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BUNDESKANZLER DER BUNDESREPUBLIK: AMT UND AMTSINHABER

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Bundeskanzler der Bundesrepublik: Amt und Amtsinhaber
 
Die Bundesrepublik Deutschland hat in den 50 Jahren ihres Bestehens von 1949 bis 1999 sieben Bundeskanzler gehabt. Viele der Amtsinhaber waren prägende Persönlichkeiten ihrer Epoche. Allerdings waren sie ebenso Kinder ihrer Zeit. Das verdeutlichen gut die Beinamen, die einige von ihnen in den Medien erhielten. Als Erster übernahm »der Alte« (Adenauer) das Amt, während der amtierende Kanzler (Schröder) in den Medien auch als der »Kaschmir-Kanzler« bezeichnet wird, wegen seiner Auftritte als Model in einem Lifestyle-Magazin.
 
 Die Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland
 
Amt und Machtbefugnisse
 
Die politische Macht in der Bundesrepublik Deutschland übt der Bundeskanzler aus, der Bundespräsident hat eher repräsentative Funktionen. Der Bundeskanzler wird vom Bundestag gewählt. Die Mitglieder der Bundesregierung werden vom Bundespräsidenten auf Vorschlag des Bundeskanzlers ernannt. Der Bundeskanzler bestimmt die Richtlinien der Politik und trägt dafür die Verantwortung. Er hat, anders als in der Weimarer Republik, eine sehr starke Position.So kann er nicht einfach vom Bundestag abgewählt, sondern nur durch ein konstruktives Misstrauensvotum, also die Wahl eines Nachfolgers, gestürzt werden.
 
Konrad Adenauer (1949—1963)
 
— * Köln 05. 01. 1876, ✝ Bad Honnef-Rhöndorf 19. 04. 1967
 
— Politiker und Jurist
 
— 1901 Abschluss der juristischen Ausbildung mit dem 2. Staatsexamen
 
— 1917 Oberbürgermeister von Köln (bis 1933); im selben Amt erneut im Jahre 1945
 
— 1920 Präsident des Preußischen Staatsrats (bis 1933)
 
— 1948 Präsident des Parlamentarischen Rats
 
— 1949 am 15. September Wahl zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland
 
— 1950 Bundesvorsitzender der CDU (bis 1966)
 
— 1953 Wiederwahl zum Bundeskanzler
 
— 1957 erneute Wiederwahl zum Bundeskanzler
 
— 1961 nochmalige Wiederwahl zum Bundeskanzler
 
— 1963 am 15. Oktober Rücktritt
 
Adenauer prägte als erster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland eine Epoche, die »Adenauer-Zeit« ist nach ihm benannt. Prägend für die Adenauer-Zeit waren der Wiederaufbau eines deutschen Staates, der Wiedereintritt Nachkriegsdeutschlands in die Weltgemeinschaft, das Wirtschaftswunder und die Aussöhnung mit Frankreich. Er war entscheidend mitbeteiligt an der Schaffung der Grundlagen der Europäischen Gemeinschaft. Von 1957—61 konnte er sich auf eine absolute Mehrheit der Union im Deutschen Bundestag stützen. Die Kritik warf Adenauer seinen zu strikt antikommunistischen Kurs und die einseitige Westbindung vor. Gegen Ende seiner Amtszeit konnte er nicht von der Macht lassen und musste praktisch von seiner eigenen Partei aus dem Amt gedrängt werden.
 
Ludwig Erhard (1963—1966)
 
— * Fürth 04. 02. 1897, ✝ Bonn 05. 05. 1977
 
— Politiker
 
— 1916—18/19 Teilnahme am 1. Weltkrieg, schwere Verwundung
 
— 1925 Abschluss des Studiums der Volks- und Betriebswirtschaft; danach wissenschaftliche Tätigkeit
 
— 1925—28 Geschäftsführer im elterlichen Betrieb
 
— 1929—44 Mitarbeiter von Wilhelm Vershofen an der Handelshochschule in Nürnberg
 
— 1943/44 Denkschrift »Kriegsfinanzierung und Schuldenkonsolidierung«
 
— 1945—46 Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft
 
— 1948 Direktor für Wirtschaft des Vereinigten Wirtschaftsgebiets; am 20. Juni In-Kraft-Treten der von ihm vorbereiteten Währungsreform
 
— 1949—76 MdB
 
— 1949—63 Bundesminister für Wirtschaft in den Kabinetten von Bundeskanzler Konrad Adenauer
 
