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DENKEN

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denken: übersetzung

beachten; berücksichtigen; achten; respektieren; wähnen; (sich) ausmalen; einschätzen; (sich) vorstellen; erachten; einbilden; auffassen als; (seine) Gehirnzellen anstrengen (umgangssprachlich); nachdenken; (seinen) Verstand benutzen; überlegen; überdenken; reflektieren; bedenken; erwägen; betrachten; studieren

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den|ken ['dɛŋkn̩], dachte, gedacht:
1.
a) <itr.; hat die menschliche Fähigkeit des Erkennens und Urteilens (auf etwas) anwenden:
logisch denken; bei dieser Arbeit muss man denken.
Syn.: den Verstand gebrauchen, nachdenken, seinen Geist anstrengen, 1überlegen.
b) <tr.; hat einen bestimmten Gedanken haben:
jeder denkt im Geheimen dasselbe; er dachte bei sich, ob es nicht besser wäre, wenn …
2. <itr.; hat
a) gesinnt sein:
rechtlich denken; sie denkt in den Kategorien von Haben und Sein.
Syn.: eingestellt sein.
b) (über jmdn., etwas) eine bestimmte [vorgefasste] Meinung haben:
die Leute denken nicht gut von dir; ich weiß nicht, was ich davon denken (halten) soll.
Syn.: beurteilen, bewerten, einschätzen, halten von, urteilen über, werten.
3. <itr.; hat
a) der Meinung sein:
ich dachte, ich hätte dir das Buch schon gegeben.
Syn.: annehmen, glauben, meinen.
b) aufgrund bestimmter Anzeichen vermuten:
du hättest dir doch denken können, dass ich später komme.
Syn.: ahnen, sich ausrechnen (ugs.), wähnen (geh.), sich zusammenreimen (ugs.).
c) sich (jmdn., etwas) in einer bestimmten Weise vorstellen:
ich denke mir das Leben auf dem Lande sehr erholsam.
Syn.: sich vorstellen.
4. <itr.; hat die Absicht haben:
eigentlich denke ich, morgen abzureisen.
Syn.: beabsichtigen, erwägen, gedenken, im Sinn haben, ins Auge fassen, vorhaben.
5. <itr.; hat
a) in Gedanken (bei jmdm., etwas) sein:
er denkt oft an seine verstorbenen Eltern.
Syn.: sich erinnern, gedenken.
b) auf jmds. Wohl bedacht sein, (für etwas) Vorsorge treffen:
sie denkt immer zuerst an die Kinder; ans Alter denken.
Syn.: bedenken, berücksichtigen, nachdenken, reflektieren.
c) (jmdn.) für eine Aufgabe o.Ä. vorgesehen haben:
wir hatten bei dem Projekt an Sie gedacht.
Syn.: in Aussicht nehmen, ins Auge fassen, vorsehen.

