern eröffnete sich mit diesen Machtpositionen die Aussicht auf Herrschaft über die nördliche Nordsee.Allerdings wurde durch die Teilung der Herzogtümer Schleswig und Holstein 1544 in königliche und herzögliche Anteile die Stellung Dänemarks langfristig und bedrohlich geschwächt, weil der dadurch in den herzöglichen Gebieten entstehende Staat unter Regierung des Hauses Gottorp sich auf Kosten der dänischen Krone profilierte und im 17. Jahrhundert zum engsten Verbündeten Schwedens wurde.
 
Schweden hatte seit der Mitte des 16. Jahrhunderts die baltischen Provinzen (Ostkarelien, Ingermanland, Estland, Livland) gewonnen und erhielt im Westfälischen Frieden 1648 mit den Herzogtümern Pommern und Bremen-Verden sowie der Stadt Wismar ebenfalls die Mitgliedschaft im Reich mit der Option, von den Mündungen der Elbe und Weser aus am Kampf um die Nordsee teilzunehmen. Zusätzlich erweiterte Schweden sein Gebiet auf Kosten seines Nachbarn durch militärisch erzwungene Abtretung der Inseln Gotland und Ösel, der norwegischen Landschaften Jämtland und Härjedalen 1645 sowie Bohuslän und der dänischen Länder Halland, Blekinge und Schonen 1658. Damit hatten sich territorial wie machtpolitisch die Gewichte im Norden verschoben.
 
Das war kein Zufall, ebenso wenig eine notwendige Folge der landschaftlichen Unterschiede. Dänemark war Agrarland und exportierte hauptsächlich Getreide und Rinder. Mit der Hoheit über den Öresund und den Großen Belt — die Eingänge zur Ostsee — kontrollierte es den internationalen Ostseehandel und erhob den lukrativen Sundzoll. Norwegen zeigte sich wald- und fischreich, musste hingegen regelmäßig mit Getreide versorgt werden. Island gewann durch aufstrebenden Fisch- und Walfang an Bedeutung, blieb dabei ebenfalls auf Zufuhr von Getreide angewiesen. Schweden erzielte Agrarüberschüsse in der Viehwirtschaft, hatte ausgedehnte Wälder mit wachsendem Holzexport und verfügte über reiche Bodenschätze (Eisen, Kupfer, Silber), die es konsequent zum Aufbau einer leistungsfähigen Montan- und Rüstungsindustrie nutzte.
 
 Die Dynastien
 
Seit der Wahl Christians I. 1448 besetzt das Haus Oldenburg den dänischen Thron; die Oldenburger waren zugleich Unionskönige: bis 1523 für Schweden, bis 1814 für Norwegen. Ihre Dynastie zeichnet sich durch ungewöhnliche Stabilität aus. Lediglich Christian II., von den Schweden mit dem Beinamen »Tyrann« versehen, war eine Ausnahme: Er wurde abgesetzt; seine politischen Fehler (unter anderem 82 politische Morde im Stockholmer Blutbad 1520) besiegelten Schwedens Abkehr von der Union. Seit 1523 regieren in Dänemark-Norwegen (ab 1814 nur Dänemark) Könige namens Friedrich und Christian in regelmäßigem Wechsel — bis zur 1972 gekrönten Königin Margarete II.; der Wechsel vom Wahl- zum Erbkönigtum 1660 brachte für die Dynastie keinen Einschnitt.
 
