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ALTSTEINZEIT

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Altsteinzeit: übersetzung

Paläolithikum

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Ạlt|stein|zeit 〈f. 20; unz.〉 älteste Stufe menschl. Kulturentwicklung, vom ersten Auftreten des Menschen am Ende des Tertiärs bis zum Ende der Eiszeit; Sy Paläolithikum

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Ạlt|stein|zeit, die:
älteste Epoche der Menschheitsgeschichte; Paläolithikum.

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Altsteinzeit,
 
Paläolithikum, die älteste und weitaus längste Epoche der Menschheitsgeschichte. Die Altsteinzeit ist geprägt von dem durch den Wechsel von Kalt- und Warmzeiten gekennzeichneten Eiszeitalter (Pleistozän); sie begann mit der ersten Herstellung von Werkzeugen durch den Menschen vor etwa 2,5 - 3 Mio. Jahren und endete mit der letzten Kaltzeit um 9000 v. Chr., obwohl die altsteinzeitliche Lebens- und Wirtschaftsweise (Wildbeuter und Sammler) in der Mittelsteinzeit beibehalten wurde.
 
Quellen:
 
Wichtigste Quellen der Altsteinzeit sind erhalten gebliebene Steinartefakte (Steinwerkzeuge und die bei ihrer Herstellung entstandenen Abfälle), die aus hartem, spaltbarem Gestein (Quarz, Quarzit, Hornstein, Feuerstein) bestehen.Die Herstellung durch den Menschen geschah durch Schlag mit Schlagsteinen (»harter Schlag«) oder Schlaginstrumenten aus Geweih, Knochen oder Holz (»weicher Schlag«), in den jüngeren Abschnitten der Altsteinzeit auch mit Verwendung von Zwischenstücken in Form von Meißeln (»indirekter Schlag«). Zu unterscheiden sind weiterhin die Kernsteintechnik (Zurichtung eines Steins bis zur gewünschten Form) und die Abschlagtechnik (Herstellung von Abschlägen, die zu Werkzeugen weiterverarbeitet wurden). Auch die Drucktechnik (Druckstock), die eine gezieltere Formgebung ermöglichte, fand Anwendung. Steinschliff war zwar seit der jüngeren Altsteinzeit bekannt, wurde aber meist nur bei der Herstellung von Schmuck und anderen Kunstgegenständen angewendet. Die ehemalige Verwendung der Steinwerkzeuge kann oft durch mikroskopische Untersuchung von Gebrauchsspuren an den Werkzeugen erschlossen werden. In kalkhaltigen Sedimenten (z. B. in Höhlen und im Löss) sind Knochen als Jagdbeutereste und oft auch Geräte aus Geweih, Knochen und Elfenbein erhalten. Dagegen finden sich Holzgegenstände nur äußerst selten, ehemals sicher vorhanden gewesene Gegenstände aus Fell, Leder oder Geflecht niemals. Weitere Quellen sind Reste von Behausungen und Lagerplätzen beziehungsweise Siedlungen sowie die seit der mittleren Altsteinzeit bekannten Gräber. Da die unterschiedlichen Umweltverhältnisse des Eiszeitalters für die Lebens- und Siedlungsformen der altsteinzeitlichen Menschen prägenden Einfluss hatten, sind die Ergebnisse der Geologie, Paläontologie und Paläobotanik für die Altsteinzeitforschung von großer Bedeutung.
 
Gliederung
 
und Zeitbestimmung: Die Steinartefakte lassen sich nach Form und Herstellungsart in Typen ordnen. Übereinstimmende oder ähnliche Typenkomplexe ergeben Formengruppen, die sich in der Art und Zusammensetzung des Geräteinventars (»Industrie«) von anderen Gruppen abheben. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Formengruppen können räumlich und zeitlich bedingt sein. Unter Technokomplexen versteht man Formengruppen, deren Inventar den archäologischen Niederschlag von Technik, Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Urheber darstellt. Die Technokomplexe (frühere Bezeichnung: Kulturgruppen) werden in der Regel nach dem Fundort benannt, an dem sie in typischer Ausprägung vorkommen und zuerst erkannt worden sind.
 
