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AGGRESSIVITÄT

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Aggressivität: übersetzung

Schärfe; Bissigkeit; Streitlust; Angriffslust

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Ag|gres|si|vi|tät [agrɛsivi'tɛ:t], die; -, -en:
a) <ohne Plural> aggressive Haltung:
seine Aggressivität beim Sport ausleben.
b) aggressive Handlung:
die Aggressivitäten nehmen kein Ende.
• Aggression/Aggressivität
Mit Aggressivität wird eine feste [Charakter]eigenschaft bezeichnet, die einen Menschen, ein Tier oder eine bestimmte Sache (z. B. ein Spiel) auszeichnet:
– Kampfhunde zeichnen sich durch gesteigerte Aggressivität aus.
– Das Fußballspiel war von einem hohen Maß an Aggressivität geprägt.
Im Unterschied dazu wird Aggression meist verwendet, um eine vorübergehende, stärker spontane feindselige Haltung auszudrücken. In vielen Fällen lässt sich für Aggression(en) Zorn oder Wut einsetzen:
– Seine Stimmung kann schnell in Aggression umschlagen.
– Dieses Thema löst in mir immer Aggressionen aus.
– Sie entwickelte ihr gegenüber starke Aggressionen.

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Ag|gres|si|vi|tät 〈[AGGRESSIVITÄT фото -vi-] f.20; unz.〉 aggressives Verhalten od. Wesen

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Ag|gres|si|vi|tät , die; -, -en:
1. <o. Pl.>
a) (Psychol.) mehr od. weniger unbewusste, sich nicht immer offen zeigende aggressive Haltung eines Menschen:
seine A. beim Sport ausleben;
b) offen aggressive Haltung, aggressives Verhalten; Angriffslust:
die Mannschaft hat von Anfang an eine hohe A. gezeigt.
2. einzelne aggressive Handlung:
er neigt zu -en.
3. zerstörerische Wirkung, ↑ aggressives (2 b) Verhalten.

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I
Aggressivität
 
[Aggression] die, -/-en, im weiteren Sinn Neigung zu schneller, heftiger Reaktion (auch von chemischen Verbindungen mit zerstörerischer Wirkung auf einen Stoff); im engeren Sinn Angriffsbereitschaft, Angriffsbedürfnis, feindseliges Verhalten als situationsbedingte Reaktionsbereitschaft oder als Persönlichkeitsmerkmal eines Menschen, in extremer Ausprägung auch Symptom für Persönlichkeitsstörungen (z. B. als Sadismus oder Masochismus) oder -erkrankungen (Selbstmordbereitschaft). In der Regel gilt Aggressivität als destruktiver, sozial schädlicher Impuls; jedoch wird sie zum Teil auch als konstruktiv-schöpferische Energie gedeutet, welche die Grundlage des menschlichen Forscherdrangs, von Entdeckungen, kulturellen Leistungen und positivem Wettstreit bilde.
 
 Erscheinungsformen
 
Aggressivität kann als Verhaltensdisposition über einen unterschiedlich langen Zeitraum latent bestehen, ohne dass es zu aggressiven Handlungen kommt; sie zeigt sich dabei in einer allgemeinen erhöhten Reizbarkeit und Neigung zu unangemessenen Reaktionen sowie auch egozentrischer, feindseliger Deutung fremden Verhaltens. Auf einzelne Personen beschränkt, kann Aggressivität als Ausdruck persönlicher Abneigung bestehen, als Gruppenverhalten Kennzeichen einer häufig auf sozialen Vorurteilen beruhenden Ablehnung einzelner Personenkreise, z. B. gesellschaftlicher Minderheiten oder Fremdgruppen (Nationalitätenhass), sein. Durch äußere Anlässe, deren Ausmaß gering sein kann, ist die Entstehung einer Aggression als im Allgemeinen sichtbarer, durch Ausübung von psychischem oder physischem Zwang gekennzeichneter Erscheinungsform der Aggressivität möglich. Aggression äußert sich als meist affektgeladenes Angriffsverhalten, das nach außen, gegen andere Menschen, Gegenstände oder Institutionen, aber auch gegen das eigene Ich (Autoaggression) gerichtet sein kann. Sie tritt in direkter Form als verbales oder nichtverbales (Gestik, Mimik) Ausdrucksgeschehen auf und kann bis zur physischen Gewalt gegen andere oder in Form von erhöhter Unfallbereitschaft, übermäßigen Selbstvorwürfen oder Selbstmord gegen die eigene Person reichen. Die Bereitschaft zu aggressiver Reaktion wird v. a. durch Stress (Angst, innere Unsicherheit, Überforderung, Erschöpfung), Frustration (Ärger, Enttäuschung, Minderwertigkeitsgefühle, mangelnde Triebbefriedigung) und enthemmende Einflüsse (z. B. massenpsychologische Ereignisse, Propaganda) gefördert. Ist die direkte Reaktion nicht möglich, kann der Aggressionsimpuls verdrängt, gestaut oder auf ein (risikoloses) Ersatzobjekt umgelenkt werden, an dem er sich, manchmal in explosiver Form (Kontrollverlust), entlädt. Aggressivität kann mit diffusen, ambivalenten Gefühlen verknüpft sein, z. B. wenn der Auslöser für den Unmut unbewusst ist.
 