— 1963 am 16. Oktober Wahl zum zweiten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland
 
— 1965 Wiederwahl zum Bundeskanzler
 
— 1966 Bundesvorsitzender der CDU (bis 1967); am 1. Dezember Rücktritt als Bundeskanzler
 
Mit dem Namen Ludwig Erhards sind das deutsche Wirtschaftswunder und die soziale Marktwirtschaft verbunden. Der erfolgreiche Wirtschaftsminister war nicht im gleichen Maße als Kanzler erfolgreich — sein Vorgänger Adenauer hatte lange versucht, ihn von diesem Amt fern zu halten. Was bei Adenauer als zu starke Bindung der »Kanzlerdemokratie« an die Person des Kanzlers empfunden worden war, entwickelte sich bei Erhard bald in die andere Richtung: Ihm wurden Führungsschwäche und eine »kanzlerlose Demokratie« vorgeworfen. Die Rezession 1966 verstärkte den Druck auf seine Kanzlerschaft und führte schließlich — neben anderen Ursachen — zur großen Koalition.
 
Kurt Georg Kiesinger (1966—1969)
 
— * Ebingen, Württemberg 06. 04. 1904, ✝ Tübingen 09. 03. 1988
 
— Jurist und Politiker
 
— 1934 Abschluss der juristischen Ausbildung mit dem 2. Staatsexamen
 
— 1949 Mitglied des Deutschen Bundestages (bis 1980, mit Unterbrechung 1958 bis 1969)
 
— 1958 Ministerpräsident von Baden-Württemberg (bis 1966)
 
— 1966 am 1. Dezember Wahl zum dritten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland
 
— 1967 Bundesvorsitzender der CDU (bis 1971)
 
— 1969 Ausscheiden aus dem Amt des Bundeskanzlers durch Neubildung der Bundesregierung nach der Bundestagswahl 1969
 
Kiesinger leitete als Kanzler der großen Koalition die Regierung in einer unruhigen Zeit. Die erste Rezession hatte die Bundesrepublik Deutschland 1966/67 ergriffen, die Studenten protestierten immer lauter, unter anderem gegen die von der großen Koalition beschlossenen Notstandsgesetze. Die große Koalition unter Kiesinger bemühte sich aber auch um einen vorsichtigen Wandel. So wurden erste Schritte für eine neue Ostpolitik eingeleitet sowie Reformen bei der Strafgesetzgebung und in der Sozialpolitik. Kiesinger als Person sah sich Vorwürfen ausgesetzt, da er von 1933 bis 1945 NSDAP-Mitglied gewesen und während des Krieges bis zum stellvertretenden Referatsleiter für Propaganda im Reichsaußenministerium aufgestiegen war.
 
Willy Brandt (1969—1974)
 
— * Lübeck 18. 12. 1913 als Herbert Ernst Karl Frahm, ✝ Unkel 08. 10. 1992
 
— Politiker
 
— 1930 Eintritt in die SPD
 
— 1933 Emigration nach Norwegen. Dort und ab 1940 in Schweden als Journalist tätig.
 
— 1938 Ausbürgerung (nahm die norwegische Staatsbürgerschaft an)
 
— 1947 Wiedereinbürgerung in Deutschland und wieder SPD-Mitglied
 
— 1949 Mitglied des Deutschen Bundestages für die SPD (mit Unterbrechung von 1957 bis 1969)
 
— 1957 Regierender Bürgermeister von Berlin (bis 1966)
 
— 1964 Parteivorsitzender der SPD (bis 1987)
 
— 1966 Bundesminister des Auswärtigen (bis 1969) in der großen Koalition
 
— 1969 am 21. Oktober Wahl zum vierten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland
 
— 1971 Friedensnobelpreis
 
— 1972 Wiederwahl zum Bundeskanzler
 
— 1974 am 6. Mai Rücktritt vom Amt des Bundeskanzlers
 
— 1976 Wahl zum Vorsitzenden der Sozialistischen Internationale
 
Willy Brandts Kanzlerschaft stand innenpolitisch unter dem Motto seiner Regierungserklärung: »Mehr Demokratie wagen.« Große Erfolge hatte er in der Außenpolitik (»Wandel durch Annäherung«), die zu Verträgen mit der UdSSR und Polen sowie zum Viermächteabkommen über Berlin und zur Anerkennung der DDR führte. Im Jahr 1971 bekam Brandt dafür den Friedensnobelpreis. Im Jahr 1974 trat er wegen des Kanzleramtsspions Guillaume zurück.
 