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dẹn|ken 〈V. 119; hat〉
I 〈V. tr. u. V. intr.〉
1. geistig arbeiten, urteilen, überlegen
2. annehmen, glauben, meinen
3. sich vorstellen, ersinnen
4. beabsichtigen, im Sinn haben
5. gedenken
6. gesonnen sein
● ich denke, wir warten noch ein paar Minuten; ich dächte, es wäre besser für dich, erst einmal dein Studium abzuschließen; du denkst wohl, du brauchst dir jetzt keine Mühe mehr zu geben?; denkste! 〈umg.〉 du täuschst dich, es ist nicht so, wie du glaubst / wie ich glaube; er denkt deiner in Sehnsucht 〈poet.〉; sie dachte, es sei ihre Pflicht; man sollte denken, dass...; \denken Sie mal an! 〈umg.〉 ist es möglich!, so etwas!, was Sie nicht sagen!; \denken wir einmal, wir wären in ... ● Gutes, Schlechtes \denken ● solange ich \denken kann ... soweit ich mich erinnern kann ...; das lässt sich \denken das versteht sich von selbst; das Denken lernenedel, freundschaftlich, kleinlich, gemeinsam \denken gesonnen sein; laut \denken denken u. das Gedachte gleichzeitig auch aussprechen; logisch, scharf, vernunftgemäß \denken; lass uns positiv \denken!; du solltest nicht so viel \denken 〈umg.〉 so viel grübelnan etwas bzw. jmdn. \denken die Gedanken richten auf, im Geiste sein bei, sich in Gedanken beschäftigen mit, sich erinnern an; ich denke oft an dich; nur an sich \denken nur auf den eigenen Vorteil aus sein; \denken Sie sich an meine Stelle! versetzen Sie sich in meine Lage!; bei sich \denken (heimlich) überlegen; ich dachte mir nichts Böses dabei; er denkt gar nicht daran, zu antworten er hält es nicht für nötig; ich denke nicht daran! das kommt gar nicht in Frage!; \denken Sie daran! überlegen Sie's!; vergessen Sie es nicht!; nicht im Traum daran \denken, etwas zu tun 〈umg.〉 etwas auf keinen Fall tun; erst \denken (und) dann handeln, reden; die lateinische Sprache ist eine gute Schulung für das Denken; gut, hässlich, schlecht von jmdm. \denken; was denken Sie von ...? was halten Sie von ..., wie beurteilen Sie ...?; was sollen die Leute von uns \denken?; das hätte ich nicht von ihm gedacht!; wenn ich denke, dass ... wenn ich mir vorstelle, dass ...; machen Sie es, wie Sie \denken wie Sie es für richtig halten; ganz wie Sie \denken! 〈a. iron.〉; das gibt zu \denken das ist bedenklich, hier heißt es vorsichtig sein; daran ist im Augenblick überhaupt noch nicht zu \denken! darauf besteht jetzt noch nicht die geringste Aussichtwer hätte das gedacht! das hätte niemand für möglich gehalten!; wo denkst du hin! aber nein, wie kannst du das annehmen? ● der Mensch als \denkendes Wesen; gedacht, getan 〈sprichwörtl.〉 kaum war der Plan gefasst, so wurde schon mit seiner Ausführung begonnen
II 〈V. refl.〉 sich etwas \denken sich vorstellen ● ich denke ihn mir groß und blond; das hast du dir gedacht! 〈umg.〉 da hast du dich gründlich getäuscht! ● ich dachte mir die Sache so: ...; ich denke mir mein Teil dabei 〈umg.〉 ich habe da meine eigene Meinung ● das hätte ich mir \denken können! das hätte mich nicht überraschen sollen, denn es war zu erwarten gewesen; ich kann es mir \denken; Sie können sich sicher \denken, dass ... ● ich hatte mir das anders gedacht!; das habe ich mir beinahe gedacht! das habe ich vermutet; dacht' ich mir's doch! das vermutete ich!; ich habe es mir gleich gedacht! ich habe es kommen sehen!, ich habe es gleich vermutet; er hatte sich das so, zu leicht gedacht ● was \denken Sie sich eigentlich? 〈umg.〉 was erlauben Sie sich?
[<ahd. denken, got. þagkjan <germ. *þankjan „machen, dass etwas einleuchtet“, dann „überlegen, erwägen“]

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dẹn|ken <unr. V.; hat [mhd., ahd. denken]:
1. die menschliche Fähigkeit des Erkennens u. Urteilens anwenden; mit dem Verstand arbeiten; überlegen:
logisch, nüchtern, schnell d.;
sie denkt praktisch;
bei dieser Arbeit muss man d.;
laut d. (ugs.; vor sich hin reden);
nicht mehr klar d. können;
was mache ich jetzt, dachte sie (überlegte sie);
woran denkst du? (was beschäftigt dich gerade?);
die Dinge zu Ende d.;
das geschieht schon, solange ich d. kann (schon immer);
denk mal, Eva hat sich verlobt (ugs.; drückt Erstaunen über eine unerwartete Tatsache aus);
(auch spöttisch:) »Kannst du denn schwimmen?« – »Ja, denk mal!«;
<subst.:> logisches, abstraktes, begriffliches Denken;
das Denken ausschalten;
die Klarheit seines Denkens ist bestechend;
R erst d., dann handeln (man soll nicht unüberlegt handeln);
Denken ist Glückssache! (das war falsch gedacht!);
jmdm. zu d. geben ([durch ein Vorkommnis, ein Verhalten o. Ä.] jmdn. nachdenklich stimmen; jmdn. stutzig machen).
2. eine bestimmte Gesinnung haben, gesinnt sein:
rechtlich, freiheitlich, spießbürgerlich, gemein d.
3. annehmen, glauben, vermuten, meinen:
nichts Böses d.;
ich denke schon;
ich denke, wir können uns einigen;
was/wie viel haben Sie denn gedacht? (welche Preisvorstellung haben Sie?);
wer hätte das gedacht!;
er denkt (bildet sich ein), Wunder was getan zu haben;
R denkste! (das glaubst du wohl!);
[das ist ein] typischer Fall von denkste (das ist ein großer Irrtum).
4. eine bestimmte Meinung von etw. haben, etw. von etw. halten:
er denkt ganz anders über diese Sache;
wie denkst du darüber?;
was werden die Leute d.?;
da weiß man nicht, was man [davon] d. soll;
denk bitte nicht schlecht von mir!;
das hätte ich nie von ihm gedacht (ihm nicht zugetraut).
5. <d. + sich> sich etw. [in bestimmter Weise] vorstellen:
ich könnte es mir so d., dass …;
du kannst dir d., dass ich müde bin;
das kann ich mir nicht d. (das halte ich für unwahrscheinlich, glaube ich nicht);
ein gedachter (in der Vorstellung angenommener, vorausgesetzter) Punkt, Fall;
(ugs. scherzh.:) den Käse musst du dir d. (ugs. scherzh.; Käse gehört zwar dazu, aber es gibt keinen);
R das hast du dir [so] gedacht! (ugs.; du glaubst, dass etw. so ist, aber das stimmt nicht).
6. sich erinnern, gedenken:
oft, mit Freude an etw. d.;
denk daran (vergiss nicht), die Rechnung zu bezahlen;
der wird noch an mich d.! (Drohung).
7. seine Gedanken, sein Interesse auf jmdn., etw. richten:
er denkt nur an sich, an seinen Vorteil;
bei dieser Arbeit haben wir an Sie gedacht (für diese Arbeit haben wir Sie vorgesehen);
du musst mehr an deine Gesundheit d.;
(südd., österr.:) auf seine Sicherheit d.
8. eine bestimmte Absicht haben, etw. Bestimmtes vorhaben:
wir denken daran, uns eine neue Wohnung zu suchen;
ich denke gar nicht, nicht im Traum daran, das zu tun (das kommt für mich nicht infrage).