 Theorien und Modelle
 
Die Frage nach den Ursachen der Aggressivität beim Menschen hat zu zahlreichen Erklärungsmodellen geführt; die Ergebnisse ergänzen sich vielfach unter verschiedenen Ansätzen.
 
Die endogenen Aggressionstheorien gehen von der Annahme eines angeborenen Aggressionsinstinktes aus. Dieser erfüllt nach K. Lorenz beim Menschen die gleichen Funktionen wie bei den Tieren innerhalb einer Art (Verteilung des Lebensraumes): Verteidigung der Nachkommenschaft, Selektion, Bildung einer sozialen Rangordnung, und dient damit der Arterhaltung. Aggressive Impulse entstehen nach dieser Ansicht aus einer inneren Triebquelle und bedürfen periodisch der Ausführung oder Entladung zur Spannungsreduktion (»Dampfkesseltheorie«). Die Destruktivität der menschlichen Aggressivität führt Lorenz auf einen Vorgang der intraspezifischen Selektion während der Altsteinzeit zurück. Kritiker hingegen bezweifeln die Existenz eines solchen Aggressionsinstinkts beim Menschen, der nicht nachgewiesen worden sei, und leugnen auch eine erschöpfende Erklärbarkeit menschlicher Aggressivität aus Vergleichen mit tierisches Verhalten.
 
Zu den psychoanalytischen Theorien zählt das Konzept zweier antagonistischer Triebe beim Menschen, das S. Freud in seinem späteren Werk entwickelte (erstmals in: »Jenseits des Lustprinzips«, 1920): Dem Lebenstrieb (Eros) steht hiernach der Todestrieb (Thanatos) entgegen, der auf die Selbstvernichtung des Individuums, die Rückverwandlung alles Lebendigen in den anorganischen Zustand zielt. Durch Beimischung libidinöser Triebenergie werden nach Freud die Energien des Todestriebes nach außen gewendet, wo sie destruktiv gegen die Umwelt in Erscheinung treten. Die gesellschaftlichen Tabus bewirken eine Verinnerlichung (Internalisierung) aggressiver Strebungen in Form des Gewissens im Über-Ich. Eine übermäßige Zurückhaltung der Aggressivität wirkt jedoch krank machend (kränkend) auf das Individuum zurück. Die meisten neueren Psychoanalytiker lehnen die Annahme eines Todestriebes ab. Einige erklären die Aggressivität aus einer angeborenen Antriebsenergie, die analog zur sexuellen Libidoenergie aufgefasst wird (H. Hartmann, E. Kris, R. Löwenstein). Eine weitere Gruppe sieht aggressives Verhalten v. a. als ein sozialpsychologisches Phänomen, wobei der prägende Einfluss der Bezugspersonen und der frühkindlichen Erlebnisse betont wird (K. Horney, K. Horn, R. Battegay). Der Annahme eines Aggressionstriebes in Gestalt dieser psychoanalytischen Theorien werden jedoch kritisch die spezifisch menschlichen Leistungen der Wahrnehmung, des Gedächtnisses, des Denkens, der Sprache und des schöpferisch planenden Vermögens entgegengehalten. Sie befähigen den Menschen zu einer flexiblen, differenzierten und von Triebimpulsen relativ unabhängigen Reaktion.
 
