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BERGBAU

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Bergbau: übersetzung

Kohleabbau

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Berg|bau ['bɛrkbau̮], der; -[e]s:
industrielle Gewinnung nutzbarer Bodenschätze:
es gibt immer weniger Arbeitsplätze im Bergbau.

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Bẹrg|bau 〈m.; -(e)s; unz.〉 gewerbl. Gewinnung, Abbau von Bodenschätzen

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Bẹrg|bau , der <o. Pl.>:
systematische Gewinnung von Bodenschätzen.

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Bergbau,
 
die Gesamtheit aller Unternehmungen zur Aufsuchung und Gewinnung von Bodenschätzen (Gewinnungsbergbau), daneben heute auch zur Wiedernutzbarmachung und Verwahrung stillgelegter Bergbauanlagen (Sanierungsbergbau) und zur umweltverträglichen Verbringung (Deponie, Endlagerung) von Reststoffen und Abfällen (Entsorgungsbergbau); die zugehörigen Betriebe sind Bergwerke, Gruben oder Tagebaue beziehungsweise Deponien oder Endlager. Der Gewinnungsbergbau erstreckt sich auf Steinkohle, Braunkohle, Torf, Erdöl, Erdgas, auf Erze aller Metalle, Kali- und Steinsalz, Edelsteine sowie Steine und Erden aller Art.
 
 Technik
 
Der Gewinnungsbergbau setzt gewöhnlich die Suche nach Lagerstätten (Prospektion) und deren sorgfältige Untersuchung (Exploration) zur Ermittlung der Vorratsmenge und Prüfung der Bauwürdigkeit voraus.Zur Ermittlung der Vorratsmenge ist die Sichtbarmachung des Lagerstätteninhaltes an einer genügenden Anzahl von Punkten, sei es durch Kernbohrungen, Schürfgräben oder -schächte oder Untersuchungsstrecken sowie durch geophysikalische Verfahren, notwendig.
 
Je nach Tiefenlage werden feste Rohstoffe im Tagebau oder im Untertagebau (Tiefbau) beziehungsweise in Kombination beider abgebaut. Am Beginn des Bergbaus steht die Erschließung der Lagerstätte mit Stollen oder Schächten für den Untertagebau (Ausrichtung) oder durch Beseitigen des Abraumes (Aufschluss) im Tagebau und die Einteilung der Lagerstätte in technisch beherrschbare und wirtschaftlich gewinnbare Abschnitte. Im Untertagebau werden zum weiteren Aufschluss der Lagerstätte vom Schacht aus in verschiedene Horizonten (Sohlen) Systeme horizontaler Strecken (Querschläge, Richtstrecken) aufgefahren, die durch Aufhauen oder Abhauen beziehungsweise Blindschächte vertikal verbunden werden. Alle diese Grubenbaue liegen meist im Nebengestein, um sie weitgehend den Auswirkungen des Abbaus zu entziehen.
 
Die Vorrichtung teilt mit ihren Grubenbauen (Strecken, Auf- und Abhauen) die Lagerstätte in Abhängigkeit vom anzuwendenden Abbauverfahren in gewinnbare Abschnitte ein. Die Grubenbaue der Aus- und Vorrichtung müssen die Wetterführung, Wasserhaltung, Förderung von Mineralen und Material, Energieversorgung und die Fahrung der Bergleute gewährleisten. Die Lage, Form und Größe der Grubenbaue wird durch ihre Aufgaben und durch die Art und Mächtigkeit der Lagerstätte und des Nebengesteins sowie vom gewählten Abbauverfahren bestimmt.
 
Eine wirtschaftliche Rohstoffgewinnung erfordert im Tage- und Untertagebau eine weitgehende Mechanisierung der Gewinnungs-, Förder-, Sicherungs- u. a. Nebenarbeiten mit leistungsstarken und in ihren Dimensionen auf die Lagerstättenverhältnisse angepassten Ausrüstungen wie Bagger, Band- und Kettenförderer, Bohrwagen, Kohlehobel, Lade- und Transportfahrzeuge usw.
 