Bei den schwedischen Königen ging es viel dramatischer zu. Gustav I. Wasa, 1523 aus dem Adel zum König aufgestiegen, zeichnete sich durch besondere militärische wie politische Fähigkeiten aus. Nach ihm regierten drei seiner Söhne. Erich XIV. wurde 1568 wegen Unfähigkeit vom schwedischen Reichstag abgesetzt, der an seiner Stelle Johann III. wählte, obgleich seit 1544 das Erbkönigtum galt. Johanns Heirat mit der Jagiellonin Katharina von Polen eröffnete die Aussicht auf den Erwerb Polens; ihr katholischer Sohn Sigismund wurde 1587 polnischer, 1592 schwedischer König. Doch verspielte er die Chance zur Großmachtbildung durch seine Rekatholisierungspolitik in Schweden, die zu seiner Absetzung durch den Reichstag 1599 führte. Dieser wählte nun den jüngsten Sohn Gustavs I. Wasa zum Erbfürsten, 1604 als Karl IX. zum Erbkönig. Dessen Sohn, Gustav II. Adolf, führte Schweden mit bewunderten militärischen Erfolgen in den Kreis der europäischen Großmächte, doch fiel er auf dem Höhepunkt seiner Macht 1632 in der Schlacht von Lützen und hinterließ als Nachfolgerin seine unmündige Tochter Christine. Sie dankte 1654 zugunsten ihres Vetters Karl X. Gustav aus dem Hause Pfalz-Zweibrücken ab, konvertierte zum Katholizismus und begab sich nach Rom. Wenn Schweden trotz dynastischer Turbulenzen zur beherrschenden Macht im Norden aufsteigen konnte, Dänemark hingegen bei Stabilität im Königshaus in der Konkurrenz unterlag, dann sind die Gründe nicht nur in den politisch handelnden Personen, sondern auch in den inneren Strukturen beider Länder zu suchen.
 
 Die Reformation in den skandinavischen Ländern
 
Die Reformation bedeutete in dreierlei Hinsicht einen Modernisierungsschub: Die Verstaatlichung der Kirche (einschließlich Gerichtsbarkeit, Bildungswesen und Armenfürsorge) verbreiterte staatliche Aktivitäten. Die neue Kirche vermittelte in der Muttersprache kulturelle wie sprachliche Normen und förderte damit die Nationsbildung. Schließlich erweiterte die Säkularisierung des Kirchengutes den finanziellen Spielraum des Staates und führte zu einer Verwaltungsreform.
 
In Dänemark folgte die Reformation dem Muster der deutschen Territorialstaaten. Nach zögernden Anfängen einer Gemeindereformation in Malmö und Kopenhagen ließ Christian III. durch Reichstagsbeschluss 1536 die Fürstenreformation durchführen. Die Bischöfe wurden durch evangelische Superintendenten ersetzt, Klöster aufgelöst, das Kirchengut der Krone übertragen. Als Berater kam der Reformator Johannes Bugenhagen für ein Jahr in die Hauptstadt; die mit seiner Hilfe verfasste Kirchenordnung erging 1537; im gleichen Jahr nahm die Universität Kopenhagen den Lehrbetrieb wieder auf, nunmehr als Landesuniversität zur Ausbildung rechtgläubiger Pastoren und loyaler Staatsdiener. Eine dänische Bibel lag 1550 vor. Die neue Kirche vertrat einen patriarchalischen Royalismus; ihre Pastoren erfüllten neben der Seelsorge auch staatliche Verwaltungsaufgaben: Sie führten mit den Kirchenbüchern Personenstandsregister, hatten Gesetze wie Verordnungen von der Kanzel zu verkünden und bei Steuerveranlagungen mitzuwirken. Zudem waren sie für die Elementarbildung und die Armenfürsorge in ihren Kirchspielen zuständig. Die Träger dieser Staatskirche waren bürgerlich, sie bildeten einen wichtigen Teil des entstehenden Bildungsbürgertums.
 
