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ARABERSTURM: EIN WELTREICH ENTSTEHT

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Arabersturm: Ein Weltreich entsteht
 
Indem Mohammed den Eingottglauben verkündete, bekräftigte er die Forderung an den Einzelnen, durch gute Werke auf eine günstige Beurteilung durch den Schöpfer hinzuarbeiten. In Medina verdichtete sich diese Forderung zum »Kampf auf dem Pfade Gottes«, der die einende Mitte des Lebens der Gläubigen wurde; in der Abwehr gegen Mekka und im Ringen um Einfluss auf die Stämme der Halbinsel war Opferbereitschaft unentbehrlich. Scharf hebt nun der Koran die Verknüpfung von religiösem Verdienst und kämpferischem Einsatz für »Gott und seinen Gesandten« hervor. Diese Gesinnung wurde auf eine harte Probe gestellt, als nach der Inbesitznahme Mekkas führende Koraischiten, die bis dahin den Propheten bekämpft hatten, zu Einfluss gelangten und die neue Religion »koraischitisch« wurde. Die medinensischen »Helfer« fühlten sich brüskiert, desgleichen die Mehrzahl der mekkanischen »Auswanderer«, die nicht zu den von Kusaij abstammenden Familien zählten.
 
 Einigung der Araber unter den ersten Kalifen
 
Nach Mohammeds Tod brach der Zwist offen aus.Die »Helfer« verlangten eine gleichberechtigte Teilhabe an der Befehlsgewalt während der in Aussicht genommenen Feldzüge nach Norden. Die »Auswanderer« erwiesen sich jedoch als die Stärkeren; Abu Bakr, einer der frühesten Anhänger Mohammeds, wurde zum Leiter des Gemeinwesens der Gläubigen berufen. Die »Helfer« fügten sich ihm, nur Ali ibn Abi Talib, der Schwiegersohn und Vetter Mohammeds (der spätere vierte Kalif), murrte zusammen mit einigen anderen Koraischiten der Kusaij-Linie — der Abu Bakr nicht angehörte — gegen diese Entscheidung. Abu Bakrs Regierungszeit war mit Kriegen gegen Stämme angefüllt, die, kaum dass der Prophet verstorben war, sich aller erst vor kurzem in Medina gegebenen Treueversprechen ledig glaubten; vor allem »jemenische« Stämme wollten mit dem medinensischen Gemeinwesen, in dem sie die Fortführung koraischitischen Machtstrebens sahen, nichts mehr zu tun haben. Chalid ibn al-Walid, ein spät bekehrter Kusaij-Koraischite, zwang in raschen Feldzügen die »Apostaten« (Abtrünnigen) zum Einlenken.
 
Nach Abu Bakrs Tod im Jahre 634 riss der starke Mann unter den »Auswanderern«, Omar ibn al-Chattab, die Macht an sich. Sein wichtigstes innenpolitisches Ziel war die Zügelung des Einflusses der alten mekkanischen Elite und die Bewahrung der Verhältnisse, wie sie für die Kampfgemeinschaft der Gläubigen unter Mohammed gegolten hatten. Omar verdeutlichte diese Politik, indem er den Titel »Heerführer der Gläubigen« annahm, den Mohammed einst gestiftet hatte; ferner bestimmte Omar die Hidjra zum Ausgangspunkt einer eigenen Zeitrechnung. Auch in der praktischen Politik ging er gegen die spät bekehrten Nutznießer des Werkes des Propheten vor. Er nahm Chalid ibn al-Walid das Kommando ab und suchte die seit vorislamischer Zeit bestehenden Beziehungen seiner Gegner in den syrisch-palästinensischen Raum hinein zu beschneiden.
 
Die Kriege gegen die »Apostaten« wurden bis in das Grenzgebiet zum Sassanidischen Reich geführt. Die Region westlich des Euphrat bis zum anatolischen Bergland war seit langem das Streifgebiet arabischer Stämme, mit denen die Sassaniden ein Auskommen suchten. Desgleichen waren Palästina und Syrien weitgehend arabisiert. Über Jahrhunderte hatten sich in den genannten Räumen Römer/Byzantiner und Iraner feindlich gegenübergestanden; 628 hatten die Iraner in diesem Ringen eine schwere Niederlage erlitten, an eine kraftvolle Gegenwehr gegen Chalid war also nicht zu denken. Aber auch im Westen brach 636 nach einem Sieg der Truppen der »Gläubigen« am Jarmuk der Widerstand zusammen. Binnen kurzem fiel das Land von der Levanteküste bis nach Mesopotamien den von Medina aus befehligten Arabern in die Hände. Der Appell an das Arabertum hatte entschiedenen Anteil an dieser Wende der Dinge.
 
