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BRACHE: EIN AGRARPOLITISCHES INSTRUMENT

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Brache: Ein agrarpolitisches Instrument
 
Der Begriff »Brache« hat seine Wurzel im althochdeutschen Wort »brhhā«, das Brechen, und bezeichnete zunächst speziell das erste Umbrechen des Bodens, wie es für die traditionelle Dreifelderwirtschaft typisch war. Ein Drittel der Flur blieb nach der Ernte, etwa als Stoppelweide, liegen und wurde erst im darauf folgenden Juni umgepflügt und für die Wintersaat vorbereitet. Daher wird der Juni in manchen Gegenden auch Brachet oder Brachmonat genannt.
 
 Die Entwicklung der Brachen
 
Rotationsbrachen der Dreifelderwirtschaft waren noch bis in die 1950er-Jahre ein fester Bestandteil der mitteleuropäischen Landwirtschaft. Sie dienten einer auf Eigenversorgung abzielenden Bewirtschaftung zur Sicherung der Bodenfruchtbarkeit sowie zur Kontrolle von Schädlingsbefall und Verunkrautung. Mit dem zunehmenden Düngereinsatz, der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln, der Verbesserung der Sorten und dem ökonomischen Zwang zur Rationalisierung und Intensivierung verloren die Rotationsbrachen in den Industrieländern jedoch an Bedeutung.
 
Ab den 1960er-Jahren lagen Flächen aus primär ökonomischen Gründen brach. Denn ursprünglich landwirtschaftlich genutzte Flächen konnten unter den gegebenen volks- und betriebswirtschaftlichen Bedingungen nicht mehr kostendeckend bewirtschaftet werden, sei es aufgrund ungünstiger Standortbedingungen, wie zum Beipiel Hanglagen oder schlechte Böden, sei es, dass der Besitz zersplittert oder zu klein für eine rationelle Bewirtschaftung war. Allerdings blieben solche Grenzertrags- und Strukturbrachen, das heißt aufgrund strukturbedingter Nutzungserschwernisse entstandene Stilllegungsflächen, bis Anfang der 1970er-Jahre eine Randerscheinung. Die Kulturlandschaft Mitteleuropas wurde nahezu vollständig genutzt, und nur schmale Streifen oder Winkel am Rande der bewirtschafteten Flächen lagen brach. Ab Mitte der 1970er-Jahre änderte sich das Bild, als sich außerhalb des Agrarsektors zunehmend sowohl lukrativere als auch weniger mühsame Beschäftigungsmöglichkeiten boten, was zur Aufgabe der Bewirtschaftung und damit zur Entwicklung von Sozialbrachen führte. In Stadtnähe wurde die agrarische Nutzfläche zudem zu Bauerwartungsland.
 
Die Tendenz zur Flächenstilllegung unter Rentabilitätsgesichtspunkten ist schließlich noch einmal durch den Wegfall der Schutzzölle im Agrarbereich als Resultat der GATT-Verhandlungen und durch die Kontrolle der Welthandelsorganisation verstärkt worden. In der Folge hat sich die EU gezwungen gesehen, nun auch politisch die Aufgabe von Agrarflächen zu forcieren, da in der EU produzierte Agrargüter größtenteils zu teuer und deshalb nicht mehr konkurrenzfähig waren. Gleichzeitig ist die Überproduktion von vielen Agrargütern in der EU heute immer noch so hoch, dass Flächenstilllegungen auch ein Mittel zum Abbau großer Vorräte agrarischer Güter sind.
 
So hat der Brachflächenanteil in der EU in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Dabei ist die Flächenstilllegung regional unterschiedlich ausgefallen. Dies hängt mit der regionalen Verschiedenheit der Ertragsfähigkeit der Böden und den regional unterschiedlichen Klimaten zusammen. In landwirtschaftlichen Ungunstgebieten in Deutschland prognostiziert man einen Rückgang der Agrarflächen um 50 Prozent und mehr. Dies wirft mit Blick auf die ländlichen Räume viele neue Fragen auf: Welche Erwerbsmöglichkeiten haben die ehemals von der Landwirtschaft lebenden Menschen jetzt? Wie kann man die Infrastruktur in diesen Gebieten verbessern? Welche Auswirkungen hat das dauerhafte Brachfallen der ehemals landwirtschaftlichen Nutzflächen auf die Bodenbeschaffenheit und das Landschaftsbild? Sind Brachen letztlich ökologisch sinnvoll?
 