Die Altsteinzeit wird in vier Hauptabschnitte eingeteilt: Alt-, Mittel-, Jung- und Spätpaläolithikum. Jedem dieser Abschnitte können verschiedene Technokomplexe zugeordnet werden: so z. B. Geröllgeräteindustrien (Chopper) und Faustkeilgruppen (Acheuléen) der Zeit des Altpaläolithikums; Micoquien, Moustérien (unterschiedliche Faustkeiltypen, Dreieckspitzen), Moustérien de tradition acheuléenne und Blattspitzengruppen der Zeit des Mittelpaläolithikums; Aurignacien, Gravettien (Périgordien), Solutréen und Magdalénien der Zeit des Jungpaläolithikums, für das Gerätschaften aus Steinklingen charakteristisch sind; Federmessergruppen und Stielspitzengruppen (z. B. Ahrensburger Gruppe) der Zeit des Spätpaläolithikums.
 
Grundlage der Zeitbestimmung ist die Aufeinanderfolge von Formen und Formengruppen, die aufgrund von Typologie und Stratigraphie eine relative Chronologie ermöglicht. Die Datierung nach Jahreszahlen (absolute Chronologie) ist für die letzten 50 000 Jahre mithilfe der Radiokarbonmethode, für noch frühere Abschnitte auch durch andere Methoden der physikalischen Altersbestimmung in großen Zügen gesichert.
 
Der älteste und längste Abschnitt der Altsteinzeit ist das Altpaläolithikum. Dessen erster Teil fällt in die Zeit der Australopithecinen (vor 4-1,5 Mio. Jahren); dieser Menschentyp lebte in der wildreichen Savannenlandschaft Ost- und Südafrikas. Lebensgrundlage war das Sammeln von Früchten, Pflanzen, Kleintieren und Eiern, außerdem wohl eine Beteiligung an der Beute der Raubtiere. Die aktive Jagd spielte zunächst vermutlich nur eine geringe Rolle. Einfache, aus Flussgeröllen hergestellte Steinwerkzeuge (Geröllgeräte, englisch »chopper« beziehungsweise »chopping tools und pebble tools«) markieren den wichtigen Schritt von der Auswahl geeigneter, in der Natur vorkommender Gegenstände zum planmäßigen Gestalten. Ob die Australopithecinen bereits gezielt Steingeräte herstellten oder lediglich geeignete Gerölle für ihre Zwecke nutzten, ist zur Zeit wieder umstritten. Als gesichert kann dies jedoch für den aus ihnen hervorgegangenen Homo habilis (vor 2,5-1,5 Mio. Jahren) gelten.
 
Der zweite Teil des Altpaläolithikums ist die Zeit des Homo erectus beziehungsweise des Homo ergaster (vor etwa 2-0,3 Mio. Jahren). In dieser Epoche (mindestens seit 500 000 Jahren) begann der Mensch das Feuer zu nutzen; es bildete einen wirksamen Schutz vor wilden Tieren und war Voraussetzung für die Besiedlung kühler Klimazonen. In die Zeit des Homo erectus und des Homo ergaster (wie die ältesten, vom Turkanasee in Kenia stammenden Homo-erectus-Funde genannt werden) fällt eine deutliche Ausweitung des Siedlungsraumes, der nun weite Teile der Alten Welt bis nach Südostasien und auch Mittel- und Westeuropa umfasst. Lebensgrundlage waren die Großwildjagd als Gruppentreibjagd (Holzlanzen, Fallgruben) und das Sammeln von Früchten. Im Verlauf des Altpaläolithikums entstanden neben den weiterhin existierenden Chopperindustrien das Clactonien als Abschlagtechnik sowie erste Faustkeile, die im folgenden zu den bedeutendsten Steinwerkzeugen werden sollten. Neben den Steinartefakten sind Geräte aus Knochen, Geweih und Elfenbein, Bruchstücke von Holzlanzen und Überreste von Lagerplätzen im offenen Gelände oder in Höhlen für diese Epoche kennzeichnend. Ein etwa 370 000 Jahre alter Lagerplatz des Homo erectus wird seit 1972 in Bilzingsleben (Thüringen) untersucht. Hier fanden sich detallierte Hinweise zur Konstruktion der Schutzhütten und zur bevorzugten Jagdbeute. Vereinzelte Hinweise auf Kannibalismus werden in ihrer Bedeutung unterschiedlich interpretiert. Am Ende des Altpaläolithikums tritt der archaische Homo sapiens oder Präsapiens (vor 300 000-150 000 Jahren) als gemeinsame Vorform des Neandertalers und des anatomisch modernen Jetztmenschen auf.
 