Schweden ist eher dem englischen Modell der Reformation zuzurechnen, weil zunächst fiskalische Gründe überwogen, nicht theologische. Wegen drückender Schulden gegenüber Lübeck, die aus dem 1523 siegreich beendeten Unabhängigkeitskrieg stammten, ließ Gustav I. Wasa den Reichstag von Västerås 1527 die Einziehung der Kirchengüter beschließen. Zugleich wurde er Oberhaupt der Kirche, änderte aber wenig an ihrer Verfassung: Das Erzbistum Uppsala blieb ebenso bestehen wie die anderen Bistümer. 1536 wurde eine einheitliche Messe, 1540 eine Kirchenordnung eingeführt. Die schwedische Bibel erschien bereits 1541. Der neue Glaube war jedoch noch nicht gefestigt; 1571 wurde eine neue Kirchenordnung erlassen, 1593 die Augsburger Konfession der Lutheraner ausdrücklich bekräftigt. Die Universität Uppsala, unter Johann III. wegen theologischer Streitigkeiten geschlossen und unter Sigismund 1593 wieder eröffnet, erlebte unter Gustav II. Adolf einen steilen Aufstieg zu europäischem Rang. Die Pastoren der neuen Kirche entstammten, wie in Dänemark, dem Bürgertum und erfüllten sogar noch weiter gehende staatliche Funktionen als diese, indem sie seit dem 17. Jahrhundert auch an Musterungen von Rekruten teilnahmen, sozusagen als beste Kenner ihrer Gemeinde. Sie entwickelten sich rasch zu einer königstreuen Bürokratie.
 
 Verfassung und Verwaltung
 
Erfolgreiche Teilnahme am europäischen Wettstreit der Mächte erforderte ganz erhebliche Ressourcen, die nur eine leistungsstarke Bevölkerung erbringen und eine rationale Organisation staatlicher Verwaltung mobilisieren konnten. Das erwies sich in der frühen Neuzeit sowohl in monarchischen wie parlamentarischen als auch gemischten Regierungssystemen als möglich, wofür Spanien, die Niederlande und England als Beispiele stehen mögen. Verfassung und Verwaltung in Dänemark und Schweden entstammten zwar einem ähnlichen Grundmuster im Mittelalter, entwickelten sich aber in der Neuzeit unterschiedlich, ja gegensätzlich. König, Reichstag aller Stände und hochadliger Reichsrat waren in beiden Ländern die Faktoren politischer Entscheidungsfindung.
 
Dänemark war bis zur Einführung des Absolutismus 1660 ein Wahlreich. Der Reichsrat wählte den König, der in einer Handfeste die Bedingungen seiner Wahl anzuerkennen hatte. Dem Reichstag verblieb nur die Funktion der Huldigung; darüber hinaus musste er in allen Grundsatzfragen des Landes — wie etwa bei der Konfession oder bei hohen Sondersteuern — einberufen und gehört werden. Dynastische wie politische Stabilität machten — durchaus auch im Interesse des konkurrierenden Reichsrates — den Reichstag in Dänemark lange entbehrlich und verhinderten seine institutionelle Verfestigung: Er trat nach 1536 erst wieder 1570 (Finanzkrise nach dem Dreikronenkrieg) und 1627 (Finanzkrise im Dreißigjährigen Krieg) zusammen; zu Letzterem wurden die Bauern jedoch nicht mehr geladen. Hingegen sicherte sich der hochadlige Reichsrat ständige politische Mitbestimmung als oberstes Beratungsgremium des Königs und höchstes Gericht des Reiches. Mit seinem Alleinrecht auf die hohen Reichsämter (Hofmeister, Kanzler, Marschall, Admiral) behielt er maßgeblichen Einfluss auf die Zentralverwaltung. Als zentrale Behörden bestanden die Dänische Kanzlei (eine Art Innenministerium), die Deutsche Kanzlei (eine Art Außenministerium) und die Rentekammer (Vorläufer des Finanzministeriums). Die Lokalverwaltung in den Ämtern lag in den Händen des Adels. Christian III. unterwarf die adligen Amtsträger verschärfter Aufsicht, kürzte ihre Gehälter und zwang sie zu jährlicher schriftlicher Abrechnung über Einnahmen wie Ausgaben. Wenn sich die Einkünfte der Krone aus den Ämtern von 1533 bis 1574 verdreifachten, dann ist das zum einen auf die Gewinne aus der Reformation, zum anderen auf die Verwaltungsreform Christians III. zurückzuführen. Da der König zugleich den Sundzoll auf den wachsenden Ostseehandel kräftig anhob, gewann Dänemark im 16. Jahrhundert erweiterten finanziellen und damit politischen Handlungsspielraum.
 
