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ARABISCHE HERRSCHAFT IN EUROPA: MINARETT UND KIRCHTURM

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arabische Herrschaft in Europa: Minarett und Kirchturm
 
Eroberung und Frühzeit
 
Nach einer Erkundung im Jahre 710 unter Tarif ibn Malik setzte 711 auf Befehl des arabischen Eroberers und Gouverneurs des Maghreb, Musa ibn Nusair, ein hauptsächlich aus Berbern bestehendes Heer von etwa 7000 Mann unter dem Kommando seines Klienten Tarik ibn Sijad, selbst bekehrter Berber, nach Spanien über und landete am Felsen von Gibraltar. Nach raschem Vormarsch kam es am 19. Juli zur Entscheidungsschlacht am Guadalete bei Jerez de la Frontera mit dem Heer der Westgoten, deren König Roderich in der Schlacht fiel. Der muslimische Sieg führte zum raschen Vormarsch des siegreichen Heeres, zur Besetzung der westgotischen Hauptstadt Toledo und, dank Verstärkung durch den Oberbefehlshaber Musa persönlich, zur fast vollständigen Eroberung der Iberischen Halbinsel.Die sicher geplante Überschreitung der Pyrenäen unterblieb zunächst, da Musa mit Tarik ibn Sijad zur Berichterstattung nach Damaskus zurückbeordert wurden, wo sie übel behandelt wurden und sich ihre Spur verliert. Zunächst wurde ein Sohn Musas Gouverneur, der von Sevilla aus regierte, dann aber, nach seiner Ermordung — vermutlich auf Befehl aus Damaskus — wurden in Córdoba residierende Gouverneure von Kairouan aus ernannt, von denen einer 732 die Schlacht zwischen Tours und Poitiers gegen Karl Martell verlor. Dieses Treffen war zwar nicht die Errettung des Abendlandes, als das es lange eingeschätzt wurde, führte aber letztendlich doch dazu, dass die Vorstöße der Araber ins Frankenreich endeten und um 751 sogar das 720 eroberte Narbonne wieder verloren ging.
 
Im Übrigen war die Zeit der Gouverneure eine Periode der Wirren, um nicht zu sagen, der Anarchie. Es standen Nord- gegen Südaraber, ab 741 noch kompliziert durch das Kommen eines syrischen djund (Heer). Diese Truppen, in Ceuta nach einer Niederlage von rebellierenden Berbern belagert, wurden, gegen das Versprechen, danach in die Heimat zu ziehen, nach al-Andalus »eingeladen«, um dort gegen die Berber zu helfen. Dieses Versprechen hielt die etwa 7000 Mann starke Truppe aber nicht, nachdem sie drei berberische Heere geschlagen hatte. Die zwischen den früher gekommenen Arabern und den Syrern immer wieder ausbrechenden Feindseligkeiten wurden erst gemildert, als man die sechs Abteilungen des djund auf bestimmte Provinzen Südspaniens verteilte.
 
 Die Herrschaft der Omaijaden
 
Die Diktatur des Jusuf al-Fihri (747—756), die eine gewisse Stabilität zu bringen schien, endete 754, als ein Mitglied des von den Abbasiden verfolgten Hauses der Omaijaden nach einer fünfjährigen Odyssee in Almuñecar landete, durch diplomatisches Geschick Anhänger gewann, schließlich Jusuf 756 bei Córdoba besiegte und ein omaijadisches Emirat ausrief. Abd ar-Rahman I. (756—788) brachte den größten Teil seiner Zeit mit der Befriedung des islamischen Spaniens und der Sicherung der Grenzen zu und konnte schon deswegen dem christlichen Norden, der sich ab 718 bzw. 722 unter dem Westgoten Pelayo erhoben und die Araber zunächst aus Asturien vertrieben hatte und unter seinem Schwiegersohn Alfons I. (739—757) Kantabrien und Galizien einbrachte, nicht entgegentreten. Damit setzte die Reconquista (Wiedereroberung) ein, die erst 1492 mit der Eroberung Granadas ihren Abschluss finden sollte. Emir al-Hakam I. musste in Córdoba 818 eine schwere Revolte niederschlagen, in der sich Proletariat, Handwerker und Schriftgelehrte verbanden. Die Keimzelle des Aufruhrs, die Vorstadt jenseits des Guadalquivir, wurde dem Erdboden gleichgemacht und die Überlebenden ausgewiesen. Viele zogen nach Toledo, andere nach Fès, wo sie ein Stadtviertel mit der später berühmten »Moschee der Andalusier« besiedelten, das Gros aber in den Orient, wo sie von Alexandria aus 827 das byzantinische Kreta eroberten und bis 961 hielten.
 