Die Gewinnung ist das Herauslösen von anstehendem Gestein beziehungsweise Wertstoffen aus dem Gebirgsverband beim Abbau der Lagerstätte und beim Auffahren der Grubenbaue durch natürlichem Bruch, Graben, Gesteinsbohren, Sprengen, Schneiden, Schrämen, Brechen, Solen von Salzen und Laugen von Erzen (bakterielle Erzlaugung). Das gewonnene Material wird mit den Einrichtungen der Abbauförderung gefördert. Im Steinkohlenbergbau werden dafür Kettenkratz- und Bandförderer und im Erz- und Salzbergbau heute vorwiegend gleislose Lade- und Fördergeräte (LHD-Technik) verwendet. In der Zwischenförderung erfolgt das Bunkern und Dosieren der Förderströme, das Brechen auf geeignete Stückgrößen und das Überwinden von Niveaudifferenzen zur anschließenden Streckenförderung. Höhenunterschiede zur Streckenförderung werden dabei meist zur Schwerkraftförderung in Rolllöchern (senkrecht oder stark geneigte, oftmals gebohrte Verbindungen von Sohlen), über Wendeln in Blindschächten und in Bunkern genutzt. Der Weitertransport zum Schacht über meist größere Entfernungen erfolgt in der Hauptstreckenförderung mittels Bandanlagen oder Lokomotivförderung, die meist zentral gesteuert beziehungsweise automatisiert betrieben werden. Fördereinrichtungen für Ausrüstungen, Material und Mannschaft müssen Transporte im Bergwerk zum und vom Schacht ausführen. Die Schachtförderung hebt das Fördergut in Gestellen und Gefäßen nach über Tage, wo in der Aufbereitung aus der Rohkohle, dem Roherz oder dem Rohsalz marktfähige Produkte erzeugt werden. Mit der Gestellförderung wird im Schacht auch der Transport von Ausrüstungen und die Seilfahrt der Belegschaft in beide Richtungen ausgeführt.
 
 Wirtschaft
 
In der Wirtschaftsstatistik umfasst der Gewinnungsbergbau als Produzent von Rohstoffen für die Energiewirtschaft und die gewerbliche Produktion u. a. den Kohlen-, Erz-, Kali- und Steinsalzbergbau sowie die Erdöl- und Erdgasgewinnung. Er zeichnet sich durch eine hohe produktspezifische Wertschöpfungsrate aus, die häufig bis nahe an 100 % reicht (z. B. bei Kalidünger, Dachschiefer oder Kohle als Hausbrand). In der Weltrangliste der Förderländer liegt der deutsche Bergbau mit Braunkohle auf Platz 1, mit Kali- und Steinsalz jeweil auf Platz 3 und mit Steinkohle trotz massiver Schrumpfung noch auf Platz 13. Die Zahl der Beschäftigten beträgt gegenwärtig etwa 129 000. Ein wichtiger Zweig des Bergbaus in Deutschland ist der nicht in allen Bundesländern der Bergaufsicht unterstellte Steine-und-Erden-Bergbau mit jährlich etwa 800 Mio. t geförderten Sanden, Kiesen, Schottern, Tonen, Kalk- und Natursteinen. Der Kohlebergbau mit großen Steinkohlenvorkommen in den Revieren an Rhein, Ruhr und Saar sowie bedeutenden Braunkohlenvorkommen im Rheinland, in Mitteldeutschland, in der Lausitz und bei Helmstedt umfasst eine Steinkohlenförderung (Tiefbau) von 39,5 Mio. t (1999) und eine Braunkohlenförderung (Tagebau) von 161,2 Mio. t (1999) bei rd. 3,5 Mrd. t Steinkohle beziehungsweise rd. 844 Mio. t Braunkohle Weltjahresförderung (1999). Kennzeichnend für den deutschenBergbau ist eine moderne Technik, die als Exportgut weltweit gefragt ist. Die Absatzschwäche für Kalidüngemittel auf dem Weltmarkt führte auch bei der exportorientierten deutschen Kaliindustrie zu einem Förderrückgang von (1989) 6,1 Mio. t Kaliumoxid, K2O, auf (1999) 3,5 Mio. t K2O, bei 24,8 Mio. t K2O Weltkaliproduktion (1999). Der über 1 000 Jahre mit weltweiter Bedeutung in Deutschland betriebene Erzbergbau wurde 1993 vollständig eingestellt, obwohl z. B. auf dem Gebiet der neuen Bundesländer von 1945 bis 1990 mit 220 000 t Uran die drittgrößte Gesamtförderung in der Welt erreicht wurde. Der deutsche Bergbau ist gegenwärtig u. a. durch umfangreiche und staatlich finanzierte Sanierungsarbeiten in ehemaligen Bergbaugebieten des Uranbergbaus, des Kalibergbaus und Braunkohlenbergbaus in den neuen Bundesländern gekennzeichnet (Bewältigung von Altlasten). Dabei werden u. a. auch ehemalige Kalibergwerke für eine umweltfreundliche Entsorgung von Sonderabfällen bei sicherem Verschluss gegenüber der Biosphäre genutzt.
 