Königswahlen hatten in Schweden den Reichstag entstehen und sich verfestigen lassen. Gustav I. Wasa erlangte 1544 durch Beschluss des Reichstages die Erblichkeit der Krone (bestätigt 1604 auch für die weibliche Nachfolge), sodass ein wesentliches Recht politischer Mitbestimmung entfiel. Doch erzwangen die dynastische Instabilität, Finanzkrisen und die Konfessionsfrage nach Gustav I. Wasa immer wieder die Einberufung des Reichstages, dem die vier Stände Geistlichkeit, Adel, Städte und Bauern mit Bergleuten angehörten. Der schwedische Frühparlamentarismus war so stark, dass er selbst eine Unterbrechung im Absolutismus des ausgehenden 17. Jahrhunderts überstehen und in der Freiheitszeit nach 1718 aktiviert werden konnte. Entsprechend schwächer — wiewohl keineswegs unbedeutend — war die Stellung des schwedischen Reichsrates. Er nahm ähnliche Funktionen wie in Dänemark wahr und besetzte ebenfalls die hohen Reichsämter: Kanzler, Drost, Marschall — später kamen der Admiral und der Schatzmeister hinzu.
 
Als Zentralbehörden gab es die Kanzlei mit einer eigenen Abteilung für deutsche und lateinische Korrespondenz (ein Innen- und zugleich Außenministerium), den Kriegsrat (eine Art Verteidigungsministerium), eine Rentekammer und eine Rechenkammer als Rechnungshof — institutioneller Ausdruck des strengen schwedischen Fiskalismus, den Gustav I. Wasa begründet hatte. Diese außerordentlich leistungsfähige Zentralverwaltung baute Gustav II. Adolf weiter aus. In der Lokalverwaltung, die sich ähnlich wie in Dänemark in Ämter und Vogteien gliederte, setzte mit Gustav I. Wasa eine grundlegende Reform ein, die den Adel verdrängte und durch bürgerliche Vögte ersetzte. Diese unterstanden strenger Kontrolle der Zentralverwaltung, hatten maximale Erträge zu erzielen und darüber jährlich schriftlich Rechnung zu legen. Stärker noch als in Dänemark gelang in Schweden eine Steigerung der Kroneinnahmen aus der lokalen Ebene, die ebenfalls auf Zugewinne durch die Reformation und auf die Verwaltungsreform zurückzuführen sind. Ergänzt durch steigende Einnahmen aus Staatshandel und Metallgewinnung wie -verarbeitung erweiterte auch Schweden seine finanziellen und politischen Optionen.
 
 Wirtschaftspolitik, Urbanisierung
 
Das frühneuzeitliche Bevölkerungswachstum in Mittel- und West- wie auch in Nordeuropa war Herausforderung und Chance zugleich. Denn die damit wachsenden Elementarbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung, Wohnung bewirkten auf der einen Seite expandierenden Austausch von Rohstoffen, Agrarprodukten und Fertigwaren über kleine wie große Entfernungen, brachten jedoch auf der anderen Seite Probleme der Versorgung und Beschäftigung mit sich, wenn zunehmende Einwohnerzahl in Überbevölkerung umschlug, wie es von etwa 1540 bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges der Fall war.
 