Das Mittelpaläolithikum (200 000 oder 150 000-35 000 v. Chr.) ist die Zeit des Neandertalers. Die Neandertaler (Homo sapiens neanderthalensis) waren Menschen unserer Art (Homo sapiens). Ihre Zeit ist durch eine stärkere kulturelle Entfaltung, verbunden mit einer deutlichen Zunahme der Gesamtbevölkerung, gekennzeichnet. Ebenso auffallend sind eine verbesserte Anpassung an die Umwelt und vielfältigere Steinbearbeitungstechniken. Die gezielte Herstellung von Halbfertigprodukten durch eine entsprechende Zurichtung des Kernsteins (Levallois-Technik) ermöglichte eine größere Formenvielfalt während der Endbearbeitung. Diese neue Bearbeitungstechnik erforderte homogenes, gut spaltbares Gestein: Obsidian, Quarzit, Hornstein oder Feuerstein (u. a. in Flussschottern). In der Nähe guter Rohmaterialvorkommen entstanden regelrechte Steinbearbeitungswerkstätten. Im Mittelpaläolithikum lassen sich verschiedene Formengruppen von Steinwerkzeugen unterscheiden, die sich aus unterschiedlichen Traditionen entwickelt haben. Die wichtigsten Steinwerkzeugformen sind Faustkeile, Handspitzen, Messer und Schaber. Die zahlreichen Schaber wurden nach den Gebrauchsspurenanalysen v. a. zur Holzbearbeitung benutzt. Als wichtiger Nachweis für die Herstellung und Nutzung von Holzgegenständen als Jagdwaffen gilt die vollständig erhaltene, 2,5 m lange Eibenholzlanze von Lehringen (Niedersachsen), die zwischen den Rippen eines ausgewachsenen Waldelefanten gefunden wurde. Die Spitze der Lanze war im Feuer gehärtet worden. Geräte aus Knochen, Geweih und Elfenbein haben sich nur in geringer Zahl erhalten; Zeugnisse für Schmuck und vage Anfänge der Kunst sind außerordentlich selten belegt. Rote und schwarze Farbstücke aus Siedlungsschichten bilden Hinweise auf Körperbemalung und bemalte Gegenstände. Behausungen im Freiland oder Einbauten in Höhlen, wahrscheinlich auch eine warme Fellbekleidung, waren die Voraussetzung für die Besiedlung der kühlen, aber wildreichen Lösssteppen Eurasiens während der Kaltzeiten des Pleistozäns. Die offene, in jahreszeitlichem Wechsel von Tierherden (Mammut, Nashorn, Pferd, Ren, Bison) durchzogene Tundralandschaft bot den Jägergruppen wesentlich bessere Möglichkeiten des Nahrungserwerbs als der Laubwald während der Warmzeiten. Die Menschen verlegten ihre Lagerplätze nach Wildaufkommen und Sammelmöglichkeiten in jahreszeitlichem Rhythmus. Die Größe des Lebensraumes einer Menschengruppe (etwa 20-30 Personen) kann manchmal durch die von ihr mitgeführten Steinwerkzeuge aus ortsfremdem Gestein erschlossen werden; sie betrug oft mehrere 100 km2. Über Form und Konstruktion der Behausungen geben die Befunde aus den ukrainischen Orten Molodóva (große Zelte aus Mammutknochen und Fellen) und Tomonovka (bis 3 m tiefe Erdgruben mit Holz- und Erdabdeckung) sowie aus Salzgitter-Lebenstedt in Niedersachsen. (Zelte aus Fellen, Holzstangen und Steinen) Auskunft. Aus dem Mittelpaläolithikum stammen die ältesten Bestattungen. Manchmal wurden den Toten Ausrüstungsgegenstände (meist Steinwerkzeuge), Speisen und rote Farbstückchen mitgegeben. In dem irakischen Grab von Shanidar war die Verstorbene auf einem Lager aus Blumen gebettet. Neben den Gräbern finden sich zuweilen Gruben mit zerschlagenen Tierknochen, vielleicht Reste eines Leichenschmauses. In einigen Höhlen und unter Felsvorsprüngen (Abris) befinden sich jeweils mehrere Gräber (z. B. in La Ferrassie in Frankreich eine Fundstelle mit sechs Gräbern); in diesen Fällen handelt es sich möglicherweise um öfter aufgesuchte, traditionelle Bestattungsplätze einer einzelnen Menschengruppe. Künstlich erweiterte Hinterhauptlöcher und einzeln deponierte Schädel (oft mit Hiebspuren) sind weitere Charakteristika des mittelpaläolithischen Totenkults.
 