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Denken
 
[ursprünglich »empfinden«, »kennen«, »wissen«, »denken«, verwandt mit danken und dünken], psychischer Vorgang, umfasst das vorsätzliche Bemühen und den psychischen Prozess, Gegenstände zu finden, zu erfassen, zu erkennen, zu verstehen, zu unterscheiden, sie einzuordnen, zu beurteilen und als Themen zu behandeln; die spezifisch menschliche Fähigkeit zur Erfassung von Wirklichkeit, der problemlösenden Daseinsbewältigung, Erkenntnis von Möglichkeiten (Spontaneität) und Repräsentanz von Ereignissen oder Informationen durch ikonische Systeme (Sprache, Schrift, Zeichen, Bilder, Handlungen). In der gegenwärtigen Psychologie ist das Denken Gegenstand der Kognitionspsychologie, die gegenüber der traditionellen Denkpsychologie eine erweiterte Auffassung von der geistigen Bewältigung von Lebensaufgaben (Wahrnehmung, Aktivation, Gedächtnis, Lernen) vertritt. Zu den Denkfunktionen werden ebenfalls die nicht verbalisierten Vorstellungsinhalte (»graues Wissen«) und die vorbewussten »intuitiven« Kombinationen (»Mechanismen des Unbewussten« nach S. Freud) gerechnet. Denken wird durch vielfältige Faktoren bestimmt. Es ist gebunden an die Gesetze der Logik (Denkgesetze) und an die Sprache, beeinflusst durch individuelle Denkstile und Denkformen sowie durch den historischen Kontext (z. B. Sprache), gesellschaftliche Einflüsse (Ideologien) und die Gesamtpersönlichkeit (u. a. Wahrnehmung und Aufmerksamkeit, Intelligenz, Emotionalität, Werte, Motivation). Denken findet v. a. in Situationen statt, die der mit der Umwelt interagierende Organismus nicht allein mit dem vorgegebenen Repertoire von angeborenen und/oder gelernten Verhaltensprogrammen bewältigen kann.
 
 Denken als psychischer Prozess
 
Zum Denken gehören mindestens vier Hauptfunktionen: Repräsentation (Vergegenwärtigung), Begriffsbildung, Kombination und Operation. Als psychischer Prozess setzt Denken die Repräsentation der Wahrnehmungen und Informationen als Denkgegenstand oder -inhalt voraus. Hinsichtlich Beschaffenheit und Leistungsfähigkeit lassen sich drei Klassifikationsmuster unterscheiden, für die phylo- und ontogenetisch eine hierarch. Stufenfolge feststellbar ist: Auf der untersten Stufe der Repräsentation erfolgt die sensomotorische Speicherung von situationsbezogenen Handlungsmustern (Korrelation von Wahrnehmung und motorischer Aktivität im Umgang mit den Dingen). Durch Übertragung (Verallgemeinerung) solcher Handlungsmuster auf neue Situationen oder durch Veränderung bereits bestehender Handlungsmuster sind auf dieser (Entwicklungs-)Stufe bereits einfache Denkleistungen möglich. Diese auch als vorsprachliches Denken bezeichnete (nichtsymbolische) Denkform wurde von W. Köhler auch bei Schimpansen nachgewiesen. Die Operationen vorsprachlichen Denkens sind nicht von der Situation ablösbar, sondern bleiben stets konkret und unmittelbar auf sie bezogen.
 