 Veränderung der Bodenqualität
 
Die zunehmenden Flächenstilllegungen sollen nun nicht nur zu einer Reduzierung der Produktion von Agrargütern dienen, sondern es soll auch eine weitere Schädigung unserer natürlichen Lebensgrundlagen verhindert werden. Brachen sind damit auch zu verstehen als umweltpolitische Maßnahme angesichts der Negativfolgen einer zunehmenden Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion für die Umwelt: Es kommt auf den landwirtschaftlich bewirtschafteten Acker- und Grünlandflächen zu starken Abflussschwankungen; die Düngung belastet die Gewässer und das Grundwasser zum Teil erheblich. Die Bewirtschaftungsformen führen zu einer Dezimierung sowohl der Artenvielfalt der Tiere wie auch der Pflanzen; zudem werden Ackerflächen vergleichsweise stark erodiert.
 
Unterbleiben Bodenbearbeitung und Düngung jedoch, so tritt eine Zunahme des Humusvorrats ein, denn beim Abbau der Streu wird generell das Gleichgewicht zwischen Mineralisierung und Humifizierung zugunsten Letzterer verschoben. Unter ungünstigen Bedingungen wie einem sauren pH-Wert der Erde oder Luftmangel schreitet die Entwicklung zum Auflagehumus, dieser an der Bodenoberfläche angereicherten Lage von abgestorbenem und mehr oder weniger zersetztem und umgewandeltem Pflanzenmaterial, allerdings sehr langsam voran. Wenn Acker- oder Grünflächen brachliegen, vermehrt sich in der Regel die organische Substanz im Boden, weil die gesamt gebildete Biomasse am Standort verbleibt und die Abbauprozesse sich ohne Bodenbearbeitung verlangsamen. Im Fall von Dauerbrachen kann eine Zunahme der organischen Kohlenstoffvorräte sowie ein Anstieg des Stickstoffgehalts der Böden beobachtet werden, wobei sich diese Tendenz bei natürlicher Begrünung der Brachflächen noch verstärkt.
 
 Entwicklung des pH-Werts und der Nährstoffverfügbarkeit
 
Wenn die Böden nicht regelmäßig gekalkt werden, ist nach wenigen Jahren damit zu rechnen, dass der pH-Wert sinkt. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die eingetragenen und intern produzierten Säuren nicht mehr durch Kalk und Silicatverwitterung gepuffert werden, sondern es durch eine Kationenauswaschung, vor allem von Calcium und Magnesium, zu einer Anreicherung von Wasserstoffionen in der Bodenlösung kommt. So wurde zum Beispiel nach 20-jähriger Brache im Oberboden von Braunerden ein Rückgang der beiden Elemente in der Bodensättigung von 60 auf 36 Prozent festgestellt; analog lagen die pH-Werte der Böden junger Brachen bei 4,9, die der ältesten bei 3,6. In stau- und grundwassergesättigten Böden ist die Auswaschung verlangsamt, wes- halb allenfalls eine verzögerte Absenkung des pH-Werts eintritt, die sich auf die Humusdynamik, aber auch auf die Mobilisierung von Schwermetallen, insbesondere von Cadmium und Zink, auswirkt.
 
Die Veränderungen des Säure- und Nährstoffstatus von brachliegenden Böden ist bislang fast ausschließlich für Dauerbrachen untersucht worden, da in Fruchtfolgesystemen mit Rotationsbrachen die regelmäßigen Kalk- und Düngergaben die Bracheeffekte kompensieren. Bleibt die Kalkzufuhr jedoch aus, so führt die damit verbundene Versauerung der Böden nicht zuletzt zu einer Mobilisierung von Mangan, Aluminium, Eisen, Kupfer und anderen Spurenelementen. In der Folge nimmt die Phosphatverfügbarkeit im Boden ab, da die Phosphate mit Aluminium, Eisen und Mangan schwer lösliche Verbindungen eingehen und überdies durch die akkumulierenden organischen Substanzen immobilisiert werden. Diese Abnahme von verfügbarem Phosphat ist einer der stärksten Effekte bei der Brachlegung von Acker- oder Grünland.
 
