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CÓRDOBA: OMAIJADISCHES EMIRAT

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Córdoba: Omaijadisches Emirat
 
Córdoba am Guadalquivir - welch ein Zusammenklang! Der Name der uralten Stadt - iberisch-römisch Corduba, dann arabisch Kurtuba - und der Name des Stroms, al-Wadi l-kibir (»der große Fluss«)! 169/168 v. Chr. von den Römern besetzt, über der Siedlung der Turdetaner neu erbaut und später zur Kolonie (Colonia Patricia) erhoben, war Córdoba die Hauptstadt der senatorischen Provinz Baetica, Heimat bedeutender Männer wie beider Seneca und Lukans, die kulturell am höchsten stehende Stadt in Hispanien, durchkreuzt von der Via Augusta, die von Narbonne bis Cádiz führte. Obwohl kaum etwas aus der Römerzeit erhalten blieb - abgesehen etwa von Mosaiken, die 5 bis 6 m unter dem heutigen Niveau liegen -, hat sich die Stadt bis heute ein Flair bewahrt, das Manuel Machado in seinem Gedicht »Andalucía« über die Städte dieses Landstrichs knapp, aber unübertrefflich charakterisiert: »Romana y mora, Córdoba callada« (»Römisch und maurisch, verschwiegenes Córdoba«). Mit der Zeit der Mauren, den Muslimen arabischer und berberischer Herkunft, die vom 8. bis zum 15. Jahrhundert über weite Teile der Iberischen Halbinsel herrschten, ist die bedeutendste Epoche Córdobas angesprochen.
 
Die erobernden Araber und Berber des Tarik nahmen 711 eine Stadt von etwa 50 ha Ausdehnung ein, die wie fast alle im Westgotenreich - aber auch im Rest Europas - im deutlichen Abstieg oder gar Verfall begriffen war: Die Römerbrücke war teils zerstört, die uns nicht bekannte Bevölkerungszahl jedenfalls niedriger als in der Römerzeit.Córdoba war zwar Sitz eines gotischen Grafen gewesen, hatte seinen Rang als Hauptort der Baetica allerdings an Sevilla abtreten müssen, den letztere Stadt zunächst auch unter den Arabern für die gesamte Halbinsel einnahm. Aber schon ab 716 residierte der Stellvertreter des Gouverneurs von Kairouan wieder in Córdoba und dabei blieb es auch mit der Gründung des omaijadischen Emirats von Córdoba im Jahre 756. Die nun allmählich einsetzende Orientalisierung des Lebens erfuhr in der Mitte des 9. Jahrhunderts mit der Ankunft des irakischen Sängers Sirjab am Hof einen gewaltigen Schub, der vielleicht auch die Episode der »Märtyrer von Córdoba« verstehen hilft: 850 begannen christliche Privatpersonen wie Kleriker öffentlich den Islam und seinen Propheten zu beleidigen, was die muslimische Staatsgewalt zum Einschreiten veranlasste; zahlreiche Männer und Frauen wurden hingerichtet. Man wird wohl das Geschehen darauf zurückführen können, dass den. Christen - vor etwa zwei Generationen noch in der Mehrzahl, nun schon in die Minderheit geraten - deutlich wurde, dass ihre Welt sich von Grund auf zu verwandeln begann, ein Vorgang, den sie ganz richtig als unumkehrbar empfanden und auf den sie nur in ohnmächtigem Zorn und in vorsätzlicher Auflehnung zu reagieren verstanden. 859 fand die Bewegung mit der Hinrichtung des Klerikers Eulogius ihr Ende.
 