Helmut Schmidt (1974—1982)
 
— * Hamburg 23. 12. 1918
 
— Politiker
 
— Militärdienst im Krieg
 
— 1949 nach Abschluss des Studiums der Staatswissenschaften: Diplom-Volkswirt
 
— 1953 Mitglied des Deutschen Bundestages für die SPD (bis 1990, mit Unterbrechung von 1962 bis 1965)
 
— 1961 Hamburger Innensenator (bis 1965)
 
— 1967 Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion (bis 1969)
 
— 1969 Bundesminister der Verteidigung (bis 1972)
 
— 1972 Bundesminister für Wirtschaft und Finanzen; ab 15. Dezember 1972 Bundesminister für Finanzen
 
— 1974 am 16. Mai Wahl zum fünften Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland
 
— 1976 Wiederwahl zum Bundeskanzler
 
— 1980 erneute Wiederwahl zum Bundeskanzler
 
— 1982 am 1. Oktober Ausscheiden aus dem Amt durch konstruktives Misstrauensvotum
 
»Schmidt Schnauze« und »der Macher« sind zwei gleichermaßen treffende wie vereinfachende Namen, mit denen der Diplom-Volkswirt immer wieder belegt wurde. Seinen Spitznamen »Schmidt Schnauze« erwarb er sich als gefürchteter Debattenredner im Deutschen Bundestag, dem er seit 1953 angehört hatte. Erstmals als Macher trat er auf, als er bei der Hamburger Flutkatastrophe 1962 die Rettungsarbeiten koordinierte. Schmidts Kanzlerschaft war geprägt von einer nachlassenden Konjunktur, den autofreien Sonntagen während der Ölkrisen und einer steigenden Zahl an Arbeitslosen. In seine Amtszeit fiel der Höhepunkt des Terrorismus mit dem »heißen Herbst« von 1977. Schmidt wurde positiv angerechnet, dass er die Bundesrepublik im Vergleich zu anderen Industriestaaten noch gut durch diese schwierige Zeit geführt hat. Außenpolitisch setzte Schmidt zunächst die Ostpolitik Brandts fort, trat dann 1982 für den Nato-Doppelbeschluss ein, was ihn weiten Teilen seiner Partei entfremdete. Die sozial-liberale Koalition zerbrach 1982.
 
Helmut Kohl (1982—1998)
 
— * Ludwigshafen 03. 04. 1930
 
— Politiker
 
— 1958 nach Studium der Rechts-, Sozial- und Staatswissenschaften und der Geschichte Promotion zum Dr. phil.
 
— 1959—76 MdL von Rheinland-Pfalz
 
— 1969 Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz (bis 1976)
 
— 1973-1998Bundesvorsitzender der CDU
 
— 1976 Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion (bis 1982)
 
— 1982 am 1. Oktober Wahl zum sechsten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland durch konstruktives Misstrauensvotum
 
— 1983 Wiederwahl zum Bundeskanzler
 
— 1987 erneute Wiederwahl zum Bundeskanzler
 
— 1991 nach Schaffung der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 und Bundestagswahl am 2. Dezember 1990 am 17. Januar Wahl zum ersten Bundeskanzler des wieder vereinigten Deutschlands
 
— 1994 erneute Wiederwahl zum Bundeskanzler
 
— 1998 Ausscheiden aus dem Amt des Bundeskanzlers durch Neubildung der Bundesregierung nach der Bundestagswahl 1998
 
Anfangs als Lachnummer und »Birne« verspottet, wurde Kohl in seiner Amtszeit zum »ewigen« Kanzler: Kein deutscher Kanzler außer Bismarck war länger an der Macht. Die Schlagworte von der »geistig-moralischen Wende«, die Kohl beim Regierungswechsel angeführt hatte, harrten allerdings während seiner gesamten Amtszeit der Umsetzung, dafür wurde der Pfälzer zum Kanzler der Wende, der die historische Chance der Wiedervereinigung beherzt nutzte. Gegen Ende seiner Amtszeit kam es zu einer gesellschaftspolitischen Lähmung und zu einem Aufschub wichtiger Reformen, der zweifelsohne auch durch die SPD-Mehrheit im Bundesrat mitzuverantworten war. Auch die »blühenden Landschaften«, die Kohl den Menschen in den neuen Bundesländern im Osten der Republik versprochen hatte, wurden ihm letztendlich politisch zum Verhängnis, da ihre Realisierung sich letztlich als sehr viel langwieriger erwies. Schweren Schaden erlitt sein Ansehen durch Bekanntwerden der Parteispendenaffaire der CDU seit Ende 1999.
 