In Österreich entfällt etwas weniger als 1 % der industriellen Produktion auf den Bergbau, in dem rd. 5 000 Personen beschäftigt sind, v. a. in den Bereichen Braunkohlenbergbau sowie Erdöl- und Erdgasgewinnung.
 
Die Weltförderung im Bergbau hat bis Anfang der 1980er-Jahre generell zugenommen, jedoch mit kleineren Zuwachsraten als in den wachstumsstarken Nachkriegsjahren. Seitdem gingen allerdings für einige Rohstoffe die Förderumfänge zurück, z. B. für Uran von 40 000 t (1984) auf 37 500 t (1999) und für Kalidüngemittel von 29,3 Mio. t K2O (1984) auf 24,8 Mio. t K2O (1999). Weltweit wurden 1999 folgende Mengen (Mio. t) an Bodenschätzen gefördert: Steinkohle 3 507, Braunkohle 843,6, Eisenerz 881,3, Kupfererz 12,3, Bleierz 3,3, Zinkerz 7,5, Zinnerz 0,2, Erdöl 3 452,2, Erdgas (Mrd. m3) 2 360,9.
 
Seit Mitte der 1980er-Jahre wachsen im Weltbergbau durch die erhöhte Globalisierungsintensität reale Rohstoffexporte schneller als die Produktion. Anfang der 90er-Jahre kam es durch den Zerfall des osteuropäischen Wirtschaftssystems zu Preisstürzen auf dem Rohstoffmarkt. Bedingt durch die sozialen Unterschiede in den Bergbau treibenden Ländern, durch unterschiedliche Erschließungsgrade der Naturressourcen und eine sehr differenzierte Umweltpolitik in diesen Ländern verlagert sich das Bergbaugeschehen immer mehr von den führenden Industrienationen weg in Richtung Entwicklungsländer.
 
 Soziales
 
Wegen der Schwere seines Berufs wird dem Bergmann seit jeher eine Sonderstellung auch im sozialen Bereich eingeräumt. Die gesetzlichen, tarifvertraglichen und betrieblichen Sozialleistungen sind im Bergbau vergleichsweise hoch. Dies gilt besonders für den Bereich der Unfallversicherung und der Unfallverhütung. In der knappschaftlichen Rentenversicherung gibt es neben Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsrenten die Rente für Bergleute (§ 45 SGB VI, frühere Bezeichnung Bergmannsrente). Sie soll als Ausgleich für die Minderung des Lohnes dienen, die ein Bergmann erleidet, wenn er wegen Krankheit oder anderer Gebrechen oder Schwäche nicht mehr in der Lage ist, die bergmännische Arbeit zu verrichten und sich gezwungen sieht, eine leichtere, geringer bezahlte Tätigkeit aufzunehmen. Weiter gehören zu den sozialen Leistungen u. a.: die steuer- und sozialversicherungsfreie Bergmannsprämie für jede unter Tage gefahrene Schicht, die Förderung des Bergarbeiterwohnungsbaus, staatliche Hilfen beim Berufswechsel sowie weitgehende Leistungen nach »Sozialplänen« zur Vermeidung sozialer Härten beim Abbau von Arbeitsplätzen im Bergbau.
 