Eine höhere Stufe der Repräsentation stellt die bildhaft-anschauliche Repräsentation des anschaulichen Denkens dar: Die Denkinhalte werden in Form bildhafter Vorstellungen und räumlicher Schemata repräsentiert. Bei dieser Form des Denkens können im Gegensatz zum vorsprachlichen Denken Denkoperationen losgelöst vom unmittelbaren Handlungsvollzug stattfinden. In ihrer Reichweite bleiben sie jedoch begrenzt durch die spezifischen Eigenschaften des zugrunde liegenden Klassifikationsmusters: die zeitliche Flüchtigkeit und die sinnliche Konkretheit bildhafter Vorstellungen.
 
Die höchste Stufe der Repräsentation ist gekennzeichnet durch die psychische Repräsentation der Denkgegenstände in Form von Zeichensystemen unterschiedlichster Art. Dieses von der konkreten Situation loslösbare, abstrahierende symbolische Denken zeichnet sich dadurch aus, dass Zeichen relativ frei nach bestimmten Regelsystemen kombiniert werden können. Die sprachlichen Zeichen erlangen ihre Bedeutung in historischen, d. h. veränderlichen Prozessen; umgekehrt kann ihre Bedeutung in (individuellen und gesellschaftlichen) Denkprozessen verändert werden, was ihre Variabilität und damit ihre freie Verfügbarkeit zusätzlich erhöht. Die besonderen Eigenschaften der symbolischen Zeichensysteme sind deshalb: Flexibilität, Reversibilität, erhöhte Geschwindigkeit, Konstruktivität der mithilfe der Symbole ablaufenden Denkprozesse.
 
Die Kombination von Denkinhalten wird bei diesem abstrakt-unanschaulichen Denken nicht mehr grundsätzlich durch Gegebenheiten der empirischen Realität begrenzt. Diese Form des Denkens ist offen für konstruktives und spekulatives Denken. Begriffe entstehen durch die Bündelung verschiedener Wahrnehmungsinhalte, Informationen und Vorstellungen. Durch die Begriffsbildung erstellt sich der Mensch ein System geistiger Umweltbezüge (Schemata). In Anlehnung an J. Piaget wird sie heute häufig als ein Angleichen (Äquilibration) widersprüchliche Erlebnisse aufgefasst.
 
Durch Kombination werden die symbolisch repräsentierten Inhalte in Klassifikations-, Begriffs- und Regelsysteme gruppiert (z. B. Begriffshierarchie). Als Regeln sind dabei nach J. Piaget auch bestimmte Erklärungsbegriffe wirksam (u. a. die Begriffe von Raum, Zeit, Gegenstand, Kausalität, Zufall, Invarianz), die im Laufe der kindlichen Entwicklung erworben und dann in der Klassifikation von Inhalten zuverlässig angewendet werden.
 
Durch verschiedenartige Operationen (Abstraktion, Generalisation, Koordination, Klassifikation usw.) wird die die Problemsituation beschreibende Information unter Vergleich und Auswertung bereits gespeicherter Informationen (Erfahrung, Gedächtnis) umstrukturiert und gegebenenfalls zum Zweck der Bildung von Handlungsantizipationen neu formiert.
 
Individuelle Unterschiede im Denken als Problemlösen werden aus den unterschiedlichen Denkstilen (kognitive Stile) ersichtlich: Je nach Feldabhängigkeit (individuelle Abhängigkeit oder Unabhängigkeit von der Wahrnehmungsumgebung) dominieren u. a. Routinestil (Rückgriff auf bekannte automatisierte Handlungsvollzüge sowie erprobte Denkschemata), heuristischer Stil (Entwickeln und Probieren neuartiger Lösungsmöglichkeiten), wenig oder hoch differenzierende Herausarbeitung von Problemen und Lösungen. Unter Kreativität werden die verschiedenen Formen produktiven Denkens zusammengefasst. Kennzeichnend sind z. B. hohe Problemsensitivität (gesteigertes Fragepotenzial), Ideenreichtum (schnelle und vielfältige Ideenverbindungen), Flexibilität (Fähigkeit, vorhandenes Material umzustrukturieren), Originalität.
 