Die Frustrations-Aggressions-Hypothese, 1939 von einer Forschergruppe der Yale-Universität (J. Dollard, L. W. Doob, N. E. Miller, O. H. Mowrer, R. R. Sears) entwickelt, geht davon aus, dass jeder Aggression eine Frustration zugrunde liege; Frustration wird definiert als eine Triebblockierung, die Verhinderung einer zielgerichteten Aktivität. Als Frustrationen gelten z. B. auch eigenes Versagen, aversive Reize (Gefahr, Belästigung, Bedrohung), physische und psychische Entbehrungen. Das Frustrationserlebnis führe mit oder ohne Zorn, Wut und Ärger zu einem Angriff auf die Frustrationsquelle mit dem Ziel, sie zu beseitigen. Durch die Ausführung der aggressiven Handlung trete Befriedigung ein, der Anreiz zu weiterer Aggression werde reduziert (Katharsishypothese) und die gestörte Aktivität anschließend fortgeführt. Je größer die Frustration, desto intensiver die oft spontane aggressive Reaktion. Gegen die Frustrations-Aggressions-Hypothese wird geltend gemacht: 1) Nicht jede Frustration bewirkt ein aggressives Verhalten. Mögliche alternative Reaktionsformen sind z. B. konstruktives Lösungsbemühen, Flucht, Ersatzhandlung oder Umbewertung der Situation (humorvolle Verarbeitung, rationale Betrachtungsweise, Neueinschätzung). Mangelnde Zuwendung in der Kindheit als Frustrationsquelle kann u. a. zu ängstlichen Rückzugsverhalten führen; eine langfristige Aggressionsbereitschaft wird insbesondere gefördert bei einer lieblosen, strafenden Erziehung in Verbindung mit einer wenig kontrollierenden, gewähren lassenden Haltung, bei häufigem Wechsel im Erziehungsverhalten und großen Unterschieden zwischen dem väterlichen und mütterlichen Verhalten. 2) Nicht jeder Aggression liegt eine Frustration zugrunde, wie das etwa an zweckhaft kalkulierten (»instrumentellen«) Aggressionen ersichtlich wird. U. Eco erwähnt den Umstand, dass Aggressionsobjekte Funktionscharakter erlangen können: Es wird gegen sie gesprochen, aber gleichzeitig werden sie gebraucht. 3) Ausleben oder Entladen der aggressiven Impulse kann, bedingt durch einen Erfolg und Gewöhnung an aggressives Verhalten, dessen Anreiz noch steigern, anstatt Aggression zu löschen. Ob eine Frustration zur Aggression führt, ist von verschiedenen Einflüssen abhängig: der kognitiven Bewertung der Situation, z. B. dahingehend, ob eine aggressive Reaktion Erfolg versprechend ist oder voraussichtlich die nachteiligen Folgen (selbst verletzt werden, Bestrafung, soziale Verachtung) überwiegen; gewohnheitsbedingten Faktoren (Werte, frühere Erfahrungen, Verhaltensgewohnheiten); Einflüssen der Umwelt.
 
Die lerntheoretische Aggressionsmodelle (vertreten z. B. durch A. Bandura) gehen davon aus, dass aggressives Verhalten wie jedes soziale Verhalten durch Lernen erworben wird: 1) durch die Beobachtung aggressiven Verhaltens (Modelllernen); 2) durch Erfolg aggressiven Verhaltens (Verstärkungslernen). Die Beobachtung (erfolgreichen) aggressiven Verhaltens kann beim Individuum andere, bereits bekannte aggressive Verhaltensmuster aktivieren (enthemmender Effekt). Erfolgreiche Aggressionen in bestimmten Situationen führen leicht zu ihrer Übertragung auf Situationen, die ähnliche Merkmale haben (Reizgeneralisierung), ebenfalls dazu, dass Aggressivität als Reaktion auch in anderen Situationen Anwendung findet (Reaktionsgeneralisierung). Die zu Aggressivität motivierende Wirkung des Vorbildes wird begünstigt, wenn die Aggression belohnt wird, sozial gebilligt und moralisch gerechtfertigt ist (z. B. Bestrafung eines »Verbrechers«). - Bestrafungen von Gewaltanwendung zwecks Erzielung positiver Lernprozesse hemmen meist nur die Äußerung aggressiver Impulse, ändern jedoch nicht die grundsätzliche Aggressionsbereitschaft. Aggressives Verhalten wird sogar bestärkt, wenn es nicht immer Erfolg hat (intermittierende Verstärkung), der daher umso höher bewertet wird. Ein Abbau von Aggressivität erfordert demnach eine ausnahmslose Bestrafung oder eine Umorientierung auf nichtaggressive Verhaltensweisen als Mittel, um Bedürfnisse zu befriedigen.
 
Die differenziellen Aggressionsmodelle (vertreten u. a. durch G. Kafka, H.-J. Eysenck, E. Roth) basieren auf individuellen Begründungen für aggressionsförderndes Verhalten, u. a. aufgrund typologischer (z. B. Extraversion), dispositioneller (z. B. geringe Impulsverarbeitung), affektiver (z. B. Jähzorn, geringe Ärgerkontrolle, mangelndes Schamgefühl), kognitiver (z. B. extrapunitive Haltung, d. h. bevorzugte Schuldzuweisung an andere) oder pathogener Verursachung (z. B. Alzheimer-Krankheit). Gegen sie wird eingewandt, dass sie Aggressivität als Massenphänomen, z. B. im Krieg (»Prinzip Hass«, R. Boudjera) nicht erklären würden.
 