Das Jungpaläolithikum, die Zeit unserer eiszeitlichen Vorfahren (Homo sapiens sapiens, Cro-Magnon-Mensch), umfasst den zweiten Teil der letzten Würm-/Weichsel-Eiszeit (40 000-11 000 v. Chr.) und ist gekennzeichnet von zahlreichen bedeutenden Veränderungen in der Lebens- und Wirtschaftsweise der Menschen. In der zu dieser Zeit offenen Tundra- und Steppenlandschaft entstanden in weiten Teilen Eurasiens hoch entwickelte Jägerkulturen, die sich durch Traditionen, Religion, Lebensweise und Ausrüstung voneinander unterscheiden. Eine deutlich verbesserte Bewaffnung erlaubte es, den Lebensunterhalt ohne große Mühe zu sichern. Diese zunehmende kulturelle Differenzierung ist vorläufiger Höhepunkt einer Entwicklung, die bereits während des Mittelpaläolithikums begonnen hatte. Auf Grund des umfangreichen und unterschiedlichen Fundmaterials läßt sich das Jungpaläolithikum Europas in mehrere aufeinander folgende Stadien unterscheiden: in das Aurignacien (etwa 43 000- 28 000 v. Chr.), das Gravettien (etwa 28 000-22 000 v. Chr.), das Solutréen und schließlich in das Magdalénien (ab etwa 17 000 bis um 10 000 v. Chr.).
 