Gerhard Schröder (seit 1998)
 
— * Mossenberg, Landkreis Lippe, 07. 04. 1944
 
— Politiker
 
— 1963 Eintritt in die SPD
 
— 1969—1970 Juso-Vorsitzender in Göttingen
 
— 1977 Mitglied des Vorstandes des SPD-Bezirks Hannover
 
— 1978—1980 Bundesvorsitzender der Jungsozialisten in der SPD (Jusos)
 
— Seit 1979 Mitglied des SPD-Parteirats
 
— 1980—86 MdB
 
— 1986—98 MdL von Niedersachsen
 
— 1983—1993 Vorsitzender des SPD-Bezirks Hannover
 
— Seit 1986 Mitglied des Bundesparteivorstands der SPD
 
— Seit 1989 Mitglied des SPD-Präsidiums
 
— 1990—98 Ministerpräsident von Niedersachsen
 
— 1994 bis 29. 9. 1998 Landesvorsitzender der SPD Niedersachsen
 
— 1998, am 1. März Nominierung zum Kanzlerkandidaten der SPD
 
— 1998, am 17. April Nominierung vom SPD-Bundesparteitag als Kanzlerkandidat in Leipzig
 
— 1998, am 27. September Wahlsieg der SPD mit Gerhard Schröder als Kanzlerkandidaten
 
— 1998, am 27. Oktober Wahl zum Bundeskanzler durch den Deutschen Bundestag
 
— Seit 1999 nach Rücktritt von Lafontaine Vorsitzender der SPD
 
Anfangs wollte Schröder nicht alles anders, doch vieles besser machen als sein Vorgänger Kohl. In lockerem Umgangston und nicht immer diplomatisch geschickt trat er als Medienkanzler auf. Die Regierung arbeitete bisher bei vielen Reformvorhaben nach dem Motto »trial and error«. Kaum war ein Gesetzesvorhaben eingebracht, wurde auch schon nachgebessert. Mit der lockeren Regentschaft war es augenblicklich vorbei, als Schröder als EU-Ratsvorsitzender an vorderster Stelle im Kosovo-Krieg agieren und erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wieder deutsche Soldaten in Kampfeinsätze schicken musste. Zusammen mit seinem Außenminister und Vizekanzler Joschka Fischer von Bündnis 90/DIE GRÜNEN und Verteidigungsminister Scharping machte Schröder nach überwiegender öffentlicher Einschätzung eine gute Figur. Auch der plötzliche Rücktritt Oskar Lafontaines am 11. 03. 99 als Finanzminister und SPD-Vorsitzender wirkte eher entlastend. Mit Hans Eichel hat Schröder jetzt einen sparwilligen und anerkannten Finanzfachmann an seiner Seite, der allerdings seine großen Sparziele im Herbst 1999 noch durch die Gesetzgebungsgremien bringen muss. Als Parteivorsitzender wird Schröder noch das Verständnis seiner Genossen gewinnen müssen, ihm wurde immer wieder ein ähnlich kühles Verhältnis nachgesagt, wie es Helmut Schmidt zur SPD gehabt habe. Ob sich dieses nach dem für viele konservative Sozialdemokraten beinahe umstürzlerischen Schröder-Blair-Papier ändern wird, bleibt abzuwarten. Trotz der verlorenen Landtagswahlen im Saarland, Thüringen und Sachsen und den Niederlagen in den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen hält Schröder im Herbst 1999 an seinem Reformkurs fest.
 
Literatur:
 
Die Bundeskanzler, herausgegeben von Hans Klein. Berlin 31995.
 Volker Busse: Bundeskanzleramt u. Bundesregierung. Aufgaben, Organisation, Arbeitsweise. Heidelberg 21997.
 
Deutschlands First Ladies. Die Frauen der Bundespräsidenten u. Bundeskanzler von 1949 bis heute, herausgegeben von Dieter Zimmer Stuttgart 1998.
 Hans Ulrich Kempski: Um die Macht. Sternstunden und sonstige Abenteuer mit den Bonner Bundeskanzlern. 1949 bis 1999. Berlin 1999.


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