Aneignungstheorie,
eine von sowjetischen Psychologen der kulturhistorischen Schule (v. a. von A. N. Leontjew) marxistisch begründete Theorie menschlicher Entwicklung. In der Aneignungstheorie ist v. a. die Einsicht von Bedeutung, dass sich die kognitive Entwicklung eines Menschen wesentlich durch die aktive - also durch Handeln erfolgende - Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand vollzieht.Unter Aneignung ist dabei jene Tätigkeit zu verstehen, durch welche ein Lernender Wissen von den Eigenheiten und Zwecken der im historisch-gesellschaftlichen Prozess geschaffenen Gegenstände erwirbt. Über dieses Wissen hinaus erwirbt ein Individuum mit der Ausführung der gegenstandangemessenen Tätigkeiten jene Fertigkeiten, die sich in der durch menschliche Arbeit realisierten Produktion des Gegenstandes niedergeschlagen haben. Aneignung stellt somit auch eine der Bedingungen für die Übernahme der von früheren Generationen gesammelten Erfahrungen dar.
In den westlichen Ländern hat die Aneignungstheorie allenfalls punktuelle Aufnahme erfahren; mit den in der früheren Sowjetunion erfolgten tief greifenden politischen Veränderungen ist sie fast völlig in den Hintergrund gerückt.