 Über die Grenzen Arabiens hinaus
 
Omar betrachtete diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Herrscher über ein Reich, das sich über die Arabische Halbinsel hinaus erstreckte, wollte er nicht sein. Mit Sorge sah er, wie ihm gegen 640 Syrien entglitt und dass er nicht umhin konnte, mit Moawija I. dort einen Kusaij-Koraischiten und Sohn des erbittertsten mekkanischen Feindes des Propheten zum Statthalter zu ernennen. Vergeblich versuchte Omar zu verhindern, dass von Palästina aus ein Mitglied desselben Klans 641 nach Ägypten vorstieß und dass damit zum ersten Mal Land betreten wurde, dessen Bewohner nicht arabisiert waren. Die Entwicklung, die in Gang gekommen war, war nicht mehr zu beherrschen. Allein im Norden bildete Anatolien einen unüberwindlichen Riegel gegen das Vordringen der arabischen Truppen. Offen lagen hingegen der Westen und vor allem der Osten, wo das Sassanidische Reich keinen geordneten Widerstand zu leisten vermochte. Von Unterägypten aus stießen arabische Streifscharen auf Beutezug zum ersten Mal 646 bis in das Gebiet des heutigen Tunesien vor. In rascher Folge schlossen sich ähnliche Unternehmungen an, ohne dass man zunächst daran gedacht hatte, jenes Land in Besitz zu nehmen. Desgleichen wagten sich die Eindringlinge nilaufwärts vor und gelangten schon 651 bis nach Dongola. Den größten Landgewinn verzeichneten die Araber jedoch nach Osten hin. Schon 640 war das Zweistromland unter ihre Herrschaft gefallen; hiernach bemächtigten sie sich des iranischen Raumes von zwei Seiten her: Im Süden rissen sie die Macht in der Persis an sich, über das nördliche Zweistromland erreichten sie Nordostiran und die mittelasiatischen Gebiete des Sassanidischen Reiches. Auch in den Südwesten Afghanistans gelangte man schon unter Omar ibn al-Chattab. Parallel dazu wurden die Voraussetzungen für eine festere Inbesitznahme der eroberten Länder geschaffen. Fustat — im Süden des heutigen Kairo —, Basra und Kufa waren die ersten Städtegründungen der Expansionsbewegung, im engeren Sinne große Heerlager, in denen sich die aus der arabischen Halbinsel herbeiströmende Bevölkerung sammelte und zu militärischen Unternehmungen formiert wurde. Zugleich waren diese Lagerstädte Sitz eines vom Kalifen benannten Statthalters. Auch in Damaskus residierte ein Statthalter, aber in Syrien unterschied sich die Lage insofern von der in Ägypten und vor allem im Irak, als die Vorstöße nach Anatolien zunächst wenig erfolgreich waren und das Land schon seit vorislamischer Zeit weitgehend arabisiert war.
 