Córdoba war zu dieser Zeit noch mehrheitlich von Christen bewohnt, und deren Vorsteher war Kommandeur der aus etwa 2000 Söldnern fremder Herkunft bestehenden Leibgarde des Emirs. Die christliche Mehrheit im Lande wie in der Hauptstadt begann allerdings langsam abzubröckeln, wenn es auch noch im 10. Jahrhundert christliche Würdenträger wie auch Juden in hohen Staatsstellungen gab. Das 9. Jahrhundert ist vor allem durch drei Ereignisse geprägt: 1. die zunehmende Islamisierung der Gesellschaft und ihre mächtig einsetzende Orientalisierung, von al-Hakam I. vorbereitet und seinem Nachfolger Abd ar-Rahman II. gefördert; 2. den Ansturm der Normannen, die 844 Lissabon, dann Cádiz besetzten und Sevilla plünderten, bis sie zurückgeschlagen wurden, aber immerhin noch in den Jahren 859, 966 und 971 Einfälle verübten; 3. die »Episode der Märtyrer von Córdoba«. Zwischen 851 und 859 kam es dort zu öffentlichen Schmähungen des Propheten und des Islam, die geahndet wurden und zu 45 Todesurteilen führten: 859 wurde der Historiker dieses Geschehens, der Priester Eulogius, enthauptet. Man wird in dieser Bewegung eine Reaktion der christlich gebliebenen Bewohner, der Mozaraber, aber vielleicht auch der Neumuslime auf das zunehmende Übergewicht der Muslime und ihrer immer stärkeren »Überfremdung«, verbunden mit einer immer weiteren Verbreitung des Arabischen und einem zunehmenden Verblassen der lateinischsprachigen, klösterlich geprägten Kultur sehen dürfen. Trotzdem gehören die Regierungen des genannten Emirs, wie die seines Sohnes Mohammed I. (852—886), zu den ruhigeren Jahrzehnten des Jahrhunderts.
 
Indes ist nicht zu übersehen, dass sich eine zunehmende Spannung zwischen der herrschenden Schicht und den Neumuslimen wie Christen aufbaute, die dann 879 in den Gebirgsgegenden des Südens zu Unruhen und schließlich regelrechter Rebellion führte. Anführer war Omar ibn Hafsun, Sohn begüterter Landbesitzer der Gegend von Ronda, der vier Emiren Widerstand leistete und sich erst kurz vor seinem Tode im Jahre 918 ergab. Zuweilen gebot er über die Provinzen Málaga und Granada und war mit weiteren Rebellen verbündet. Im Übrigen stand fast das ganze Staatsgebiet in Flammen; Emir Abd Allah (888—912) gebot die längste Zeit gerade über Córdoba und sein Weichbild. Mit enormer Zähigkeit hielt er stand. Sein Nachfolger und Enkel, Abd ar-Rahman III. (912—961), hatte nach fast 20 Jahren Kampf alle Aufständischen besiegt und proklamierte 929 das orthodoxe Kalifat des Westens. Unter ihm, dem bedeutendsten Herrscher dieser Dynastie, blühten Wirtschaft und Handel. Er griff in Marokko ein, drängte dort die schiitischen Fatimiden zurück und hielt seine christlichen Nachbarn im Norden in Schach. Die von ihm ab 936 erbaute Regierungsstadt Medina Azahara imponiert noch heute in den bescheidenen Resten, die ergraben und teilweise restauriert werden konnten. Córdoba aber war zu seiner Zeit nach Konstantinopel und Bagdad eine der drei größten Städte der christlichen und islamischen Welt.
 
Nachfolger des mit 82 Jahren verstorbenen Kalifen wurde sein ältester Sohn al-Hakam II., der weniger als Feldherr, denn als Bauherr und Förderer der Wissenschaft hervortrat. Er war der Planungsbeauftragte für die Palaststadt gewesen und erweiterte (zwischen 961 und 966) die Mezquita von Córdoba, deren Mosaiken der Gebetsnische — mit 320 Zentner Material und von einem Mosaizisten des byzantinischen Kaisers geschaffen — noch heute unsere Bewunderung erregen. Überhaupt waren seines Vaters und seine diplomatischen Beziehungen weit gespannt: Meist von christlichen Würdenträgern oder jüdischen Diplomaten bzw. Ärzten geführte Missionen gingen an Otto den Großen oder nach Byzanz bzw. Gesandte von dort erschienen in Córdoba. In den letzten Jahren des kränkelnden Kalifen erklomm Mohammed ibn Abi Amir die Stufenleiter der Verwaltung, entriss dem schwächlichen Sohn al-Hakams, Hischam II., die Macht und setzte sich als hadjib (»Kämmerer«) an die Spitze des Staates. Hervorragender Feldherr und Regent, hielt er alle christlichen Monarchen der Halbinsel in Schach, eroberte 985 Barcelona, 988 León und legte 997 Santiago de Compostela in Asche. Gegen Ende seines Lebens (✝ 1002) war er, der sich den Ehrentitel al-Mansur billah (»der durch Gott Siegreiche«, spanisch almanzor) gab, absoluter Herr der Halbinsel. Allerdings ist unbestritten, dass er trotz seiner über 50 Feldzüge die wirklichen Machtverhältnisse nicht ändern konnte und dem Staat wegen seiner hemmungslosen Anwerbung nordafrikanischer Berbersöldner ein gefährliches Erbe hinterließ.
 
