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FEUERTEMPEL

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I
Feuertempel
 
Der Feuertempel ist eines der umstrittensten Rätsel der iranischen Archäologie und Religionsgeschichte. Archäologen betrachten dieses Problem als reine Frage baulicher Formen, Religionshistoriker verbinden ihre dürftigen Informationen aus Texten mit den ebenso spärlichen Erkenntnissen der Archäologen. Selbst über die Kulthandlungen wissen wir nichts Genaues. Alte rituale Texte fehlen, und von den Praktiken der heutigen Zoroastrier in Iran oder denen der Parsen in Indien auf frühere Verhältnisse zu schließen, wäre reine Spekulation.
 
Ausgangspunkt aller Betrachtungen sind späte Tempelanlagen, meist im Südwesten Irans. Viele von ihnen sind sicherlich keine Feuertempel, sondern islamische Grabbauten. Die hatten aber in diesem Gebiet Vorbilder, und dabei handelte es sich wohl um Feuerheiligtümer der Sassanidenzeit (3.-7. Jahrhundert n. Chr.). Die einfachen Gebäude bestanden aus vier Pfeilern, die eine Kuppel trugen; die Pfeiler verband jeweils ein fester Bogen, angesichts der Baumasse eher ein Tonnengewölbe.Oft umgab diesen zentralen Kuppelbau an vier Seiten ein Korridor. Man nennt diese Gebäudeform »Tschahar Tak« (= »vier Bögen«), und häufig wird jedes Gebäude mit einer solchen Bauform leichthin als Feuertempel bezeichnet.
 
Das Feuer spielte in der Religion der alten Perser eine wichtige Rolle; einen Beleg dafür stellt das Relief des Dareios I. über seinem Grab in Naksch-e Rostam nahe Persepolis dar. Zweifellos lässt sich Dareios I. auf diesem offiziellen Dokument als Feuerverehrer darstellen. Zeugnisse eines Feuerkultes sind wohl auch ein Podest und ein Altar in Pasargadai. Im Widerspruch dazu steht aber folgender Bericht Herodots: »Über die Sitten der Perser kann ich folgendes mitteilen. Es ist nicht Sitte bei ihnen, Götterbilder, Tempel und Altäre zu errichten.. .. Offenbar stellen sie sich die Götter nicht wie die Hellenen als menschenähnliche Wesen vor. Dem Zeus «Ahura Masda» pflegen sie oben auf den Gipfeln der Berge zu opfern, und zwar bezeichnen sie mit dem Namen Zeus das ganze Himmelsgewölbe. Sie opfern auch der Sonne, dem Mond, der Erde, dem Wasser und den Winden. Die Opfer. .. finden. .. unter folgenden Gebräuchen statt. Weder Altäre werden gebaut, noch Feuer angezündet.. .. (Ist das Opfertier gekocht und zerteilt), tritt ein Magier heran und singt die Theogonie. .. Ohne Mitwirkung des Magiers darf kein Opfer stattfinden.«
 
Das Dareiosrelief und Herodot, so nimmt man heute an, stellen unterschiedliche Kultarten dar, das Relief den königlichen Feuerkult, Herodot die Volksreligion, in der auch die »Magier« als Priester eine wichtige Rolle spielten. Ihre eigentliche Stellung im Kult und in der Entwicklung des masdaistischen Glaubens ist strittig wie vieles in der iranischen Religionsgeschichte. Wie dargestellt, existierten unter Dareios verschiedene Kulte nebeneinander. Auch kann als sicher angesehen werden, dass für die elamischen und mesopotamischen Götter, die ja auch im Perserreich und, wie die Tontafeln von Persepolis zeigen, selbst in der Persis verehrt wurden, Tempel existierten. Gab es aber unter den Achaimeniden auch Feuertempel? Archäologisch ist dies nicht sicher nachgewiesen. Überraschend ist zunächst, dass sich auf der Terrasse von Persepolis kein Bauwerk findet, das als Feuertempel gedeutet werden kann. Dasselbe gilt für Pasargadai und Susa. In Pasargadai findet sich jedoch der Rest eines turmartigen Gebäudes, und in Naksch-e Rostam ist ein nahezu identischer Bau gänzlich erhalten. Manche wollen in ihnen Feuertempel oder Feuerhäuser - Plätze, an denen das heilige Feuer aufbewahrt wurde, um zum Feuerkult herausgetragen zu werden - sehen, andere bringen sie mit dem königlichen Totenkult in Verbindung, und wieder andere denken, es handele sich um Aufbewahrungsorte für das Avesta. Keine der unterschiedlichen Deutungen ist überzeugend.
 
Zwei Bauwerke, beide nur flüchtig ausgegraben und heute verschwunden, werden in der Regel für Feuertempel gehalten, die in oder kurz nach der Achaimenidenzeit entstanden sind. Das eine befand sich unterhalb der Terrasse von Persepolis, 300 m von dieser entfernt, das andere in Susa und noch weiter, nämlich 4 km, vom achaimenidischen Palast entfernt. Allein die Lage beider Gebäude spricht jedoch gegen eine Deutung als Feuertempel.
 