Den Höhepunkt seiner Entwicklung erlebte Córdoba im 10. und 11. Jahrhundert, nachdem es schon im 9. Jahrhundert über die alten Grenzen der römischen Stadt hinausgewachsen war. Am Gipfelpunkt ihres Wachstums maß der Verteidigungsgraben, der die Vorstädte einschloss, am Anfang des 11. Jahrhunderts 22,5 km; mit etwa 5000 ha war Córdoba damit achtmal so groß wie die Stadt in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Man zählte 21 Stadtviertel, wovon zwei auf die Altstadt entfielen, darunter die Ajerquía (»die östliche [Seite]«); eine ganze Reihe von ihnen trug romanische Namen wie Furn Birril oder Schabular. Die Einwohnerzahl schätzt man auf zwischen 100 000 (sicher zu niedrig) und 500 000 Personen, womit Córdoba neben Konstantinopel und Bagdad eine der drei wirklichen Riesenstädte der damaligen Mittelmeerwelt war. Der cordobesische Historiker Ibn Haijan spricht von 1600, al-Bakri von 471 Moscheen, wobei man bedenken muss, dass eine Moschee auch nur ein bescheidener Gebetsraum für 15 bis 20 Personen sein kann. Angeblich gab es auch 300 Bäder. Unter al-Mansur fand im 10. Jahrhundert eine Zählung statt, die 213 077 (nach anderen Quellen 100 000) Häuser der Mittel- und Unterklasse und 60 300 Häuser der Oberklasse und Adelspaläste sowie 80 455 Läden ergab.
 
Córdoba genoss einen enormen Ruf auch im christlichen Abendland, der bis nach Norddeutschland drang, wo die Stiftsdame Hrotsvith von Gandersheim in den »Gesta Oddonis« die ferne Stadt (»Die helle Zierde der Welt, die junge herrliche Stadt«) besang, mit der Otto I., der Große, in diplomatischen Beziehungen stand; Johannes von Gorze, ein Gesandter des Kaisers, musste freilich drei Jahre lang auf eine Audienz warten. Der Hof des Kalifen Abd ar-Rahman III. und seines Sohnes al-Hakam II. war Treff- und Zielpunkt europäischer Diplomatie; abgesehen von den Monarchen des hispanischen Nordens, die herbeieilten, um die Gunst oder Hilfe des Kalifen zu erlangen, kamen Gesandte des byzantinischen Kaisers Nikephoros II. Phokas, die Exemplare des griechischen Pflanzenbuchs des Dioskurides wie der lateinischen Weltgeschichte des Orosius als Geschenke brachten, außerdem 320 Zentner Mosaiksteinchen zur Ausschmückung des Mihrab der Moschee. Die Kalifen selbst verfügten über versierte und sprachkundige Diplomaten wie den jüdischen Arzt Hasdai ibn Schaprut, der an der Übersetzung des Dioskurides mitarbeitete, oder den christlichen Bischof von Elvira, Rabi ibn Said, genannt Recemund, der an den Hof Ottos I., des Großen, nach Konstantinopel und Jerusalem gesandt wurde und Verfasser eines lateinischen liturgisch-landwirtschaftlichen Kalenders war.
 
Es waren wohl auch die großartigen Bauten, die den Ruhm Córdobas bis in den hohen Norden trugen: die unter al-Hakam II. restaurierte Römerbrücke, der Kalifenpalast und die heute als »Mezquita« bekannte Freitagsmoschee mit ihrem Säulenwald von Hufeisenbögen (einem Bauelement der westgotischen Zeit), mit dem Mihrab - der Nische, die die Richtung nach Mekka bezeichnet - und ihren herrlichen Mosaiken byzantinischen Stils. Die Gesamtanlage der Moschee misst 180 x 130 m, wovon ein Drittel auf den Hof entfällt. Die »Urmezquita« von neun Schiffen wurde vom Gründer des omaijadischen Emirats, Abd ar-Rahman I., 785 innerhalb eines Jahres an der Stelle der christlichen Basilika San Vicente erbaut, die sich wiederum über einem römischen Tempel erhoben hatte. Sein Sohn Hischam I. errichtete ein Minarett, das später unter Abd ar-Rahman III. abgerissen wurde, dessen Fundamente aber ergraben wurden. Abd ar-Rahman II. fügte der Moschee 833 angeblich zwei weitere Schiffe je rechts und links hinzu und verlängerte 848 den Bau. Abd Allah ließ den »Sabat«, eine die Straße zwischen Moschee und seinem Palast überspannende Brücke, errichten. Von 961 bis 966 setzte al-Hakam II. mit der letzten Ergänzung in Längsrichtung und dem Bau des mit Mosaiken geschmückten Mihrab vermutlich Pläne seines Vaters Abd ar-Rahman III. in die Tat um, der schon 946 ein neues, gewaltiges Minarett hatte errichten lassen. In gewisser Hinsicht entstellt wurde die Moschee durch die letzte Erweiterung, als ab 988 unter dem Palastmeier al-Mansur ein fast ebenso großer Anbau errichtet wurde, weil nunmehr die zum Mihrab hinführende Hauptachse nicht mehr im Zentrum verlief. Unter den »Katholischen Königen«, Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragonien, wurde schließlich ab 1523 eine christliche Kirche im Baukörper der Erweiterung al-Hakams eingerichtet, in der Regierungszeit Karls V. dann eine Kathedrale in die Moschee hineingebaut. Ringsum errichtete man im Innenraum Kapellen, wodurch das Ganze wesentlich an Lichtdurchflutung verlor; in der im 17. Jahrhundert erbauten Capilla de las Animas ruht der letzte Inka Garcilaso, der von 1561 bis 1591 in Montilla nahe Córdoba gelebt hatte. Das untere Stockwerk des ehemaligen Minaretts wurde ab 1593 von Hernán Ruiz III. ummantelt und zum 93 m hohen Glockenturm umgebaut, der allerdings erst 1664 beendet und 1755 wegen Erdbebenschäden repariert werden musste.
 