 Geschichte
 
Bereits in der Altsteinzeit begann der Mensch, durch bergmännische Arbeit die für seine Existenz notwendigen Rohstoffe zu gewinnen. Die vermutlich ältesten Bergwerke der Erde (Schächte und Gräben in geringer Tiefe) wurden in der Nähe des oberägyptischen Dorfes Nazlet Khater, rd. 50 km südlich von Assiut, gefunden; sie stammen aus der Zeit um 30 000 v. Chr. In Europa ist der Bergbau auf Steinmaterial, zunächst nur in der Form des Tagebaus, seit der Mittelsteinzeit belegbar. Auch in der Jungsteinzeit wurden Felsgestein und Obsidian zunächst nur obertägig gewonnen; auf diese Weise ließ sich jedoch bergfrischer Feuerstein als wichtiges Rohmaterial nicht in ausreichenden Mengen gewinnen. Daher setzte in der späten Jungsteinzeit der untertägige Bergbau auf dieses Material ein (besonders in Jütland, Polen, Belgien, Frankreich, Bulgarien), dessen Methoden grundsätzlich denen der Neuzeit entsprachen: Von vertikalen Schächten aus wurden die Material führenden Schichten in zum Teil breiten, nur durch ausgesparte Pfeiler gestützten Weitungen abgebaut. Ungelöste Probleme der Luftzu- und Wasserabführung setzten diesem Abbau enge Grenzen. Immerhin entstanden Bergbauzentren, deren Produkte bis in Entfernungen von 1 000 km zu verfolgen sind. In der Bronzezeit wurde besonders Kupfererz benötigt, das meist in harte Gesteine eingelagert ist. In den alpinen, beskidischen und balkanischen Erzlagerstätten konnte es zum Teil obertägig in Bingen abgebaut werden. Zur gleichen Zeit wurde in den Gebieten der nordwesteuropäischen, südskandinavischen, polnischen und ungarischen Kreidevorkommen der Flint durch Schachtabteufungen bergmännisch abgebaut. In der Urnenfelderzeit war der untertägige Bergbau hoch entwickelt; so wurde z. B. das Muttergestein durch Erhitzen und Abschrecken brüchig gemacht, um es abbauen zu können. Für die Eisenzeit ist der Bergbau auf Steinsalz am besten bekannt (Hallein, Hallstatt). Die Stollen erreichten beachtliche Tiefen. Eisenerz scheint hingegen zunächst nur obertägig gewonnen worden zu sein, z. B. als Raseneisenerz. Im Orient war untertägiger Bergbau im Schachtbetrieb seit etwa 3000 v. Chr. weit verbreitet; v. a. in Syrien, Palästina und auf der Sinaihalbinsel wurde Kupfer gewonnen, in Nubien Gold; in Kleinasien bauten besonders die Hethiter im 14. Jahrhundert v. Chr. Eisenerz ab. Spätestens im 2. Jahrtausend v. Chr. wurde Zypern führend im Kupferbergbau. Die Silber-, Blei-, Zink- und Kupfergruben von Laurion in Attika waren die Grundlage für die Machtstellung Athens, die Silber- und Zinnlagerstätten in Spanien bildeten die Basis für die wirtschaftliche Existenz zunächst Karthagos, später Roms. Mit den Zinngruben in Irland und Cornwall standen die Mittelmeerländer in enger Handelsbeziehung. Die antiken Bergwerke wurden entweder vom Staat selbst betrieben oder an Unternehmer verpachtet. So wie im Römischen Reich wurden in der Regel Sklaven oder Sträflinge als Arbeitskräfte eingesetzt.
 
Das chinesische Henan war bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. ein Zentrum des Bergbaus auf Kupfer und Zinn. Im präkolumbischen Amerika wurden Kupfer, Gold, Silber, Zinn in Mexiko, Bolivien, Peru und Ecuador abgebaut.
 