Über die Gesetze der Logik sowie Prägungen durch gesellschaftliche Einflüsse hinaus wählt das Individuum als Denkform einen bestimmten Begründungsablauf, mittels dessen als bedeutsam erfahrene Zusammenhänge auf letzte (häufig ideologieabhängige) Grundsätze zurückgeführt werden. Unterschieden werden: archaisches Denken: Rückführung des realen Geschehens wie Schicksal, Glück, Tod auf das Wirken magischer, außerempirischer Kräfte; analoges Denken: Begründung durch Analogien aus der Erfahrung; kausal-lineares Denken: Begründung durch das Herstellen eines Ursache-Wirkungs-Zusammenhangs; vernetztes Denken: Denken in komplexen Systemzusammenhängen, wobei ein System zahlreiche Komponenten enthält, die alle in Wechselwirkung zueinander stehen.
 
Es lassen sich verschiedene Denktypen unterscheiden: Diskursives Denken (zu lateinisch discurrere »durchlaufen«) oder zergliederndes Denken ist dadurch gekennzeichnet, dass die einzelnen Denkoperationen unter hoher Bewusstseinskontrolle logisch-systematisch und geplant erfolgen. Im Gegensatz dazu ist der Denkablauf beim intuitiven Denken sprunghaft; kennzeichnend für diesen Denktyp sind plötzliche Einfälle, die sich unter geringer Bewusstseinskontrolle - zum Teil unbewusst - einstellen und subjektiv mit dem Erlebnis der Evidenz verbunden sind. Divergentes Denken oder produktives (auch schöpferisches oder kreatives) Denken kommt zu neuartigen, vom Gewohnten abweichenden (divergierenden) Erkenntnissen. Konvergentes Denken ist dagegen ein reproduktives Denken, dessen Ergebnis eine hohe Auftretenswahrscheinlichkeit hat; Probleme werden durch die Übernahme beziehungsweise Anwendung von bereits Gedachtem gelöst.
 
 Denken und Sprache
 
Über das Verhältnis von Denken und Sprache sind unterschiedliche philosophische, psychologische und linguistische Theorien entwickelt worden.
 
In Abhebung von der streng sprachinstrumentalistischen Position (Denken erfolgt unabhängig von der Sprache, derer es sich als eines Mediums bedient) und der streng sprachdeterministischen Position (Denken ist untrennbar an Zeichen gebunden) werden heute die Formen der wechselseitigen Einflussnahme von Denken und Sprache im Einzelnen untersucht. Im Denken erscheinen sprachliche Momente verkürzt. Denken ist bildhaft, reichhaltiger und beweglicher als die Sprache, es bedarf jedoch der Vermittlung durch Sprache. L. S. Wygotskij geht davon aus, dass die Entwicklungen von Sprache und Denken phylo- und ontogenetisch getrennt verlaufen, dann jedoch eine Ganzheit bilden, wobei sich beim Erwachsenen Denken und Sprechen überlagern. Die Einheit von Denken und Sprechen sieht er in der Wortbedeutung gegeben. Hingewiesen wurde andererseits auch auf die enge Verbindung, die zwischen den Strukturgesetzen und Begriffen einer Sprache und dem daran gebundenen Denken und Wahrnehmen derjenigen besteht, die diese Sprache sprechen (B. L. Whorf; Sapir-Whorf-Hypothese), sowie auf den prägenden Einfluss, den Sprache (Terminologie) auf die Problemstellungen und Resultate einer Wissenschaft besitzt (L. Wittgenstein). Der Linguist N. Chomsky hebt hervor, dass dem kreativen Umgang mit Sprache angeborene kognitive Fähigkeiten (Mentalismus) in Form einer Universalgrammatik zugrunde liegen müssen.
 