 Innerarabische Gegensätze
 
Auf Omar ibn al-Chattab wurde 644 ein Anschlag verübt. Auf dem Sterbebett setzte er ein Kollegium aus sechs frühen »Auswanderern« ein, das über die Nachfolge befinden sollte. Es entschied sich für einen Kompromisskandidaten, dessen Wahl die mittlerweile entstandenen Gegebenheiten gut widerspiegelt: Othman ibn Affan war einer der ältesten Anhänger des Propheten und gehörte zu den ersten »Auswanderern«, zugleich aber stammte er aus dem Kusaij-Klan der Banu Abd Sams und war daher eng mit Moawija, dem starken Mann Syriens, verwandt. Othman war bestrebt, die von Omar betriebene Politik der Festigung der »Kampfgemeinschaft der Gläubigen« fortzusetzen, sah sich aber auch genötigt, seinen spät bekehrten Verwandten Genüge zu tun. Zusätzlich erschwert wurde seine Aufgabe durch den Aufstieg neuer Kräfte, die sich nicht durch eine bestimmte Rolle in der Zeit Mohammeds definieren konnten, sondern erst nach Beginn der Eroberungen in das von Medina aus regierte Gemeinwesen hineingeraten waren. Letztere fühlten sich benachteiligt. Ali ibn Abi Talib, einer der jüngsten Prophetengenossen und wegen seiner Verschwägerung mit Mohammed in hohem Ansehen stehend, fand hier das geeignete Betätigungsfeld für seinen politischen Ehrgeiz, der sich unmittelbar nach dem Tode Mohammeds im Protest gegen den nicht von Kusaij abstammenden Nachfolger noch nicht hatte entfalten können. Insbesondere als Fürsprecher für die jemenischen Stämme tat er sich nunmehr hervor. Im Jahre 656 entluden sich die Spannungen; nach dem Ende der Pilgersaison zogen einige Aufrührer nach Medina; unglückliches Taktieren verschärfte die Lage so sehr, dass das Haus des Kalifen von seinen Feinden umzingelt und dieser wenig später ermordet wurde. Dies löste den Ersten Bürgerkrieg (656—660) aus, die Urkatastrophe der islamischen Geschichte, die bis auf den heutigen Tag die Muslime in verfeindete Parteiungen spaltet. Zunächst behauptete Ali das Feld. Den Widerstand der alten »Auswanderer« brach er 658 in der berühmten »Kamelschlacht«, an der Aischa, die Lieblingsfrau des Propheten, teilgenommen und die Feinde Alis angefeuert hatte.
 
Alis stärkster Gegner war allerdings Moawija, der den neuen Kalifen der Mittäterschaft bei der Ermordung Othmans bezichtigte und das Recht der Blutrache beanspruchte. Am oberen Euphrat zogen sich die Kämpfe über viele Monate hin, bis man sich auf ein Schiedsgericht einigte; dessen Urteil fiel zugunsten Moawijas aus. Alis Anhang zerfiel; er habe Menschen anstelle Gottes entscheiden lassen, warf man ihm vor. Die deswegen von ihm Enttäuschten, später unter dem Namen Charidjiten bekannt, bekämpften Ali fortan erbittert; einer von ihnen tötete ihn im Jahre 660. Aus dem Teil seiner Anhängerschaft, der ihm treu geblieben war, entwickelte sich später die Schia.
 
 Das Kalifat der Omaijaden
 
Unterdessen hatte Moawija sich selber zum Kalifen erheben lassen. Damit war die Herrschaft über das Gemeinwesen endgültig an die Kusaij-Koraisch gefallen. Moawija, der erste Kalif aus dem Haus der Omaijaden, gründete seine Macht dementsprechend nicht so sehr auf das Lebenswerk des Propheten, sondern vor allem auf gute Beziehungen zu den wichtigsten Stammesfürsten. Mit der an ihm gerühmten Bedachtsamkeit und der Fähigkeit, klug zu taktieren, überbrückte er den Gegensatz zwischen den beiden großen Stammesformationen der Araber und schuf ein Reich, das in dieser Hinsicht die vorislamischen Bestrebungen der Koraisch zu einem erfolgreichen Ende zu führen schien. Den Kalifentitel legte er nicht mehr als Nachfolgeschaft Mohammeds aus, sondern als eine von den Koraisch wahrgenommene Stellvertreterschaft Allahs, die bei Kusaij begann und über Mohammed an ihn gelangte.
 
Glück hatte Moawija bei der Besetzung seines wichtigsten Statthalterpostens: Den Irak unterstellte er Sijad ibn Abi Sufjan, der schon unter Ali gedient hatte. Sijad sorgte mit harter Hand in Basra und Kufa für Ordnung. Infolge des Bürgerkrieges waren die Streifzüge nach Iran unterbrochen worden, nun wurden sie energisch wieder aufgenommen. Auch im Westen wurde die Expansion fortgesetzt. Der Heerführer Okba ibn Nafi sicherte zunächst den Besitz Ifrikijas (Nordafrikas), indem er das befestigte Heerlager Kairouan gründete, und stieß von dort aus weiter vor, bis er um 684 den Atlantik erreichte. Allein nach Norden hin unterblieben größere Landgewinne. Einzelne Feldzüge in den Kaukasus zeitigten sehr unsichere Ergebnisse; vor allem aber endeten die Kriege gegen Byzanz stets mit einem Fehlschlag. Schon 652, noch als Statthalter von Damaskus, hatte Moawija Truppen bis an den Bosporus marschieren lassen, von wo sie sich aber wieder zurückziehen mussten.
 