Die sozialtheoretischen Aggressionsmodelle befassen sich mit der Entstehung von Aggression im sozialen Kontext, mit Themen wie: ambivalente Situation (T. Parsons), Sündenbockbildung, Gruppennormen, Konformitätsdruck; Aggressivität in Verbindung mit Rollenverhalten (wie beim Gefängnisaufseher); Aggressivität als Massenphänomen bei Überbevölkerung; Aggressivität bei gestörtem Ranggleichgewicht zwischen oder innerhalb gesellschaftlicher Gruppen.
 
 Aggressivität und Gesellschaft
 
Gewalt als Ausdrucksform der Aggressivität findet sich in allen Lebensbereichen. Die Konfliktforschung diagnostiziert heute vermehrte Neigung zur Gewaltanwendung in der Gesellschaft. Im Fernsehen, in Videofilmen und im Kino werden alle möglichen Formen von Gewalt und Brutalität - real und fiktiv - unmittelbar miterlebbar vor Augen geführt.Trotz vieler Schritte zur Rüstungsbegrenzung ermöglichen die noch existierenden militärischen Mittel eine Vernichtung der Menschheit und der Erde. Als Erscheinungsformen der Gewalt gelten zum Teil die Zerstörung der Umwelt durch grenzenlose Ausbeutung ihrer Ressourcen, die zunehmende Kriminalität (v. a. bei Jugendlichen und z. B. innerhalb von Subkulturen; Bandenkriminalität, organisiertes Verbrechen), die Aggressivität in der Schule, gegen Frauen und Kinder, in Institutionen (Mobbing, Terror im Büro), Terrorismus, Folter, Massenvernichtungen. Aggressionen treten dabei offen sichtbar und erfahrbar zutage oder äußern sich verdeckt, in schwer kenntlichen Formen; aggressive Verhaltensweisen werden abgelehnt, moralisch verworfen, strafrechtlich verfolgt oder gebilligt, können andererseits aber auch gerechtfertigt werden, wenn sie z. B. in Diktaturen mit geltenden Normen verknüpft (»gerechte Kriege«) oder im Rahmen bestehender Institutionen (Geheimpolizei) sanktioniert sind. Die Beziehung zwischen Autorität, Gehorsam und Aggression ist Gegenstand des Milgram-Experiments. Eine Weltsicht, bei der Freund- und Feindbilder eindeutig vorgeprägt sind, begünstigt Aggressivität und Gewalt.
 
Aggressive Vorbilder, durch die Aggressivität gegen die Umwelt gerechtfertigt wird, haben einen großen Einfluss auf allen Ebenen des sozialen Lebens: z. B. Erziehung der Kinder durch körperliche Strafen; autoritäre, repressive Kommunikationsformen in der Familie und in anderen Gruppen. - Aggressive Verhaltensnormen werden innerhalb einer Kultur oder Subkultur von Generation zu Generation übermittelt, z. B. in der Rolle, die das Militär sowie kriegerische Tugenden spielen; der Repression ethnischer oder sonstiger Minderheiten (Antisemitismus, Rassendiskriminierung); der Rolle der Geschlechter (häufig gilt ein Durchsetzungsverhalten der Frau als »aggressiv«, das für den Mann sozial gebilligt wird); durch Vermittlung von Feindbildern. - Gewaltdarstellungen in den Medien können zu einer Gewöhnung oder gar positiven Werthaltung gegenüber Aggressivität führen sowie (v. a. bei propagandistischer Steuerung) die Herausbildung von Feindbildern fördern. Die Rezeption von aggressiven Darstellungen über einen längeren Zeitraum kann zur Akzeptierung von »Gewalt als relativ alltägliche Verhaltensweise« (A. Sommer, H. Grobe) führen. Ist eine Prädisposition des Zuschauers durch sein Verhältnis zur Gewalt, eine Begünstigung durch seine Umwelt sowie die Situation gegeben, können die Gewaltdarstellungen in den Medien auch einen zur Nachahmung anregenden Einfluss im Alltag haben.
 
