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DIE »WILHELM GUSTLOFF«

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Die »Wilhelm Gustloff«
 
Der Untergang der »Wilhelm Gustloff« war die wohl größte Schiffskatastrophe des Zweiten Weltkriegs. Am 30. 1. 1945 lief das - mit Flüchtlingen, Verwundeten und Marineangehörigen völlig überfüllte - Schiff aus und wurde am selben Abend von drei Torpedos eines sowjetischen U-Boots getroffen. Tausende Menschen fanden den Tod, unter ihnen viele Kinder. Nur 1 252 Menschen konnten gerettet werden.
 
 Vom KdF-Passagierdampfer zum Lazarett- und Kasernenschiff
 
Benannt war die »Wilhelm Gustloff« nach dem Landesgruppenleiter der NSDAP-Auslandsorganisation in der Schweiz, Wilhelm Gustloff, der 1936 ermordet wurde. Das Schiff war 1936-1938 auf der Hamburger Werft Blohm & Voss als Motorpassagierschiff für die Deutsche Arbeitsfront gebaut worden. Es gehörte zur Flotte der Organisation »Kraft durch Freude« (KdF). Die »Wilhelm Gustloff« hatte eine Verdrängung von 25 484 BRT, eine Länge von 208,5 m und eine Breite von 23,6 m. Sie besaß zehn Decks und war ausgelegt für 417 Besatzungsmitglieder und etwa 1 465 Passagiere. Der Stapellauf der »Wilhelm Gustloff« erfolgte am 5. 5. 1937, seine erste Ausfahrt unternahm das Schiff am 23. 3. 1938. Danach war der KdF-Liner als Urlaubsschiff auf verschiedenen Kreuzfahrtrouten in der Nordsee, im Mittelmeer und im Atlantischen Ozean.Im Mai 1939 holte die »Wilhelm Gustloff« die Angehörigen der Legion Condor aus Spanien zurück nach Deutschland. Im Zweiten Weltkrieg war sie als »Hilfsbeischiff der Kriegsmarine« zunächst Lazarettschiff, dann ankerte sie als Kasernenschiff in Gdingen (1939-45 Gotenhafen), dem heutigen Gdynia, am Westufer der Danziger Bucht. 1943 hatte die »Wilhelm Gustloff« einen Bombentreffer erhalten und war dabei beschädigt worden.
 
 Flüchtlingschaos im Osten - die letzte Fahrt der »Wilhelm Gustloff« und weitere Schiffskatastrophen
 
Gegen Ende des Krieges spielten sich an der Ostseeküste Ostdeutschlands Szenen der Verzweiflung ab. Auf der Flucht vor der heranrückenden Front und der Roten Armee befanden sich Hunderttausende unterwegs dorthin, da der Landweg in den Westen abgeschnitten war und als letzte Hoffnung blieb, über See evakuiert zu werden. Zahlreiche Menschen fielen der Kälte zum Opfer, viele starben auch an Erschöpfung.
 
Um einen der Ostseehäfen wie Gotenhafen zu erreichen, mussten die Flüchtlinge viele Kilometer über das Eis der Ostsee zurücklegen. Da das Meer aber nicht tief genug gefroren war, konnten sie diese Strecke nur zu Fuß bewältigen. Dabei wurden sie immer wieder von sowjetischen Tieffliegern angegriffen, die mit ihren Maschinengewehren die schutzlosen Menschen beschossen oder Bomben auf das Eis warfen.
 