Staunen Erregendes wussten die aus dem Ausland an den Hof der Kalifen kommenden Gesandten aber auch von der unter Abd ar-Rahman III. erbauten Residenz Medina Azahara im Nordwesten der Stadt zu berichten. Im Osten Córdobas entstand zudem in der Zeit al-Mansurs eine weitere prächtige Palastanlage, die indessen schon unter seinem Sohn und zweiten Nachfolger geplündert und von Grund auf zerstört wurde, sodass nichts erhalten blieb. Berühmtheit erlangte auch die großartige Bibliothek al-Hakams II., des wohl gebildetsten aller Omaijaden; von ihren angeblich 400 000 Handschriften hat jedoch nur ein einziges Exemplar die Stürme der Zeit überstanden. Indem al-Hakam II. angeblich auch 80 Koranschulen erichten ließ, sodass auch die Kinder der Ärmsten Lesen und Schreiben lernen konnten, sorgte er für die Hebung des Bildungsniveaus; außerdem soll es 17 höhere Lehranstalten und theologisch-juristische Hochschulen mit etwa 4000 Studenten gegeben haben. Die immer von neuem verbreiteten Behauptungen, auch abendländische Christen hätten dort studiert und hätten so arabische Wissenschaft im übrigen Europa verbreitet, ist allerdings purer Unsinn: In jener Zeit hätten das Kleriker, Mönche sein müssen; »Ungläubige« durften aber die Moscheen - nur dort wurden Vorlesungen gehalten - nicht betreten. Woher hätten sie ferner die zum Studium nötige Kenntnis des Hocharabischen haben sollen? Wohl aber besaßen die einheimischen. Christen außerhalb der eigentlichen Altstadt noch Kirchen, unter anderem eine Basilika (heute San Pedro) im Viertel der Tiras-Weber.
 