Die Steinbearbeitungstechniken erreichten ein hohes Niveau und waren v. a. durch die Herstellung von langschmalen Klingen geprägt. Diese Steinklingen dienten als Ausgangsmaterial für die Herstellung der vielfältigsten Werkzeuge, Waffen und Gerätschaften. Die Klingentechnik ist allerdings nur mit ausgesucht gutem Gesteinsmaterial durchführbar. Deshalb wurde geeignetes Gestein (v. a. Feuerstein) zuweilen über große Entfernungen mitgenommen. Die Werkzeug- und Waffenformen sind weitgehend standardisiert und lassen auf eine genau definierte Verwendung schließen (Kratzer, Stichel, Bohrer, Schaber, verschiedene Messer- und Geschossspitzen). Die Bearbeitung von Knochen, Geweih und Elfenbein erreichte ebenfalls ein hohes Niveau mit einer großen Vielfalt an Formen. Aus Knochen oder Geweih wurden Hacken, Dolchklingen, Schaftglätter, Ahlen und Nadeln hergestellt. Neben Mammutelfenbein war v. a. Rengeweih ein sehr wichtiges Rohmaterial; aus den den Geweihen der erlegten Tiere beziehungsweise aus Abwurfstangen wurden Beile, Hämmer, Schaftstrecker (»Lochstäbe«) und die Widerlager an den Speerschleudern gearbeitet. Weit verbreitet war die Technik der Spangewinnung aus Geweihstangen zur Herstellung von Geschossspitzen. Die Verwendung von Pfeil und Bogen ist seit dem Gravettien sicher belegt. Aus Elfenbein arbeitete man Gebrauchsgegenstände aller Art. Schmuck spielte im Jungpaläolithikum eine sehr große Rolle: durchbohrte Tierzähne, Perlen und Anhänger aus Gagat, Stein, Elfenbein und Knochen sowie Schmuckschnecken aus dem Mittelmeer oder aus tertiären Ablagerungen; die weite Verbreitung lässt auf einen umfangreichen Tauschhandel schließen. Eine Knochenflöte stammt aus der Höhle Geißenklösterle bei Blaubeuren (Baden-Württemberg) und wird in die Zeit um 34 000 v. Chr. datiert. Zur Beleuchtung der Zelte und Höhlen dienten neben dem Holzfeuer Steinlampen, ausgehöhlte Steinschalen, die mit tierischen oder pflanzlichen Ölen gefüllt und mit einem Docht aus zusammengedrehten Fasern versehen waren. Die Lebens- und Wirtschaftsweise war der offenen Steppen- und Tundralandschaft sowie der Jagdbeute, insbesondere den saisonalen Wanderungen der Herdentiere (Ren, Wildpferd), angepasst und erforderten einen großen Nutzungsraum. Die Basislager lagen oft oberhalb eines Flusses am Rand eines Geländesporns (z. B. Gönnersdorf auf einer Hangstufe des Neuwieder Beckens) und sind im regelmäßigen Turnus für mehrere Monate aufgesucht worden. Zum Siedlungsmuster zählen ferner verschiedene kürzer genutzte Außenlager, die zur Verrichtung spezieller Tätigkeiten, wie z. B. zur Rohmaterialgewinnung, Herstellung der Gerätschaften, Tauschbeziehungen, Bestattung der Verstorbenen oder als Jagdlager, angelegt worden sind. Eine wesentliche Bereicherung der Jagdtechnik war die Erfindung der bereits erwähnten Speerschleuder. Diese von den Ureinwohnern Australiens und den Inuit (Zentraleskimos) bis in die Gegenwart benutzte Jagdwaffe erhöhte die Reichweite und Durchschlagskraft der Projektile auf Grund der verlängerten Hebelwirkung ganz beträchtlich. Die Speer-, Lanzen- und Pfeilspitzen bestehen meist aus Stein, seltener aus Geweih oder Knochen. Eine weitere Neuerung im Repertoire der Jagdwaffen bilden Harpunen, deren knöcherne und mit Widerhaken versehene Spitzen nach einem Treffer nur noch durch einen Lederriemen mit dem Schaft verbunden bleiben. Die Flucht der Jagdtiere wurde dadurch erheblich erschwert, die Effektivität der Jagd erhöht. Die Jagdbeute wurde fast vollständig verwertet: Fleisch und Fett als Nahrung, Fell für die Bekleidung und als Abdeckung der Zelte, Knochen, Geweih und Stoßzähne als Gerüst beim Hütten- oder Zeltbau und als Rohstoff für Geräte, Schmuck und andere Kunstgegenstände. Die Toten wurden oft in einer Schicht roter Farbe (Hämatit) und manchmal in mit Perlen, Tierzähnen und Schmuckschnecken besetzter Kleidung bestattet. Die Anordnung des jeweiligen Besatzes erlaubt manchmal eine Rekonstruktion der Kleidungsstücke (Kappe, Anorak, Hose).
 