Für die Rettung der Flüchtlinge war gegen Ende des Krieges eine große Hilfsaktion angelaufen, an der bis zu 790 Schiffe teilnahmen, vom großen Marine- bis hin zum kleinen Privatschiff. Zahllose Menschen wurden so gerettet, allerdings kam es auch zu einigen Katastrophen. So versenkte ein sowjetisches U-Boot (übrigens dasselbe, das die »Wilhelm Gustloff« zerstörte) am 10. 2. 1945 vor Stolpmünde (heute polnisch Ustka) den Verwundetentransporter »General von Steuben«, wobei etwa 3 000 Menschen den Tod fanden. Das am 16. 4. 1945 vom sowjetischen U-Boot »L-3« torpedierte Frachtschiff »Goya« riss - ebenfalls vor Stolpmünde - etwa 7 000 an Bord befindliche Flüchtlinge in die Tiefe. Neben U-Booten stellten Jagdflieger und Minenfelder eine große Gefahr für die Evakuierungsschiffe dar. So richteten sich gegen das Lazarettschiff »Pretoria« mehrere Luftangriffe, dennoch erreichte es am 20. 4. 1945 Kopenhagen. Auch im Westen wurden heimkehrende Transportschiffe durch britische Luftangriffe attackiert (Anfang Mai 1945 Versenkung von 23 Handelsschiffen im Raum zwischen Travemünde, Fehmarn und Eckernförde). Am 3. 5. 1945 sanken nach britischen Bombenangriffen die beiden KZ-Schiffe »Cap Arcona« (5 600 Häftlinge an Bord) und »Thielbek« (2 000 Häftlinge); nur einige Hundert überlebten.
 
Die am besten dokumentierte Schiffskatastrophe jener Zeit ist die der »Wilhelm Gustloff«, die am 30. 1. 1945 Gotenhafen mit Kurs Kiel-Flensburg verließ und am Abend desselben Tages nach drei Torpedotreffern des sowjetischen U-Bootes »S-13« an der pommerschen Küste vor Stolpmünde unterging. Korvettenkapitän Wilhelm Zahn, der die 2. Abteilung der U-Boot-Lehrdivision befehligte, hielt sich als militärischer Leiter an Bord der »Wilhelm Gustloff« auf, die eigentliche Kommandogewalt über das Schiff lag aber in den Händen von Kapitän Friedrich Petersen. Ihm hatte man kurze Zeit davor zwei junge Fahrkapitäne zur Seite gestellt. Die nachfolgende Schilderung des Untergangs beruht auf den Aussagen eines Überlebenden, des Kapitäns Harry Weller.
 
 Die Situation vor dem Auslaufen
 
Am Tag vor dem Fahrtantritt, dem 29. 1. 1945, war die Lage so eingeschätzt worden, dass die »Wilhelm Gustloff« nicht mit feindlichen Schiffen oder U-Booten würde rechnen müssen. Allerdings erwartete man Luftangriffe, deshalb sollte das Schiff noch mit einigen Fliegerabwehrgeschützen bestückt werden. Die Maschinen der »Wilhelm Gustloff« waren bereits seit dem 27. 1. als betriebsklar gemeldet worden.
 
Auf dem gesamten Schiff befanden sich in allen Kabinen und Sälen, ja sogar im Schwimmbad Flüchtlinge, Verwundete und Marineangehörige (darunter etwa 370 Marinehelferinnen). Die Offiziere waren besorgt, ob das Schiff eine ausreichende Stabilität haben würde und ob es genug Rettungsmittel für die vielen Menschen an Bord gab. Es hingen nur 12 von 22 Rettungsbooten in den Davits. Deshalb beschaffte man noch umgehend eine ausreichende Anzahl an Marinerettungsflößen und zurrte 20 Kriegsmarineboote auf dem Sonnendeck fest. Die Passagiere wurden durch ständig wiederholte Lautsprecherdurchsagen mit dem richtigen Verhalten im Gefahrenfall vertraut gemacht.
 
 Auslaufen ohne genügende Sicherung
 
Am 30. 1. gab es dann eine erste Panne: Der Geleitzug, den die »Wilhelm Gustloff« mit dem Fahrgastschiff »Hansa« bilden sollte, kam nicht zustande, da die ebenfalls mit Flüchtlingen völlig überfüllte »Hansa« bereits beim Auslaufen mit einem Maschinenschaden liegen blieb. Außerdem wurde die »Wilhelm Gustloff« nur von zwei Sicherungsfahrzeugen statt der vorgesehenen vier begleitet. Es handelte sich um das Torpedoboot »Löwe« und das »Torpedofangboot 1« (»TF 1«).
 
Auf Höhe der Halbinsel Hela meldete »TF 1« Wassereinbruch und musste Hela anlaufen. Bei immer stärker werdendem Seegang fuhr die »Wilhelm Gustloff« nun völlig abgedunkelt westwärts, ohne seitlich gesichert zu sein. Als ein Minensuchverband entgegenkam, wurden auf dem Schiff die Positionslichter auf geringer Lichtstärke entzündet.
 