Hatten die beiden ersten Kalifen zwar die Gelehrten und Dichter gefördert, aber nichts geschaffen, was man einen »Dichterkreis« nennen könnte, änderte sich dies unter al-Mansur, dem mächtigen Reichsverweser des Kalifen Hischam II.: Diktatoren brauchen bekanntlich Propagandisten, und das waren zu jener Zeit Poeten und Literaten, etwa Ibn Darradj al-Kastalli, einer von nicht weniger als 40 Dichtern, die al-Mansur auf seinem Feldzug von 985 begleiteten, der zur Eroberung von Barcelona führte. Wie so oft in der Geschichte brachte auch hier die Epoche des Zerbrechens eines Staates zahlreiche überaus bedeutende Geister hervor: Unter ihnen ist vor allen anderen Ibn Saidun zu nennen, dessen Liebe zu Wallada einige seiner schönsten literarischen Schöpfungen anregte. Der Lebensstil dieser Tochter des 1025 vergifteten Kalifen Mohammed al-Mustakfi, die eine Art des literarischen Salons unterhielt und sich überaus frei und ungeniert bewegte, hat allerdings zu übertriebenen Vorstellungen von den Freiheiten, die sich Frauen in dieser Zeit leisten konnten, geführt. Eng mit Ibn Schuhaid befreundet war Ibn Hasm, der uns zwar am ehesten bekannt ist als Autor eines Werkes der Weltliteratur (»Das Halsband der Taube oder Traktat über die Liebe und die Liebenden«), der aber viel bedeutender als Kenner des islamischen Rechts und als Religionswissenschaftler war, da er unter anderem ein immenses Werk über die Geschichte der (monotheistischen) Religionen mit scharfen Angriffen auf Christen- und Judentum schrieb, das die Lektüre der Evangelien verrät. Aus Córdoba stammte auch der bedeutendste Historiker des muslimischen Spanien, Ibn Haijan, der in zehn Bänden Schriften seiner Vorgänger (vor allem von Vater und Sohn ar-Rasi) neu herausgab und eine angeblich 60 Bände umfassende Geschichte seiner Zeit schrieb, die uns nur fragmentarisch bekannt ist. Einer der bedeutendsten Philosophen des Mittelalters, der dem Abendland als Averroes bekannte Ibn Ruschd, der am Ende der Reihe der arabisch schreibenden Philosophen aristotelischer hellenistischer Prägung (der »falasifa«) steht, kam am Hof der Almohaden zu Marrakesch zu hohen Ehren und Ansehen. Der jüdische Philosoph und Arzt Maimonides (Ibn Maimun) wurde zwar in Córdoba geboren, musste aber schon 1148 seine Vaterstadt verlassen, wurde wohl in Fès ausgebildet und gewann in Ägypten Ruhm. Schließlich sei asch-Schakundi (sein Name leitet sich ab von »Secunda«, der lateinischen Bezeichnung des Stadtteils südlich des Flusses an der zweiten Meile der ehemaligen Römerstraße) genannt, der 1131/32 in Sevilla starb und einen kleinen, aber höchst geschätzten »Traktat über die Vorzüge des Andalus« schrieb, in welchem er seine Vaterstadt mit Worten hervorhob, die den Verdacht nahe legen, dass ihm die puritanische Strenge der Theologen und Juristen Córdobas etwas missfiel und ihm das damals schon recht muntere Sevilla besser behagte.
 
Als Córdoba 1236 im Zuge der Reconquista als erste große Stadt Andalusiens durch einen Handstreich in die Hand Ferdinands III., des Heiligen, des Königs von Kastilien und León, fiel, war die Blütezeit der Stadt längst vorbei. Doch auch in christlicher Zeit fand sie Förderer; der Alcázar der Christlichen Könige (möglicherweise an der Stelle des Palastes des römischen Präfekten) und zahllose Adelspaläste zeugen davon. Das 14. und 15. Jahrhundert sah die Höhepunkte des Mudéjar-Baustils, der in der Hand maurischer Bauleute und Architekten der Stadt prächtige Bauten schenkte, bis 1502 diese Bevölkerungsschicht sozial herabgestuft wurde und auch ihrer Gemeindeverfassung (»Ordenanzas«) verlustig ging. Hierzu gehören die Capilla de los Trastamaras in der »Mezquita«, dann die Kirchen San Nicolás, Santa Marina, La Magdalena, Santiago mit einem zum Glockenturm umfunktionierten Minarett, desgleichen San Pedro, die mozarabische Kathedrale mit Teil eines Minaretts, ebenso der Palast des Ritterordens von Santiago, San Juan de los Caballeros mit Minarett, der Konvent von Santa Clara und San Pablo el Real mit spärlichen Resten eines almohadischen Palastes und zwei Kapellen möglicherweise almohadischen Ursprungs. In der 1348 erbauten Kirche von San Hipólito ruhen die kastilischen Könige Ferdinand IV. und sein Sohn Alfons XI. in Sarkophagen. So verläuft von den die Vaterstadt preisenden arabischen Gedichten über die großartigen Sonette von Luis de Góngora bis hin zu Manuel Machado eine trotz Sprachen- und Religionswechsels nie unterbrochene Linie.
 
Prof. Dr. Hans-Rudolf Singer
 
Literatur:
 
Hourani, Albert: Die Geschichte der arabischen Völker. Aus dem Englischen. Sonderausgabe Frankfurt am Main 21996.


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