Abgesehen vielleicht von einer Stelle in der Dareiosinschrift von Bisutun, in der Dareios verkündet, er habe »Ayadana«-Heiligtümer wiederaufgebaut, die der Magier Gaumata zerstört habe, besitzen wir also für achaimenidische Feuertempel keine eindeutigen Belege. Denn das Wort »Ayadana« bezeichnet nur einen »Ort, an dem man die Gottheit verehren kann«.
 
1886 wurde in Susa ein zu Recht als Tempel gedeutetes Gebäude ausgegraben, wie schon erwähnt, finden sich von ihm keine Spuren mehr. Von diesem Bau nehmen wir an, dass er die gleichen Bauelemente aufgewiesen habe wie der Tempel in Persepolis. Dieser besitzt eine quadratische Cella, deren Dach von vier Säulen getragen war und die (ist der Ausgrabungsbefund richtig) an vier Seiten Korridore umgaben. Ihr war wohl auch eine von vier Säulen getragene Vorhalle vorgeschaltet. Sichtschutz zum Inneren der Cella gewährleisteten versetzte Eingänge. Diese Gemeinsamkeiten verbinden beide Bauwerke, jedoch ist damit die Funktion - etwa als Feuertempel - nicht bewiesen. Ein drittes Gebäude, das sich ebenso wenig eindeutig als Feuertempel einordnen lässt, befindet sich im Südosten Irans auf dem Kuh-e Chodje.
 
Wie also in der Achaimenidenzeit ein Feuertempel aussah, weiß bis heute niemand sicher. Zwar mag es nahe liegen anzunehmen, dass es solche Bauwerke gegeben hat. Gleichwohl muss man sich mit Blick auf das oben beschriebene Dareiosrelief, auf dem keine Andeutung von einem Bauwerk existiert, fragen, ob Herodot nicht doch recht hat mit seiner Aussage, dass der eigentliche Götterkult der Perser unter freiem Himmel stattgefunden habe. Als Zeugnisse dafür können der oben erwähnte Podest und der neben ihm stehende Altar in Pasargadai, die mit großer Wahrscheinlichkeit aus der Achaimenidenzeit stammen, in Anspruch genommen werden.
 
Manche Archäologen indes argumentieren typologisch und erklären eine quadratische Cella mit an drei oder vier Seiten umlaufenden Korridoren zum Leitbild für die Geschichte des Feuerheiligtums. Dieser Grundrisstyp lässt sich von den genannten drei frühen Beispielen über Bauten im heutigen Afghanistan (Surkh Kotal), im heutigen Irak (Hatra), ja im heutigen Syrien (Sahr), allesamt mit größter Sicherheit keine Feuertempel, weiterverfolgen, um endlich in jene Zeit zu führen, aus der Feuertempel tatsächlich belegt sind: die Zeit der Sassaniden in Iran (3. - 7. Jahrhundert n. Chr.), also fast 600 Jahre nach den Achaimeniden.
 
Schon die frühen Sassaniden verfolgten eine wenn auch nicht rigide, so doch konsequente Politik, nach der Zerstörung des Achaimenidenreiches und einer religiös eher toleranten Periode unter den Parthern (3. Jahrhundert v. Chr.-3. Jahrhundert n. Chr.) den alten iranischen Glauben wieder zu beleben. Das geschah natürlich auf der Ebene des Wissens ihrer Zeit um diesen Glauben. Angeblich ließ der erste Herrscher dieser Dynastie, Ardaschir I. (224-241 n. Chr.), die heiligen Schriften der Zoroastrier oder Masdaanhänger wieder sammeln. Konkret wissen wir aber aus der Inschrift Schapurs I., seines Sohnes und Nachfolgers (242-272 n. Chr.), dass er Feuerheiligtümer eingerichtet hat; und dessen rühmt sich auch sein Obermagier Kartir in einer Inschrift in Naksch-e Rostam.
 
Wie der Feuertempel des Ardaschir in seiner Hauptstadt Ardaschir Churra/ Gor (heute Firusabad bei Schiras) ausgesehen hat (und ob es ihn überhaupt gab), wissen wir nicht. Möglich ist, dass er mitten in der Stadt auf einer noch heute in Resten erhaltenen Terrasse stand. Dies widerspricht jedoch den Schlüssen arabischer Geographen des 10. Jahrhunderts n. Chr. In Schapurs Hauptstadt Bischapur (ebenfalls bei Schiras) wurde ein Gebäude ausgegraben, das wieder nach der geläufigen »Korridor-Theorie« als Feuertempel interpretiert wird. Materielle Beweise dafür fehlen. Erst deutsche Ausgrabungen in Nordwestiran, auf dem Tacht-e Soleiman (»Thron des Salomo«), brachten eines der wichtigsten Reichsfeuerheiligtümer der Sassanidenzeit zutage, das Atur-e Goschnasp (= »Hengst-Feuers«), dessen Blütezeit wohl im 6. Jahrhundert n. Chr. lag. Das Heiligtum ist vielfach in literarischen Quellen belegt, und Tonbullenfunde, welche die Identifizierung unzweifelhaft machen, bestätigen dies.
 