Im frühen Mittelalter wurde der Bergbau in Europa von Grundherren durch Fronarbeiter betrieben. In Deutschland entwickelte sich bald das Bergregal (Bergrecht, Regalien). Den Abbau führten selten Genossenschaften, meist Eigenlehner (persönlich freie Bergleute) durch. Die Bergstädte entstanden meist aus dem Bemühen der Landesfürsten, den Bergbau zu beleben (z. B. Freiberg, Goldberg, Kuttenberg, Kaschau). Der Beruf des Bergmanns war hoch angesehen. Ende des 12. Jahrhunderts war die Entwicklung des deutschen Bergrechts im Wesentlichen abgeschlossen. Seit dem 13. Jahrhundert betrieb man den Bergbau in der Rechtsform der »Gewerkschaft«, deren Teilnehmer, die »Gewerken«, Miteigentümer des Bergwerks waren und persönlich hafteten, während die Bergleute als Knappen unter Steigern im Lohnverhältnis arbeiteten. Durch diese Entwicklung trat Deutschland im Bergbau an die Spitze. Der Erzabbau im Harz, der Kupferschieferbergbau bei Mansfeld, der Zinnbergbau bei Graupen am Südabhang des Erzgebirges, der Freiberger Silberbergbau und der Bergbau bei Freiburg im Breisgau entstanden zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert Im 12. Jahrhundert begann auch der Abbau von Steinkohle. Deutsche Bergleute belebten den Bergbau in England (15./16. Jahrhundert) und Schweden (16./17. Jahrhundert). Seit dem 15./16. Jahrhundert finanzierten oft reiche Geldgeber (z. B. die Fugger) den mit hohem Risiko und beträchtlich laufenden Unkosten bis zur Ausbeute verbundenen Bergbau. Technische Verbesserungen brachten im 16. Jahrhundert einen weiteren Aufschwung. Aus dieser Zeit stammen die ersten Lehrbücher, von denen Georg Agricolas »De re metallica libri XII« (Basel 1556, deutsch 1557, Neuausgabe 31961) das bedeutendste ist. Die Einführung der nassmechanischen Aufbereitung (16. Jahrhundert) gestattete die wirtschaftliche Nutzung ärmerer Erze; der Pferdegöpel zur Schachtförderung und die Kunstgezeuge zum Heben der Wässer (15. Jahrhundert) ermöglichten, größere Tiefen zu erreichen. Insbesondere suchte man auch das Wasserrad als Antrieb für Förder- und Wasserhaltungsmaschinen zu nutzen, v. a. seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Die Schießarbeit, anstelle der bis dahin im festen Gestein ausschließlich gebrauchten Schlägel- und Eisenarbeit und anstelle des Feuersetzens, erleichterte die gesamte Gewinnung. Die Entwicklung des Bergrechts ging bereits im 17. Jahrhundert über die Form der Gewerkschaft hinweg. Die Gewerken behielten zwar Anteile und Anspruch auf Mitverwaltung, doch beherrschte der Staat nach dem Direktionsprinzip die Verwaltung durch Beamte, zu deren Ausbildung Bergakademien und Bergschulen gegründet wurden. Die Bergleute selbst wurden zur Knappschaft zusammengeschlossen, zum Teil unter Beschränkung der Freizügigkeit. Der Einsatz der Dampfmaschine leitete gegen Ende des 18. Jahrhunderts die zügige Entwicklung der Mechanisierung im Bergbau ein.
 
Immer mehr Bedeutung gewann der Abbau der Steinkohle und seit Beginn des 19. Jahrhunderts auch der Braunkohle, sodass der Kohlenbergbau zum wichtigsten Teil industrieller Macht schlechthin wurde, soweit er die Eisengewinnung und eine Schwerindustrie nach sich zog. Der britische Erz- und Kohlenbergbau gewann eine führende Stellung; ab 1850 begann die Entwicklung der großen Reviere in Nordfrankreich, Belgien und in Deutschland (hier v. a. Ruhrgebiet, Saargebiet und oberschlesisches Gebiet). Gleichzeitig setzte die industrielle Ausbeutung der Bodenschätze der Welt in größtem Maßstab ein: Nach 1850 begann der Goldbergbau in Australien, 1855 der Kupferbergbau im US-Staat Michigan; 1867 wurde bei Kimberley der erste Diamant gefunden; seit 1874 wurden die Nickelerze Neukaledoniens, 1885 die Nickellagerstätten von Sudbury erschlossen; 1888 setzte der ausgedehnte Goldbergbau Südafrikas ein.
 
Der Entwicklung seit 1850 wurde das Direktionsprinzip nicht mehr gerecht, doch blieben die Knappschaften in anderer Form Bestandteil der allgemeinen Arbeiterversicherung; Grubenbesitzer sind heute in den westlichen Ländern entweder der Staat oder Privatgesellschaften. Bestrebungen zur Verstaatlichung der Grundstoffindustrien, besonders des Bergbaus, wurden v. a. in Großbritannien nach 1945 in die Tat umgesetzt. In den Steinkohlenrevieren mit aufgestockter Schwerindustrie entwickelten sich durch massenhafte Zuwanderung die größten industriellen Ballungen der Erde. Die technische Entwicklung im 20. Jahrhundert und v. a. nach dem Zweiten Weltkrieg ist bei den großen Industrienationen durch bessere Sicherheitsvorkehrungen und eine weitgehende Automatisierung des Abbaus und der Förderung gekennzeichnet.
 