 Psychologie des Denkens
 
Hauptrichtungen der Psychologie des Denkens, die in ihren Forschungen an philosophischen Untersuchungen zum menschlichen Denken (I. Kant, englisch Empirismus, J. S. Mill, Assoziation, Assoziationspsychologie) anknüpfte, waren 1) die um 1900 von O. Külpe begründete Würzburger Schule der Psychologie. Ihre Arbeiten wiesen u. a. nach, dass Denken auch unanschaulich und vorstellungsfrei sein könne und der Ablauf der Gedanken durch die willentliche (auch unbewusste) Zielrichtung, die determinierende Tendenz, bestimmt werde; 2) die Gestaltpsychologie (M. Wertheimer, W. Köhler), die den auf Ganzheit zielenden Charakter von Einsichten und Problemlösungen betont; 3) die entwicklungspsychologisch fundierte Theorie J. Piagets, die auf der Annahme basiert, dass Denken ein operativer Prozess ist. Durch ein formales System von Denkoperationen, das Piaget auf der Grundlage von Erkenntnissen über die Entwicklung der Intelligenz und unter Berücksichtigung von logisch-mathematischen Modellvorstellungen entwarf, ist eine detaillierte Beschreibung von Denkprozessen möglich; 4) der Behaviorismus, der v. a. vom beobachtbaren Lösungs- und Lernverhalten ausgeht. - Die Theoriebildung der neueren Zeit ist, angeregt durch die Kybernetik und Computerentwicklung, gekennzeichnet durch den Versuch, den Denkvorgang modellhaft darzustellen, informationstheoretisch zu analysieren und elektronisch zu simulieren. Zwar ist nach den Arbeiten von A. M. Turing, K. Gödel und A. Church der Versuch, alles Denken auf schematisches Denken zurückzuführen, als gescheitert zu betrachten, doch erscheint es möglich, auch schöpferisches Denken, definiert als »besondere Form der Anwendung der Trial-and-Error-Methode« (G. Klaus), durch Konstruktion von Trial-and-Error-Maschinen zu simulieren. So erscheinen auch die induktiv-stochastischen, also die eigentlichen kreativen Denkprozesse imitierbar (H. Stachowiak). - Obgleich beim Denken die Informationsverarbeitung eine wesentliche Rolle spielt, ist gegen eine darauf eingeschränkte Definition des Denkens eingewendet worden, dass mehrere bestimmende Momente nur ungenügend berücksichtigt werden: die Entstehung von Problemen, der Charakter der Subjektivität im Lebenszusammenhang, der individuelle Umgang mit psychischen oder politischen Problemen im realen Leben, denen die Abgeschlossenheit der in der Informationsverarbeitung gegebenen Problemsituationen fehlt, der Einfluss von Emotionalität und der Gesamtpersönlichkeit (K. Holzkamp, L. Székely).
 
 Philosophie
 
In der Philosophie werden statt des eher allgemeinen Begriffs Denken bevorzugt solche Termini verwendet, die gezielt eng umgrenzte Aspekte der Denkfähigkeit oder -tätigkeit ansprechen, z. B. Bewusstsein, Geist, Intellekt, Logos, Noesis, Nus, Ratio, Selbstbewusstsein, Vernunft, Verstand.
 
Seit der frühen Neuzeit werden die Fähigkeiten und Leistungen des Denkens in der Philosophie v. a. als subjektive Tätigkeit gefasst im Gegensatz oder komplementär zum objektiven Sein und Geschehen. Je nach dem gewählten erkenntnistheoretischen Ausgangspunkt spiegelt und wiederholt oder strukturiert sich im und durch das Denken die (objektiv) gegebene Wirklichkeit. Als konkurrierende oder kooperierende Fähigkeit tritt die Sinnlichkeit auf. In empiristischen Systemen schränkt sie die Selbstständigkeit des Denkens durch den erkenntnistheoretischen Primat der sinnlichen Erfahrung ein: Alles Material des Denkens wird erst durch sinnliche Wahrnehmung gegeben, und das Denken hat lediglich die Aufgabe, diesen Stoff zu ordnen. In rationalistischen Systemen dagegen gilt die Sinnlichkeit ihrerseits als unselbstständig und hinderlich, weil dem reinen Bewusstsein oder Denken der oberste Rang zugesprochen wird. In seinem Werk »Kritik der reinen Vernunft« hat I. Kant versucht, ein kooperatives, gleichberechtigtes Verhältnis von Denken (Verstand) und Sinnlichkeit zu rechtfertigen: »Ohne Sinnlichkeit würde uns kein Gegenstand gegeben, ohne Verstand keiner gedacht werden. Anschauungen ohne Begriff sind blind, Begriffe ohne Anschauungen sind leer!« Seit Kant ist Denken auch am deutlichsten an methodischen Schrittfolgen (Begriffsbildung, Urteilen, Schließen) gebunden. In dieser Tradition wird Denken immer mehr zu einem Modus von nichtunmittelbarer Wahrheitsfindung, bei dem z. B. durch begriffliche Analyse, durch Urteilen und Schließen unmittelbare Gewissheit und Anschauung aufgelöst und Distanz geschaffen werden. Denken in diesem Sinne ist identifizierbar mit den verschiedenen Erscheinungsformen von Rationalität und kann als logisch und diskursiv charakterisiert werden. Da der Qualitätsanspruch der Rationalität auch von den Wissenschaften eingelöst wird, versuchte G. W. F. Hegel - im Anschluss an Aristoteles -, eine spezifisch philosophische Dimension des Denkens herauszuarbeiten. Für Hegel gibt es über dem rationalen noch das absolute Denken (bei Aristoteles: das Denken des Denkens, griechisch theoría), in dem die Gegensätze und Einseitigkeiten des bloßen Verstandes aufgehoben und überwunden werden können.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Assoziation · Begriff · Begriffsbildung · Denkgesetze · Erkenntnis · Ganzheit · Gedächtnis · Gehirn · Geist · Gestalt · Handeln · Intelligenz · Interesse · Lernen · Logik · Motivation · Problemlösen · Vernunft · Verstand
 