Einzigartig in der Menschheitsgeschichte ist die Kunst des Jungpaläolithikums, von der überaus zahlreiche Beispiele die Jahrtausende überdauert haben, deren ehemalige Bedeutung aber weitgehend ungeklärt ist. Dargestellt oder abgebildet wurden v. a. Tiere, aber auch Symbole, geometrische Zeichen und seltener Menschen, außerdem Handabdrücke und fantastische Gestalten, oft mit Attributen verschiedener Lebewesen, die ihren Ursprung vermutlich in der damaligen Vorstellungswelt beziehungsweise in der Mythologie und im Schamanismus haben. Aus dem Hohlensteinstadel, einer Höhle im Lonetal bei Ulm, stammt eine 28 cm hohe Elfenbeinfigur (um 30 000 v. Chr.), die einen Menschen in aufrechter Haltung, aber mit einem Löwenkopf darstellt. Neben solchen Beispielen für dreidimensionale Kleinplastiken, die im mittel- und osteuropäischen Raum üblich waren, sind Gravierungen und v. a. großflächige, mehrfarbige Malereien in den Höhlen Südfrankreichs, Nordspaniens, Norditaliens und im südlichen Ural-Gebirge überliefert. Insgesamt sind derzeit über 150 »Bilderhöhlen« bekannt. Allein in der Höhle von Lascaux in Südfrankreich sind etwa 600 polychrome Malereien und über 1 500 Gravierungen dokumentiert; sie datieren um 15 000 v. Chr. Ein überregionaler Vergleich der Darstellungsinhalte ergibt, dass in den meisten Fällen Jagdtiere (Pferd, Rind, Hirsch, Mammut, Steinbock, Ren) abgebildet wurden, aber auch eiszeitliche Raubtiere, wie Höhlenbär, Höhlenlöwe und Wollhaarnashorn. Andere weit verbreitete Tierarten (z. B. die Hyäne) fehlen dagegen. Für die Farbgebung fanden v. a. Eisenoxide und Holzkohle Anwendung, daneben aber auch Manganpulver; die Pigmente wurden ausschließlich mit Wasser als Bindemittel versetzt, nicht mit tierischen oder pflanzlichen Ölen. Dass die Abbildungen die Jahrtausende überdauert haben, ist lediglich der natürlichen Kalksinterbildung an den Höhlenwänden zu verdanken. Die Deutung der jungpaläolithischen Kunst gestaltet sich dagegen als recht schwierig. Allgemein wird ein Zusammenhang mit der religiösen Vorstellungswelt angenommen, wobei der Begriff des »Jagdzaubers« (magische Konzentration auf die Jagdbeute und Besänftigung der getöteten Tiere) den Bildinhalten wohl am nächsten kommt; immerhin sind rund 15 % der in Höhlen abgebildeten Tiere verwundet. Bei den Kleinstatuetten überwiegen üppig geformte Frauendarstellungen (so genannte »Venusstatuetten«), die einen Zusammenhang mit der weiblichen Fruchtbarkeit nahelegen. Die Lebenswelt der eiszeitlichen Jäger ist am vollständigsten und eindrucksvollsten in der frankokantabrischen Höhlenkunst überliefert (Altamira, Lascaux u. a.).
 