 Drei fürchterliche Schläge
 
Als Wachkapitän Weller kurz gegen 21.15 Uhr zur Brücke ging, wurde das Schiff plötzlich von einem heftigen Stoß erschüttert. Weller dachte an eine Minenexplosion und riss umgehend den Maschinentelegrafen auf Stopp. Doch schon wurde das Schiff von einem zweiten und einem dritten Schlag erschüttert, die alle von Torpedotreffern herrührten.
 
Die »Wilhelm Gustloff« bekam umgehend Schlagseite nach Backbord, das Vorderschiff begann abzusinken. Die Menschen, die sich hier unter Deck befanden, waren nicht mehr zu retten. Das Licht ging aus, die »Wilhelm Gustloff« lag zunächst völlig im Dunkeln, bevor das Notdieselaggregat ansprang und für eine Notbeleuchtung sorgte. Auch die Maschinen stoppten, Telefone und Lautsprecher funktionierten nicht mehr. Die Schotten begannen zu brechen. Kapitän Weller befahl, sämtliche Signalmittel abzuschießen. Das Geleitboot »Löwe« konnte die SOS-Signale weitergeben.
 
Die Schiffsführung gab das Schiff, das sich immer mehr auf die Seite legte, umgehend verloren und befahl, die Rettungsboote freizugeben. Um diese entwickelte sich ein Kampf auf Leben und Tod; es war nicht mehr möglich, irgendeine Ordnung in das panische Gedränge der verzweifelten Menschen zu bringen. Zudem waren an den Davits die Winden vereist, sodass die Rettungsboote nur sehr schlecht herabgelassen werden konnten. Für die Menschen unter Deck gab es keine Rettung mehr, denn durch die starke Schlagseite waren die Niedergänge mittlerweile unpassierbar geworden. Innerhalb von etwa einer Stunde nahm nun eine unvorstellbare Tragödie ihren Lauf. Die »Wilhelm Gustloff« sank langsam immer weiter, der Bug tauchte immer mehr ins Wasser, das Heck stellte sich höher und höher. Im Augenblick des Untergangs sprang plötzlich noch einmal die gesamte Schiffsbeleuchtung an.
 
 Der Kampf ums Überleben
 
Das Torpedoboot »Löwe« kreiste um die Unglücksstelle und hielt seine Scheinwerfer auf den verzweifelten Kampf ums Überleben. Das Boot nahm so viele Menschen auf wie möglich, kam dann allerdings an die Grenzen seiner Schwimmfähigkeit. Überall klammerten sich verzweifelte, dem eiskalten Ostseewasser ausgesetzte Schiffbrüchige an das, was sie greifen konnten, an Wrackteile, Flöße oder Rettungsboote. Zur Unglücksstelle gelangte dann auch das von Kapitänleutnant Robert Hering befehligte Torpedoboot »T 36«, das sich im Geleitzug des schweren Kreuzers »Admiral Hipper« befunden hatte.
 
Die Besatzung von »T 36« hängte Strickleitern, Taue und große Tauwerknetze über Bord, an denen die Schiffbrüchigen, die stark genug waren, an Bord klettern konnten. Viele, die dafür schon zu schwach oder durch das eiskalte Wasser nahezu bewegungsunfähig geworden waren, zog die Besatzung unter größten Anstrengungen auf das Schiff. Um jedes Menschenleben wurde gekämpft. Auch die Kapitäne Zahn und Petersen gelangten an Bord.
 
 Eine schwere Entscheidung
 
Die Lage wurde für »T 36« völlig verzweifelt, als in seiner Nähe ein sowjetisches U-Boot geortet wurde. Der Kommandant von »T 36« manövrierte daraufhin sein Boot ständig so, dass es im Falle eines Torpedobeschusses keine Breitseite bot. Dann fasste er eine ihm sehr schwer fallende Entscheidung, die auch unter den noch nicht geborgenen Schiffbrüchigen Opfer fordern musste: Gegen das sowjetische U-Boot wurden Wasserbomben abgeworfen. Einem bald darauf erfolgenden Torpedoangriff konnte »T 36« nur noch dadurch entkommen, dass er rasch höchste Fahrt aufnahm.
 
