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EVANGELISCHE SOZIALLEHRE

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evangelische Soziallehre,
 
Sammelbezeichnung für die biblisch begründete und zu begründende Sozialgestalt des Christentums in den reformatorischen Kirchen. Im Unterschied zur katholischen Soziallehre bezieht sie sich nicht auf unveränderlich naturrechtliche Strukturen der Gesellschaft, da das Christentum keine »aus seiner religiösen Idee unmittelbar entspringende Sozialtheorie« habe (E. Troeltsch). So stellt sich die evangelische Soziallehre historisch dar z. B. als kalvinistische Wirtschafts- oder lutherische Ordnungsethik (Zweireichelehre, Beruf, Dreiständelehre), die in der orthodoxen Theorie der »Eigengesetzlichkeit« von Staat, Nation und Wirtschaft zum »Zusammenbruch des Luthertums als Sozialgestaltung« führte (Georg Wünsch [* 1887, ✝ 1964]). Das im Luthertum vorherrschende statische Ordnungsdenken wich mit dem Aufkommen der Industrialisierung und der damit verbundenen sozialen Probleme einem dynamischen Denken, sodass sich evangelische Soziallehren heute als Verhaltenshilfe in der »nachchristlichen Gesellschaft« versteht. Als Basis verbindlicher Aussagen bietet sich ihr der Begriff der Verantwortung an in einem Raum, in dem Christen und Nichtchristen zusammenleben und ihr Leben in Familie, Staat, Recht und Wirtschaft im Sinne der Humanität ordnen müssen.
 
Im Rahmen der EKD findet die Arbeit an wichtigen Gegenwartsfragen ihren Niederschlag in den seit 1962 erarbeiteten Denkschriften.Im Februar 1997 legten der Rat der EKD und die Deutsche Bischofskonferenz erstmals ein gemeinsames kirchliches »Wort zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland« vor, worin beide Kirchen auf der Grundlage christlicher Sozialethik zu den mit dem wirtschaftlichen Strukturwandel verbundenen neuen Herausforderungen an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Stellung nehmen.
 
Literatur:
 
H.-H. Schrey: Einf. in die e. S. (1973);
 
Die Denkschr. der Ev. Kirche in Dtl., hg. v. der Kirchenkanzlei der Ev. Kirche in Dtl., auf mehrere Bde. ber. (1-21981 ff.);
 M. Honecker: E. S., in: Staatslex., hg. v. der Görres-Gesellschaft, Bd. 2 (71986);
 E. Troeltsch: Die Soziallehren der christl. Kirchen u. Gruppen, 2 Tle. (Neuausg. 1994).


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