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DEUTSCHES REICH: FLOTTENGESETZE UND FLOTTENBAU

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Deutsches Reich: Flottengesetze und Flottenbau
 
Der vom Neuen Kurs der Reichsregierung unter der Regie Kaiser Wilhelms II. seit 1890 betriebene Übergang der deutschen Politik zur Weltmachtpolitik und die auf weltweite Expansion zielende deutsche Handelspolitik ließen beim Kaiser, seiner Regierung und den Führern in Wirtschaft und Großindustrie bald die Überzeugung reifen, dass zur Absicherung einer angestrebten politischen und wirtschaftlichen Weltmachtstellung eine starke deutsche Kriegsflotte unerlässlich war.
 
Diese Überlegungen wurden zu einem konkreten Flottenbauprogramm, seit 1897 Admiral Alfred von Tirpitz Staatssekretär im Reichsmarineamt geworden war. Besessen von der Idee, als sichtbares Zeichen deutscher Weltmachtstellung eine starke Flotte aufzubauen, machte Tirpitz das Reichsmarineamt zur Propagandazentrale für seine Flottenpläne. Mit Vorträgen, Veranstaltungen und Werbeschriften wurde eine Werbekampagne gestartet, an der sich Universitätsprofessoren, Marineoffiziere und der von Tirpitz mitgegründete »Deutsche Flottenverein« beteiligten, und eine Marinebegeisterung in der Bevölkerung entfacht, die mit dazu beitrug, dass das von Tirpitz eingebrachte Flottengesetz und die zum Ausbau der Schlachtflotte benötigten erheblichen Etatgelder vom Reichstag bewilligt wurden.
 
Begründet wurde das Gesetz mit dem Argument, die deutschen Handelsinteressen in der Welt müssten durch eine starke Flotte geschützt werden.Für Tirpitz selbst war jedoch England der eigentliche Gegner des Deutschen Reiches, der seinem Streben nach Weltgeltung im Wege stand. Schon 1900 legte er mit dem zweiten Flottengesetz ein weiteres beträchtliches Ausbauprogramm vor. Die in dieser Zeit laufenden deutsch-britischen Verhandlungen über eine Abstimmung der Flottenstärken scheiterten vor allem an der deutschen Überheblichkeit. In der Propaganda, vor allem betrieben vom »Deutschen Flottenverein« und vom Alldeutschen Verband, kam jetzt zunehmend ein englandfeindlicher Ton auf. England wurde als habgierige Macht dargestellt, die eifersüchtig darauf bedacht sei, ihren Vorsprung als erste Seemacht der Welt nicht zu verlieren. Umgekehrt breitete sich in der englischen Publizistik ein hochgradiger Deutschenhass aus.
 
Die zur »entente cordiale« führenden britisch-französischen Bündnisabsprachen 1904 wirkten in Deutschland wie ein Schock, da weder der Kaiser noch der Reichskanzler (von 1900 bis 1909 Fürst Bülow) eine Verständigung zwischen den beiden Mächten wegen ihrer kolonialen Gegensätze für möglich gehalten hatten. England forcierte seine Flottenrüstung mit dem Bau schneller, gepanzerter und mit schwerer Artillerie bestückter Großkampfschiffe der »Dreadnought«-Klasse. Die Deutschen zogen nach, 1906 wurden vom Reichstag weitere enorme Ausgaben für den Bau der superschweren Schlachtschiffe bewilligt, für die der Nord- und Ostsee verbindende »Kaiser-Wilhelm-Kanal« sowie der Kriegshafen Wilhelmshaven ausgebaut werden mussten.
 
Dennoch gab es von beiden Seiten wiederholt Versuche, den Rüstungswettlauf zu beenden und eine Absprache über die Flottenstärken zu erreichen, vornehmlich seit auf deutscher Seite im Reichskanzleramt Theodor von Bethmann-Hollweg Fürst Bülow abgelöst hatte (ab 1909). Der neue Kanzler setzte in der Außenpolitik auf einen Ausgleich mit England und versuchte, seine Flottenbegrenzungspläne durchzusetzen. Von britischer Seite wurde 1912 noch einmal ein Verständigungsversuch unternommen mit dem Besuch des kompromissbereiten Kriegsministers Haldane in Berlin. Auch diese letzte Ausgleichschance wurde vertan, scheiterte am gegenseitigen Misstrauen, vor allem aber, weil der Kaiser es strikt ablehnte, über »seine Flotte« überhaupt zu verhandeln.


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