Als Spätpaläolithikum wird der magdalénienzeitliche Fundstoff aus der Alleröd- und der jüngeren Dryaszeit, den vergleichsweise kürzeren Klimaschwankungen gegen Ende der letzten Eiszeit (11 000-9 000 v. Chr.) v. a. in Mittel- und Nordeuropa zusammengefasst. Die sich in relativ kurzen Abständen verändernde Umwelt mit einer allgemeinen Tendenz zur Klimaerwärmung beeinflusste die menschliche Lebens- und Wirtschaftsweise. Während der wärmeren Allerödzeit (Julitemperatur etwa 6º C unter der heutigen) bildete sich eine Tundralandschaft mit Birken- und Kiefernwäldern aus, die die Jagd auf Elch, Hirsch und Biber ermöglichte. Die wichtigsten Steinwerkzeuge waren kurze Kratzer und »Rückenspitzen« (Stielspitzen, Federmesser). Die kleinen Fundkonzentrationen an den Siedlungsplätzen lassen jedoch das auf dem Hauptlager und mehreren Außenlagern basierende Siedlungsmuster des Jungpaläolithikums kaum noch erkennen. Die Menschengruppen und ihre Lebensräume wurden offensichtlich kleiner, Kunst und Schmuck viel seltener als vorher. Einzige Kunstgegenstände sind mit geometrischen Motiven bemalte oder gravierte Flussgerölle. In der jüngeren Dryas (9 800-9 000 v. Chr.), die einen letzten Kälterückschlag bildete, breitete sich im nord- und mitteleuropäischen Tiefland nochmals eine offene, von Rentierherden durchzogene, baumlose Tundralandschaft aus. In Norddeutschland lebten die mit Pfeil und Bogen bewaffneten Rentierjäger der Ahrensburger Gruppe, die einen Teil des Stielspitzenkomplexes bilden. Der südlich anschließende Mittelgebirgsraum, das Gebiet der Elch- und Hirschjäger der »Federmessergruppen«, die allerdings auch in Norddeutschland verbreitet waren, blieb dagegen weitgehend bewaldet. Die kulturelle Entwicklung vom Spätpaläolithikum des Periglazials hin zur nacheiszeitlichen, holozänen Mittelsteinzeit vollzog sich hier kontinuierlich.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Eiszeitalter · Felsbilder · Jungsteinzeit · Mensch · Mittelsteinzeit · Vorgeschichte
 
Literatur:
 
Allgemeines:
 
R. Grahmann u. H. Müller-Beck: Urgesch. der Menschheit (31967);
 F. Bordes: Faustkeil u. Mammut. Die A. (a. d. Frz., 1968);
 J. M. Coles u. E. S. Higgs: The archaeology of early man (London 1969);
 H. Müller-Karpe: Hb. der Vorgesch., Bd. 1 (21977);
 D. Mania u. A. Dietzel: Begegnung mit dem Urmenschen. Die Funde von Bilzingsleben (21980);
 D. Kahlke: Das Eiszeitalter (1981);
 
Urgesch. in Baden-Württemberg, hg. v. H. Müller-Beck (1983);
 O. Bar-Yosef u. a.: Neue Forschungen zur A. (1984);
 R. Feustel: Technik der Steinzeit (21985);
 G. Bosinski: Der Neandertaler u. seine Zeit (1985);
 B. Herrmann u. a.: Prähistorische Anthropologie (1990);
 D. Mania: Auf den Spuren des Urmenschen (1990);
 E. Probst: Dtl. in der Steinzeit (1991);
 D. Mania: Die ersten Menschen in Europa (1998).
 
Kunst:
 
P. Ucko u. A. Rosenfeld: Felsbildkunst im Paläolithikum (a. d. Engl., 1967);
 
A. Leroi-Gourhan: Prähistor. Kunst (a. d. Frz., 21973);
 
A. Leroi-Gourhan: Höhlenkunst in Frankreich (a. d. Frz., 1981);
 
H. Müller-Beck u. G. Albrecht: Die Anfänge der Kunst vor 30 000 Jahren (1987);
 
G. Bosinski: Grotte Chauvet. Altsteinzeitliche Höhlenkunst im Tal der Ardèche (1995).
 
Religion:
 
G. Siegmund: Der Glaube des Urmenschen (Bern 1962);
 
A. Leroi-Gourhan: Die Religionen der Vorgesch. (a. d. Frz., 1981);
 
M. Street: Jäger u. Schamanen (1989).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
neolithische Revolution
 
Technik der Frühzeit
 
Altsteinzeit: Am Anfang war das Feuer
 
Jungsteinzeit: Ackerbauern und Viehzüchter
 
Altsteinzeit: Frauenstatuetten - Erste Bilder des Menschen
 
Waffen und Geräte der Altsteinzeit
 
Chauvet-Höhle
 

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Ạlt|stein|zeit, die: älteste Epoche der Menschheitsgeschichte, Paläolithikum.


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