Nach zwei Stunden aufopferungsvoller Rettungstätigkeit und völlig überfüllt fuhr das Schiff dann mit etwa 1 000 Menschen an Bord (darunter 564 von der »Wilhelm Gustloff«) Richtung Saßnitz auf Rügen.
 
 Eine hohe Dunkelziffer
 
Das Torpedoboot »Löwe« konnte insgesamt 472 Menschen an Bord nehmen. Später an die Unglücksstelle gelangte Schiffe, darunter zwei Minensuchboote und der Dampfer »ɛöttingen«, halfen etwa 200 weiteren Menschen. Die Zahl der Geretteten betrug schließlich 1 252 Personen. Dem standen mindestens 5 348 Menschen gegenüber, die den Tod fanden, darunter etwa 3 000 Kinder. Viele Menschen wurden binnen kurzer Zeit - auf dem eisigen Wasser treibend und dem starken Seegang ausgeliefert - Opfer der winterlichen Kälte.
 
Mittlerweile muss von einer deutlich höheren Opferzahl ausgegangen werden, da sich die ursprünglichen Angaben auf die offiziell an Bord Gemeldeten beziehen, sich aber wohl etliche Hundert Menschen mehr im Schiff befanden. So wurde durch einen Zeugen der Schiffstragödie, Heinz Schön, der in jahrzehntelanger Arbeit das größte »Gustloff«-Dokumentationsarchiv zusammenstellte und auch durch Publikationen zum Thema hervortrat (Die »Gustloff«-Katastrophe. Bericht eines Überlebenden über die größte Schiffskatastrophe im Zweiten Weltkrieg, 5. Auflage, Stuttgart 1999), darauf hingewiesen, dass sich nach seinen Recherchen insgesamt etwa 10 500 Menschen an Bord befanden. Nur an den ersten beiden Tagen der Einschiffung hätten Marineangehörige die immer zahlreicher an Deck strömenden Menschen noch ordnungsgemäß registriert, dann seien sie überfordert gewesen und ohnehin die Schiffslisten ausgegangen, weshalb man nur noch gezählt hätte. Ursprünglich nur für 4 000 Flüchtlinge vorgesehen, war die »Wilhelm Gustloff« so bei Auslaufen am 30. 1. 1945 mit mehr als zweieinhalbmal soviel Menschen belegt gewesen, von denen nach Ansicht Schöns mehr als 9 000 ums Leben kamen.
 
Als geschütztes Seekriegsgrab befindet sich das Wrack der »Wilhelm Gustloff« heute an der Unglücksstelle gut 42 m tief auf dem Meeresgrund.
 
Der unter der Regie von Frank Wisbar entstandene deutsche Spielfim »Nacht fiel über Gotenhafen« (1959) schildert in dokumentarischem Stil Flüchtlingsschicksale vor dem Hintergrund des Untergangs der »Wilhelm Gustloff«.
 
 Seerettungsaktionen und Schiffskatastrophen bei Kriegsende auf der Ostsee
 
Zu Recht erinnert man bis in die Gegenwart immer wieder an den Hergang und die zahllosen Opfer solcher Schiffsversenkungen am Ende des Zweiten Weltkriegs; betroffen waren neben verwundeten Soldaten überwiegend zivile Flüchtlinge, die sich unter Zurücklassung fast ihrer gesamten Habe vor der Front in Sicherheit bringen wollten, tagelang angstvoll an bzw. unter Deck ausharrten und dann durch Torpedo- und Luftangriffe oder Minenexplosionen den Tod auf See fanden. Beim Gedenken an diese grauenvollen Ereignisse sollte allerdings nicht in Vergessenheit geraten, dass während der Schiffsrettungsaktion von Januar bis Mai 1945 mit teilweise schon schwer kriegsgeschädigten Wasserfahrzeugen insgesamt etwa 2 Millionen Menschen über die Ostsee nach Westen evakuiert werden konnten. Knapp ein Zehntel der eingesetzten Schiffe ging dabei verloren; etwa 25 000 Menschen verloren durch die mitleidlose Seekriegsführung der letzten Kriegsmonate ihr Leben auf der Ostsee.


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