Literatur:
 
M. Blondel: Das D., 2 Bde. (a. d. Frz., 1953-56);
 M. Wertheimer: Produktives D. (a. d. Engl., 21964);
 M. Heidegger: Aus der Erfahrung des D. (21965);
 H. Stachowiak: D. u. Erkennen im kybernet. Modell (Wien 21969, Nachdr. ebd. 1975);
 G. Klaus: Kybernetik u. Erkenntnistheorie (51972);
 D. Dörner: Die kognitive Organisation beim Problemlösen. Versuche zu einer kybernet. Theorie der elementaren Informationsverarbeitungsprozesse beim D. (Bern 1974);
 C. E. Gregory: Die Organisation des D. (a. d. Amerikan., 1974);
 P. Lorenzen: Method. D. (Neuausg. 1974);
 U. Neisser: Kognitive Psychologie (a. d. Amerikan., 1974);
 L. Székely: Denkverlauf, Einsamkeit u. Angst. Experimentelle u. psychoanalyt. Unterss. über das kreative D. (Bern 1976);
 H. H. Price: Thinking and experience (New York 31977);
 Richard E. Mayer: D. u. Problemlösen (a. d. Engl., 1979);
 H. Aebli: D. Das Ordnen des Tuns, 2 Bde. (1980/81);
 D. Milligan: Reasoning and the explanation of actions (Brighton 1980);
 R. Oerter: Psychologie des D. (61980);
 W. van O. Quine: Wort u. Gegenstand (a. d. Engl., 1980, Nachdr. 1993);
 R. M. Downs u. D. Stea: Kognitive Karten (a. d. Amerikan., 1982);
 W. Hussy: Denkpsychologie, 2 Bde. (1984-86);
 S. Toulmin u. a.: An introduction to reasoning (New York 21984);
 K. Oehler: Die Lehre vom noet. u. dianoet. D. bei Platon u. Aristoteles (21985);
 M. Heidegger: Zur Sache des D. (31988);
 R. Sell: Angewandtes Problemlösungsverhalten. D. u. Handeln in komplexen Zusammenhängen (41991);
 M. Heidegger: Was heißt denken? (Neuausg. 1992, Nachdr. 1994);
 J. Piaget: Psychologie der Intelligenz (a. d. Frz., Neuausg. 21992);
 W. Sellars: Science, perception and reality (Neuausg. Atascadero, Calif., 1992);
 I. M. Bocheński: Die zeitgenöss. Denkmethoden (101993);
 G. W. F. Hegel: Werke, Bd. 5 u. 6: Wiss. der Logik (Neuausg. 2-31993);
 W. Hussy: D. u. Problemlösen (1993);
 L. S. Wygotski: D. u. Sprechen (a. d. Russ., Neuausg. 8.-9. Tsd. 1993);
 B. L. Whorf: Sprache, D., Wirklichkeit (a. d. Engl., 106.-108. Tsd. 1994);
 A. Ziegler: Die Entwicklung schlußfolgernden D.s (1994);
 I. M. Bocheński: Wege zum philosoph. D. (Neuausg. 31995);
 I. Kant: Kritik der reinen Vernunft, hg. v. I. Heidemann (Neuausg. 1995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Denken: Wahrnehmen, Erinnern, Wollen und Handeln
 