 Zerfall der Einheit
 
Und in der Tat: In wenigen Jahren verspielte sein Sohn und zweiter Nachfolger Abd ar-Rahman Sanchuelo alle Macht; das Kalifat wurde zum Spielball immer neuer Thronprätendenten, Córdoba wurde ab 1010 belagert und 1013 durch ein berberisches Heer erstürmt und verwüstet. Im Jahre 1031 erklärten die Notablen der Hauptstadt das Kalifat für erloschen; al-Andalus zerfiel in rund 30 Herrschaftsgebiete lokaler und regionaler Potentaten, der »Taifakönige«, so genannt, weil sie in drei Taifas (nach arabisch taifa »Partei«, »Sekte«) zerfielen: die der Araber (zu denen auch die völlig arabisierten Berber der ersten Welle gezählt werden müssen), die der Berber und, besonders im Osten, die der Amiriden, der Nachkommen oder Anhänger Al-Mansurs, die europäischer Herkunft waren. In manchen Fällen handelte es sich um einflussreiche Familien, auf die sich der Staat schon immer hatte stützen müssen, in anderen um Berbergruppen, deren Kommandeure nun zu Fürsten aufstiegen. In unaufhörlichen Kämpfen versuchten einige, ihren Machtbereich zu vergrößern. Es war eine Zeit der Beinahe-Anarchie und gleichzeitig eine Epoche großer kultureller Blüte, die in der Literatur und Geschichtsschreibung wie auch in der Gartenkunst, den geographischen Kenntnissen und allgemein in den Naturwissenschaften zum Ausdruck kam. Dichterpersönlichkeiten wie Ibn Saidun und Ibn Schuhaid von Córdoba gehörten dazu ebenso wie al-Mutamid, der letzte Abbadide, Rechtsgelehrte und Religionshistoriker wie Ibn Hasm von Córdoba, der in jungen Jahren auch Verfasser eines zur Weltliteratur gerechneten Werkes, »Halsband der Taube oder Gespräch über die Liebe und die Liebenden«, war, Naturwissenschaftler wie Ibrahim as-Sarkala (»Azarkiel«) von Toledo, der Botaniker Ibn Wafid ebenfalls von dort, der in der »Huerta del Rey« den wohl ersten botanischen Garten der Welt anlegte, oder sein Landsmann Ibn Bassal, der später nach Sevilla ging, der Geograph al-Bakri und der größte Historiker des muslimischen Spaniens überhaupt, Ibn Hadjdjan sowie viele andere mehr.
 
 Almoravidenherrschaft
 
Die beherrschende politische Figur der Epoche aber war Alfons VI. von Kastilien und León, der alle Taifaherrscher bedrängte und enorme Tribute von ihnen erzwang, die natürlich ihre Untertanen aufbringen mussten, was wiederum diesen ihre Fürsten verhasst machte. In ihrer Not riefen sie den machtvollen Almoraviden Jusuf ibn Taschfin zu Hilfe, der Alfons VI. 1086 in Sagrajas bei Badajoz vernichtend schlug. Einer seiner in Ungnade gefallenen und verbannten Vasallen, Rodrigo Díaz de Vivar »El Campeador«, machte sich mit einem Heer von Anhängern und — auch arabischen — Söldnern zum Beschützer des Hudiden von Saragossa gegenüber dem Markgrafen von Barcelona und eroberte 1094 das Reich von Valencia, das er bis zu seinem Tode 1099 gegen alle Angriffe der Almoraviden hielt. Von seinen arabischen Soldaten Sidi (»mein Herr/Fürst«) genannt, trägt dieser spanischste aller spanischen Nationalhelden eine arabische Bezeichnung: El Cid. Die Almoraviden vermochten zwar 1102 Valencia und 1110 Saragossa zu erobern, aber Letzteres (wie überhaupt das Ebrobecken) wurde ihnen schon 1118 wieder entrissen und die mächtige Festung Calatayud 1119 von Alfons I. von Aragonien erobert, der überdies 1125—26 einen waghalsigen Heereszug bis nach Granada durchführte, von dem er 14000 Mozaraber mitbrachte. Die Almoraviden reagierten darauf mit der Deportation von Tausenden von Christen nach Marokko, eine Praxis, die die Almohaden, Nachfolger der Almoraviden, fortsetzten. Von da an gab es kaum mehr Christen im muslimischen Spanien.
 