Eine relativ kurzzeitige Bodenversauerung kann auch durch den Anbau von Leguminosen (Hülsenfrüchtler) als Zwischenfrucht auftreten. Denn bei der Mineralisation des eingearbeiteten Pflanzenmaterials durch Nitrifikation und eine anschließende Nitratauswaschung werden große Säuremengen freigesetzt. Noch stärkere Versauerungen sind nach Grünlandumbrüchen zu beobachten. Dabei entstehen durch Nitrifikation und Oxidation organische Schwefelsäureverbindungen, deren Auswirkungen auf den pH-Wert teilweise jedoch wieder durch die beim Abbau der organischen Substanz frei werdenden Basen abgepuffert werden oder durch Kalkungen neutralisiert werden können.
 
 Der Wasserhaushalt der Brachen
 
Die Wasserbilanz der Böden hängt, gleiche Standortbedingungen vorausgesetzt, wesentlich von ihrem Pflanzenbestand ab. Denn mit schwindender Vegetationsbedeckung nehmen Oberflächenabfluss und Versickerung zu. Betrachtet man allein Ersteren, so verstärkt sich dieser vom Nadelwald über den Mischwald, das Grünland, die selbstbegrünte Brache und die Äcker bis hin zur Schwarzbrache, wodurch die Gefahr erosiver Prozesse steigt. Zudem ist kurzzeitig mit einer zunehmenden Verschlämmung des Oberbodens und dessen Verkrustung zu rechnen, da die Bodenbearbeitung und der Einsatz von Maschinen bei der Brache entfallen. Längerfristig aber führt die Bodenruhe zu einer Verminderung der Bodenverdichtung und einer Verbesserung des Bodengefüges bei gleichzeitiger oder bald folgender intensiver Durchwurzelung, die sich, isoliert betrachtet, positiv auf die Wasserbilanz auswirkt.
 
Was die Sickerwasserbildung betrifft, so wird häufig nach dem Brachlegen von Acker- oder Grünland erwartet, dass sich diese erhöht. Denn der Wasserverbrauch der Brachevegetation ist geringer als der der Kulturpflanzen auf intensiv bewirtschafteten Feldern. Die Forschung spricht sich deswegen beispielsweise für einen Erhalt der Almweiden aus, da man befürchtet, dass sich bei einem Brachfallen der Weiden nicht nur die Erosions-, sondern auch die Hochwassergefahr verschärfen würde, zumal es bei feuchten Wiesen in Hanglagen nach dem Brachfallen zu einer Erhöhung der Vernässung kommt. Dies würde wiederum eine Verstärkung des Oberflächenabflusses nach sich ziehen, der bei einer Hangneigung von acht Grad und mehr zu einer Erosion führen kann, die tiefe Rinnen in den Untergrund schneidet.
 
Allerdings verstetigt sich der Wassereintrag unter Brachland, was sich wiederum positiv auf den Hochwasserschutz auswirkt. Auch die Trinkwassergewinnung profitiert von dieser Entwicklung, die sich freilich bei Verbuschung und Verwaldung des Brachlandes längerfristig wieder umkehrt, da mehr Wasser von der Vegetation aufgenommen und gespeichert wird. Unter Verwendung von Felddaten und Simulationsmodellen wurde für sandige Böden einer bestimmten Region sogar eine im Vergleich zum Ackerland um bis zu 90 Millimeter pro Hektar niedrigere Grundwasserneubildung unter Grünland ermittelt, was manche Wissenschaftler unter anderem auf eine erhöhte Interzeptionsverdunstung, das heißt eine größere Verdunstung an den Blättern und Zweigen der Pflanzen, zurückführen. Sie, so die Interpretation der Forscher, sei eine Folge der ganzjährigen Bodenbedeckung. Lysimeter-Versuche bestätigen diese Theorie. Man stellte für einen bestimmten Lehmboden die geringsten Sickerraten unter ungedüngtem, unbeschnittenem Gras fest (43 Prozent); unter Grünland und unter Getreide waren die Sickerraten gleichmäßig höher (47 Prozent). Dabei sind die Unterschiede allgemein betrachtet im Falle grundwassernaher Felder größer als bei grundwasserfernen.
 