Dänemark und Norwegen konnten an den Gewinnen aus dem im 16. Jahrhundert wachsenden Bedarf an Agrarprodukten, Fisch und Holz teilhaben. Diese Exportgewinne kamen den Grundherren zugute — das waren in erster Linie der König und erst in zweiter Linie der Adel. Aktivitäten in Handel und Gewerbe konzentrierten sich in der Hauptstadt Kopenhagen, während die übrigen Städte meistens nicht über regionale Bedeutung hinauskamen. Frühmerkantilistische Wirtschaftsförderung begann erst unter Christian IV., der im Wesentlichen drei Ziele verfolgte: Urbanisierung, Aufbau von Manufakturen und Montanindustrie, Errichtung von Kolonien. Zahlreiche Stadtneugründungen sollten — wie die Erweiterung und Befestigung der Hauptstadt Kopenhagen — die militärische Sicherheit und nichtagrarischen Erwerb fördern; als wichtigste Beispiele sei auf Christianstad in Schweden (1614), Glückstadt an der Elbe (1616) und Christiansand in Norwegen (1641) verwiesen. In Norwegen hatte die Suche nach Bodenschätzen Erfolg, die Entdeckung von Silbererz 1624 führte zur Gründung der Bergstadt Kongsberg, wo später auch Eisen verarbeitet wurde. Textilmanufakturen entstanden mit staatlicher Hilfe in Kopenhagen seit 1605, 1620 sogar eine Seidenmanufaktur. Handelskompanien sollten den Fernhandel erweitern. Als berühmteste ist die dänische Ostindische Kompanie von 1616 zu nennen, die bereits 1618 eine erfolgreiche Expedition nach Indien und Ceylon durchführte. Die staatliche Wirtschaftsförderung wurde während der Kriege Christians IV. — 1611 bis 1613 gegen Schweden und 1625 bis 1629 gegen kaiserliche Truppen — unterbrochen, sodass die wirtschaftliche Modernisierung im Sinne der gezielten Ausweitung nichtagrarischer Aktivitäten in Ansätzen stecken blieb.
 
Die schwedische Wirtschaftsstruktur war vielfältiger als die dänische, die wirtschaftspolitischen Ziele jedoch ähnlich. Seit dem Mittelalter exportierte man auch Holz und Bergbauprodukte (Eisen, Kupfer). Eisen, eines der wichtigsten Exportprodukte, wurde als Halbfabrikat ausgeführt, bis im frühen 16. Jahrhundert die Weiterverarbeitung zu Stangeneisen in wassergetriebenen Hammerwerken aufkam. Stangeneisen war eine Art Stahl, der auf dem europäischen Markt hohe Preise erzielte. Gustav I. Wasa förderte den Bau von Hammerwerken und ließ auch eigene errichten. Besonderen Bergsegen bescherte dem König die 1510 entdeckte Silbergrube Sala. Steigende Preise auf dem europäischen Markt sowie verbesserte Bergbautechnik führten um 1570 zu einem bedeutenden Aufschwung in der Kupferproduktion. Im 17. Jahrhundert avancierte Schweden — mit niederländischer Hilfe — zu einem bedeutenden Rüstungsfabrikanten und schuf damit eine Voraussetzung für seine militärischen Erfolge.
 
Im Zusammenhang mit der Ausweitung der Aktivitäten in Handel und Gewerbe betrieb Schweden seit dem frühen 17. Jahrhundert eine konsequente Urbanisierungspolitik durch Neugründung von Städten. Als erfolgreiche Beispiele seien die Handelsstadt Göteborg (1603/19) und die Bergbaustadt Falun (1618) genannt, ebenso der repräsentative Ausbau der Hauptstadt Stockholm.
 
 Militärsystem, Außenpolitik
 
Im frühneuzeitlichen Europa entschieden zunehmend große Söldnerheere über das Kriegsglück. Dänemark setzte in seinen eher seltenen militärischen Konflikten auf dieses neue, aber enorm teure Instrument, während Schweden es möglichst mied und aus Kostengründen ein Verteidigungswerk mit einheimischen Rekruten aufbaute, das im 17. Jahrhundert im »Einteilungswerk« eine feste Form fand. Die Regimenter wurden nach Landschaften aufgestellt, indem die Dörfer Rekruten stellten und sie mit Kleinbauernstellen versorgten. Im Frieden verursachte dieses stehende Heer so gut wie keine Kosten, im Krieg wurde es von Schweden aus versorgt und wesentlich geringer besoldet als geworbene fremde Truppen. Zwar ließ die militärische Leistungskraft noch zu wünschen übrig, aber Gustav II. Adolf schaffte es, mit einer am niederländischen Vorbild orientierten Heeresreform diesen Nachteil auszugleichen. Das zugleich kostengünstige und krisenfeste schwedische Militärsystem war dem dänischen schließlich überlegen, wie der Ausgang ihres Konkurrenzkampfes um die Ostseeherrschaft zeigen sollte.
 