 Almohadenherrschaft
 
Nach dem Zerbröckeln der almoravidischen Macht trat eine neuerliche Zeitspanne von Kleinkönigen ein, die indes nur 30 Jahre dauerte. Im Südwesten von al-Andalus (Süden des heutigen Portugal) herrschten Muriden, eine marabutisch bestimmte Gruppierung, in der spanischen Levante die markanteste Figur dieser Epoche: Ibn Mardanisch (1124/25—1172), der Rey Lobo (»König Wolf«) der spanischen Chroniken. Grausam und religiös völlig indifferent herrschte er dort mithilfe seiner spanischen Söldner bis zu seinem Tode. Inzwischen hatten Kastilier, Aragonesen und Katalanen eine neuerliche Offensive gestartet; Tortosa, Lérida und 1147 gar die wichtige Hafenstadt Almería (bis 1157 gehalten) waren in ihre Hand gefallen. Zur abermaligen Bedrohung wurde eine neuerliche Intervention Marokkos: 1147 griffen die Almohaden in Spanien ein und eroberten zuerst den Süden und Südwesten. Anfänglich mit großer Brutalität vorgehend, die sie rasch die Sympathien der Bevölkerung kostete, lenkten klügere Befehlshaber ein. Im Jahre 1161 setzte Kalif Abd al-Mumin nach al-Andalus über und befestigte Gibraltar. Trotz nicht verheißungsvollen Beginns muss die almohadische Herrschaft doch positiv bewertet werden: Philosophen wie Ibn Ruschd (Averroes) und Ibn Tufail wurden gefördert und die Baukunst blühte. Alfons VIII. von Kastilien, dem 1177 die Eroberung Cuencas gelungen war, wurde 1195 bei Alarcos (Provinz Ciudad Real) vernichtend geschlagen. Aber hartnäckig rüstete der König wieder auf, sodass er den Almohaden Paroli bieten und sie 1212 in Las Navas de Tolosa in der Sierra Morena besiegen konnte. De facto hatte damit die Stunde des Islam auf der Halbinsel geschlagen. Sein Nachfolger Ferdinand III., König des endgültig vereinigten Königreiches von Kastilien und León, eroberte zwischen 1225 und 1248 Andalusien: 1236 wurde Córdoba, 1246 Jaén und 1248 Sevilla eingenommen; die muslimische Bevölkerung wurde jeweils ausgewiesen.
 
 Das Sultanat Granada
 
Vorher hatte sich in al-Andalus ein dritter Bürgerkrieg abgespielt, der vor allem Ibn Hud, der sich als Abkömmling der saragossaner Hudiden ausgab, und einen Notabeln von Arjona (Provinz Jaén), Mohammed ibn Jusuf ibn Nasr, als Protagonisten hatte. Der Erstere, von der Zustimmung großer Teile der Bevölkerung getragen und zeitweilig fast überall anerkannt, zog letzten Endes den Kürzeren; der Nasride dagegen nutzte die Gunst der Stunde, gewann 1238 Almería und Málaga, und war schon das Jahr vorher von den Einwohnern Granadas akzeptiert worden, das er zur Hauptstadt seines entstehenden Reiches machte; seine Heimatprovinz Jaén allerdings musste er aufgeben und sich zum Vasallen Ferdinands III. erklären.
 
Damit war der spanische Islam auf seine letzte Bastion, das Reich der Nasriden oder Banu Ahmar, beschränkt, allerdings mit dem Plus einer praktisch rein muslimischen Bevölkerung. Politisch schwankte der Status — je nach dem inneren Zustand Kastiliens — zwischen Vasallität und aggressivem Selbstbewusstsein, zeitweilig verstärkt durch die nicht uneigennützige Hilfe der marokkanischen Meriniden, die sich etwa ein Jahrhundert lang in Spanien für — aber auch gegen! — Granada engagierten; die Sultane von Granada revanchierten sich dadurch, dass sie sich ein Söldnerkorps unter dem Befehl potenzieller merinidischer Thronprätendenten hielten, das notfalls auch gegen allzu fordernde Verbündete eingesetzt werden konnte. Wirtschaftlich gesehen war Granada nie wirklich autark, sondern in erheblichem Maße von Aragonien und Genua abhängig.
 