 Wann sind Brachen ökologisch sinnvoll?
 
Als Beitrag etwa zur Humusneubildung, zur Sicherung der Trinkwassergewinnung oder zum Hochwasserschutz können Brachen demnach durchaus eine ökologische Bereicherung darstellen. Dabei sind unter Umweltaspekten nicht mit Gräser- und Buschvegetation bewachsene Flächen, sondern Wälder am vorteilhaftesten. Also läge es nahe, die endgültig brachgefallenen Flächen, das heißt die Flächen, die in absehbarer Zeit nicht mehr landwirtschaftlich bewirtschaftet werden, aufzuforsten, zumal dem Wald aufgrund seiner Wasserspeicherkapaziät in Trockenperioden eine wichtige Bedeutung zukommt. Aus ökonomischer Sicht ist es sinnvoll, die Flächen entweder extensiver zu bewirtschaften als bisher, zum Beispiel als Wiesen, oder sie mit Fichte, Kiefer oder Pappel im Reinbestand aufzuforsten. Dass gerade die Waldmonokulturen allerdings wiederum äußerst anfällig auf Schädlingsbefall reagieren, ist dabei ein sehr großes Risiko.
 
Mit Blick auf die nur vorübergehend brachliegenden Flächen kann allein standortabhängig entschieden werden, wie die jeweilige Brache angelegt werden muss, um ökologisch wie ökonomisch sinnvoll zu sein. Da bei diesen zeitweisen Brachen zumeist Zwischenfrüchte wie Leguminosen angebaut werden oder Grasflächen entstehen, muss zum Beispiel fallweise festgelegt werden, wie stark man trotz Brache noch von außen eingreift, um während der Stilllegungszeit die sowohl aus der Sicht der Ertragsoptimierung einer späteren Nutzung wie auch aus der Sicht der Umweltentlastung vorteilhafteste Wirkung zu erzielen. Oft wird es dabei eingehender Feldversuche bedürfen, um dieses Optimum zu ermitteln, da zahlreiche spezifische Eigenschaften eines Standorts erst ermittelt werden müssen.
 
Prof. Dr. Hans-Dieter Haas
 
Grundlegende Informationen finden Sie unter:
 
Monokultur: Ökologische und wirtschaftliche Risiken
 
Literatur:
 
Arnold, Adolf: Allgemeine Agrargeographie. Gotha u. a. 1997.
 
Bodennutzung und Bodenschutz, herausgegeben von Hans Joachim Fiedler. Basel u. a. 1990.
 Borcherdt, Christoph: Agrargeographie. Stuttgart 1996.
 Eckart, Karl: Agrargeographie Deutschlands. Agrarraum und Agrarwirtschaft Deutschlands im 20. Jahrhundert. Gotha u. a. 1998.
 
Land- und Forstwirtschaft in Deutschland. Daten und Fakten 1999, heraugegeben vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Bonn 1999.
 Nisbet, Euan G.: Globale Umweltveränderungen. Ursachen, Folgen, Handlungsmöglichkeiten. Klima, Energie, Politik. Aus dem Englischen. Heidelberg u. a. 1994.
 
Der Öko-Atlas, herausgegeben von Joni Seager. Aus dem Englischen. Neuausgabe. Bonn 1995.
 Sick, Wolf-Dieter: Agrargeographie. Braunschweig 31997.
 
Westermann-Lexikon Ökologie & Umwelt, herausgegeben von Hartmut Leser. Braunschweig 1994.
 Monheim, Heiner / Monheim-Dandorfer, Rita: Straßen für alle. Analysen und Konzepte zum Stadtverkehr der Zukunft. Hamburg 1990.


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