Doch wenden wir uns seinem Plan zu, stehen wir wieder vor Rätseln. Die Anlage liegt südlich eines Quellsees in 2200 m Höhe etwa 100 km südöstlich des Urmiasees. Der See erhält sein Wasser aus großer Tiefe und hat eine konstante Temperatur von 21 Grad. See und Tempel sind von einer ovalen Umfassungsmauer umgeben. Die Gebäudegruppe des Tempelkomplexes selbst ist innerhalb der Umfassungsmauer nochmals ummauert. Zentral liegt ein quadratisches Gebäude, Korridore umgeben eine innere, gleichfalls quadratische Cella. Der Bau war von einer Kuppel überragt, die vier massive Eckpfeiler trugen, verbunden durch Tonnengewölbe. Daneben liegen weitere Räume.
 
Der Feuerkult war für dieses Heiligtum sicher von zentraler Bedeutung, sonst wäre sein Name nicht so oft auf authentischen Zeugnissen, den Siegelabdrücken, als »Atur-e Goschnasp« belegt. Daneben müssen hier jedoch auch andere Kulte praktiziert worden sein. Ein Vergleich der Bauten auf dem Tacht-e Soleiman mit den Kultbauten der gegenwärtigen Zoroastrier in Iran und Indien brachte die Gewissheit, dass es neben dem Feuertempel einen weiteren Kultraum gegeben haben muss. Damit lässt sich vielleicht die lange Halle westlich des zentralen Kuppelbaus erklären, die diese Anlage auszeichnet:. Sie galt dem Haomakult und der Rezitation von Teilen des Avesta. Ob einige der übrigen Räume vielleicht dem Wasserkult, das heißt der Verehrung der Fruchtbarkeitsgöttin Anahita gedient haben, scheint erwägenswert. Schließlich hat sich selbst der gnadenloseste und besessenste Verkünder des sassanidischen Zoroastrismus, Kartir, in seiner schon erwähnten Inschrift gerühmt, auch Vorsteher des Tempels der Anahita in Istakhr (dem Stammsitz der Sassaniden nahe Persepolis) geworden zu sein.
 
Einige Mosaiksteine hat die Forschung also schon zusammenfügen können, um Erkenntnisse über Existenz und Funktion der Feuertempel zu gewinnen. Exemplarisch lässt sich an den vielen Lücken, die unser Bild von diesen wichtigen Kultstätten noch aufweist, jedoch aufzeigen, wie viel zu tun bleibt, bis wir über ein umfassendes Bild der Kultur des persischen Weltreichs verfügen.
 
Prof. Dr. Heinz Gaube
II
Feuertempel,
 
in seinen Ursprüngen bis zu den Feuerheiligtümern und -altären alter indoiranischer Feuerdienste zurückreichender Kultbau der Zoroastrier in Iran, Afghanistan, Indien, Charism und Mesopotamien; der Kult erfuhr durch Zarathustra im 6. Jahrhundert v. Chr. Erneuerung und Umformung. Vermutlich erst seit dieser Zeit heißen das heilige Feuer und die Feuergottheit iranisch Atar. Kultbauten fanden erstmals in Bisutun um 520 v. Chr. Erwähnung (Inschrift des achaimenidischen Königs Darius). Reste eines Kultgebäudes in Nuschijan stammen wohl aus med. Zeit. Der achaimenidische Feuertempel war ein Tempelturm; archäologisch sind fünf nachgewiesen, u. a. in Naksch-e Rustam und Dahan-e Ghulaman, in dessen Hof drei Feueraltäre standen. Aus parthischer Zeit ist in Ostiran ein Feuertempel in Kuh-e Chodje erhalten. Feuertempel gab es u. a. auch in Uruk, Assur, Hatra und Seleukeia-Ktesiphon. Der typische parthische Feuertempel war quadratisch, hatte eine Kuppel und besaß gedeckte Korridore oder anschließende Andachtssäle. Im Unterschied zu den Arsakiden machte die Dynastie der Sassaniden den Parsismus zur Staatsreligion, viele Feuertempel sassanidischer Zeit (3.-7. Jahrhundert n. Chr.) sind bekannt, teils archäologisch, teils durch literarische Überlieferung der zoroastrischen Tradition, die mehrere Hauptfeuer unterschied. Neben den alten Kultstätten gab es Neugründungen. Die »Tschahar Tak« genannten Feuertempel Irans sind entgegen früherer Annahme nie offene Vierbogenbauten gewesen, sondern Mauern und umgebende Räume sind nur schneller verschwunden. Ruinen der Kernbauten von zwei Feuertempeln sind z. B. bei Farraschband bei Schiras, Iran, erhalten. Eine ausgedehnte Anlage besaß Tacht-e Soleiman in Nordwestiran. Für die ersten nachchristlichen Jahrhunderte sind auch in Mittelasien Feuertempel nachgewiesen (Toprak-kala und Dschanbas-kala in Charism). In die Kushanazeit gehört der Feuertempel von Surkh Kotal in Nordafghanistan.
 
Literatur:
 
K. Schippmann: Die iran. Feuerheiligtümer (1971).


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