Wenn man von kleineren Unruhen absieht, die von Charidjiten oder von Anhängern Alis und seiner Nachkommen ausgingen, trat die von dem Gedanken der Botschaft des Propheten gespeiste, sich nunmehr in verschiedene Richtungen verzweigende Gesinnung — oder besser: Gläubigkeit — während Moawijas Kalifat politisch nicht in Erscheinung. Man hätte meinen können, Mohammed sei in der Tat nicht mehr gewesen als ein Förderer des koraischitischen Machtehrgeizes. Moawijas Tod machte mit einem Schlage deutlich, dass dies eine Täuschung war. Sein Sohn Jasid hatte es schwer, sich als Nachfolger durchzusetzen; eine Vater-Sohn-Erbfolge war zumindest den Ismael-Arabern nichts Selbstverständliches. Die Krise wurde nach dem frühen Ableben Jasids verschärft, denn es stand kein tauglicher Thronfolger in dieser Linie mehr zur Verfügung. In Syrien und Palästina kämpften verschiedene Prätendenten im Zweiten Bürgerkrieg gegeneinander; das Kalifat errang schließlich ein anderer Zweig des Herrscherhauses; Merwan I. und dann dessen Sohn Abd al-Malik bestiegen den Thron. Angesichts der undurchsichtigen Lage hätte man 685 kaum erwarten können, dass Abd al-Maliks Kalifat den Höhepunkt omaijadischer Herrschaft markieren würde. Denn im Hidjas war Abd Allah, der Sohn des berühmten Prophetengefährten as-Subair, zum Gegenkalifen ausgerufen worden und schickte sich an, auch den Irak unter seine Kontrolle zu bringen. Dort war einem kläglich gescheiterten schiitischen Aufstand, bei dem Alis Sohn Husain 681 den Tod gefunden hatte, eine gefährlich um sich greifende Bewegung gefolgt, die zum ersten Mal auch nichtarabische Neumuslime an sich zog. Abd al-Malik hatte Glück, dass Musab, ein Bruder des Gegenkalifen, diese Aufrührer bezwang; mit dem Sieg über Abd Allah ibn as-Subair fiel ihm der zumindest schon halbwegs befriedete Irak zu, sodass um 692 die Einheit des Reiches wiederhergestellt war. Abd al-Malik ließ dieses Jahr als das »Jahr der einträchtigen Gemeinschaft« feiern; der Versinnbildlichung dieser Idee dient wahrscheinlich der Felsendom in Jerusalem, mit dessen Bau um diese Zeit begonnen wurde.
 
 Der Islam als Reichsidee
 
In seinen Inschriften wird zum ersten Mal der Islam als die wesentliche einende Idee des Reiches beschworen. Was ist hierunter zu verstehen? Im Koran bezeichnet das Wort Islam die rituell hergestellte ungetrübte Beziehung des Einzelmenschen zu Allah — in diesem Sinne wurde es schon vor Mohammed verwendet. In medinensischen Koranversen wird solcher »Islam« als unzureichend bezeichnet; der wahre Gläubige hat sich für den Überlebenskampf der Gemeinde zur Verfügung zu stellen. Im Ersten Bürgerkrieg war diese Idee jedoch zuschanden geworden. Greise Prophetengefährten bzw. deren Söhne, aber auch viele Neubekehrte, die an dem Prestige der alten Kämpfer naturgemäß keinen Anteil hatten, entdeckten nun den »Islam«, die Ritenerfüllung, als die einende Mitte des neuen Glaubens, zu der sich jeder bekennen konnte, unabhängig von seiner Herkunft und Vergangenheit. In der Vorstellung vom Zusammenstehen aller »Muslime« in der einträchtigen Gemeinschaft kommt eine neue, im Lebenswerk des Propheten durchaus angelegte Deutung des von diesem gestifteten Glaubens zutage, auf die Abd al-Malik seine Herrschaft zu gründen hoffte.
 
Prof. Dr. Tilman Nagel
 
Weiterführende Erläuterungen finden Sie auch unter:
 
Kalifen: Macht und Ohnmacht in der Mitte der Welt
 
Grundlegende Informationen finden Sie unter:
 
Mohammed und die Anfänge des Islam: Im Namen Allahs
 
Literatur:
 
Lexikon der islamischen Welt, herausgegeben von Klaus Kreiser und Rotraud Wielandt. Neuausgabe Stuttgart u. a. 1992.


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