 Abbau und Vermeidung von Aggressivität
 
Parallel zur Vielzahl von Aggressionstheorien gibt es zahlreiche Vorschläge, wie Aggressionen vermieden oder entschärft werden können: 1) Aggressionstherapien, schon bei Kindern und Jugendlichen, mit dem Ziel, Jähzorn oder Wutausbrüche zu verhindern: durch Abbau von aggressivem Verhalten, durch Aufbau und Training nichtaggressiver Verhaltensformen. Dabei soll eine typische Verhaltenskette (Frustration - aggressionsauslösende Situation - Ärger - aggressives Verhalten) durch kognitive Auseinandersetzung mit den Gründen des Ärgers und aggressionsfreie Ersatzreaktionen beziehungsweise gewaltfreie Konfliktlösungen (W. Kempf) aufgebrochen werden. Eine Verhaltensänderung wird u. a. angebahnt durch Rollenspiele, Entspannung mit Verbalisierung der eigenen Emotionen, Motive und Probleme, Arbeit an einer gestörten Selbstidentität. Auf sozial- und massenpsychologischer Ebene: Bei aggressionsträchtigen Sportereignissen z. B. werden die Vorbedingungen (Alkoholisierung, Waffenbesitz, vorzeitiges Aufeinandertreffen feindseliger Gruppen) unter Kontrolle gebracht, eine entspannende Atmosphäre (z. B. beruhigende Lautsprecherübertragung) geschaffen sowie aufkeimende Aggressivität durch möglichst geringe Gegenaggression unterdrückt. 2) In der Stadtplanung und Architektur: Berücksichtigung der Beziehung zwischen Wohnqualität und erhöhtem Gewaltaufkommen. 3) Friedenskonzepte fordern u. a.: umfangreiche Kommunikation zwischen potenziellen Gegnern, Vermeidung der Eskalation bestehender Konflikte durch Diskussion kontroverser Standpunkte und Ideologien sowie grundsätzlichen Verständnis- und Kompromissbereitschaft, Vermeidung von Polarisierungen, Abbau von Feindbildern, Berücksichtigung legitimer gesellschaftlicher Bedürfnisse, z. B. zum Schutz der Umwelt, der Schutzlosen (Kinder, Tiere), Recht auf Privatsphäre. Vorgeschlagen werden alternative Verhaltensformen wie Bereitschaft zu kritischer Reflexion, zu Dialog, Toleranz gegenüber andersartigen Auffassungen und Lebensweisen, Erhellung von Aggressivität und Gewalt in allen ihren offenen und im Rahmen institutioneller Gewalt gebundenen Formen.
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Autorität · Erziehung · Friedensforschung · Gehorsam · Gewalt · Konflikt · Kriminalität
 
Literatur:
 
K. R. Scherer: Der aggressive Mensch. Ursachen der Aggression in unserer Gesellschaft (1979);
 
Aggression. Naturwiss. u. kulturwiss. Perspektiven der Agressionsforschung, hg. v. R. Hilke u. W. Kempf (1982);
 A. Mitscherlich: Die Idee des Friedens u. die menschl. A. (162.-163. Tsd. 1984);
 F. Hacker: Aggression. Die Brutalisierung unserer Welt (1985);
 
Zur Psychodynamik u. Psychotherapie von A. u. Destruktion, hg. v. P. Buchheim u. a. (1990);
 K. Lorenz: Das sogenannte Böse. Zur Naturgesch. der A. (191993);
 H. Adam: Terror u. Gesundheit. Ein medizin. Ansatz zum Verständnis von Folter, Flucht u. Exil (1993);
 
Gewaltfreie Konfliktlösungen, hg. v. W. Kempf u. a. (1993);
 E. Müller-Mees: Die aggressive Frau (1993);
 E. Fromm: Anatomie der menschl. Destruktivität (a. d. Amerikan., 168.-170. Tsd. 1994);
 H. Leymann: Mobbing (35.-39. Tsd. 1994);
 F. u. U. Petermann: Training mit aggressiven Kindern (71994);
 T. Steinert: A. bei psych. Kranken (1995);
 A., in: H. Benesch: Enzyklopäd. Wb. klin. Psychologie u. Psychotherapie (Neuausg. 1995).
II
Aggressivität,
 
die mehr oder minder überdauernde Tendenz, sich aggressiv zu verhalten. - Aggression.

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Ag|gres|si|vi|tät, die; -, -en: 1. <o. Pl.> a) (Psych.) mehr od. weniger unbewusste, sich nicht immer offen zeigende aggressive Haltung eines Menschen: seine A. beim Sport ausleben; b) offen aggressive Haltung, aggressives Verhalten; Angriffslust: Der Film sieht ihnen zu gut, zu opulent aus, und diese Geschmacksfrage haben sie mit einer A. behandelt, die mir noch nicht begegnet ist (SZ 14. 1. 99, 17). 2. einzelne aggressive Handlung.


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