 Volkskunde
 
Das stets zahlenmäßig starke, straff organisierte, in Tracht, Sprache und seinem »Glückauf«-Gruß einheitliches Bergknappentum hat von alters her überall mit einer Fülle von religiösen und heiter-festlichen Bräuchen dem harten, vom plötzlichen Tod bedrohten Arbeitsleben unter Tage ein Gegengewicht gegeben. Seit dem Mittelalter sind Bergpatrone, v. a. die heilige Barbara und der Prophet Daniel, eigene Kirchenaltäre, Gottesdienste und Gebete der Bergleute bekannt. Jeder Stollen wurde geweiht und auf einen Namen getauft, der ihn dem Schutz des Himmels empfahl. In der Reformation (16. Jahrhundert), der sich das Knappentum weithin anschloss, vertiefte sich neben volkstümlichen abergläubischen Vorstellungen (Berggeister) die religiöse Grundhaltung; das bezeugen Berggottesdienste und viele geistliche Bergmannslieder. Im 16. Jahrhundert entstanden, besonders früh im böhmischen und steiermärkischen Raum, im Erzgebirge und in Thüringen Sammlungen von »Bergreihen«, in denen alle Gattungen des geistlichen und weltlichen Volksliedes vertreten sind. Es bildeten sich »Bergmusiken« und Gruppen von »Bergsängern«. Ihre Darbietungen, auch Vorführungen von Schwerttänzen, gingen häufig in die höfische und bürgerliche Festkultur ein. Stark beteiligt war das Bergarbeitertum am Volksschauspiel. Die Bergmannssprache gehört zu den Standessprachen; sie ist in der Gegenwart vom obersächsischen Wortschatz bestimmt. Die Bergmannstracht (»Habit«) ist aus der Arbeiterausrüstung des Bergmanns entstanden. Erstmals werden im Lehrbuch »De re metallica. ..« von Georg Agricola Bergleder, Kapuze und Kniebügel erwähnt. Der schwarze oder graue Grubenkittel wurde Jahrhunderte hindurch verwendet. Die Kapuze wandelte sich zum »Schachthut« aus schwarzem oder grünem Filz, mit den heraldischen Zeichen Schlägel und Eisen. Durch die festlichen Aufzüge der Bergleute (»Bergparade«), die seit dem 18. Jahrhundert von den fürstlichen Grubenbesitzern veranstaltet wurden, entwickelte sich die Arbeitskleidung zur Standestracht. Dabei kennzeichnen trachtliche Besonderheiten die Rangstufen der Bergleute; mitgeführt wird die »Bergparte«, das Paradebeil. Die Bergmannstracht der sächsischen Bergleute wurde von den meisten europäischen Bergleuten übernommen. Im Erzgebirge entwickelte sich im 18./19. Jahrhundert aus dem Arbeits- und Alltagsleben der Bergleute auch eine ihnen eigentümliche Volkskultur und -kunst (v. a. im Weihnachtsbrauchtum, so Pyramide, Räuchermännel, Engel und Bergmann, Weihnachtsberg u. Ä.; Spielzeug).
 
Literatur:
 
Technik:
 
E.-U. Reuther u. Karl-Ernst Müller: Planung neuer Steinkohlenbergwerke (1980);
 H. Roschlau u. W. Heintze: Wissensspeicher B. (Leipzig 21980);
 E.-U. Reuther: Einf. in den B. (1982);
 W. Bischoff u. a.: Das kleine B.-Lex. (41983).
 
Wirtschaft:
 
Jb. für B., Energie, Mineralöl u. Chemie (1967 ff.).
 
Geschichte:
 
R. J. Forbes: Studies in ancient technology, Bd. 7 (Leiden 21966);
 
J. Temple: Mining. An international history (New York 1972);
 
K. Bax: Schätze aus der Erde. Die Gesch. des B. (1981);
 
L. Suhling: Aufschließen, Gewinnen u. Fördern. Gesch. des B. (1983);
 
W. Maser: Am Anfang war der Stein (1984).
 
Volkskunde:
 
F. Kirnbauer: Bausteine zur Volkskunde des B.. .. (Wien 1958);
 
G. Schreiber: Der B. in Gesch., Ethos u. Sakralkultur (1962);
 
G. Heilfurth: Der B. u. seine Kultur (1981).
 
Der Anschnitt. Ztschr. für Kunst u. Kultur im B. (1949 ff.).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Rohstoffe: Begrenzte Ressourcen
 
Bergbau: Die ökologischen Folgen
 
Rohstoffe: Bedarf und Verbrauch
 
Rohstoffe: Entstehung von Lagerstätten
 

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Bẹrg|bau, der <o. Pl.>: systematische Gewinnung von Bodenschätzen.


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