Trotz einer gewissen Stärke war Granada immer gefährdet, zeitweilig durch die Meriniden, vor allem aber durch interne Zwistigkeiten. Von den insgesamt 23 Herrschern des nasridischen Hauses ragen einige besonders hervor: von Mohammed I. abgesehen, Ismail I., der den Kastiliern 1319 in der Vega von Granada eine schwere Niederlage beibrachte, Mohammed IV., der mithilfe einer genuesischen Flotte 1333 Gibraltar zurückeroberte, Jusuf I., von dem ein großer Teil der noch stehenden Teile der Palaststadt der Alhambra (»die Rote«) stammt, und sein Nachfolger Mohammed V., Erbauer des Löwenhofs der Alhambra und des großartigen Maristans. Eine hervorragende geistige Größe dieser Epoche muss ebenfalls erwähnt werden: der Literat, Historiker und Politiker Ibn al-Chatib, Wesir Mohammeds V., letzter namhafter Autor des muslimischen Spaniens, der wegen Intrigen nach Marokko floh und in Fès im Gefängnis ermordet wurde. Sein Charakter entsprach genau seiner Zeit: Skrupellos verdrängte er seinen eigenen Lehrer und Förderer vom Hofe, verhinderte die Anstellung des großen tunesischen Historikers Ibn Chaldun und wurde seinerseits von einem Schützling denunziert und verdrängt. Seiner Bedeutung tut dies keinen Abbruch: Mit ihm endet die ruhmreiche Tradition »andalusischer« Geistesgrößen.
 
Das 15. Jahrhundert war eine Zeit fast ständigen Verfalls, innerer Unruhen und zunehmenden Machtverlustes, die auch die Thronbesteigung des kraftvollen Abu l-Hasan Ali 1464 (des »Muley Hacén« der spanischen Chroniken) nicht zu bremsen vermochte. Die »Romanze« des Sultans mit einer christlichen Gefangenen, Isabel de Solís, erzürnte seine Hauptfrau und Söhne, deren ältester Abu Abd Allah Mohammed (»Boabdil«) 1482 von den Bewohnern des Albaicín zum König ausgerufen wurde, während sein Onkel und Vaterbruder Mohammed »el Zaghal« bis 1489 den Thron beanspruchte. Boabdil, in Lucena 1482 in christliche Gefangenschaft geraten, musste Lehnstreue schwören und etablierte sich in Guadix. Nachdem 1485 Ronda, 1486 Loja, 1487 Velez Málaga und Málaga von den »Katholischen Königen«, Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragonien, erobert worden waren, fiel nach langer Belagerung und monatelangen Geheimverhandlungen am 2. Januar 1492 Granada. Die Kapitulationsbedingungen garantierten Besitz, Religion und Kult der Besiegten, wurden aber nur wenige Jahre eingehalten, dann setzten Zwangsbekehrung und -taufe ein, die aus unterworfenen Untertanen mehr und mehr Rechtlose machten. Ein Aufstand in den Alpujarras (1569) wurde erbarmungslos niedergeschlagen und alle Morisken (getauften Mauren) ins Innere Spaniens deportiert. Tausende, vor allem der Oberschicht, waren schon nach der Kapitulation nach Nordafrika ausgewandert. Da sich diese andersgläubige Minderheit in den Augen zumal des spanischen Klerus als unassimilierbar und »häretisch« darstellte, entschloss man sich nach langem Hin und Her, diese Frage derselben »Endlösung« zuzuführen wie 1492 die der Juden: Zwischen 1609 und 1614 wurden 296000 kryptomuslimische Spanier des Landes verwiesen und in den Maghreb deportiert. Die Ungeheuerlichkeit dieser Maßnahme bestand vor allem darin, dass man Menschen, die man »katholisch gemacht« hatte, in die Länder der Religion auswies, deren man sie zwangsweise beraubt hatte.
 
Die Geschichte des Islam in Spanien ist eine von Erfolgen, geistigen Hochleistungen und auch des Versagens. Die unmittelbaren äußeren Nachwirkungen ihrer Existenz können wir noch heute in den aberhunderten Lehnwörtern arabischer Herkunft in den Sprachen der Halbinsel feststellen.
 
Prof. Dr. Hans-Rudolf Singer
 
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Kulturkontakt: Islamische Kultur und christliches Europa
 
osmanische Herrschaft in Südosteuropa: Halbmond über Europa


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