Problemlösungen beim Denken
 

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dẹn|ken <unr. V.; hat [mhd., ahd. denken]: 1. die menschliche Fähigkeit des Erkennens u. Urteilens anwenden; mit dem Verstand arbeiten; überlegen: logisch, nüchtern, schnell d.; sie denkt praktisch; bei dieser Arbeit muss man d.; laut d. (ugs.; vor sich hin reden); nicht mehr klar d. können; Zum zweiten Mal in dieser Stunde dachte er den gleichen Gedanken (stellte er die gleiche Überlegung an; Plievier, Stalingrad 109); was mache ich jetzt, dachte sie (überlegte sie); woran denkst du? (was beschäftigt dich gerade?); die Dinge zu Ende d.; Die Zukunft d. - das ist ein strategisches Kunststück unternehmerischer Verantwortung (Höhler, Sieger 212); das geschieht schon, solange ich d. kann (schon immer); denk mal, Eva hat sich verlobt (ugs.; drückt Erstaunen über eine unerwartete Tatsache aus); (auch spöttisch:) „Kannst du denn schwimmen?“ - „Ja, denk mal!“; die Bürger zu denkenden Menschen zu erziehen, ... das sollte die vornehmste Aufgabe einer ... Regierung sein (Dönhoff, Ära 49); <subst.:> logisches, abstraktes, begriffliches Denken; das Denken ausschalten; die Klarheit seines Denkens ist bestechend; R erst d., dann handeln (man soll nicht unüberlegt handeln); Denken ist Glückssache! (das war falsch gedacht!); gedacht, getan (veraltend; kaum überlegt, schon ausgeführt); *jmdm. zu d. geben ([durch ein Vorkommnis, ein Verhalten o. Ä.] jmdn. nachdenklich stimmen; jmdn. stutzig machen). 2. eine bestimmte Gesinnung haben, gesinnt sein: rechtlich, freiheitlich, spießbürgerlich, gemein d.; So kleinkariert kann doch niemand d.! (M. L. Fischer, Kein Vogel 220); Spr was ich denk und tu, trau ich andern zu. 3. annehmen, glauben, vermuten, meinen: nichts Böses d.; ich denke schon; ich denke, wir können uns einigen; was/wie viel haben Sie denn gedacht? (welche Preisvorstellung haben Sie?); wer hätte das gedacht! (Äußerung der Verwunderung); er denkt (bildet sich ein), Wunder was getan zu haben; Ich war ein wenig erstaunt, weil ich gedacht hatte, Karin lese keine Illustrierte (Thor [Übers.], Ich 29); R denkste! (das glaubst du wohl!); [das ist ein] typischer Fall von denkste (das ist ein großer Irrtum). 4. eine bestimmte Meinung von etw. haben, etw. von etw. halten: er denkt ganz anders über diese Sache; wie denkst du darüber?; Wir haben uns ... von Anfang an ... die Freiheit genommen zu schreiben, was wir dachten (Dönhoff, Ära 15); was werden die Leute d.?; da weiß man nicht, was man [davon] d. soll; denk bitte nicht schlecht von mir!; das hätte ich nie von ihm gedacht (ihm nicht zugetraut). 5. <d. + sich> sich etw. [in bestimmter Weise] vorstellen: ich könnte es mir so d., dass ...; du kannst dir d., dass ich müde bin; das kann ich mir nicht d. (das halte ich für unwahrscheinlich, glaube ich nicht); Ich dachte mir ihn etwas hintergründiger (Strauß, Niemand 125); ein gedachter (in der Vorstellung angenommener, vorausgesetzter) Punkt, Fall; den Käse musst du dir d. (ugs. scherzh.; Käse gehört zwar dazu, aber es gibt keinen); R das hast du dir [so] gedacht! (ugs.; du glaubst, dass etw. so ist, aber das stimmt nicht). 6. sich erinnern, gedenken: oft, mit Freude an etw. d.; denk daran (vergiss nicht), die Rechnung zu bezahlen; der wird noch an mich d.! (Drohung); das geschieht schon, solange ich d. kann (schon immer); ∙ <mit Gen.-Obj.:> Ich denk' der Zeit, wo du ein Kind warst (Ebner-Eschenbach, Gemeindekind 38); O denket nicht des Irrtums meiner Jugend (Schiller, Tell IV, 2); <mit Dativobj.:> solang mir denkt, dass ich dem König diene (Schiller, Don Carlos IV, 4). 7. seine Gedanken, sein Interesse auf jmdn., etw. richten: er denkt nur an sich, an seinen Vorteil; bei dieser Arbeit haben wir an Sie gedacht (für diese Arbeit haben wir Sie vorgesehen); du musst mehr an deine Gesundheit d.; auch die kleinen Leute müssen an die Zukunft d. (Simmel, Affäre 59); (südd., österr.:) auf seine Sicherheit d.; ∙ ist's nicht ein guter Geist, der ihnen einrät, auf Mittel zu d., Deutschland zu beruhigen (Goethe, Götz I). 8. eine bestimmte Absicht haben, etw. Bestimmtes vorhaben: wir d. daran, uns eine neue Wohnung zu suchen; Sie wollten durchaus in der Stadt bleiben, sie dächten nicht an Abfahrt (Seghers, Transit 227); ich denke gar nicht, nicht im Traum daran, das zu tun (das kommt für mich nicht infrage). 9. a) heimzahlen (a): Warte, Basco, wart! Ich denk' es dir, du ungezähmter Tor (Goethe, Claudine 764 f.); b) vergelten, ↑lohnen (2): Das tröstet mich sehr; ich denk' es euch wieder. Komm' ich diesmal nur los (Goethe, Reineke Fuchs 8, 338 f.).


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