Hatten Christian III. und Gustav I. Wasa in der Grafenfehde 1533 bis 1536 den abgesetzten Unionskönig Christian II. noch gemeinsam abgewehrt, gerieten ihre Söhne im Kampf um den Gewinn baltischer Provinzen (1559 Ösel und Kurland dänisch, 1561 Estland und Reval schwedisch) in den Dreikronenkrieg (1563—70), den der Friede von Stettin unentschieden beendete. Schweden setzte seinen Kampf gegen Russland mit beachtlichen Gebietsgewinnen fort (1570—83, 1590—95, 1609—17). Dänemark hingegen hielt sich Jahrzehnte zurück und führte erst 1611 bis 1613, nach Konflikten um das nördliche Norwegen, den siegreichen Kalmarkrieg gegen Schweden. Hier bewährten sich die geworbenen Söldnertruppen Christians IV. gegenüber der Rekrutenarmee des jungen Gustav II. Adolf, und die Schweden abverlangte Kriegsentschädigung enthob den Sieger Dänemark aller Kosten. Doch sollte sich das Blatt wenden. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt Christian IV. als Kreisobrist des Niedersächsischen Reichskreises 1625 bis 1629 mit Söldnertruppen empfindliche Niederlagen und musste im Frieden von Lübeck 1629 sein Ausscheiden aus dem Kampf um Norddeutschland besiegeln. Dagegen konnte Gustav II. Adolf das schwedische Heer nach gründlicher Reform 1621 bis 1629 erfolgreich gegen Polen führen; er trat 1630 seinen unerwarteten und bestaunten Siegeszug in Deutschland an. Er fiel bereits 1632, sodass die politische Umsetzung seiner militärischen Erfolge dem schwedischen Kanzler, Axel Oxenstierna, oblag. Seit 1635 mit Frankreich verbündet, behauptete sich Schweden im Dreißigjährigen Krieg und erlangte im Westfälischen Frieden 1648 beachtliche Landgewinne. Noch im Rahmen des großen Krieges überfiel die schwedische Armee unter General Lennart Torstenson 1643 Dänemark, verdrängte es aus Bremen und Verden und erzwang im Frieden von Brömsebro 1645 weitere Gebietsabtretungen. Schwedens Überlegenheit, gestärkt durch ein enges Bündnis mit Schleswig-Holstein-Gottorp, blieb unumkehrbar und gipfelte mit weiteren Gebietsgewinnen im 1. Nordischen Krieg (1655—60) in den Friedensschlüssen von Roskilde 1658 und Kopenhagen 1660. Dänemark war auf den zweiten Rang im Norden verwiesen.
 
Prof. Dr. Kersten Krüger
 
Weiterführende Erläuterungen finden Sie auch unter:
 
Dänemark, Schweden und Russland: Im Kampf um den Norden
 
Grundlegende Informationen finden Sie unter:
 
Wikinger: Im Drachenboot zu fernen Ufern
 
Literatur:
 
Berner, Felix: Gustav Adolf, der Löwe aus Mitternacht. Taschenbuchausgabe München 1985.
 
Die dänische Reformation vor ihrem internationalen Hintergrund. Das wissenschaftliche Symposium zum 450-Jahres-Jubiläum der Reformation in Dänemark, herausgegeben von Leif Graneund Kai Hørby. Göttingen 1990.
 Imhof, Arthur Erwin: Grundzüge der nordischen Geschichte. Darmstadt 21985.
 Krüger, Kersten: Urbanisierung in Skandinavien im 17. Jahrhundert, in: Recht und Alltag im Hanseraum. Gerhard Theuerkauf zum 60. Geburtstag, herausgegeben von Silke Urbanski u. a. Lüneburg 1993.
 Nielsen, Axel: Dänische Wirtschaftsgeschichte. Jena 1933.


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